Zedler:Rokosz, oder Rockosch, und Rockosz


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Rokoszianer

Band: 32 (1742), Spalte: 583–584. (Scan)

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Rokosz, oder Rockosch, und Rockosz, Lat. Conspiratio equestris ordinis Poloniae, bedeutet in Polnischer Sprache so viel als eine Verlassung der Feld-Herren, oder eine absonderliche Verbindung der Polnischen Edelleute gegen diejenige, welche sie zu unterdrücken suchen, oder ihnen versagen, was sie zu fordern befugt zu seyn vermeynen, z. E. wenn die Armeen den versprochenen Sold nicht empfangen, und die Officiers so wohl bey Hofe als auf den Reichstags-Versammlungen vergeblich darum angehalten, oder wenn aus andern Ursachen ein Theil der Republic sich von dem andern trennet, so kommen die Malcontenten zusammen, und erwählen aus ihrem Mittel einen zu ihrem Marschall, ingleichen einen andern zu dessen Substituten oder Lieutenant. Diese müssen beyderseits ohne Verzug schweren, daß sie nach ihrem äussersten Vermögen sich bemühen wollen, ihnen von der Republic ihre Bezahlung, oder die Abhelffung ihrer andern Beschwerden zuwege zu bringen. Darauf übernimmt der so genannte Marschall das Amt eines Feld-Herrn, welcher hernach an statt die Gräntzen zu bedecken, oder den Feinden entgegen zu zühen, sein eigenes Vaterland zu beschweren, und der Parthie, so dem Rokosz zuwider ist, sich auf alle Weise zu widersetzen, genöthiget ist. Dahero wird es auch von den Pohlnischen Geschicht-Schreibern ein dem Könige und Senat erschrecklicher Name genennet. Insonderheit werden in Pohlen diejenigen Tage-Satzungen oder Zusammenkünffte der Edelleute also genennet, die sie nach zerrissenen [584] Reichs- oder Land-Tagen zu halten, und sich daselbst wider den König, die Reichs-Senatoren und andere, so sie an ihren Freyheiten und Gerechtsamen zu kräncken vermeynen, zu berathschlagen pflegen. Dergleichen Exempel hat sich unter Johann Casimirs Regierung zugetragen, da einer, Namens Swiderski, zum Marschall, und ein andrer, Namens Borzecki, zu dessen Lieutenant erwählt ward. Der König hatte grosse Mühe, die Conföderation wieder aufzuheben, zu welcher damahls nicht so wohl die unrichtige Bezahlung der Armee, als vielmehr einiger übelgesinnten intereßirte Anschläge Anlaß gegeben hatten. Im Jahr 1697 den 26 August versammleten sich zu Warschau diejenigen, welche der Wahl des Churfürsten von Sachsen, Friedrichs Augusts, zu einem Könige von Pohlen zuwider waren. Der Cardinal Primas, Radzieowsky, hatte diese Zusammenkunfft ausgeschrieben, und den 30 des gedachten Monats ward ein ordentlicher Rokosz formirt, zu dessen Marschall man den Herrn Humiecki erwählte. Das Absehen dieser Conföderation gieng dahin, entweder den Printzen von Conti auf den Polnischen Thron zu erheben, oder doch die Wahl des Chur-Fürsten von Sachsen nach dem Sinn der Conföderirten Parthey einzurichten. Nachdem aber dieser Rokosz einige Monate bestanden, und innerhalb solcher Zeit gegen die widrige Parthey viel Feindseligkeiten verübt, erfolgte zu Lowicz den 16 May 1698 durch Vermittelung des Päbstlichen Gesandten, Paolucci, ein Vergleich mit dem König Augusten, nach dessen Schliessung der Marschall Humiecki seinen Stab zerbrach, zum Zeichen, daß nunmehro der Rokosz wiederum separirt seyn solte. Einige haben von dem Ursprunge des Worts Rokosz folgendes geschrieben: Es sey in Ungarn nicht weit von der Stadt Pest ein Ort, Rokosz genannt, allwo vor Alters die Ungarn ihre Zusammenkünffte und feyerlichen Wahl- und Reichstage zu halten pflegten, welche man dahero gleichfalls mit dem Namen Rokosz belegt. Da nun unter des Königs von Ungarn und Pohlen, Ludewigs, Regierung, 1380, der gantze Pohlnische Adel, unter dem Vorwande seine Freyheit zu beschützen, sich versammlet, sey das Wort Rokosz, gleichsam das Losungs-Wort gewesen, und von selbiger Zeit an habe man angefangen, solche Malcontenten, die eine Conföderation unter sich gemacht, Rokoszianer oder Rocossaner zu nennen. Siehe auch Ragkus im XXX Bande, p. 636. Connor state of Poland P. 1. lett. 3. P. 2. lett. 6. Mercure historique de l' an 1697 & 1698.