Zedler:Treppe, (Wendel-)

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Treppendorf

Band: 45 (1745), Spalte: 474–475. (Scan)

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Treppe, (Wendel-) Latein. Cochlidium, Scala cochlearis, heisset diejenige, deren ihre Stuffen um einen Circul, welcher die Spindel, oder von einigen auch der Münch genennet wird herum lauffen, wiewohl auch dieser Circul sich bisweilen selbst in einen kleinen Raum umwendet. Sie wird auch von einigen wegen ihrer Wendung eine Schnecke genennet. Der einige Nutzen von dieser Art Treppen ist, daß sie vor andern den wenigsten Raum einnimmt, und derhalben wird sie auch wohl in denen Pallästen gebrauchet zu den geheimen Treppen, worüber man in die Halb-Geschosse, oberen Zimmer, und auf die Böden kommen kan. Diesemnach aber lieget sie meistentheils zwischen der Garderobe und dem Wohnzimmer. Ihre Fehler bestehen vornehmlich darinnen, daß sie unbequem zu steigen, schwerlich zu erleuchten, und weil sie nicht weit genung gemachet werden kan, ungeschickt vor die Sachen, so man hinauf zu tragen hat und endlich gefährlich zum Fallen ist. Diesen Fehlern nun hat nicht nur Palladius abzuhelffen gesuchet, wenn er den gantzen Diameter derselben so groß genommen, daß 1/3 desselben den Spindel-Raum, die andern 2/3 aber denen beyden Stuffen an den Seiten zugetheilet, sie hingegen selbst ohne Spindel mit einer hohlen Rundung gemachet hat, durch welche zur Noth auch von oben das Licht einfallen kan, so, daß die Treppe gleichsam in freyer Lufft zu hangen scheinet; worzu aber geschickte Bau-Meister und gute Werck-Leute erfodert werden: Oder wo man dergleichen grossen Raum darzu nicht haben kan, so werden ihre Stuffen auswärts gebogen gemacht, wie in der Haupt-Kirche zu Utrecht ein Exempel davon zu sehen ist, denn hierdurch wird sie um gar viel geraumer. Eine hangende von oben gedachter Art hohler Wendel-Treppen findet man zu Florentz in dem prächtigem Pallast de Pirti, anjetzo dem Groß-Hertzog zugehörig; ingleichen in dem Päbstlichen Seminario zu Pavia. Einen Grund und Auf-Riß von einer Treppe mit gewundener Spindel, worvon Eingangs erwehnet worden, die auch allerdings bequemer zu steigen ist, und bessere Stuffen, auch mehreres Licht bekommet, findet man in Wilhelms Architect. Civili Part. I. n. 21. Sturm aber in seiner 9ten Anmerckung, über den Daviler führet weiter aus, wie sowohl aus einem dicken eichenen Stamme, vermittelst vortheilhaffter Zersprengung zwey gewundene Spindeln zu machen sind, die sich hernachmahls über einandersetzen lassen; als auch wie die Zarchen der Treppe mit gutem Vortheil zuzurichten sind.