Zedler:Pest, Viehpest, Schelm, Viehseuche, Viehsterben, Umfall

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Pestalucius (Cäsar)

Band: 27 (1741), Spalte: 773–779. (Scan)

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Pest, Viehpest, Schelm, Viehseuche, Viehsterben, Umfall, ist eine allgemeine, anfällige und leicht ansteckende Seuche oder Kranckheit, die mit gefährlichen Zufällen, ja Pestbeulen und andern dergleichen begleitet wird, woran das Pferde- Rind- Schaf- und ander Vieh häufig umfället, und plötzlich dahin stirbt. Sie entstehet aus mancherley Ursachen. Zuweilen ist die sehr grosse Hitze schuld, daß Kühe und Pferde öfters sehr starck drüsen. Denn wenn ein Stück Vieh sehr starck gearbeitet, und dabey Durst gelitten, so schluckt es, so bald es in das Wasser kömmt, dasselbe sehr begierig und jähling hinein, daß daher dergleichen Zufälle sich gar leicht ereignen können. Es pflegen auch eine Ursache mit abzugeben die trockenen und hitzigen Fütterungen, bey Ermangelung sattsamer untermischter Feuchtigkeiten, und da bey dergleichen Futter das Vieh alsdenn allzu starck und auf einmal zu sauffen pflegt. Ferner gehören hieher die verbrannten Triften oder Weiden, der Mangel des Futters, die langen Winter und grimmige Kälte, da das Vieh nicht sattsam ausgefüttert werden kan; die Vergiftungen, wenn die Abdecker oder andere böse Leute die Weiden vergiften; ingleichen wenn die Weide im Frühlinge voller Spinnweben, garstigen Würmer und giftigen Geschmeisses ist, davon das Gras und Futter gleichsam vergiftet wird. Und daher pflegt eben das Vieh grosse hitzige Beulen zu bekommen, und werden viel Stücke, wenn man ihnen Frösche darauf bindet, gerettet. sie entspringet auch, wenn das Kraut von den Raupen sehr abgefressen, und das Vieh mit solchem Kraute gefüttert worden. Wenn giftige Meelthaue fallen: so pflegen bisweilen die Schweine zu siechen, und am Halse grosse Beulen zu bekommen, jedoch genesen sie auch meistentheils wieder, wenn die Beulen, entweder von sich selbst aufgehen, [774] oder aufgemacht werden. Man hat an einigen Orten erfahren, daß wenn die Aeser des verreckten Viehes nicht wohl verscharret worden, und die Gänse oder Enten das da herum gewachsene Gras gefressen, sie hernach eben solche Staupen bekommen und umgefallen. Zu der Viehpest tragen auch die starcken Octobernebel hier und da etwas bey. Denn wenn selbige ausserordentlich langwährig und sehr naß seyn, u. zugleich auf Wiesen u. Feldern sehr dicke liegen, folglich bey einer grossen subtilen Luftnässe, sonderlich bey kühlen Morgen den Leibern des Viehes, das zu des Zeit, da der Nebel am dicksten fällt, ausgetrieben wird, sehr empfindlich fallen müssen, so ist gar glaublich, daß das also eingefressene kaltnasse Gras unter der übrigen feuchten Leibeserkältung keine so gute Würckung machen könne, ob man selbige gleich nicht auf ein würckliches Nebelgift zu werffen Ursache hat. Vielmals entstehet sie auch, wenn die Erdspinnen in grosser Menge auf Aeckern und Wiesen liegen, und das Vieh hernach solche einfrißt. Es rühret aber die Viehpest nicht allezeit von den bisher gemeldten Ursachen her, sondern sie kan auch durch Menschen und Thiere, ja gar durch die Mobilien, so man bey kranckem Viehe gebrauchet, wenn sie in gesunde Ställe, oder zu dem andern frischen Viehe ungefehr gebracht worden, fortgepflantzet werden. Bey so gestalten Sachen kan demnach vielmal ein sorgfältiger Hauswirth, so viel an ihm ist, sein Vieh vor dergleichen Unglück bewahren, wenn er in der Zeit aufmerckam ist, und auf jede vorkommende, auch oft ausserordentliche Witterung der Jahres-Zeit genau Acht hat, und die Pflegung seines Viehes darnach einrichtet, welches er um so viel eher zu thun nöthig findet, indem eines Theils 1) das würckliche Pestgift so unvermerckt und auf so vielerley und oft unvermeidliche Wege in die Cörper einschleicht. 