Zedler:Schmuck, (Vincentz)

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

Schmuck, Schmuccius, (Jac.)

Nächster>>>

Schmuck, (Wilh.)

Band: 35 (1743), Spalte: 472–476. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|35|Schmuck, (Vincentz)|472|476}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Schmuck, (Vincentz)|Schmuck, (Vincentz)|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1743)}}


Schmuck, (Vincentz) der heil. Scrifft Doctor und Professor, der theologischen Facultät und Fränckischen Nation auf der Universität Leipzig, wie auch bey dem Churfürstl. Sächsis. Consistorio daselbst und im hohen Stifft Meissen Senior, Pfarrer zu St. Niclas, und Superintendent zu Leipzig, auch gedachter Universität Decemvir, und des grossen Fürsten-Collegii Collegiat etc. gebürtig von Schmalkalden in Francken, allwo er den 17 October 1565 gebohren worden. Sein Vater, Michael Schmuck, war Buchdrucker und hernach Raths-Verwandter daselbst; seine Mutter aber hieß Agnes, uad war eine Tochter Niclas Müllers, sonst am Schlag genannt, eines Raths-Verwandten. Von diesen seinen Eltern ist er in seiner Kindheit fleißig zur Schulen gehalten worden, bis er im 14. Jahre seines Alters im Jahr 1579 den 6 Octobr. gen Schleusingen in die Schule verschicket und den dasigen Lehrmeistern, M. Wolffgang Müllern, M. Sebastian Ambthorn, und M. Balthasar Müllern, damahls gedachten Gymnasii Conrectorn, nachmahls aber der Heil. Schrifft Doctorn und Fürstlich-Sächsischen General-Superintendenten zu Altenburg, zum Unterricht überlassen worden. Nachdem er sich hieselbst gantzer sechs Jahre aufgehalten, ist er 1585 den 3 August auf die Universitat Leipzig gezogen, auch bald im folgenden 1586 Jahre den 11 Julii Baccalaureus der [473] freyen Künste, und zwey Jahre hernach 1588 am Tage Pauli-Bekehrung der Weltweisheit Magister, auch seibiges Jahr Curator auf der dritten Curation des Pauliner-Collegii worden, sowohl ouch das Jahr hernach 1589 von dem Leipziger Rathe in die Schule zu St. Niclas als ein College erfordert worden, von welcher Zeit an er mit Lesen und Disputiren sich also erwiesen, daß er nicht allein der studirenden Jugend Liebe gewonnen, sondern auch im Jahr 1592 den 11 Mertz in die Philosophische Facultät aufgenommen worden. Hiernächst richtete er sein Gemüthe sonderlich auf die Gottesgelahrheit, und übte sich nicht allein im Predigen, sondern ließ sich auch zum öfftern in Theologischen Disputationen zum Respondenten gebrauchen. Daher auch gedachter Rath bewogen wurde, ihn 1593 aus dem Schul-Staube zum Diaconat zu beruffen, welches er in selbigem Jahr am Sonntage Oculi antrat, und die Vesper-Predigten verrichtete, bis er folgendes Jahr, nehmlich 1594, Montags-Prediger wurde, da er über die Bücher Mosis zu predigen angefangen, auch die ersteren durch den Druck bekannt gemacht. Nachdem er die gemeldete Vocation zum Diaconat erhalten hatte, so verehlichte er sich im Jahr 1593 mit Catharinen, Christoph Reibands, Bürgers und Wagschreibers zu Leipzig, hinterlassenen Tochter, mit welcher er eine Christliche und friedliche Ehe besessen, und 11 Kinder erzeuget, 7 Söhne und 4 Töchter, von welchen aber 5 Söhne und 2 Töchter vor dem Vater verstorben sind. Der älteste von seinen Söhnen, Vincentz Schmuck, welcher auch unter die gehöret, die dem Vater im Tode voran gegangen, war Doctor der Rechten, und Professor, und hatte D. Bartholomäus Gölnizens Tochter zur Ehe, von welcher er Kindeskinder erlebet. Der andere Sohn, Martin, war Licentiat der Medicin. Er setzte zu dem Verzeichniß seiner Kinder: Thesaurus eorum timor Domini, die Furcht des HErrn soll ihr Schatz seyn. Esa. XXXIII. Werden sie solcher Vermahnung folgen, so werden sie an GOtt einen Schatz und Schutz haben. Bey währendem seinem Archi-Diaconat, welches er treulich und eiferig führte, und sich deswegen der gantzen Gemeine Liebe und Hochachtung erwarb, muste er auch viele Widerwärtigkeit erfahren. Er blieb aber dabey freudig und getrost, und beförderte in seinem Pathmo das Bibelbüchlein nebst etlichen Fest-Predigten, zum öffentlichen Druck. Doch GOtt halff ihm wieder in das Amt, das er ihm befohlen hatte. Er hatte hierbey seine wunderliche Regierung deutlich zu spüren, indem er, jemehr er gedrückt worden, jemehr