Zedler:Vordere äussere Drossel-Blut-Ader


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Vordere Bein-Muscel

Band: 50 (1746), Spalte: 783–785. (Scan)

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Literatur
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Vordere äussere Drossel-Blut-Ader, Vena jugularis externa anterior. Oeffters ist diese Blut-Ader ein Ast von der innern Drossel-Ader. Bisweilen entspringet sie von den Zusammenlauffungen beyder Drossel-Adern unter einander, dergestalt, daß man sie der einen nicht mehr als der andern zuschreiben kan. Selten kömmt sie von der Achsel-Blut-Ader. Sie steiget in die Höhe nach dem Seiten-Theile des untern Kinnbackens zu, zwischen dem Winckel dieses Kinnbackens und dem Kinne, als wie eine Kinnbacken-Blut-Ader, (Vena maxillaris.) Auf ihrem Lauffe giebt sie viele Aeste vorwärts, hinterwärts, und inwärts her, oder von vornen, von hinten, und von innen.

Von hinten giebt sie von sich

  1. zur Seiten des obern Theils vom Kehl-Kopffe, (larynx,) einen dicken Ast zur Zusammenlauffung mit der innern Drossel-Blut-Ader. Dieser Ast läuffet zusammen mit einem dicken sehr kurtzen Aste von der hinteren auswendigen Drossel-Blut-Ader, davon unten gehandelt werden soll.
  2. Einen kleinen Ast, welcher ebenfalls damit Gemeinschafft hat, aber nicht allezeit anzutreffen ist.
  3. Einen andern kleinen Ast, ein wenig unter dem unteren Kinnbacken, welcher mit der hintern äussern Drossel-Blut-Ader zusammenläufft.

Von vornen giebt sie viel Aeste her, welche nach den Musceln des Kehl-Kopffes, (Musculi laryngis,) den Musceln zwischen dem Brust- und Zungen-Beine, (sternohyoidei,) den Musceln zwischen dem schildförmigen Knorpel und dem Zungen-Beine, (thyrohyoidei,) und nach den Bedeckungen hinlauffen. Sie giebt ferner noch Aeste her zur Zusammenlauffung mit der vorderen [784] äusserlichen Drossel-Blut-Ader auf der andern Seite unter dem Kehl-Kopffe. Ein wenig höher, gegen dem schildförmigen Knorpel (cartilago thyroidea,) über, giebt sie einen Quer-Ast von sich, welcher vor dem unteren Theile der Musceln zwischen dem Brust-Beine und dem zitzenförmigen Fortsatze hergehet, und hernach mit der Drossel-Ader von der andern Seite zusammenläuffet, ob wol dieses nicht allemal mit einem gleichen Aste von dieser Blut-Ader geschiehet. Die obern und untern Quer-Aste haben Gemeinschafft unter einander auf iedweder Seiten durch mehr oder weniger perpendiculare Aeste, und geben dem viereckigten Muscel des Kinnes, dem Haupt-Muscel, und den Bedeckungen einen kleinen Zweig. Endlich schicket sie vornen nahe bey dem Kinnbacken einen dicken Ast hin gegen die Zusammenwachsung des Kinnbackens, welcher Ast denn, nachdem sie die Kinnbacken-Drüsen (glandulae mixaillares,) mit Adern versehen, sich nach dem zweybäuchigten Muscel, dem Kinne, und der untern Lefze vertheilet.

Von innen giebt sie an demselbigen Orte einen dicken Ast her, welcher die Drüsen unter den Zungen (glandulae fublinguales,) versorget, gegen die Hörner des Zungen-Beins absteiget, um mit Aesten von der innerlichen Drossel-Ader zusammen zu lauffen, und nach der Zungen Zweige schicket, die man die Frosch-Blut-Adern, (Venae vaninae) nennet. Auch giebt sie einen kleinen Ast her, welcher auf dem dreyeckigten Muscel der Lefze in die Höhe steiget, die Zusammenfügung der zwo Lefzen erreichet, und sich in der Nachbarschafft vertheilet. Eben derselbige Ast, der die Frosch-Blut-Adern hergiebt, schüsset auch einen Zweig aus, welcher im Fortlauffen die Seiten-Theile von der Scheidewand des Gaumens erreichet, und sich nach den Mandeln, (amygdalae, oder tonfillae) und dem Zäpflein, (uvula) vertheilet, auch Zweigungen vorwärts auswirffet nach der Haut, welche das Gaumen-Gewölbe ausfüttert. Auch gehet noch ein Zweig da heraus, welcher nach dem innern Flügel-Muscel, nach den Musceln zwischen dem flügelförmigen Fortsatze und dem Zäpflein, (pterygostaphylini) und gleichfalls nach den Musceln zwischen dem Haupte und dem obersten Theile des Schlundes, (cephalopharyngi) hinläuffet.

