Zedler:Sigbritta, Sigbrita, oder Siegbritta, auch Sigebritta

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Sigburg, Schloß in Sachsen an der Weser

Band: 37 (1743), Spalte: 1134–1135. (Scan)

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Literatur
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Sigbritta, Sigbrita, oder Siegbritta, auch Sigebritta, eine Niederländische gemeine Weibs-Person, welche mit ihrer Tochter Duyveke, Täubgen oder Columbula insgemein hernach genannt, in ziemlicher Dürftigkeit nach Norwegen kam, weil es in Niederlanden theure, in Norwegen aber wohlfeile Zeit war; da es sich dann zutrug, daß der Cantzler des Königreichs derselben Schönheit bey dem Christiernus, des Königes in Dännemarck Johann I Sohne, sehr heraus strich, worauf sich dieser mit solcher Heftigkeit in sie verliebte, daß er sie nebst ihrer Mutter, welche in Norwegen auf dem Marckte Kuchen feil hatte, in seinen Pallast zu sich nahm. Als er nun 1513 zur Crone gelanget, ließ er dennoch nicht von der gedachten Duyveke, die aber endlich im Jahr 1519 mit vergiffteten Kirschen aus dem Wege geräumet ward. Nach deren Tode kam die Sigbritta selbst in grosses Ansehen und Liebe bey dem Könige, dessen Hertz sie, wo nicht mehr, doch eben so starck als ihre Tochter, an sich gezogen hatte. Alles, was sie verlangte, muste geschehen, es mogte gleich dem Adel gefällig oder mißfällig seyn, oder noch so sehr wider die Dänischen Grund-Gesetze streiten. In Summa er unterwarf ihrer Direction alle seine Verrichtungen. Sie machte Gesetze, creirte Bischöffe, und vergriff sich auch so gar an den armen Current-Schülern zu Coppenhagen, welche sie durchaus nicht leiden konnte, sondern aus der Stadt jagte. Die grösten Männer in Coppenhagen musten bey dem Schloß-Thore auf ihren Befehl warten, und alles gieng nach ihrem Kopffe. Einen Barbier-Gesellen aus Westphalen, Theodoricus Schlagenheck, recommandirte sie bey dem Könige dergestalt, daß er Königl. Rath, hernach Abgesandter an den Pabst, hierauf Ertzbischoff zu Lund, und endlich gar Pro Rex in Schweden ward, welcher aber nachgehends in Ungnaden fiel, und 1522 erstlich am Galgen in die Höhe gezogen, aber alsobald herunter gelassen, und lebendig verbrannt worden. Sie nahm auch einen von der Königin Söhnen, Nahmens Johann zu sich, ihn zu erziehen. Endlich aber wurde beydes der Adel und das Volck durch der Sigbritten unerträglichen Hochmuth und des Christiernus lasterhaftes Leben dermassen erbittert, daß sie seinen Vetter Friedrichen, den ersten Hertzog von Hollstein, 1525 auf den Thron erhuben. Die Dänen suchten zwar auch das Handwerck an diese Sigbritten zu legen, und brachten eine Propheceyung von der heiligen Brigitta aus Schweden hevor, welche im Jahr 1373 gestorben war, und unter andern solte geweissaget haben, daß ein Nordischer König, Nahmens Christiernus [1135]von seinen Reichen würde entsetzet werden: Doch der König gab zm Antwort: Ob die Heilige Brigitta nicht auch was von seiner Wiederkunfft propheceyet hätte. Man hatte auch schon vorhero getrachtet die Sigbritte auf alle Weise aus dem Wege zu räumen. Einsmahls als sie nur von einer Magd begleitet vor dem Thore spatzieren gieng, kamen 2 Soldaten hinter ihr her, und wurffen sie ins Wasser, es ward aber alsobald dem Könige berichtet, der kam herzu, fand sie noch lebendig, ließ sie herausziehen, und auf einen Wagen nach der Residentz fahren. Unter dem Thore geschahen etliche Schüsse nach ihr, sie kam aber dennoch mit dem Leben davon, und den Soldaten wurden die Köpffe vor die Füsse geleget, Als nachgehends König Christiernus zu seiner Flucht die besten Sachen aufs eilfertigste zu Schiffe brachte, so sorgte er im Einpacken vor nichts mehr als vor die alte Sigbritte, die schloß er in einen Kasten, und ließ sie auf sein Königl. Schiffe tragen, damit sie nicht den Feinden in die Hände gerathen mögte, und segelte hierauf mit ihr nach den Niederlanden, allwo sie auch ihr Leben beschlossen. Spener syllog. hist. p. 120. seq. Hamb. Remarqu. 1702. Meursius histor. Dan.