Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Roche

Band: 32 (1742), Spalte: 180–182. (Scan)

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Rochlitz, Lat. Rochlitium, eine Stadt, nebst einem Schloß und Amt, in Meissen an der Mulda zwischen Leipzig und Chemnitz gelegen, wird zum Leipziger Krayß gerechnet, und gehöret dem Churfürsten zu Sachsen. Den Namen hat Rochlitz, oder, wie es Ditmar nennet, Rogalize, sonder Zweiffel von den Roggen- oder Sand-Steinen, die häuffig allhier gebrochen werden. Anfänglich sollen nur etliche Anger allhier gewesen seyn, worauf gewisse Meyer-Höfe gestanden. Im 11 Jahrhundert aber ist es schon eine Stadt gewesen. So wird auch zu Kaysers Heinrichs II Zeiten einer Burgwarte hiesigen Orts gedacht, die 2 Brüdern, Graf Eckharten und Hermannen, gehöret habe. Den Ursprung der Grafschafft Rochlitz suchen einige in den Zeiten Carls des grossen, unter dem Dietrich Graf zu Rochlitz gewesen seyn soll, andere hingegen setzen ihn erst in das 12 Jahrhundert: denn zu der Zeit hat Conrad der grosse, Marggraf in Meissen und Osterland, die Provintz Rochlitz von dem Kayser Conraden erhalten, und diese nachmahls auf seinen dritten Sohn Dedo gebracht, der daher Graf von Rochlitz genennet worden. Dieser hat nach seines Bruders Dietrichs Tode die Marggrafschafft [181] Landsberg oder Osterland und Lausitz erhalten, sich auch Grafen von Groitsch geschrieben, und ist 1190 gestorben. Er verliß zwey Söhne, Conraden, so im Marggrafthum folgte, und Dietrichen, Grafen von Sommerseburg und Groitsch; dieser starb ohne Kinder 1207, jener aber 1210, mit Hinterlassung zwey Töchter, von denen Mechtild an Marggraf Albrechten II von Brandenburg verheyrathet, wahrscheinlich Landsberg an das Brandenburgische Haus gebracht hat. Die Grafschafft Groitsch und Rochlitz aber sind an die Marggafen von Meissen gekommen, so männlicher Linie nach mit obgedachtem Conrad verwandt waren, auch die orientalische Marck von dem Kayser gegen Erlegung einer Summe Geldes erhalten hatten: wie man denn findet, daß 1350 die Grafschafft Rochlitz und Groitsch nebst andern Landen mit ihren Gerechtsamen von dem Kayser Carln IV zu Budissin den Marggrafen von Meissen Friedrichen, Balthasarn, Ludewigen und Wilhelmen, Gebrüdern, geliehen worden, so wie sie ihr Vater Friedrich und andere Vorfahren gehabt, und hergebracht hatten. Von ihnen ist Rochlitz an ihre Nachkommen gediehen, und dahero annoch bey dem Hause Sachsen, und zwar jetzo bey der Chur-Linie. An dem Kriege zwischen Landgraf Albrechten von Thüringen und seinen Söhnen Friedrichen und Dietzmannen muste erstlich Friedrich die Städte Rochlitz, Grimma, und Leißnig dem Kayser Adolphen, der sich darein gemischet hatte, abtreten, allein er nahm Rochlitz 1288 durch einen Uberfall wieder hinweg. So fing auch hernach gedachter Friedrich den Kayserl. Vetter und Obristen Graf Philippen von Nassau, und brachte ihn zu Rochlitz ein. Im Jahr 1547 ist diese Stadt von Churfürst Johann Friedrichen von Sachsen eingenommen, und Marggraf Albrecht von Brandenburg, so Hertzog Moritzen von Sachsen damahls beygestanden, darinnen gefangen, hernach aber die Stadt von Moritzen wieder erobert worden. Auch haben 1632 nicht allein die Kavserl. Stadt und Schloß überfallen, sondern auch die Schweden nach der Lützner Schlacht zu Rochlitz Quartier gemacht. Nach diesem hat es so wohl im dreyßigjährigen Kriege von beyden Seiten viel ausstehen müssen, als auch durch Feuer, öffters grossen Schaden erlitten, sonderlich 1632 und 1681. Sonsten hat Hertzogs Johann von Sachsen Gemahlin Elisabeth, Philipps des Großmüthigen, Landgrafens von Hessen, Schwester, hier in die 10 Jahr ihren Wittwen-Sitz gehabt; nachdem aber 1547 Marggraf Albrecht von Brandenburg von Churfürst Johann Friedrichen hier gefangen worden, so zog sie mit gemeldtem Churfürsten von dar nach Altenburg, und von dannen ins Heßische, darauf sie 1557 in Schmalkalden verstorben. Die Stadt hat drey Kirchen, die Peters-Kirche, die Kunigunden-Kirche, und die Heil. Geist Kirche, ausser der Schloß-Capelle. Auf der höchsten Spitze des Rochlitzer Waldes sind die herrlichen Steinbrüche, deren ietzo sechs vorhanden, davon die Steine weit verführet werden, und mehrentheils roth sind. Mitten in diesen Steinen [182] wächset das Steinmarck, so zu vielen Dingen nützlich, und dem bolo armeno gleich geschätzet wird. Desgleichen giebt es allhier schöne Marmor, Jaspisse, Chalcedonier etc. So sind auch ehedem Bergwercke hier umher im Gange, und daher das Sprüchwort gewesen: Das Schloß zu Rochlitz stehe auf Marmorstein, der Wald auf lauterm Golde, und der Galgen auf Silber. Heinens Historische Beschreibung von Rochlitz. Knauts prodr. Misn. Chron. montis seren. C. H. Graunii diss. de antiq. Rochlic. c. 4. Ditmars Merseb. Chron. unter Leibniz script. Brunsvic. t. l. Wie übrigens die Pastores und Superintendenten allhier von 1492 an bis auf gegenwärtige Zeit geheissen, ist aus nachstehendem Verzeichnisse zu ersehen.

1. M. Nicolas Steithahn, welcher auch ein Canonicus im Thum zu Freyberg gewesen, 1492.
2. Lic. Johann Gast.
3. Conrad Uberlacken 1511.
4. Johann Schmaus 1516.
5. M. Georg Heidenreich 1529.
6. Nicolas Kühn 1535.
7. Georg Thierbach 1537, hat das Pastorat freywillig resignirt.
8. M. Anton Musa, der nach Hertzog Georgens zu Sachsen Tod vermuthlich der erste Superintendent zu Rochlitz worden.
9. Johann Schütz, von Cassel aus Hessen.
10. M. Stephan Schönbach 1552.
11. M. Martin Solanus.
12. M. N. Hennig.
13. M. Paul Pfeffinger.
14. M. Paul Seifried, zuvor Archidiaconus zu Leipzig, starb 1615.
15. M. Daniel Reichard, bis 1622, da er Superintendent zu Pirna worden.
16. M. Ambrosius Polentius, starb 1653.
17. Lic. Enoch Hanemann, starb 1680 den 27 Jenner.
18. M. Moritz Engel, zuvor Pastor und Adjunctus zu Geithen, starb den 17 April 1689.
19. Lic. Paul Anton, zog zu Ende des Jahrs 1692 nach Eisenach.
20. D. Caspar Heinrich Graun von 1693 bis 1710, da er den 19 May starb.
21. D. Johann Caspar Löscher, vorher Pastor und Adjunctus zu Lausigk.

Unschuld. Nachr. 1712. p. 215.