Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Rübsenölkuchen

Band: 32 (1742), Spalte: 1689–1690. (Scan)

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Rübsenöl, wird aus dem Saamen auf den, durch Wasser oder Pferde getriebenen Oelmühlen ausgepreßt, oder, wie es vielmehr heißt, geschlagen, und die zerstossene Masse durchs Feuer heiß gemacht, daß sie das Oel desto besser von sich gebe. Nach der Auspressung bleiben grosse viereckigte Kuchen übrig, welche ein gutes Futter vor das Rindvieh sind, und insgemein Oelkuchen genennet werden. Das Oel wird in den Lampen gebrennet, und von gemeinen Leuten zum Geleuchte gebraucht, denn es gehet dabey nicht so viel auf, als wenn man Unschlittlicht brennet. An etlichen Orten soll dieses Rübsenöl, wenn es ein paar Jahr sich wohl erlegen, zu den Speisen gebraucht werden, so daß arme Leute, Erbsen, Grütze und andere Zugemüsse damit fett machen. Dieses Oel wird von einigen auch Rübenöl, Oleum Raparum, genennet, und hat D. Johann Hartmann Degner aus Niemägen nachstehende Verbesserung nur gedachten Oeles, den Breßlauer Naturgeschichten, im XXXI Vers. p. 208 u. ff. in folgender Verfassung einrücken lassen: Die vielfaitigen Veränderungen und versuchten Verbesserungen der zu unserm Gebrauche nöthigen Dinge, spricht er, hätten wohl ursprünglich zweyerley Absichten zum Grunde, entweder daß man eine Sache durch menschlichen Fleiß würcklich dahin erhöhe, und zu einem Gebrauche bequem machen wolle, worzu sie anders nicht gelangen könne: Oder daß man einer Sache den Schein einer andern, etwan höher geachteten, anzubringen, und sie dafür loß zu werden suche. Eine dergleichen Verbesserung des Rübsenöles wolle er in folgendem aufführen: Man lasse sich nehmlich ein Geschirr von dünngeschlagenem Bleye machen, in Gestalt eines viereckigten Backs oder Kumms, etwan einer Hand hoch und so breit, und so lang, als man wolle. Unter dasselbe setze man in einem warmen und vom Winde verwahrtem Zimmer einen Ofen von Backsteinen, also, daß der Back wohl darein schlüsse, und überall eine gleiche Wärme haben und erhalten könne. Der Ofen habe keine Röster, sondern brauche statt derselben eine Kohlpfanne, und also lasse man eine Thüre an dem Ofen machen, so groß, daß man eine Kohlpfanne darein setzen könne, und müsse der Ofen in der Höhe darnach gerichtet werden, daß das Feuer in der Kohlpfanne seine Wärme gemächlich an den Kumm oder Back anbringen könne. Sey nun der Kumm und folglich auch der Ofen groß, so müsse man auch wohl zwey bis drey Thüren, und so viel Kohlpfannen gebrauchen, um überall ein gleiches Feuer zu halten: Denn güsse man in den Kumm etwan eines grossen Fingers dicke, reines Wasser, und auf das Wasser etwan eines halben Fingers dicke, nicht mehr, eher weniger, gemeines, doch reines Rübsenöl, gebe in der Kohlpfanne gantz gelindes Feuer, so daß man einen Finger gantz leidlich darein halten könne, nicht wärmer, eher kühler: massen das Oel sonst, wenn das Feuer ein wenig [1690] zu starck, gelb und nicht weiß werde. In solchem Grade der Hitze müsse man es vier Tage und Nächte beständig erhalten, ohne es kalt werden zu lassen, so werde sich in solcher Zeit alle Unsauberkeit, Gestanck und Farbe von dem Oele verzehren, und selbiges gantz rein, weiß und helle, als ein Mandelöl, werden; und dann sey es gut. Und so es etwan in vier Tagen so rein nicht werden solte, woran Lufft und Feuer Ursache seyn könnten, so müsse man mit dem Feuer so lange anhalten, bis man mit einem Finger nur gemeldete Probe finde; darauf müsse man das reine Oel durch einen Kran, welcher besonders vorhero an den Back dermassen angemacht seyn solle, daß man das Oel abzapffen, das Wasser aber in dem Backe bleiben möge, von dem Wasser und abgesetzten Unreinigkeiten scheiden, so sey es fertig, und verliehre man etwan nur den zehenden Theil am Abgange, der sich meistens in das Wasser zühe. Dieses Oel nun sey für sich bequem, statt des gemeinen Baum- ja Mandelöls, zu allerhand häuslichen Gebrauche anzuwenden, und zwar, wo man jenes, wegen Argwohn einer Unreinigkeit, verabscheue; da dieses hingegen so rein und so wohlschmäckend sey, als ein Mandelöl. Man könne es aber auch in Baumöl verwandeln, wenn man etwan den zweyten, dritten oder vierten Theil eines starckrüchenden, doch reinen Baumöles darunter mische, da es denn so lieblich und angenehm werde, daß der Erfinder jemanden kennen will, der durch eigene dazu gehaltene Leute viele Fässer solches Baumöles verfertigen, und es überall für das beste Baumöl verkauffen lassen. Welches, ob er es gleich nicht eben billige, so sey es doch wohl zu gebrauchen, und diese Erfindung zu billigen Nachdencken in andern nutzbaren Sachen anzurathen.