2) Weil dieses Gift in die Cörper so geschwinde, so heftig, und so tief eindriniget, daß ehe die Natur mit ihren Bewegungen, welche langsam, und zwar unter allerhand äusserlichen Verhindernissen, folglich nicht nach der Erforderung des Gifts eingerichtet, und fortgetrieben werden können, den Angriff wider dieses Gift vornimmt, selbiges bereits seine schnelle Würckung im Leibe auszuüben angefangen hat; wie denn 3) die Eingeweide, wodurch die ordentlicher Weise im Leibe erzeugte Unreinigkeiten von dem guten abgesondert zu werden pflegen, z. E. die Leber, die Nieren, gar ungeschickt, und ziemlich unzulänglich seyn, dieses subtile Gift auf gleiche Weise geschickt zu tractiren, ehe und bevor dasselbe seine eingreiffende Würckung in diesen Eingeweiden auszuüben Zeit und Gelegenheit haben solte; zu geschweigen, daß 4) die Natur bey Empfindung dieser allen heilsamen Bewegungen (motibus medicatricibus) äusserst widerspenstigen Materie, noch ehe sie zum Wercke schreitet, vor Schrecken und Entsetzen, alle oder doch die meiste Kraft zu widerstehen sincken läßt, und an ihrer eigenen Hülfe verzagt; zu welchen andern Theils noch kömmt, daß 5) man keine zuverlässigen Medicamente hat, welche das empfangene Ubel entweder kräftiglich zu verbessern, oder zeitlich in dem Leibe auf einen Hauffen zu lesen, und [775] behende auf einmal heraus zu werffen vermögend seyn solten; und 6) weil man das Vieh nicht zu einem gehörigen Verhalten zwingen, und also der Würckung der Artzney nicht füglich zu Hülffe kommen kan. Ob man nun wohl in Ansehung dieser angeführten Gründe sich bey den Viehseuchen durch den Gebrauch der Artzneyen keine durchgängige guie Würckung zu versprechen; so hat man doch theils nach dem Unterscheide der Seuchen, theils auch nach der Leibesbeschaffenheit eines jeden Viehes, wie auch nach Beschaffenheit der Länder und Witterungen folgende Curen und Artzneymittel nicht so gar undienlich befunden. Den Pferden soll man, so bald sich eine ansteckende Seuche unter ihnen spüren lässet, klein, wie Mehl gepülverte Haselwurtzel, oder klein zerschnittene Modelgeer (ist ein Kraut mit blauen Blümgen, so bey den Pflantz-verständigen Cruciata, oder Gentiana minor heißt) unter das Futter mengen. Oder man nehme Ehrenpreiß, Lungenkraut, Gundelreben oder Gundermann, Epheu, Eisenkraut, wilde und Gartensalbey, Wacholderbeere, dir obern Gipffel der Wacholderstauden zu Asche gebrannt, Eichenlaub, Odermennige, heidnisch Wundkraut, Wollkraut, Nachtschatten, Stückwurtz, alles gedörret und gepülvert, wie auch saubere Buchbaumasche, jedes in gleichem Gewichte, und gebe dem krancken Pferde täglich einen Löffel voll, mit so viel Saltz vermischt, ein. Den gesunden Stücken kan man es auch ausser einer Seuche zur Vorsorge wöchentlich zwey mal geben. Hat ein Pferd bereits Pestbeulen, so schlaget ihm solche mit einer Fliete auf, lasset ihm die nächste Ader dabey, und güsset ihm den nachfolgenden Tranck ein: Nehmet Wacholderöl 1/4℔, Safran 1/2 Loth, zerstossenen Knoblauch 3 Loth, Theriak 1 Loth, menget es durch einander und güsset es dem Pferde ein, bestreichet ihm auch die Nasenlöcher und das Mundstück mit Wacholderöle, und reitets eine halbe Stunde darauf spatzieren. Wenn sich vorne am Leibe eine dergleichen Geschwuist erzeiget, so nehmet Christwurtz oder schwartze Nießwurtz, die muß man mit Fleiß graben, das die Wurtzel gantz aus der Erden komme, denn es ist besser, als wenn sie abgestochen oder abgebrochen worden. Stechet denn mit einer Pfriemen vornen in die Brust durch die Geschwulst, zühet die Wurtzel dadurch, doch daß sie nicht heraus falle, und wenn sie heraus fiele, so stecket eine andere an die Stelle, das wird allen Gift vom Hertzen zühen; es machet einen Knoten und schwüret aus. Wenn es nun offen ist, so mag man gepülverte Lorbeeren drein werffen. Dieses Mittel muß, wo es helffen soll, bey Zeiten gebrauchet werden. Als ein sehr gutes Mittel, wenn