Zedler:Taiyvan, Taiven, Tayven, Taiyven
Taiyvan, Taiven, Tayven, Taiyven, Lat. Taiyvenum, eine Stadt in China, und zwar die Haupt-Stadt in der Provintz Xansi, an dem Flusse Fuen. Sie ist jederzeit wegen uhralten Herkommens, herlichen Gebäuden und Würden unter die allerberühmtesten gezählet worden, sie hat sehr starcke Ring-Mauren, die auch so gar weit, daß sie drey Italienische Meilen im Umlauff begreiffen. Inwendig ist alles voller Bürger, sie lieget an einem sehr lustigen und gesunden Ort, allwo die grünen Hügel und waldigten Berge die anmuthige Aussicht vermehren. Gegen Abend streicht der gedachte Fluß Fuen vorbey, und macht die Gegend herum weit und breit fruchtbar. Sie ist von uhralten Zeiten des Geschlechts Cheva, auch ein Königlicher Sitz gewesen, indem der Kayser ihre [1528] Brüder allda zu herrschen pflegten. Das Geschlecht Tanga legte den Kayserlichen Hof hieher, und nannten sie Peking; aber die Geschlechte Utai, Siking, und Sunga nannten sie Hotung. Den heutigen Nahmen gab das Geschlecht Tai minga, zumahl auch dieses Geschlechts Urheber, und dessen Sohn allhier regieret haben. Weil nun so viele Könige in dieser Stadt sich aufgehalten, so ist kein Wunder, daß so viel herrliche Gebäude allhier gefunden werden, unter denen allen der Königliche Pallast den Vorzug hat, welcher so wohl wegen der Grösse, als auch wegen mannigfältigen Baues, sonderlich wohl zu sehen ist. So liegen auch in den nächsten Bergen sehr herrliche Begräbnüsse, in welchem Werck die Sineser nicht weniger kostbar, als abergläubig sich erweisen. Der Kayser Yvo rechnete diese Stadt und Gemeinden zu der Landschafft Kicheu, unter das Gestirn Seng und Cing, nach dessen unterschiedlicher Gelegenheit. Das Land um diese Stadt ist über allemassen weitläufftig, weil es fünff- und zwantzig Gemeinden begreifft, deren Nahmen sind: 1) Taiyven, 2) Teiyven, 3) Jucu, 4) Taco, 5) Ki, 6) Siukeu, 7) Cingyuen, 8) Kiaoching, 9) Venxui, 10) Xeuyang, 11) Yu, 12) Cinglo, 13) Hokio, 14) Pingting, 15) Loping, 16) Che, 17) Tingsiang, 18) Tai, 19) Utai, 20) Kiechi, 21) Cofan, 22) Fan, 23) Hing, 24) Paote, 25) Hiang. In diesen Strich Landes findet man auch die Wurtzel Ginseng, und nicht wenig Bisem, ingleichen Lasurstein, dessen Farbe man insgemein Ueber-Meer-Farbe nennet, in grosser Menge. Hier macht man auch ein ziemliches irdenes Geschirr. In dem Safran-Fluß wächst unter andern Fischen eine gewisse Art Xehoa genannt, wegen der Steinflecken auf der Haut, und wird nirgends gefunden, als bey der Gemeinde Paote, im hohen Werth von den Zech-Brüdern gehalten. Es sind allhier viel herrliche, den Helden gestifftete Capellen, und deren fürnehmlich sieben, deren eine Cuchia heißt, auf dem Berg Insiven, dem allerstreitbarsten Held Hanßinio gebauet. Eine andere innerhalb der Stadt dem Gedächtniß Königs Siango, als des allerklügsten aus dem Geschlecht Chao, erbauet von dessen Bild, so aus köstlichen Stein gehauen, man schreibet, daß solches, nachdem es der Meister gantz verfertiget, von sich selbst aufgestanden, und an die zubereitete Stelle, da es stehen solte, fortgegangen; Ob wohl in dieser Stadt Gebiete nicht wenig Berge liegen, so ist doch keiner, ausser der Berge Kiecheu, sonderlich merckwürdig. Er ist der Stadt Nord-Ostwerts gelegen, und wird Kiecheu genennet, als binde er die Schiffe. Denn man erzehlet, es habe Kayser Yvo seine Schiffe an diesen Berg gebunden, als er den Fluß Fluen einrichtete. Bey der Gemeinde Kiärching liegt der Berg Hukive, der eine unglaubliche Menge Eisen giebt, da denn auf der Mahlstatt durch die Gießereyen sehr viel Werckzeug gemacht wird. Auch liegt der Berg Cio nahe bey der Gemeinde Pingting, wegen der prächtigen Götzen-Capellen, und des Klosters berühmt, in welchen viel Pfaffen beysammen wohnen, die den Teuffel dienen. Bey Cafan liegt der Berg Siüe, das ist, der Schneeberg, weil er vom Schnee fast allezeit bedeckt ist. Auch ist der Berg Xeleu nicht zu vergessen, [1529] ob er schon viel schreckliche und kahle Spitzen hat, und schier über alle andere in die Höhe steigt, zu der Termeney der Gemeinschaft Hing gehörig. Der Bach Cyn bey der Gemeinschafft Taiyven, hat einen Arm gegen Mitternacht, den König Chipeus graben lassen, damit er die Gemeinde, so er belägert hatte, mit Wasser verderbete; Gegen Abend der Stadt ist das anlauffende Wasser Lieu, von den Weiden an beyden Ufern also genannt. Martin Atlas Sinens. p. 40 u. f.