Zedler:Schamelius, (Johann Martin) oder Schamel


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Schames, oder Schulklappers

Band: 34 (1742), Spalte: 848–851. (Scan)

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Schamelius, (Johann Martin) oder Schamel, war gebohren zu Meusselwitz, einem Orte unter der Altenburgischen Inspection, den 5 Junii, im Jahr 1668. Sein Vater war Martin Schamelius, Pfarrer und Adjunctus daselbst. Nach dessen Tode heyrathete seine Mutter, eine gebohrne Moßdorffin, Jacob Valentin Dietz, Bürgermeistern in Naumburg. Er studirte anfangs auf der Schulen zu Merseburg und Naumburg, bezog darauf die Academien zu Leipzig und Halle, und an beyden Orten war der nachmalige Pastor in Hamburg, D. Krumholtz, sein beständiger Stuben-Geselle. Er disputirete in Leipzig unter D. Johann Olearius de arte naturae aemula, 1689. Nach einer kleinen Reise ins Reich ward er zuerst als Diaconus an der Wenceslaus-Kirche nach Naumburg beruffen. Als er nachmals int Jahr 1708 zur Superintendentur nach Pegau ernannt, auch zu dem Pastorate an der Ulrichs-Kirche nach Halle beruffen ward: fügte es sich, daß in eben dem Jahre der Naumburgische Ober-Pfarre, D. Johann Pretten, mit Tode abgieng. Er folgte also diesem in seinen Aemtern, als Pastor Primarius und Scholarcha. Er erlidte in dem bekannten Brande zu Naumburg grossen Verlust an seinem Vermögen, sonderlich aber an seiner auserlesenen Bibliotheck. Er war ein sehr grosser Freund guter Lieder, hat auch selbst unterschiedene verfertiget, welche in dem Naumburgischen und Herrn Philippi Merseburgischen Gesang-Buche zu finden sind. Den Werth der Bemühungen, die auf Lieder gewandt werden, hat er gegen den Heren Superintendent Uhlich zu vertheidigen gesucht. Unschuld. Nachrichten, 1723 und 1725. Uber die Frage: Ob die Gräfin Aemilia Juliana zu Rudolstadt, oder der Herr Superintendent, Pfefferkorn, das Lied: Wer weiß wie nahe mir mein Ende etc. gemacht habe, hat er mit den Herren Rudolstädtern ziemlich weitläufftig gestritten. Wentzels Lieder-Historie, III. Th. Und im Jahre 1713 kam er etlicher Ausdrücke wegen, die er in einigen von seinen Schrifften gebraucht hatte, [849] mit den Verfassern der Unschuld. Nachrichten in Streit, davon in Walchs Religions-Streitigk. der Luther. Kirche V. Th. p. 236. u. ff. ausführlich gehandelt wird. Er starb im Jahre 1742. Seine Schrifften sind folgende:

