Zedler:Pfuscher, (medicinische)

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Pfuscherey

Band: 27 (1741), Spalte: 1712–1713. (Scan)

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* {{Zedler Online|27|Pfuscher, (medicinische)|1712|1713}}
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Pfuscher, (medicinische). Die Aertzte können so wohl durch Verschreibung der Recepte in die Apothecken, als auch durch eigene Verfertigung ihrer Artzneyen zur Ausbrütung der medicinischen Pfuscher Gelegenheit geben. Das erste geschiehet, wenn man bey der Signatur unnöthiger Weise die eigentliche Würckung der verordneten Artzney angiebet, als wodurch die Provisores und Apotheckergesellen von dessen Gebrauche unterrichtet, und zur Nachäffung der Curen angereitzet werden; das letztere ereignet sich, wenn man seinen Stössern, Laboranten und Bedienten aus gar zu grosser Gemächlichkeit die gäntzliche Ausarbeitung der Artzneyen unter die Hand giebet, oder wohl gar bey weitläuftiger Praxis, wo keine Universität ist, in Ermangelung der Studenten, durch eben dieselben die Austheilung der Artzneyen muß verrichten, und auch wohl einige Krancke mit besuchen lassen. Uber dieses giebet man auch die Deutschen Artzneybücher als eine unglückselige Qvelle der medicinischen Pfuscherey an, woraus so viele ungelehrte Idioten das Wasser auf ihre Mühle leiteten, und nachgehends bey dem gemeinen Manne das Ansehen eines Kunstverständigen vorstelleten, in der That aber nur blosse Windmüller wären. Wie weit dieses Vorgeben statt habe, wollen wir hier nicht untersuchen, sondern nur so viel sagen, daß viele gemeine Aertzte [1713] und Heilmänner zu curiren pflegen, welche wohl niemahls Deutsche Artzneybücher gelesen, sondern ihre Pfuscherey von ihrem Vater und Großvater als erblich erlernet haben, und daß nicht so wohl die Sprache, als vielmehr der schlechte empirische Vortrag der practischen Schrifften zur Quacksalberey Anlaß giebet.