die Pest unter die Pferde kommt, wird auch folgendes gerühmet: Nehmet Lungen, Leber und ein Stück vom Hertzen eines todten Pferdes, thut das in einen neuen ungenützten Topf, vermachet denselben wohl, und lasset es beym Feuer dörren, daß ein Pulver daraus werde. Von diesem Pulver nehmet ein Loth, theilet es in 3 Theile, und gebet drey mal, gleich nach einander, jedes mal dem Pferde einen Theil in seinem Futter ein. Den Topf aber mit dem übrigen [776] vergrabet vor der Sonnen Aufgang unter die Schwelle, wo die Pferde ein- und ausgehen. Was die Pest unter dem Rindviehe betrifft, sind in Schlesien durch Siegelerden, die man dem angesteckt gewesenen Viehe in Eßig eingegeben, viele Stücken erhalten worden. In Ungarn hat man wahrgenommen, wenn man mit einem blechernen Zungenschaber die blatterigte Zunge so lange gerieben, daß das Blut hernach gegangen, und man den Ort hierauf mit scharffem Weineßig, so vorher über Knoblauch, Raube, Myrrhen und Aloe gegossen worden, ausgewaschen, auch hiervon etwas in den Hals gegossen, solches sehr gut gethan. Man pfleget dem Viehe auch bey graßirenden Viehseuchen ungeläuterten Schwefel mit Knoblauch und Saltz auf einer Schnitte Brod zu geben. Einige wollen, man soll Schwefel, Saltz, Schüßpulver und Teufelsabbiß pulverisiren, solches mit einander vermischen, und des noch gesunden Viehes Zunge des Morgens und Adends fleißig damit reiben: so würde man dadurch verhüten, daß es nicht angestecket würde. Man muß demselben auch, es für dergleichen zu bewahren, die Ader öffnen, und Lindenschwämme in das Geträncke legen. Rühret die Seuche von einer giftigen Luft her, soll man die Ställe mit Theer beschmieren, sie auch mit allerley stinckenden Sachen ausräuchern. Das verreckte Vieh muß man drey Ellen tief unter die Erde vergraben, und Kalck darauf schmeissen, damit es desto eher verfaule. Bey der Cur selbst muß man das Vieh in einen andern warmen und vor der Luft wohl verwahrten Stall absondern, die Ställe, wo es gestanden, und die Gefässe, woraus es die Fütterung genossen und geträncket worden, wohl, auch die Wände selbst, aussaubern, sie öfters striegein, und über den gantzen Leib mit warmen härenen Tüchern reiben, und mit Decken wohl zudecken, zum innerlichen Gebrauche ihnen dabey die präparirten Pulver eingeben, und ein Loth davon in warmen Geträncke ihnen eingüssen, auch von nachgesetzten Kräutern und Wurtzeln: Nehmet Scordien, Cardobenedictenkraut, Cretischen Diptam, Tausendgöldenkraut, Raute, Salbey, Angelicwurtzel, Enzianwurtzel, Tormentillwurtzel, Scorzonerwurtzel, Hindläuftwurtzel, Eberwurtz, Lorbeeren, Wacholderbeeren, eines so viel als das andere. Bringet ihnen ein Loth auf gleiche Art ein. Oder nehmet: Wacholderbeeren, Alantwurtz, Engelsüß, Meisterwurtz, Weinrauten, Rosmarin, Knoblauch, Kümmel, Saltz, stosset und menget es unter einander, und lasset das Vieh unter der Zungen, wo die Blattern sind, wohi damit reiben. Für eim bewährtes Stücke, wenn eine pestilentialische Seuche sich unter dem Viehe einschleichet, wird auch folgendes ausgegeben: Man nimmt Celtischen Spick, Weinrauten, Rosmarin, Salbey, Qvendel, Wermuth, Knoblauch und Alantwurtz, jedes eine Hand voll, thut es zerschnitten unter einander vermischt in einen Topf, und schüttet zwey Maß guten starcken Weineßig daran, und lässet es mit einander sieden, so lange, bis die Hälfte des Essigs eingesotten. Denn nimmt man ein Stück hänffenes ungebleichtes Tuch, so noch gantz neu [777] ist, und reibet damit dem angesteckten Viehe die Zunge trocken wohl ab, und wäschet sie hierauf mit dieser Brühe. Die Blattern reisset man mit einem spitzigen von Silber gemachten Instrumente auf, reibet selbige hernach mit einem Stückgen gesaltzenen Speck, wäschet die Zunge mit obbesagter Brühe fleißig aus, und trocknet sie mit dem hänfenen Tuche wohl wieder ab. Das silberne Instrument aber muß man auch nach dem Gebrauche mit Eßig