1) Evangelische Frag-Stücke von dem rechten Gebrauch des Evangelien-Buchs, darinnen eine deutliche und einfältige Anweisung gegeben wird, wie gottselige Christen die Evangelischen Texte an den Sonn- und Fest-Tagen andächtig betrachten, und sich selbst eine nützliche Postill machen können. 1703. in 8.
2) Geistliche Lehren des inwendigen Christenthums. Leipzig, 1711. in 8.
3) Lateinische Sprüchwörter, welche zum Deckel der Sünde vorgeschützet werden. 171. in 8.
4) Christianus, oder ein wahrer Christ, wie er in der Heil. Schrifft mit Namen beschrieben, und nach seinen Eigenschafften, Pflichten und Herrlichkeiten erkläret wird. 1712. in 8.
5) Naumburgisches gloßiertes Gesang-Buch, Naumburg 1712, und hernach verschiedentlich verbessert und vermehret, 1720 zum vierdtenmal, sodann unter dem Titul: Evangelischer Lieder-Commentarius, z. E. 1724. 1725. in 12. und 1737. in 8.
6) Vindiciae Cantionum, das ist, Rettung und Beantwortung unterschiedener schwerscheinender Stellen der Kirchen-Gesänge. Leipzig, 1712. 1715. Jena, 1719. in 4. 3 Theile.
7) Vindiciae Catecheticae, oder Rettung und Beantwortung unterschiedener bedencklicher Umstände, Stellen und Redens-Arten in dem kleinen Catechismo Lutheri, Jena, 1713. in 8. mit Buddei Histor. Catech. und Supplementis darzu, ebendas. 1722.
8) Vindiciae Evangelicae, oder Rettung der Evangelien-Sprüche, welche von den Menschen zur Bedeckung der Sünden gemißbrauchet werden, 1713. in 8. und mit Supplementen, 1724. in 8.
9) Eine Predigt: Das Unglück der Stadt Naumburg bey den entzündeten Pulver-Buden. 1714.
10) Predigt: Der wohlbedachte Petri-Pauli-Tag. 1715.
11) Predigt: Von den Spitzbuben und deren eigenmächtigen Verfolgung. 1715.
12) Unrichtigkeit der Unschuldigen Nachrichten, 1715. in 8. siehe Unschuld. Nachr. 1715. p. 489-498, allwo eine Antwort darauf zu finden ist. Herr Schamel duplicirte in dem dritten Stücke der Lateinischen Sprüchwörter etc. es wurde aber darauf in denen Unschuld. Nachr. 1718. p. 832. und 1719. p. 529 u. ff. tripliciret.
13) Erörterung: ob die Untersuchung der Lieder-Auctorum unterbleiben könne. Leipzig, 1716. in 8.
14) Der Psaiter Salomonis, verteutscht mit Anmerkungen. Ebendas. 1716. in 8. [850]
15) Formular-Büchlein, oder Register verschiedener Worte und Redens-Arten, die zwar unter Christen gar gemein, aber doch mit besonderer Behutsamkeit verstanden, oder gar verworffen werden müssen. 1717. in 8. Dieses Büchlein ist von einem in die Lateinische Sprache gebracht worden, doch nicht gantz. Siehe Fortges. Samml. 1723. p. 76.
16) Predigt: Von dem sündlichen Aberglauben in der Christ-Nacht. 1718.
17) Predigt: Von der gemeinen Entschuldigung: Thuts doch der Pfarrer selbst nicht. 1719.
18) Predigt: Von der Eitelkeit der Sabbaths-Feyer ohne die innerliche Veränderung des Hertzens, 1719.
19) Formular-Büchlein der alten Adams-Sprache, verfertiget durch C. Spangenberg, mit einigen Noten, 1719. in 8.
20) Predigt: Von der Entschuldigung der Welt-üblichen Täntze. 1719.
21) Predigt: Von den unerkannten Sünden der Verlobten, so sich vor der Copulation heimlich zusammen finden. 1719.
22) Pflicht gegen die Todten. Leipz, 1721. in 4.
23) Formulae caute & citra scandalum loquendi de locis Christianae doctrinae praecipuis.
24) Specimen Versionis Bibl. Lat. a B. Luthero An. 1524. editae. 1723. in 4.
25) Predigt: Niemand, als die weitläufftigste Entschuldigung der meisten Sünden und Laster. 1725.
26) Anmerckungen über die Nachricht von A. H. Bucholtzens Leben und Schrifften, in Rethmeyers Braunschweigischer Kirchen-Historie, Leipz. 1725. in 8.
27) Numburgum literatum, in quo Viros, quos vel protulit Numburgum, vel fovit ac aluit, eruditione aut scriptis praestantes, brevites recenset. Accedunt variae Epistolae adhuc nondum editae. P. 1. 1727. in 4. P. 2. 1735. in 4.
28) Die Pflicht am Sabbath und Feyertage, oder Predigten über die Sonn- und Fest-Evangelien. Jena, 1727. in 4.
29) Historische Beschreibung des ehemaligen Benedictiner-Klosters zu St. Georgen vor der Stadt Naumburg. Naumb. 1728. in 4.
30) Historische Beschreibung des ehemaligen Klosters zu St. Moritz vor Naumburg. Ebendas. 1729. in 4.
31) Historische Beschreibung des alten Benedictiner-Klosters zu Oldisleben an der Unstrut, nebst einer Nachricht von dem Cistercienser-Kloster Sittichenbach, wie auch dem Nonnen-Kloster Scheiplitz. Ebendas. 1730. in 4.
32) Sein und J. G. Leuckfelds Verzeichniß derer Aebte in dem Benedictiner-Kloster Bosau bey Zeitz, nebst einer Nachricht von dem Frauen-Kloster zu Ilmenau. Ebendas. 1731. in 4.
33) Supplementa und Anhang zu der Historie des ehemaligen Benedictiner-Klosters Bosau bey Zeitz. Edendas. 1732. in 4. [851]
34) Historische Beschreibung des alten zwischen Naumburg und Weissenfelß gelegenen Benedictiner-Closters Gosegk. ebend. 1731, in 4.
35) Christliche Trost-Rede an die Saltzburgischen Emigranten, 1732.
36) Predigt: Eine Schwalbe macht keinen Sommer.
37) Entwurff eines Closter-Lexici, worinn etliche 100 in und ausser Teutschland gelegene Clöster, mit ihren Namen, Orden, Lage und Diöces angezeiget sind. Eisenach, 1733, in 4.
38) M. Joh. Bertuchi Teutsches Pfortisches Chronicon, und E. Brotuffi Historie von der Stifftung des Closters Pforta, mit einer Vorrede, Anmerckungen, dem Verzeichniß der darinne gestandenen Lehrer und anderen Zusätzen, 1734, in 4.
39) Weitere Erläuterung derjenigen Stellen, welche beym Ev. Lied. Comm. von J. J. Gottschald angemercket worden, 1739, in 8.
40) Beyfällige Erinnerung über die Historie von dem Autore des fünffien Hauptstücks im Catechismo, dem Amte der Schlüssel; im Bau des Reichs GOttes T. 3. p. 804.
41) Predigt von der Wassers-Noth;
42) Predigt von GOttes wilden Wasser-Mann.

Mosers Lexicon der ietzt lebenden Theologen II. Th. pag. 920. u. ff. wo bey denen meisten Schrifften Urtheile von selbigen zu befinden.