Zedler:Ortruff, Ordtuff, Ordroff, Ohrtruff, Ohrdruff
Ortruff, Ordruff, Ordroff, Ohrrruff, Ohrdruff, Ordorff,
eine kleine Stadt und Schloß
in Thuͤringen am kleinen Flusse Ora, von dem
sie ihren Namen hat. Sie lieget nahe vor dem
Thüringer Walde anderthalbe Meilen von Gotha,
und dreye von Erfurt. Der Ort hat feine
Handlungen mit Getreide, Holtz, Bretern, Papier
und andern Waaren, wozu die Ora am meisten
beytraͤget, welche daselbst etliche Schneide-Mehl-
und Papier-Mühlen, ingleichen Kupfer-Hammer
und Schmeltz-Hütten treibet. Sie ist
samt dem Schlosse und der dazu gehoͤrigen Herrschaft
vor dem denen Grafen von Gleichen zustaͤndig
gewesen; nachgehends aber als Graf Johann Ludwig von Gleichen
gesehen, daß von solchen
Gräflichem Hause er noch allein übrig, und zumalen
schon alt, und baufällig wäre, hat derselbe
auf vorher gepflogene Tractaten und erhaltener
Consens, Hertzog Johann Casimirs von Sachsen
Coburg, als Grund- und Lehen-Herrns, dieses
Lehen denen Grafen von Hohenlohe Neuensteinischer
Linie uͤberlassen, und hat solchemnach, den
30 May des 1629 Jahrs Graf Philipp Ernst von Hohenlohe,
in Beyseyn wohlermeldten Grafens
Johann Ludwigs von Gleichen, die
Eventual-Erb-Huldigung, im Fall erstgedachten
Graf von Gleichen, ohne männliche Leibes-Erben
absterben solte, würcklich abgeleget. Auf den nachmalen
erfolgten Fall, ist dieses Ordruffische Lehen,
denen Gräͤflichen Hohenlohe-Neuensteinischen
jetztmaligen dreyen Linien völlig acquiriret und von
denselben bishero ruhiglich besessen worden. Nach
dem aber obgedachter Hertzog Johann Casimir
zu Sachsen Coburg, im Jahr 1633 den 16 Julii,
auch ohne Fürstliche Leibes-Erben verschieden, und
mit demselben diese Coburgische Linie wieder abgestorben,
ist das Dominium directum und hohe
Landes-Fürstliche Obrigkeit über dieses Ordruffische
Lehen, auf das Fürstliche Haus Sachsen
Gotha gefallen. Sonsten erlitte dieser Ort im
Jahr 1661, den 13 September eine grosse, und
innerhalb 4 Stunden die dritte Feuers-Brunst,
welche noch vor Abends in wenig Stunden den
dritten Theil der Stadt, mehr denn 200 Häuser
und etliche mit Korn angefüllte Scheuern nebst
der Gräflichen Schäferey hinter dem Schlosse in
die Asche legete, wobey aber doch das Gräfliche
Schloß, wiewohl mit genauer Noth, erhalten wurde.
Zeiler Topogr. Saxon. super. Beschreib.
der X des Heil. Röm. Reichs Creyse Tit. V. p.
428. u. f. Diar. Enrop. Part. VII. p. 451. n.
13. Olear. Thüring. Histor. und Chron. Th. I.
p. 270. u. ff.