hernach steigen müssen. Denn von der Zeit an erhielt er eine Ehren-Stelle über die andere. Im Jahr 1602 wurde er Baccalaureus der Theologie, und 1604 an D. Cornelius Beccers Stelle zum öffentlichen Professor, auch bald darauf zum Pastor bey St. Nicolai erwählet und beruffen, wie nicht weniger zum Consistorialn an D. Zacharias Schilters Stelle verordnet. Und nachdem er im Jahr 1605 Licentiat der Theologie geworden, so erlangte er auch im October des folgenden 1606 Jahres die Doctor-Würde in derselben. Im Jahr 1607 erwählte man ihn zum [474] Collegiaten des grossen Fürsten-Collegii, und dald darauf zum Canonico zu Zeitz. Das folgende Jahr 1708 wurde er zum erstenmal Decanus der Theologischen Facultät, welche Stelle er von der Zelt an zu 7 unterschiedenen mahlen bekleidet, und nebst seinen andern schweren Amts-Verrichtungen mit Durchlesung und Beurtheilung Theologischer Bücher, und andern gedachter Facultät obliegenden Geschäfften nicht geringe Mühe gehabt. Daher er auch, als er das letzte mahl zu diesem Amte erwählet worden, gerne gesehen, wenn man ihn damit verschonet hätte: wiewohl er es auch dieses mahl nützlich verwaltet und zu Ende gebracht. Im Jahr 1611 würde er von dem National Consilio zum Decemvir erwählet. Mit was vor Nutzen er solches Amt verwaltet, davon konten die Tische in der Communität zeugen. Denn da die Communität in Abnehmen gekommen war, so hat er sie durch seinen Fleiß, Mühe und Sorge in solchen Stand gebracht, daß die Zahl der Tische nicht geringe wurde. Im Jahr 1614 erlangte er an D. Burchard Haibards Stelle das Canonicat zu Meissen, und das folgende 1615 Jahr verwaltete er, weil ihn die Ordnung traf, die Präpositur der alten drey Dorfschaften bey der Universität. Als im Jahr 1617 die Superintendur daselbst durch deu Tod D. George Weinrichs ledig worden war, so wurde er auf vorhergehenden ordentlichen Beruff und der hohen Obrigkeit Einwilligung und Befehl, darzu verordnet und bestätiget, auch den 25 August desselben Jahres, dem Gebrauch nach, von dem Churfürstlichen Sächsischen Ober-Hofprediger, D. Matthias Hoen, dem Ministerio der Leipzigischen Inspection und der gantzen Kirche dieses Orts vorgestellet, und solenniter investiret. Zu diesen Aemtern und Ehren-Stellen kam auch endlich 1620 die höchste Würde bey der Universität, da ihm das Rectorat aufgetragen wurde, welches er den Winter durch mit grossem Ruhm versehen hat. Insonderheit ließ er sich bey seiner Superintendur das Kirchen-Amt sehr angelegen seyn, wie er denn auf Churfürstlichen Befehl die Visitation der Superintendenten, in dieses Churfürstliche Consistorium gehörig, mit Fleiß verrichtete, hernach dem Synodo beywohnete, die eingerissene Mängel in Kirchen und Schulen, sonderlich die Kirchen-Disciplin, die sehr fiel, beklagte, und zu verbessern sich angelegen seyn ließ. Er war öffters mit vielen Kranckheiten, besonders mit der scorbutischen Kranckheit beladen, also, daß er offt lange Zeit wider seinen Willen das Predigen einstellen müssen, und dieses Ubel griff ihn im Jahr 1626 am stärcksten an, worzu noch andere Zufälle kamen. Und ob er sich wohl das Jahr darauf wieder erholet, und über Vermögen die Cantzel wieder bestiegen, so haben doch im Jahr 1627 im Herbst die vorigen Zufälle wieder an ihn gesetzet, da sich denn nebst andern Ubeln auch der Stein befunden, also, daß man bald urtheilen können, er werde schwerlich das Jahr überstehen. Wie er denn endlich sich gäntzlich niederlegen müssen, nachdem alle Kräffte, so wohl des Gemüthes als auch des Leibes jemehr und mehr in Abfall gekommen. Er hielt sich in allem gedultig, seufzete stets zu GOtt, brachte hierbey die meiste Zeit mit Vorlesung [475] der Bibel und den Schrifften Lutheri zu, und erwartete die Schickung GOttes, da er denn den 1 Februar 1628 Abends gegen neun Uhr, nachdem er noch diesen Tag zu Mittag gebeichtet, und die heilige Communion empfangen hatte, im 63 Jahre seines Alters, und 35 seines Predigt-Amts starb. Sonst war er ein Mann von einer herrlichen Beurtheilungs-Krafft, langwierigen Erfahrung, einem freudigen Muth und verschwiegenem Munde, wie er denn ohne das nicht viel von Worten war, wo es nicht die Nothdurfft erforderte. Daher er auch offt gesaget: In multiloquio est vanitas. Er hat geschrieben:

