Zedler:Schwebende Gärten

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Schwebende Strossen

Band: 36 (1743), Spalte: 7–8. (Scan)

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Hängende Gärten der Semiramis in der Wikipedia
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Schwebende Gärten, solche waren, als etwas wunderbahres und berühmtes, zu Babylon, an dem neuen Schlosse, welches Nebucadnezar an der Westseite des Euphrats, dem alten Schloß der Könige zu Babel gegen über, und viermahl stärcker als das erstere, zwey Meilen im Umfange gebauet hatte, zu sehen; Sie bestunden aus einem Viereck von vier Plethris, d. i. vier hundert Fuß auf jeder Seite, und waren hoch in die Höhe auf eine Art von unterschiedenen breiten Terrassen, einer über den andern, geführet, bis die höheste den Mauren der Stadt gleich kam. Welches gantze Gebäude durch ungeheure über einander gebauete Schwibbögen unterstützet, und durch eine Mauer zwey und zwantzig Fuß dicke, die es auf jeder Seite umgab, feste gemachet war. Oben auf den Schwibbögen lage zuerst breite platte Steine, sechzehen Fuß lang, und viere breit, über denselben war eine Lage von Rohr, mit einem Haufen Bitumen oder hartzigter Materie vermenget, und über diesen zwey Reihen Ziegel über einander und mit festen Gips zusammen gelüttet, endlich über diesen allen, dicke bleyerne Platten, und denn auf dem Bley der Boden oder die Erde, welche so tief darauf lag, daß die grösten Bäume Raum genug hatten, darunter zu wurtzeln, wie denn auch überall in jeder Terrasse allerhand Bäume, Pflantzen, Gewächse und Blumen, die zu einem Lust Garten gehören, gepflantzet waren. In der obersten Terrasse war eine Wasserleitung, oder künstliche Wasserpumpe, dadurch das Wasser aus dem Strom hinangezogen wurde, welches den gantzen Garten wässerte. Es soll Nebucadnezar dieses erstaunende Werck der Eitelkeit insonderheit seiner Gemahlin Amyltis zu Gefallen aufgerichtet haben, weil selbige eine Medische Printzeßin war, die zu der bergichten und waldichten Gegend Mediens noch immer grosse Beliebung hatte, und von der Art in Babylon, als einem ebenen Lande, nichts hielte. Sonsten scheinet, daß Nebucadnezar in seinen hochmüthigen Gedancken, auf der obersten Terrasse dieser schwebenden Gärten, von wannen er die gantze Stadt übersehen konnte, herum spatzieret sey, als er darauf in die Wildniß verstossen ward, Dan. 4, 26. 27. Schmidts Biblisch. Historicus, p. 148.