Zedler:Schmertzstillender Schwefel, Zwelfers


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Band: 35 (1743), Spalte: 332. (Scan)

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Literatur
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Schmertzstillender Schwefel, Zwelfers, Sulphur Anodynum, Zwelferi. Nehmet eim Pfund Eisen- oder den besten ungarischen Vitriol, löset ihn in genugsamen Wasser auf, seiget die Auflösung durch und hebet sie auf. Hernach waschet und befeuchtet öfters Eisenblätter, oder reine Eisenspähne mit diesem vitriolischen Wasser, und so oft als sie bey gelinder Wärme wieder getrocknet sind: so bestreichet sie wieder damit, bis sie zu einer rothen Masse geworden seyn. Nun reibet diese Masse zu Pulver und güsset genungsamen destillirten Eßig darauf, daß er in einem weiten und grossen Gefässe fünf Finger hoch darüber stehe. Lasset es in ziemlich starcker Hitze digeriren, bis sich der Eßig färbet, und wenn er noch warm ist, so güsset ihn aus und andern darauf, und wiederholet dieses Ab- und Aufgüssen so lange, bis der darauf gegossene Eßig nicht mehr roth wird. Tröpfelt ferner Weinsteinöl in diese Auflösungen, oder diesen gefärbten Eßig: so präcipitirt sich der Vitriolschwefel in Gestalt eines gelben Puivers. Dieses lasset auf dem Boden wohl setzen, güsset das darauf stehende Naß ab, oder sondert es durch Durchseigen, und Löschpapier davon ab. Das Pulver aber machet süsse, indem ihr öfters laulichtes Wasser darauf güsset, bis man gar nichts scharfes mehr darinn, weder vom Saltze, noch vom Essige, noch vom Vitriole schmecket. Hierauf trocknet es, thut es in eine Phiole, verwahret sie, und kalciniret es im Sande zu einiger Röthe, welches in sehr kurtzer Zeit geschehen wird. Und dieses ist der so genannte schmertzstillende Schwefel, woraus man ferner mit Branntweine, und dem Weinsteinsaltze, oder Kupfergeiste eine Essentz, die eine sehr edle Artzney ist, machen kan. Will man aber haben, daß der Vitriol- oder Eisen- oder Stahlschwefel brennen soll: so nehme man, an statt des gemeinen Vitriols, durch die Kunst zubereiteten Eisenvitriol, diesen löset ebenfals auf, streichet oder güsset ihn auf die Eisenblatten oder Spähne, und lasset es mit einander trocknen. Und solchergestallt qüsset den Eßig öfters auf diese Masse, bis alle Röthe ausgezogen ist. Diesen gefärbten Eßig lasset, ohne ihn vorher zu präcipitiren in dem Frauenbade eines theils verrauchen: so wird sich von selbst ein leichtes Pulver oder gelblichter Schwefel präcipitiren. Auf dieses güsset öfters rein Wasser, und befreyet es also von aller Vitriol- und Eßigschärfe. Trocknet es alsdenn, verschlüsset es in eine Phiole, und kalciniret es mit gelinder Hitze des Sandes zur Röthe. Man hat zu mercken, daß nicht weniger aus Eisen, oder Stahle in eben dieser Zubereitung des Vitriols, aber mit Vitriolgeiste mit gantz leichter Mühe ein verbrennlicher Schwefel erscheinen könne, nehmlich aus der übriggebliebenen schwärtzlichen und stinckenden Materie, wenn man sie austrocknet, und hernach entweder vor sich, oder mit einem andern Saltze sublimiret. Kesler.