Zedler:Rollo oder Rol, ingleichen Rhou, oder Rhoulon und Rolff


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Rollocus (Robert)

Band: 32 (1742), Spalte: 632–633. (Scan)

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Literatur
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Rollo oder Rol, ingleichen Rhou, oder Rhoulon und Rolff, welcher letztere Name bey den Mitternächtigen Völckern Heitulff geheissen, ein Hertzog oder General der Normänner, war in Dännemarck gebohren und hatte einen gewissen Regulus zum Vater, aber nach dem Tode dieses seines Vaters von dem Könige in Dännemarck seines Landes beraubet, und aus dem Reiche vertrieben. Hierauf entschloß er sich, durch einen nachdencklichen Traum bewogen, mit etlichen Raub-Schiffen nach fremden Ländern zu gehen. Vor seinem Abzuge aber richtete er, wie man vorgiebt, zum ewigen Gedächtniß den grossen Ruhn-Stein an der Heerstrassen in dem Apenradischen Amt in Schleßwig auf und ließ seinen Namen mit Gothischen eder alt Cimbrischen Buchstaben einhauen. Wiewohl andere dieses Monument auch dem Dänischen Könige Rolff Krage zueignen wollen. Er begab sich hierauf zuerst nach Engelland, weil es ihm aber unmöglich fiel, daselbst festen Fuß zu setzen, kehrte er mit grosser Beute zurück nach Frießland, und stieg 876 in dem letzten Jahr der Regierung Carls des kahlen in Franckreich aus, bemächtigte sich Rouen, und noch anderer Städte; gieng darauf nach Engelland, kam nach 3 Jahren unter der Regierung Carls des einfältigen mit einer grossen Macht wieder nach Franckreich, und zwang den König, daß ihm derselbe die Provintz, so hernach von ihm die Normandie genennet worden, nebst dem Recht, aus der Provintz Bretagne die benöthigte Lebens-Mittel zum Unterhalt der Normänner einzutreiben, eigenthümlich und erblich übergab; dargegen Rollo Carln dem einfältigen huldigte, sich zu Rouen 912 tauffen ließ, und in der Tauffe den Namen Robert annahm, auch gleich darauf mit Carls des einfältigen Tochter Gisela sich verheyrathete, zu welchem Ende er seine erste Gemahlin Pope, mit welcher er bereits zwey Söhne gezeuget, verstossen muste. [633] Er nahm hierauf seine Residentz zu Rouen, verfiel aber nach der Zeit bey nahe wieder in einen Krieg mit Carl dem einfältigen, weil ihn Robert, der Graf von Paris, darzu anhetzte, er auch selbst seiner Gemahlin Gisela überdrüßig war. Doch seine Gemahlin starb noch zu rechter Zeit und zwar ohne Kinder, weswegen er seine Pope wiederum zur Gemahlin annahm. Er gieng aber bald darauf, nehmlich 917, oder wie andere wollen, 920 mit Tode ab. Bey seiner Lehns-Empfängniß trug sich ein seltsamer Umstand zu, Er solte als ein Vasall dem Könige Carln dem Einfältigen die Füsse küssen; er sagte aber: Bey Gott, das thue ich nicht; wovon er den Zunamen bekommen Rolle Beygott. Nach langem disputiren brachte man es endlich so weit, daß es ein Normännischer Soldate in seinem Namen thun solte: aber auch dieser war zu stoltz darzu, daß er sich bücken solte: deswegen hob er der Fuß des Königes in die Höhe bis an seinen Mund, und zwar mit solcher Unbescheidenheit, daß der König Carl, der Einfältige, über diesem Complimente rücklings zur Erden fiel, und ein allgemeines Gelächter verursachte. Ubrigens wird er gerühmet wegen der strengen Gerechtigkeit, die er ausüben ließ. Ihm folgte sein Sohn Wilhelm I longa Spada in der Regierung. Dudo und Wilh Gemeticens. de gest. Duc. Normann. l. 1, und 2.