Zedler:St. Marie Magdalene de Pazzis


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Marie Magdalene von Ursino

Band: 19 (1739), Spalte: 1516–1518. (Scan)

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St. Marie Magdalene de Pazzis, eine Carmeliterin, war zu Florentz den 2 April 1566 aus einem vornehmen adelichen Geschlecht gebohren. Ihr Vater war Camillus Gerius de Pazzi, und ihre Mutter Marie, eine Tochter Lorentz Buondelmonte. [1517] Sie gab gleich in ihrer zarten Jugend grosse Zeichen einer künfftigen Frömmigkeit von sich, und da sie in dem 10 Jahr das H. Sacrament des Abendmahls zuerst genoß, gelobte sie GOtt eine ewige Jungfrauschafft. Diesem zu Folge gieng sie in dem 14 Jahr zu Florentz in ein Kloster, und nachdem ihr hierauf zwey Klöster zu ihrem beständigen Verbleiben vorgeschlagen worden, erwählte sie das Carmeliter-Kloster, und nahm 1583 nach einiger Probe-Zeit den Habit St. Marie an. Nachdem das Jahr ihrer Lehre um war, und ihre würckliche Profeßion noch aufgeschoben wurde, verfiel sie in eine schwere und gantz besondere Kranckheit, die allen Aertzten unbekannt war, und nachdem sie drey Monath lang in grossen Schmertzen gelegen, und man an ihrem Aufkommen zweifelte, ward ihr von denen Matribus Ordinis die Erlaubniß gegeben, die Profeßion zu thun, welche sie denn in ihrem Krancken-Bette ablegte. Dieses geschahe den 27 May 1584, und gleich darauf fiel sie in eine Entzückung, darinn sie bey gar schwachem Leibe 40 Tage lang lag, bis endlich ihr Beicht-Vater vor sie ein Gelübde that, das Grab Venerab. Mariae Bagnesiae zu besuchen, worauf sie gesund wurde, und das Gelübde erfüllete. Weil man nun die sonderbare Gnade, womit sie von GOtt ausgerüstet wurde, sahe, wollten sie ihre Obern aus dem Novitiat nehmen; sie bat aber selbst, daß man bey ihr die ordentliche Zeit nicht verkürtzen sollte. Sie hatte nach dem gar vielfältige Entzückungen, und empfieng in einer dererselben von Christo selbst zwantzig Lebens-Regeln, die insgesammt auf eine reine und lautere Liebe und Vereinigung mit ihm abzieleten. Desgleichen wurden ihr fünff Jahre zur Prüfung von GOtt angesetzt, in welchen sie von dem Teufel grausame Versuchungen ausstehen muste, und glücklich durch Christum überwand, als welcher ihr fast täglich erschienen ist, und sie getröstet hat. Sie verkündigte in solcher Zeit allerley zukünfftige Sachen, trieb vielmahl Teufel aus Besessenen, machte unterschiedene Krancke gesund; vor sich aber lebte sie insgemein sehr strenge, legte die allerschlechtesten Kleider, die in dem Kloster waren, an, und gieng barfüssig, wiewohl sie auch allemahl ihren Obern gehorsam war, wenn solche ihr befahlen, ihre ordentliche Kleider wieder anzuziehen. Sie empfieng von der heiligen Marie selbst einen Schleier, und die Communion von denen Händen JEsu, sahe eine Seele aus dem Feg-Feuer nach dem Himmel bringen, und hatte noch gar viel andere hohe Offenbahrungen. Nachdem ihre fünffjährige Prüfe-Zeit um war, stellte sie eine 50tägige Fasten an, casteiete ihren Leib, schlug solchen täglich mit einer eisernen Kette, nahm nichts als Wasser und Brod zu sich, stund grosse Kälte aus, und lag beständig auf der harten Erde. Im Jahr 1595 ward sie Magistra Juniorum, 1598 Magistra Novitiarum, und 1604 Priorissa. In solcher gantzen Zeit blieb sie unaufhörlich durch Entzückungen mit GOtt vereiniget, verkündigte unterschiedene Dinge, und endlich sich selbst ihr [1518] Lebens-Ende, welches ihr endlich den 24 May 1607 bescheret wurde, nachdem sie die letzte Oelung und das Viaticum mit grosser Andacht empfangen hatte. Es ist gewiß, daß sie von GOtt mit ausserordentlichen und herrlichen Offenbahrungen gewürdiget worden, als wenig andere iemahls gehabt haben. Sie trug einsmahls ein Verlangen, die Schmertzen, welche ihr Heyland an seinem Creutze erlitten, zu empfinden, und ward bis auf den Tod gequälet, da denn alle ihre Sinnen mit denen Sinnen JEsu, und alle Kräffte mit JEsu Kräfften vereiniget, ihr auch die fünff heilige Wunden eingedrücket wurden. Als sie über der Betrachtung der Menschwerdung entzückt wurde, erschien ihr der heilige Augustin, und schrieb die Worte in ihr Hertz: Verbum Caro factum est, das ist, das Wort ist Fleisch worden. Nach ihrem Tode qvolle aus ihrem Leichnam zwölff gantzer Jahr lang ein wohlriechendes und heilsames Oel, und geschahen auch noch viel andere Wunder bey ihrem Grabe. Als man ihren Leib 1667 erhöhete, fand man solchen noch gantz unverweset. Im Jahr 1685 ward er in eine neue Capelle gebracht. Der Pabst Clemens IX hat 1669 St. Marien Magdalenen canonisiret. Man begehet ihr Gedächtniß den 24 May.