Zedler:Takia, Taika, Taquia

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Takiddin, Takkiddin

Band: 41 (1744), Spalte: 1529–1530. (Scan)

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Takia, Taika, Taquia, eine Gemahlin des Chinesischen Kaysers Cheu. Sie war von keinen bessern Character als er selber. Denn sie verleitete ihn, durch ihre Capacität zu solchen Unternehmungen, welche den Staat ruinirten, da er entweder prächtige Gebäude bauen, oder zu andern Dingen, zur Belustigung ihrer Sinnen, unsägliche Unkosten aufwenden muste. Sie gab auch selber eine Kupplerin ab, und practicirte ihren Gemahl von einer Zeit zur andern, die schönsten Weibes-Personen in das Bette, auf daß er sich nur immerfort in allen Wollüsten herum weltzen möchte, da sie mitlerweile ihren guten Begierden, durch viele andere ein Genügen thun ließ. Im übrigen war sie doch selber eine vollkommene Schönheit, und führte über das Hertze ihres Gemahls eine absolute Herrschafft. Sie hatte von Natur über die massen kleine Füsse oder wie einige Scribenten wollen, gar Ziegen-Beine, weil sie ihre Füsse niemahls hat sehen lassen, sondern dieselbe allemahl in gewisse Binden eingewickelt gehabt. Unterdessen ist es geschehen, daß, seit derselben Zeit, in China, die Gewohnheit aufgekommen, daß die kleinen Füsse vor ein wesentliches Stücke der Schönheit des Frauenzimmers gehalten worden. Doch ist dieses Stücke der Schönheit des Chinesischen [1530] Frauenzimmers nunmehro eine Würckung der kunst worden. Denn die Füsse eines Chinesischen Frauenzimmers werden von Kindes-Beinen an, beständig, wenn sie etwa zwey oder drey Jahr alt sind, in engen Schuhen eingeschränckt gehalten, daß sie nicht grösser wachsen können. Uebrigens wurde ihr zu Gefallen ein Thurm von Marmor, tausen Ellen hoch aufgerichtet, an welchem die Thüren von Jaspis waren und daran man gantzer sieben Jahr mit unsäglichen Unkosten zu arbeiten hatte. Diese Furie stellte bisweilen ein Festin an, welches 120 Tage nach einander währte. Da auch vor diesem die Königliche Residentz in der Nacht verschlossen war, so stund sie nunmehre iedermann offen, da es denn nicht viel anders zugieng, als zu Sodom und Gomorra. Der König wurde zwar gewarnet, daß viel malcontente Gemüther im Reiche wären, und daß es endlich auf eine Rebellion hinaus lauffen würde, aber diese Königin machte ihm weiß, als wenn das allzugelinde Regiment Schuld daran wäre, und als wenn den unruhigen Leuten der Kitzel bald vergehen würde, woferne man nur auf etliche neue Lebens-Straffen würde bedacht seyn. Der König glaubte diesem Weibe mehr, als allen klugen Räthen, und ließ deswegen ein Faß, und eine Säule von Ertz giessen, und beyde glüend machen; Wer nun beschuldiget wurde als wenn er mit aufrührischen Gedancken schwanger gienge, der muste entweder die glüende Säule mit blossen Armen umfassen, oder den glüenden Kessel in den Händen tragen; welches beydes dem Könige und der Königin so ein angenehmes Spectacul war, als wenn ein Charletan auf einem Theatro was lustiges vorspielte. Einstens sahe der Kayser mit dieser Gemahlin zum Fenster heraus, als gleich ein alter Mann und ein junger Kerl zugleich über ein Wasser schwommen; Wie nun der alte gar bald hinüber kam, und hingegen der junge gar fröstlich im kalten Wasser that, so wolte der König die Ursache wissen. Die Gemahlin fieng flugs an darüber zu philosophiren, und schob die Schuld darauf, weil dem alten Manne die Hitze lange vergangen wäre, und sich also kalt und kalt gar wohl rusammen schickte. Sie that auch gleich den Vorschlag, daß er nur alle alle beyde solte vor seinen Augen anatomiren lassen, so würde er einen grossen Unterscheid zwischen einen alten und jungen Cörper antreffen; welches auch würcklich erfolgte. Endlich wurde dieses Weib von seinem Nachfolger dem Faus als sie ihm gleich bey Einnehmung der Residentz zum ersten entgegen kam, mit seinem Schwerdte durchbohret. Martiniere Histor. von Asia, Africa und America, p. 139. Hübners Polit. Histor. IX Th. p. 579 u. f.