Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Pyramidenförmiges Hüblein

Band: 29 (1741), Spalte: 1803–1804. (Scan)

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Pyramiden. In Egypten sind einige sehr herrliche Gebäude, ohngefehr 2 oder 3 Meilen von Cairo, welche von den Alten unter die 7 Wunderwercke der Welt gezählet worden. Darunter sind sonderlich 3 die vornehmsten, welche von den übrigen an der Höhe und Dicke unterschieden sind, und ohngefähr allezeit 200 Schritt von einander stehen. Die 2 ersten sind zugeschlossen, die dritte aber, welche gegen der Nord-Seite stehet, und die andern alle an Grösse übertrifft, ist offen. Diese letztere Pyramide ist 520 Schuh hoch, und begreifft 682 Schuhe in dem Umkreiß ihrer Form. An einem der Winckel ist ein kleiner viereckigter Platz, allwo man ruhen und sich erfrischen kan. Wenn man oben hinauf kömmt, findet man einen sehr feinen Altan, welcher aus 12 grossen schönen Steinen bestehet, die fast 17 Schuhe in ihrer viereckigten Form austragen. Merckwürdig ist, daß der stärckste Mann nicht kan von diesem Altan einen Stein herab werffen, welcher von der Pyramide wegfallen solte. Jedoch ist dieses nicht wahr, daß man auch nicht einmal mit einem Bogen solte weiter schüssen können. Ehe man zur Thür der Pyramide kömmt, sind 16 Stuffen. Der Eingang ist viereckigt, und allezeit gleich und eben. Dieser Gang führet noch zu 2 andern, an deren einem Ende eine Halle stehet, allwo ein leer Begräbniß zu sehen ist, so von einem einigen Steine gemacht worden. Diodorus Siculus meldet, daß dieser marmorsteinerne Sarck nicht mehr als 6 und einen halben Schuh lang, 2 u. einen qvart breit, und nicht gar 3 doch sey; woraus unter andern zu schlüssen, daß die Leute in selbigen Zeiten nicht eben, wie man insgemein dafür hält, viel grösser gewesen, als sie anjetzo sind. Einige sagen, daß man dieses Begräbniß vor den König Pharao verfertiget. Bey dem Ende des andern Gangs ist ein Loch, welches zu dem Ende gemacht zu seyn scheinet, damit man dadurch die todten Cörper in die unter der Pyramide befindliche Hölen hinunter lassen könne. Die andern Pyramiden sind zugemacht, und fast eben so gebauet. Viele verwundern sich darüber, woher man doch so grosse Steine, und zwar in so grosser Menge habe bekommen können, weil um dieselbige Gegend nichts als lauter Sand ist. Allein es ist zu vermuthen, daß ein unterirrdischer Felsen allda gewesen seyn mag; zudem giebt es auch nicht weit davon unterschiedliche Berge. Einige sagen, daß diese Steine von Said auf dem Nilus herab gebracht worden. Vor einer jeglichen von diesen 3 Pyramiden waren einige Uberbleibungen von alten viereckigten Gebäuden, welche Tempel gewesen zu seyn schienen. Einige Schritte von der offenen Pyramide ist ein Götzenbild, welches [1804]von den Arabern Albonelhacum, d. i. die vornehmste Säule, und von dem Plinius Sphinx genennet wird. Dieses Bild ist aus einem gantzen Felsen gehauen, und scheinet von 5 an einander gefügten Steinen gemacht zu seyn. Wenn man es aber in der Nähe betrachtet, so befindet man, daß die vermeynte Fugen der an einander hangenden Steine nur Felß-Adern sind. Es stellet ein Weibs-Gesichte vor, ist aber von ungemeiner Grösse, und 26 Schuh hoch. Der Raum zwischen dem Ohre und Kinn trägt 15 Schuhe aus. Oben auf dem Kopffe ist sie offen, allwo ein Loch ist, welches bis unten an die Brust gehet. Dieses Loch ist so groß, daß gar leicht ein Mann hindurch kommen kan. Die Heyden beteten dieses Götzenbild an. Die alten Egyptier glaubten, daß des Königs Amasis Cörper darinnen verschlossen wäre. Andere sagen, daß ein König in Egypten dieses Bild zum Andencken einer gewissen von ihm geliebten Weibs-Person, mit Namen Rhodope, gemacht habe. Wenn Plinius von diesen Pyramiden redet, spricht er, daß die gröste darunter auf Befehl eines Königs in Egypten erbauet worden sey, welcher 360000 Mann 23 Jahr lang daran habe arbeiten lassen. Einige nennen diesen König Cophthus, andere Cheopses, und einige Chemnis, dabey vorgebende, daß er nicht den Zweck von den hierauf gewandten vielen Unkosten erlanget habe. Denn weil er seine Unterthanen durch dieses langwierige kostbare und verdrüßliche Werck sehr gepresset hatte, droheten sie ihm, daß sie seinen Cörper nach seinem Tode verbrennen wolten, welches ihn bewog, zu befehlen, daß derselbige an einen geheimen Ort begraben werden solte. Gravius de pyram. Marsham canon. chr. ad laec. III. Thevenot voyage de Levant.