Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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QUASI NULLA ACTIO

Band: 30 (1741), Spalte: 115–116. (Scan)

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Literatur
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QUASIMODOGENITI, Quasi modo, wird der Sonntag genennet, welcher am allernächsten auf das Osterfest folget. Er hat solchen Namen von einem Introitu oder Eingang, womit man in der Lateinischen Kirche den Gottesdienst angefangen, und ist solcher aus 1 Pet. II, 2, genommen, heist zu Latein: Quasimodogeniti infantes rationabiles sine dolo lac concupiscite, zu Deutsch: Seyd begierig nach der vernünfftigen lautern Milch, als die jetzt gebohrne Kindlein. Es schickte sich auch diese Benennung sehr wohl auf dasjenige, so zu solcher Zeit in der Kirche vorgieng. Denn sie setzten das heilige Oster-Fest aus zur Tauffe und Gebrauch des heiligen Nachtmahls für die Catechumenos, das ist, für diejenigen, so von dem Jüden- und Heydenthum sich dieses Jahr über zum Christlichen Glauben gewendet, und seither nun in dem Catechismo oder nothwendigsten Artickeln des Christenthums unterrichtet worden waren. Es wären denn Clinici unter ihnen gewesen, das ist, solche, welche Kranck- und Schwachheit halber nicht vom Bette aufstehen, und also die ordentlichen Ceremonien der heiligen Tauffe nicht halten, oder sich unters Wasser, wie es damahls dey der Christlichen Kirche eingeführet war, eintauchen lassen konnten; massen dergleichen Bettlägerige nur auf dem Bette, auch ausser dieser Zeit, mit Wasser besprenget, daher auch insgemein nicht baptisati, sondern nur perfusi, genennet wurden. Wie sie dann darauf ebenmäßig auf dem Bette das heilige Abendmahl empfiengen, oder wie wirs nennen, privatim und zu Hause berichtet worden. So wurden demnach die Initiati, wie sie Ambrosius nennet, oder die neuen Christen, am heiligen Abend oder am Tage für Ostern, wie auch des Ostertages selbst, getauffet und wiedergebohren, und also in die Gemeine der Christlichen Kirchen vollkömmlich aufgenommen. Und wenn sie also wiedergebohren waren, so wurde ihnen, gleichwie unsern Kindern in der Tauffe das Westerhemde, ein weisses Hemde angezogen, in welchem sie diese gantze [116] Woche, vom Ostertage biß auf den nächsten Sonntag, einher giengen, und dadurch öffentlich ihre Bekehrung zum Christenthum für der Welt bezeugten. Der weissen Schuhe und anderer Kennzeichen anjetzo zu geschweigen, wovon insonderdeit Cornelius a Lapide über Ezech. XVI, weitläufftiger gelesen werden kan. Wenn nun diese neue Christen in dem Habit am obgedachten Sonntage in die Kirche kamen, so legten sie ihre weisse Kleider ab, und zogen ihre gewohnliche Kleidung wieder an. Und eben unter solchem Wercke und Veränderung der Kleider sang die gantze Christliche Gemeine diese Worte: So leget nun von euch ab alle Bosheit, und allen Betrug und Heucheley, und Neid, und alles Affterreden, und seyd begierig nach der vernünfftigen lautern Milch, als die jetzt gebohrnen Kindlein; womit sie dann diese Neubekehrten vermahnen wolten, sie solten mit diesen äusserlichen Kleidern auch den alten Adam oder innerliche Sünden-Kleider, und alle heydnische und unchristliche Laster auszühen und ablegen, hingegen einer reinen Unschuld, und aller lautern Christlichen Tugenden sich befleißigen, und sich also verhalten, wie die kleinen Kinder, so nur ietzt gebohren sind, als welche nichts so wohl vergnüget als die reine Mutter-Milch. Solten auch sonst nichts vom alten Wesen mehr herfür suchen, sondern nur der reinen und lautern Lehre ihrer Christlichen Mutter, der Christlichen Kirchen, anhangen. Hiervon kan weitläufftig gelesen werden Augustinus >Serm. 47 de V. D. ingleichen Jos. Vice-Comes de Ritu Baptismi, und Hornbeck in Miscell. Sonsten hat dieser Sonntag noch andere Namen: So wurde er wegen obgedachter weissen Kleider, und Ablegung derselben an diesem Tage, der Sonntagen in Albis, oder post Albas, der weisse Sonntag genennet, Augustinus nennet ihn Octavam Infantum, weil er der achte Tag nach Ostern ist. Andere heissen ihn Novam Dominicam, den neuen Sonntag, Antipascha, die Gegen-Ostern, den Thomas-Sonntag, weil das Evangelium von der Erscheinung des auferstandenen Herrn JEsu dem Thoma geschehen, an einigen Orten zugleich mit dem Evangelio aus Joh. XX, 19-23 gelesen wird. Die Christen im Mohrenland betitteln ihn den Sonntag der Apostel, weil der HErr JEsus daran seinen Aposteln erschienen. Zu Rom pfleget der Pabst an diesem Sonntage noch jetzt die so genannten Agnos Dei zu weihen, und solche den Cardinälen, Prälaten , und andern auszutheilen, wovon man die Ceremonien in Lünigs Theatr. Histor. Polit. II Th. p. 208 nachlesen kan. Noch pflegen auch einige an diesem Sonntage die Glocken tauffen zu lassen, und ihnen weisse Westerhemde anzuzühen, wodurch sie eine grosse Krafft bekommen sollen, die Teuffel und schwere Wetter zu vertreiben.