Nachgehends steiget der Stamm von der vordern äusserlichen Drossel-Blut-Ader in die Höhe über den dreyeckigten Muscel, allwo man ihm den Namen der Winckel-Blut-Ader, (Vena angularis) beyleget, welche gewunden ist, schlangenweise von dem Winckel des untern Kinnbackens bis an den grossen oder innern Augenwinckel (angulus oder canthus oculi major, oder internus) hinläuffet, und unterweges Aeste zu beyden Seiten nach den Musceln und den Bedeckungen ausschüsset. Diese Aeste laufen unter einander zusammen, hauptsächlich einer, welcher unter dem Joch-Beine hinter dem Backen-Beine hingehet, und bis an den unteren Spalt der Augen-Höhle, oder den Spalt zwischen dem Keil- und Kinnbacken-Beinen fortläuffet; wie auch ein kleiner Zweig, der längst dem untern Theile von dem ründlichen Muscel bis an den kleinen oder äussern Augenwinckel (angulus oder canthus oculi minor oder externus) hinläuffet, allwo er mit den Aesten der Schlafbein-Adern und der Stirn-Adern zusammen läuffet. Man muß allhier mercken, daß unter dem Winckel des untern Kinnbackens eine grosse Mannigfaltigkeit von Zusammenlauffungen zwischen der äussern und der innern Drossel-Ader, und in der Abtheilung dieser Blut-Adern sich findet. Fast alle Zweigungen, welche an diesem Orte bey etlichen Personen von der äussern [785] Drossel-Blut-Ader ausgehen, und sich auf dem obern Theile der Gurgel, und auf dem Angesichte vertheilen, nehmen bey anderen ihren Ursprung von der inneren Drossel-Ader. Bisweilen kommt nur ein Theil von diesen Zweigungen her von der äusseren Drossel-Ader, und das andere Theil entspringet von der inneren. Wenn der Stamm von der Winckel-Blut-Ader, (vena angularis) an die Nasen-Beine gelanget ist, so wirfft er einen Ast von sich, der durch die Seiten-Knorpeln der Nasen gehet, und sich in den Nasen-Löchern vertheilet. Auch wirfft er noch einen andern Ast von sich aus, welcher auf der oberen Lippen schlangen-weise hinunter steiget.

Dem grossen oder inneren Augen-Winckel theilet eben derselbige Stamm viele Aeste mit, hauptsächlich aber folgende: Der erste schiesset über die Wurtzel der Nasen hin, und läuffet zusammen mit dem andern seines gleichen auf der andern Seite, wovon kleine Blut-Aederlein durch die Löcher der eigenen Nasen-Beine gehen. Der zweyte Ast steiget über die Stirne hinauf. Selbiger heisset die Stirn-Blut-Ader, (vena frontalis) und in alten Zeiten die (praeparata,) das ist: die zubereitete Blut-Ader. Sie vertheilet sich zu beyden Seiten, und läuffet zusammen mit der anderen ihres gleichen auf der Gegen-Seite, wenn dieselbe zugegen ist. Der dritte Ast läuffet Schlangen-weise fort, wirffet sich in die Augen-Höhle hinein, zur Seiten der knorpelichten Rolle, und hat Gemeinschafft mit den Ader-Höhlen der harten Hirn-Haut, (Sinus durae matris,) durch die Ader-Höhle an der Augen-Höhle, (Sinus orbitalis). Der vierte Ast läuffet längst dem Muscel der Augen-Braunen, (musculus superciliaris) und längst dem obern Theile des ründlichen Muscels, (musculus orbitaris) hin, bis an den kleinen oder äusseren Augen-Winckel, und mit der Schlaf-Bein-Blut-Ader, (vena temporalis) und mit derjenigen zusammen, welche längst dem unteren Stücke des ründlichen Augen-Muscels, (musculus orbicularis oculi) hinläuffet, mit welcher Ader jene vermittelst dieses gleichsam einen Zirckel formiret.