Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Rügen

Band: 32 (1742), Spalte: 1748–1749. (Scan)

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Rügen, Rüga, Lat. Rugia, eine Insel in der Ost-See an der Pommerischen Küste, nicht weit von Stralsund, allwo zwischen dieser Stadt und der Insel das Wasser kaum eine viertel Meile breit ist. Von ihren ältesten Einwohnern, siehe Rügier. In folgenden Zeiten war ein besonder Fürstenthum dieses Namens, wozu nicht allein diese Insel, welche viel grösser gewesen, und mit Rüden zusammengehänget; sondern auch Stralsund, Barth, Grimmen, Tribesees, die Grafschafft Gutzkow, Greiffswald, Loitz, Wolgast etc. gehört. Als die alten Fürsten von Rügen 1325 ausgestorben, bemühete sich der König von Dännemarck und die Fürsten von Mecklenburg, das Land, wo nicht gantz, doch zum theil an sich zu bringen. Die Hertzoge von Pommern aber wurden in ihrem durch vorher gemachte Erbverträge erlangten Recht, sonderlich durch die Stadt Stralsund unterstützet, und Wratislaus IV erhielt den würcklichen Besitz, worinnen aber dessen Nachkommen von ihren Nachbarn öffters turbirt worden. Daß aber König Erich erst 1438 diese Insel als ein Lehn von der Kron Dännemarck abgesondert, und seinen Vettern den Hertzogen von Pommern überlassen, und unter andern auch dessentwegen bey den Dänischen Reichs-Ständen sich verhaßt gemacht, wie Ponranus vorgiebt, wird vom Micrälius geläugnet, welcher behauptet, daß sich lange vorher, die Rügianischen Fürsten von der intentirten Gewalt der Dänen loßgemacht, auch die Pommerischen Hertzoge die Insel Rügen wie ihre übrigen Lande dem Kayser Carln IV übergeben, und von demselben zu Lehn empfangen. Soviel ist aber doch gewiß, daß von dieser Zeit [1749]an Pommern dieses Fürstenthum ruhig besesen, ausser daß hin und her etliche wenige Landgüter und Einwohner, unter Dänischer Bothmässigkeit mit Bewilligung der Hertzoge von Pommern geblieben. Die Insel hat also von der Zeit an, mit dem übrigen Lande meistens einerley Schicksal gehabt, ist in dem Westphälischen Frieden an den König von Schweden überlassen, und 1715 demselben durch die nordischen Aliirten wieder abgenommen, aber auch nach erfolgtem Frieden wieder abgetreten worden. Im übrigen ist diese Insel mit einigen andern kleinen Inseln und Meerbusen umgeben, hat einen sehr fruchtbaren Boden, und ist gleichsam der benachbarten Provintzen Kornhaus. Es giebt allerhand Arten von Thieren darinnen, aber keine Wölffe und Ratten. Vorzeiten waren auf der Insel sehr volckreiche Städte und Vestungen, welche aber durch die Kriege und Wasserfluthen gantz ruiniret sind. Die vornehmste waren Arcona und Carentz, so 1168 zerstöret worden. Der einige merckwürcktige Ort ist das Städtlein Bergen. Die Einwohner der Insel nahmen 813 die christliche Religion an, doch so daß bald viele abergläubische Gebräuche, ja selbst die Manichäische Ketzerey einrissen. Aber 1168 brachte sie der König Waldemar in Dännemärck auf das neue zum christlichen Glauben. Die Insel liegt im übrigen fast rund, und trägt ohngefehr 22 deutsche Meilen im Umkreyß aus. Allein die See bricht hinein, bedeckt einen ziemlichen Theil von derselben mittlern Gegend westwärts, und zertheilet sie gleichsam in unterschiedliche kleine Halb-Inseln, welches ein schreckliches Ungewitter 1309 verursachet, in welchem die Insel Rüden gantz von Rügen abgerissen worden. Ponranus rerum Danicarum lib. 9. ad an. 1438. Micrälii Pommerland lib. 3. p. 402. seq. Altes und neues Rügen, oder Nachricht, was sich mit dem Fürstenthum Rügen bis auf ietzige Zeit zugetragen, 1730 in 4.