wieder abwaschen und fleißig verwahren. Das probateste Mittel soll folgendes seyn: So bald man mercket, daß eine Pest unter dem Viehe ist, soll man mit einer Schuhahle jedem Ochsen oder Kuhe oben in dem Creutze ein Loch stechen, einen drey- bis vierfachen rothen Faden Garn durchzühen, und ihn alle Tage bewegen ünd fortrücken, wornach denn die gifftige Materie zu einem steten Auslauffen kommen soll, alsdenn sel man in ein Quart Eßig einen Schuß Schüßpulver thun, es wohl unter einander rühren, und so wohl dem krancken als dem gesunden Viehe halb in den Hals und halb in die Ohren güssen. Dieses soll man des Tages drey mahl, und es einige Tage nach einander wiederholen. Dem gesunden Viehe muß man zu solcher Zeit Säckgen anhängen, die mit Knoblauch, Teuffelsdreck und Kampher angefüllet sind. Den Rückgrat muß man ihnen mit stinckendem Hirschhornöle über den fünften oder sechsten Tag bestreichen, und die Nase und Maul mit gutem frischen Theer salben; unter das Geträncke aber etwas von einer Lauge thun, die von Kalck oder büchener Asche gemacht ist. Einige rathen auch zur Bewahrung folgendes: Man soll sechs Maaß guten reinen Theer nehmen, eine Metze Saltz, ein Pfund Glantzruß, vier Loth Lorbeeren, was nöthig ist, zustossen, solches unter einander mischen, in einen leinwandnen Sack thun, im den Träncktrog legen, Wasser darauf güssen, eine Zeitlang stehen lassen, und einem jeden Stücke Vieh davon reichen. Man muß das Vieh mit tüchtigem Futter versorgen, und solches nach Nothdurfft, nicht aber überflüßig, füttern, indem das aufgemästete Vieh dem Anfall der Pest und Seuchen am allermeisten unterworffen ist. Es ist dabey eine solche Weide zu erwählen, da das Gras nicht sauer, noch an sumpfigten und morastigen Orten erwachsen, noch von gifftigen Meel- und Honigthauen getroffen worden. Spüret man, daß das Gras und die Baumblätter gelbe, und gleichsam wie verbrannt aussehen, muß man das Vieh nicht eher dahin treiben, bis es durch einen Regen wieder abgespühlet, und, bevor man es dem Viehe in Ställen vorlegt, mit frischem Wasser abwaschen. Die Winterfütterung muß auch ohne Koth und Staub getrocknet, und dem Viehe aus dem Südetrog oder Südefasse, worinnen es vorhero wohl abzubrühen, gereichet werden. Das Wasser zum Geträncke muß aus keinem stehenden, sumpfigten oder stinckenden Orte genommen werden. Man muß auch das Vieh aus keinem Flußwasser träncken, welches von einem solchen Orte herflüsset, wo dergleichen ansteckende Seuche bereits ist, oder nur dergleichen Vieh daran geweidet hat; und ist überhaupt besser, wenn man das Wasser vorher abkochen läßt, ehe man es dem Viehe zu trincken giebt. Dabey muß man die Ställe [778] täglich ausmisten, das Vieh mit neuer Streu versorgen, reinlich halten, und den Stall mit Wacholderholtz, Sadebaum, (Segel- oder Sevenbaum) Kiehnholtz, Theer u. d. g. wohl ausräuchern. Das Vieh selbst aber nicht vor der Sonnen Aufgang austreiben, und es auch des Abends vor ihrem Untergange wieder in die Ställe bringen, anbey auch fleißige Sorge tragen, daß nicht etwan von den angesteckten Orten Leute oder Kleider, oder andere Sachen zu dem gesunden Viehe kommen und die Ställe anstecken mögen. Wenn eine Pest oder jäher Umfall unter die Schafe kommt, so soll man ihren Stall mit Poley, Wermuth, wilden Balsam, Wachholdern, Rauten und Wohlgemuth, räuchern, hiernächst von einem Stiere den Magen nehmen, solchen mit Weine kochen, Wasser dazu güssen und mengen, und den Schafen davon zu trincken geben; Unter ihr ordentliches Futter aber Entzianwurtzel, Liebstöckelwurtzel, Calmuswurtzel, Lorbeer und Schwefel, ingleichen Ruß, Asche von Erlenholtze, und ein gut Theil Saltz mischen. Oder man nehme gedörrte und geschrotene Gerste, abgepflückte gedörrte Wermuth, gestossene Hahnbutten, Lorbeeren und Hollunderbeeren, vermische es mit Saltz, und gebe es den Schafen auf den Abend, zur Zeit, wenn Sterben und ansteckende