1. Biblische Chronicke von der Welt-Schöpffung an bis auf den Tod Johannis des Evangelisten, Leipzig 1621 in 8.
2. Exercitium crucis oder 40 Andachten über den 91 Psalm; sammt Bedencken, ob und wie fern man in Sterbensläufften fliehen möchte, ebend. 1621 in 8.
3. Paßional oder biblische Texte und Sprüche Alt. und N. Testaments, ebend. 1617 in 8.
4. Bibel-Büchlein oder deutsche Monosticha auf alle Capitel heiliger Schrifft, ebend. 1654 in 8.
5. Hand-Postilla oder kurtze Erklärung der Evangel. Texte auf die Sonn- und Festtage, ebend. 1626 in 8.
6. Exodum oder Historie der Erlösung des Volckes Israel aus Egypten, ebend. 1612 in 4.
7. Praelectiones in Esaiam, welche M. Ulich zu Dreßden 1708 in 4. von 4 Alphabet 5 Bogen starck aus des Verfassers Handschrifft herausgegeben.
8. Formulam ordinationis ad sacrum Ministerium Lipsiae usitatam, ebend. 1624 in 4.
9. vier Oster-Predigten, ebend. 1601 in 8.
10. sechs Pfingst-Predigten, ebend. 1601 in 8.
11. sieben Weynacht-Predigten, ebend. 1603 und 1617 in 8.
12. Predigt über die Worte aus dem ersten Buch Mosis XXV, 23. ff. ebend. 1602 in 8.
13. Historiam Creationis oder Auslegung des ersten Buchs Mosis II und III, ebend. 1603 in 4.
14. Historiam Adae oder Auglegung des ersten Buchs Mosis III, IV und V, eb. 1604 in 4.
15. Historiam Noae oder Auslegung des ersten B. Mosis VI, VII, VIII, IX, X und XI, eb. 1605 in 4.
16. Historiam Abrae oder Auslegung des ersten Buchs Mosis XII, XIII, XIV, XV, XVI und XVII, ebend. 1607 in 4.
17. Historiam Abrahae oder Auslegung des ersten B. Mosis XVIII, XIX, XX, XXI, XXII und XXIII, ebend. 1607 in 4.
18. Historiam Isaaci oder Auslegung des ersten Buchs Mosis XXIV, XXV, XXVI u. XXVII, ebend. 1607 in 4. [476]
19. Historiam Jacobi oder Auslegung des ersten Buchs Mosis XXIIX, XXIX ff. ebend. 1608 in 4.
20. Historiam Josephi oder Auslegung des ersten B. Mosis XXXVII, XXXVIII ff. eb. 1609 in 4.
21. Neu-Jahrs-Predigt, ebend. 1602 in 4.
22. Bedencken über den neuen Heßischen Catechismum, Confeßion und genannte Verbesserungs-Puncten an den Rath und Gemeine der Stadt Schmalcalden, ebend. 1603 und 1611 in 4.
23. Engels Fest, oder biblische Texte von den Engeln, ebend. 1617 in 12.
24. fünffzig Predigten bey christlichen Leichbestattungen in Leipzig gehalten, ebend, 1618 in 4.
25. drey Jubel-Predigten, ebend. 1618 in 4.
26. christliche Trauer-Predigt auf Frau Sophia Churfürstin zu Sachsen tödtlichen Hintritt, ebend. 1623 in 4.
27. Disputationes.
a. de primo Decalogi praecepto.
b. de praeceptorum Dei distributione.
c. de Coena Domini.
d. de vita aeterna & inferno.
e. quaestio de Christo, cujus sit Filius.
f. de nativitate & infantia Christi.
g. consideratio quaestionum bis septem e prodromo Mart. Borrichii contra D. Matth. Hoë exceptarum, 1619.

nebst andern mehr. Freher Theatr.; Witte memor. theolog; Vogels Leipz. Annal. Lebenes-Lauf bey der ihm von Polycarp Leysern gehaltenen Leichen-Predigt, Leipz. 1628 in 4. Programma Funebr.