Zedler:Salfeld, Sachsen- oder die Sachsen-Salfeldische Linie
Salfeld (Sachsen-) oder die Sachsen-Salfeldische Linie. Hertzog Johann Ernst, Stiffter der Salfeldischen Linie, und Ernstens des frommen, Hertzogs zu Sachsen-Gotha, siebender oder jüngster Sohn, von dessen Gemahlin Elisabeth Sophien, einer Tochter Johann Philipps, Hertzogs zu Sachsen-Altenburg, war zu Gotha 1658 den 22 August gebohren, und stund vors erste unter der Vormundschafft seines ältesten Bruders, Hertzog Friedrichs. Im Jahre 1677 war er mit seinem Bruder in dem Brabantischen Feldzuge, und hatte zu Kriegs- und Ritterlichen Ubungen so grosse Lust, daß er darinnen allenthalben berühmt, und wegen seiner Fertigkeit hochgehalten wurde.
Als aber die Landes-Theilung in seinem Hause vorgieng, er sich auch mit Sophien Hedwig, einer Prinzeßin von Sachsen-Merseburg, vermählte, bishero aber nur mit Geld-Deputat vorlieb genommen hatte, so verließ er den Krieg, und trat dagegen mit in das von Hertzog Friedrichen zu Gotha, mit Hertzog Christian zu Eisenberg, und mit Hertzog Heinrichen zu Römhild, seinen Brüdern, errichtete und auf ihn mit erstreckende Corpus sociale, nahm den deshalben gemachten Haupt-Receß an, und bekam aus den 1682 und 1695 darauf erfolgten Recessen: 1) Amt, Herrschaft und Stadt Gräventhal; 2) Amt, Herrschafft, Stifft und Stadt Salfeld; 3) Amt Probst Zella und die Stadt Lehsten; 4) Stadt Pösneck und 5) jährlich an den Sachsen-Gotha beyzutragenden sogenannten Nachschuß-Geldern 5642 mfl. die aber mit der Zeit mit Land und Leuten ersetzt werden sollten.
Obberührte Lande waren dem Altenburgischen Fürstenthum einverleibet, und stunden unter dasigem zwischen Hertzog Friedrichen zu Gotha, und Hertzog Johann Ernsten zu Salfeld gemeinschafftlichen Regierung und Consistorial-Collegio. So truge auch Hertzog [886] Johann Ernst die Verwaltung und Einrichtung gewisser hohen Rechte über obige seine Lande mit beständiger Auftragung Hertzog Friedrichen zu führen auf.
Da aber Hertzog Johann Ernst guten theils weniger als seine Herren Brüder, und als ein siebender Theil ausmachte, bekommen hatte, so war der Ruhestand im Sachsen-Gothaischen Hause durch obige Recesse nicht gnugsam hergestellet, welches sich bey erfolgten Coburgischen, Eisenbergischen und Römhildischen Anfällen desto mehr auswiese, da Hertzog Johann Ernsts Brüder und Bruders Sohn, wegen gedachter Erbschafften unter sich ohne Zuziehung seiner 1699 einen Vergleich gemacht hatten. Hierüber gerieth nun die Sache zum Proceß am Kayserl. Hofe, allwo sie lange Zeit getrieben worden. Inzwischen ward Hertzog Johann Ernst in Gemeinschafft der noch übrigen Coburgischen und Römhildischen Lande und aller hohen Recht mit Hertzog Bernhards zu Meinungen Söhnen gesetzet, und zwar fast zu zwey Drittheil, weil ihm die Antheile Hertzog Friedrichs zu Gotha, zu Ersetzung seiner Nachschuß-Gelder, meist angewiesen und abgetreten worden. Im Jahre 1714 den 25 April erfolgte endlich ein End-Urtheil, welches auch 1720 von allerseits Interessenten angenommen, und vermöge dessen dem Hause Sachsen-Salfeld seine Erblands Antheile aus allen 3 brüderlichen Anfällen zugetheilet wurden. Siehe Coburg.
Der Hertzog Johann Ernst starb 1729 am 17 December als Senior des gantzen Ernestinischen Hauses wiewohl ihm die davon dependirende Haupt-Verwaltung in gemeldeten Hause von einigen Vettern streitig gemacht worden. Er hatte sich 1680 mit Sophien Hedwig, einer Tochter Christians des ältern, Hertzogs zu Sachsen-Merseburg, und 1690 zu Mastricht mit Charlotte Johannen, der einigen Tochter Josias, Fürstens von Waldeck, die den 8 Junius 1664 gebohren, vermählet. Mit der erstern, so 1686 den 1 August in Kindesnöthen den Geist aufgegeben, hat er 4, und mit der andern, so 1699 den 1 Febr. gestorben, 8 Kinder gezeuget.