Kranckheiten unter ihnen zu vermuthen, etliche mahl nach einander ein. Oder man kan auch Alant- und Rautenwurtzel, Baldrian und Wermuth, eines so viel als des andern, in einen Backofen wohl dürren, hernach stossen, und mit Kleyen und Saltz vermischt, den Schafen geben. Die Ziegen verwahret man vor der Pest mit einem Rauche von Hufschnitten, alten Schuhsohlen, Schwefel, Bockshorne, Wermuth und Meisterwurtz. Wenn aber selbige sich bereits eingeschlichen: soll man, so bald nur ein und das andere Stück umgefallen, also gleich allen übrigen die Ader schlagen, sie in einen warmen Stall thun, und innerhalb drey oder vier Tagen nicht wieder auf die Weide kommen, und, da sie nach Verflüssung solcher Zeit wieder ausgetrieben werden, sie anfänglich nicht länger, als etwan eine Stunde fressen lassen, und also kan man nach und nach an der Zeit ein wenig zugeben, sie aber jedes mahl nach deren Verstreichung wieder eintreiben, bis man sich keine Gefahr mehr zu befürchten hat. Man kan ihnen auch eben die Mittel gebrauchen als den Schafen. Für die Pest oder den Umfall der Schweine, wird als ein bewährtes Mittel angepriesen, daß man von einem umgefallenen Schweine das Hertz heraus nimmt, und den übrigen zu fressen giebt. Etliche Schweinhirten, so bald ein Umfall unter die Schweins kömmt, zerhacken das Kraut und die Wurtzel von der Modelger, und geben es den Schweinen. Andere nehmen auf ein Schwein, wenn es kranck wird, oder ein Umfall unter sie geräth, ein Stückgen Nießwurtz, ein Qventgen Lorbeer, ein halb Qventgen Schwefel, ein halb Qventgen Kressensaamen u. ein hald Qventgen Venedische Seife, und geben ihm alles in süsser Milch zu trincken. Doch darf man dieses Mittel den trächtigen und säugenden Schweinen nicht gebrauchen. Sonsten geben etliche, sie vor der Pest zu bewahren, ihnen das Pulver von den drey Geschlechtern der Hirschwurtzel, [779] mit gepülverten Wachholderberen gemischt, unter ihr Fressen gemenget. Andere nehmen der weissen und schwartzen Hirschwurtzel, Berg-Eppich- oder Berg-Petersilienwurtzel, Wachholderberen, jedes ein halb Pfund, Eberwurtzel, Liebstöckelwurtzel, jedes ein viertel Pfund, stossen es zu einem Pulver, und geben es den Schweinen als ein Präservativ ein. Die Pest erhebet sich unter den Bienen von dem bösen unflätigen Gestancke, den sie zuweilen leiden. Wenn man nehmlich die Bienen gegen den Winter in das Haus gesetzet, da sie naß vom Felde kommen, und die Flüglöcher ihnen mit Heu verstopfet werden, daß sie also den gantzen Winter über innen bleiben müssen, und nicht auskommen mögen; so verursachet die Feuchtigkeit oder Nässe, die also geschlossen, nicht austrocknen kan, und der Brodem, den die Bienen insgesamt machen, daß ihr Werck beschlägt und schimmlicht wird. Und weil denn dergestalt die Bienen sich nicht reinigen können: so bleibet der Gestanck bey ihnen. Denn ob sie schon hin und wieder laufen und Löchergen zum Ausgang suchen, so finden sie, wegen der Winterverstopfung doch keines, daher erlähmen sie endlich und bleiben auf dem Boden traurig sitzen, dieweil sie so viel Krafft nicht haben zu den andern wieder hinauf zu kommen, bis sie zuletzt sterben müssen. Und so nun ihrer viel gestorben, und auf einander liegen: fangen sie an zu stincken, durch welchen Gestanck die andern auch angestecket werden, daß endlich im Ausgange des Winters ihrer wenig übrig bleiben. Diesem Unfalle vorzukommen, ist kein besser Mittel, als daß man solche Körbe oder Stöcke an einem schönen trockenen Tage in frische Lufft in den Bienengärten aussetze, und die Lufftlöcher auf ein Paar Tage öffne, auf daß der stinckende Dampf sich auszühen könne. Hernach müssen die Löcher gegen die Nacht - vor der Kälte wieder verstopfet werden. Johann Kanold hat eine kurtze Jahrhistorie von den Seuchen des Viehes, vom Jahre 1701 bis 1717 mit grossem Fleisse zusammen getragen, und darinnen viel merckwürdiges angeführet.