Zedler:Papiernes Kunststück


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Papieröl

Band: 26 (1740), Spalte: 652–653. (Scan)

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Papiernes Kunststück. Wie die Breßlauer Naturgeschichte im Jahre 1725. Mens. April. Class. IV. Artic. 7. p. 412. berichten, hat man auf dem Jahrmarckte zu St. Germain in obgedachtem Jahre ein von weissen ausgeschnittenem und durchgestochenem Papiere verfertigtes Werck gesehen, das gar wohl für einen Triumph der Gedult und Geschicklichkeit der Hand hat können geachtet werden. Es sind sieben Tafeln ohngefehr 18 Zoll breit, und 12 hoch im Viereck, von niedriger erhöheter Arbeit gewesen, worauf man durch ein Spiegelglas einige Figuren von Thieren, Bäumen, Büschen, Brunnen und andern Sachen, so von einander abgesondert sind, sehen können. Das erste hat das Schloß Loo in der Landschafft Geldern vorgestellet, woran alle Theile der Baukunst, samt allen Zierrathen gar genau vorgebildet worden, daß man über desselben Zärtlichkeit erstaunen müssen. Man hat auch davon die Höfe, Gärten, Beeter u. d. g. gesehen. Das andere hat die grosse Faciata von eben demselben Schlosse mit seinen Gärten, Wassersprüngen und Fällen abgebildet. Das dritte [653]hat das prächtige Schloß Honslordyk in Holland, mit seinen Gärten, Lauben und Geländern gezeiget; Das vierte ein von einem gewaltsamen Ungestüme bewegtes Meer, viele grosse Schiffe und andere Fahrzeuge mit allen ihren Zurüstungen überhaupt, welche in Gefahr sind Schiffbruch zu leiden, und daher alle Kräffte und ersinnliche Handgriffe anwenden, davon zu kommen. Man hat an denselben den Botsleuten ihre Furcht und Schrecken mercklich angesehen. Das fünffte hat die Meer-Gegend zu Scheweling, viele mit ihrem Volcke ausgerüstete Schiffe und Schaluppen etc. etc. vorgestellet. Einige, so im Begriffe gewesen, abzureisen, haben die Segel aufgespannet, andere haben den Ancker ausgeworffen, viele Personen hat man da zu Fusse, zu Pferde und in Kutschen an dem Ufer herum spatzieren sehen. Die zwey letztern Bilder sind die Bilder mit Bruststücken des verstorbenen Königs Wilhelms, und der Königin Maria seiner Gemahlin gewesen, welche ihnen vortreflich gegleichet, und mit allen Zierrathen und Eigenschafften ausgeschmücket gewesen. Alles ist mit solcher Kunst und Zärtlichkeit ausgemachet gewesen, daß man sich dessen, wenn man es nicht mit Augen gesehen, kaum hat bereden können.