Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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PENIS ERECTIO LAESA

Band: 27 (1741), Spalte: 252–253. (Scan)

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PENIS ERECTIO. Zu einem fruchtbaren Beyschlafe wird erfordert, daß sich das männliche Glied sattsam erhebe, aufrichte und ausdehne, sonst ohne solche Steifigkeit keine Empfängniß geschehen kan; ja, wenn gleich ein fruchtbarer Same da wäre, so kan, derselbe dennoch noch nichts ausrichten, weil er nicht vermögend ist, in die Gebärmutter zu kommen, und eingespritzet zu werden.

Daher auch diejenigen Mannsleute, welche zum ehelichen Wercke untüchtig seyn, insgemein ein schlappes und niederhängendes Glied haben; wie solches an alten Männern, unvermögenden Jünglingen, kräncklichen und anderen Personen, denen durch Zauberey und Nestelknüpfen ihre Mannheit benommen, gnugsam zu sehen.

Die Theile, so diese Steifigkeit verursachen und befördern, sind die Saamenschlag- und die Saamenblutadern, die Nerven, die nervichten oder höhligten Cörper, die Musceln des männlichen Gliedes, das dreyeckigte Band u. s. w.

Kürtzlich ist zu wissen, daß, indem das Geblüte durch die Schlagadern, und die Lebensgeister durch die Nerven, in die höhligten Cörper des männlichen Gliedes einflüssen, die Musceln den hintern Theil der Ruthe zusammen zühen, wodurch der Zurücklauf des Geblütes durch die Blutadern, und des Flüßwassers durch die Wassergefässe, gehemmet und aufgehalten wird, daß also die männliche Ruthe aufqvillet, und sich durch Hülfe der aufrichtenden Musceln und des dreyeckigten Bandes erhebet.

Demnach kömmt die Steifigkeit des männlichen Gliedes, theils von dem verhinderten Zurückfluße des blutäderichten Blutes, und desselben Häufung in den nervichten Cörpern, theils aber auch von den einflüssenden Lebensgeistern: [253] Denn gleichwie diese zu aller Bewegung höchstnöthig sind, also muß man von dem stockenden Blute die Steife des männlichen Gliedes vornemlich und zuerst herleiten: Denn indem von den zurückzühenden und aufhebenden Musceln die Wurtzel des Gliedes starck gezogen wird, so wird der blutädrige Stamm, welcher über des Gliedes Rücken läuft, gar mercklich gedrücket, und indem noch mehr andere Blutädergen so wohl von gedachten Musceln, als von dem Aufhänge- oder dreyeckigten Bande gelinde zusammen gezogen werden, so muß nothwendig der Zurückfluß des Blutes weniger oder mehr verhindert, und dieses wegen des beständigen Zuflusses des schlagäderigten Blutes, in der nervichten Cörpern gesammlet werden, zumal da das Blut aus den Schlagadern nicht unmittelbar in die Blutadern geht, sondern sich vielmehr in die nervichten Cörper ergüsset, ehe es sich in die offenen und grossen Stämme der Blutadern begiebet, und da über dieses die nervichten Cörper ein schwammigtes Wesen haben, und in Ansehung dieses zur Aufschwemmung und Auflaufung sehr geneigt sind, als werden selbige von dem stockendem Blute ausgebreitet, und aus einander getrieben, bis das männliche Glied seine gehörige Steife erhalten hat.

Daher kommt es auch, daß die vorher bleiche Eichel nunmehro roth siehet, bald aber wieder bleich wird, so bald nemlich das Glied wieder schlapp worden. Ja Cowper in Myot. Append. gedencket eines gewissen Patientens, welcher einige Tage Priapismum oder widernatürliche Steife des Gliedes gehabt, wider welche Beschwerung viele Mittel vergebens angewendet worden, bis endlich gedachter Schriftsteller die Blutader, welche über den Rücken des Gliedes läufet, hat öffnen lassen, und viel Blut abgezapffet, darauf sich dieses Ubel gar bald verlohren.