Zedler:Vaticano, Vaticanischer Pallast

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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VATICANUM

Band: 46 (1745), Spalte: 768–769. (Scan)

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Vaticano, Vaticanischer Pallast, Vaticanum, oder der Päbstliche Pallast zu Rom auf dem Vaticano, zunechst an der St. Peters-Kirche, ist an sich selbst kein regulär Gebäude, und bestehet aus zwar schönen aber übel an einander gefügten Stücken; Man zehlet in selbigen zwölff tausend fünff hundert Zimmer, Säle und Cabinete, und kan man solches gar leicht an den Model von Holtz, das man zu zeigen pfleget, ersehen. Das Belvedere ist ein Theil des Vaticano, und hat seinen Nahmen von dem schönen Prospect, den man daselbst antrifft. Die vortrefflichen Schildereyen von Raphael, Michael Angelo, Julio Romano, Pinturichio, Polydoro, Giouanni d' Udino, Daniel Volterre und andern berühmten Mahlern, halten einen in deren Betrachtung länger auf, als die andern Schönheiten alle, sonderlich aber muß man darunter die Historie des Attilla, von des unvergleichlichen Raphael Hand, welcher im Jahr 1483 an dem Char-Freytage gebohren worden, und im 37 Jahr hernach an eben demselben Tage wieder verstorben, bewundern. Desgleichen siehet man auch die Historie der Ermordung des Frantzösischen Admirals Caspar Coligny, welche auf drey grossen Schildereyen in dem Saal, allwo der Pabst denen Abgesandten Audientz ertheilet, zu sehen ist. Auf der ersten wird der von dem Meuchel-Mörder Morevel mit einer Kugel verwundete Colygny in sein Hauß getragen, unten stehen diese Worte: Caspar Colignius Admirallius, accepto vulnere domum refertur. Greg. XIII. Pontif. Max. 1572. Auf der andern wird er in eben demselben Hause, nebst seinem Eydam Teligni und etlichen andern erstochen, darüber ist zu lesen: Caedes Coligni & sociorum ejus. Auf dem dritten wird die Nachricht dem Könige hinterbracht, worüber er sich gar vergnügt bezeuget, mit der Beyschrifft: Rex Coligni [769] necem probat. Von denen Gärten des Belvedere, und den daselbst befindlichen Statuen wäre sehr vieles zu sagen; nur ist allhier noch zu gedencken, was man für Staat von dem alldasigen Laocoon machet, dessen Historie in dem andern Buch der Aeneidos des Virgilii zu lesen ist, das viel leibigte Stück oder groupe ist aus einem eintzigen Block von Marmor, und das Stück an sich selbst von der Hand Agesandri, Polydori und Athenodori, dreyer griechischer Bildhauer. Vornehmlich bewundert man den Tronco, welches ein zerstümmelter Cörper ist, ohne Kopff, Armen und Lenden, des Bildhauers Nahmen stehet an dem Gestelle: ΑΠΟΛΛΟΝΙΟΣ ΝΗΣΤΟΡΟΣ ΑΘΗΝΑΙΟΣ; ingleichen die Statuen des Antinous, des Apollo und der Cleopatra. In diesem Pallaste ist auch dis Päbstliche Kunst-Cammer und Zeughauß, von welchem man vorgiebt, das darinnen befindliche Gewehre sey vor 20 tausend Mann zu Pferde, und 40 tausend zu Fuß. Man darf aber nur die Helffte davon glauben; zu geschweigen, daß das Gewehr auch gar unsauber gehalten wird, und der Vaticano sich damit nicht alleine bewaffnet, sondern noch wohl andere nachdrückliche Canonen und Musqueten hat. Missons Italienische Reise p. 459 u. ff. Melissantes Geogr. I Th. p. 773 u. f. Siehe auch den Artickel: Rom, im XXXII Bande, p. 637 u. ff. besonders p. 658.