Die aus erster Ehe waren 1) Christian Ernst, der 1683 den 18 August gebohren, und 1729 den 17 December seinem Vater in der Regierung gefolget, hat sich 1724 den 19 August mit einer Adelichen Fräulein, Christianen Fridericen von Coß, so den 16 August 1686 gebohren, vermählet, und sich mit seinem Herrn Bruder, Frantz Josias, von dem unten, verglichen, daß die Kinder dieser Ehe, so deren einige erfolgen solten, weden den Hertzoglichen Tittel führen, noch Succeßionsfähig seyn solten. Er regieret mit seinem nur gedachten Herrn Bruder auf gewisse Masse gemeinschafftlich, jedoch so, daß jener in Salfeld, und dieser in Coburg residiret. Er ist ein sehr frommer Herr, lebt mit seiner Gemahlin in höchstvergnügter, aber unfruchtbarer Ehe, und führt eine kleine Hofhaltung, die aber aus lauter solchen Personen bestehet, die sich nach dem löblichen Beyspiel ihres gottseligen Fürsten richten; 2) Christiane Sophie, die 1681 den 14 Junius gebohren, und 1697 den 3 Junius gestorben. 3) Anonyme, geb. 1682 den 5 May. 4) Charlotte Wilhelmine, die 1685 den 4 Junius gebohren, [887] 1705 den 26 December mit Philipp Rainharden, Grafen von Hanau, vermählet, 1712 den 4 October in den Wittwenstand gesetzet worden, und zu Babenhausen residiret. Die aus der andern Ehe waren 1) Wilhelm Friedrich, der 1691 den 16 August gebohren, und 1720 den 28 Julius gestorben. 2) Carl Ernst, der 1692 den 12 September gebohren, und 1720 den 29 Decemb. zu Cremona in Italien mit Tode abgegangen. 3) Franciscus Josias, von dem hernach. 4) Sophie Wilhelmine, so 1693 den 9 Aug. gebohren, 1720 den 8 Oct. mit Friedrich Antonen, Fürsten zu Schwartzburg-Rudelstadt, vermählet, und 1727 den 4 Decemb. durch den Tod abgefordert worden. 5) Henriette Albertine, die 1694 den 18 Julius gebohren, und 1695 den 1 Apr verschieden. 6) Louise Amalie, die 1695 den 24 August gebohren, und 1713 den 21 August das Zeitliche gesegnet. 7) Charlotte, die 1696 den 30 Octobr. gebohren, und den folgenden 2 November verblichen. 8) Henriette Albertine, die 1698 den 20 November gebohren, und 1728 den 5 Febr. gestorben.
Obgedachter Franciscus Josias, Hertzog zu Sachsen-Salfeld, ein Herr von sehr lebhafften Wesen, und der ein sonderbahrer Liebhaber der Jagd ist, ob er gleich an dem Gesichte einigen Schaden gelitten, ist im Jahr 1695 den 25 September gebohren. Er begab sich 1713 nach Genf und 1714 auf den Friedens-Congreß zu Baden, folglich über Paris nach Hause, schlug seinen Sitz zu Coburg auf, befand sich auch in dem bekannten Sicilianischen Kriege 1719 und 1720 als Voluntair bey der Kayserl. Armee, und legte viele Proben von seiner Hertzhafftigkeit ab, und wurde 1736 den 11 Aug. von August III. Könige in Polen, in den Orden des weissen Adlers aufgenommen. Er hat sich 1722 den 2 Jenner mit Annen Sophien, einer Tochter Ludwig Friedrichs, Fürsten zu Schwartzburg-Rudelstadt, die den 11 September 1700 gebohren, vermählet, welche ihm 1724 den 8 Mertz Ernst Friedrichen, 1726 den 11 May (nach Hübnern in den Genealogischen Tabellen I Th. den 10 April) Johann Wilhelmen, 1730 den 25 Jenner Christian Franciscus, 1737 den 26 December Friedrich Josias, 1731 den 24 September Charlotte Sophien, 1733 den 21 August Fridericen Amalien (so den 29 Mertz 1734 wieder verstorben) und den 24 Jun. 1735 Fridericen Carolinen, gebohren.
Es ist bey dieser hohen Familie nunmehro das Primogenitur-Recht eingeführet.