Zedler:Orlamünde oder Orlemünde

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Orlandi

Band: 25 (1740), Spalte: 1921–1923. (Scan)

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Orlamünda, oder Orlemünde, und vor Zeiten Orlahemünde genannt, eine kleine Stadt nebst einem kleinen Amt in Thüringen, 3 Stunden von Rudelstadt gelegen, und in das Fürstenthum Altenburg gehörig. Bey diesem Ort fällt der kleine Fluß Orla in die Saale. Das hohe Berg-Schloß daselbst ist meist wüste, davon sich vor diesem die berühmten Grafen von Orlamünde geschrieben haben. Diese letzten hatten nicht nur einen grossen Bezirck an dem Saalstrom zu ihrer Beherrschung, sondern besassen auch anderwärts weitläuffige Länder an der Fränkischen Gräntze auf dem Fichtelberge. In Thüringen gehörten ihnen Albersleden , Brembach-Vogtey , Buchfort oder Buffart, Calaa, Drömlitz, Drößig, Eberstedt, Hardisleben, Heßler , Hummelshahn, Jena, Kötendorff, Lösenitz, Madela , Mastedt, Mellingen, Memleben-Kloster, Neustadt, Orlamünde, Teutleben, Thondorff, Schauenfort Schloß, Vippach, Weimar, Wendelstein Schloß, Wiehe, Willerstedt, Zimmern. Am Fichtelberge gehörte ihnen Gold-Cronarh , Himmels-Crone Closter, Weimar, Wittelberg Wiedersdorff, Weiersberg und Zwernitz. So hattet sie auch ansehnliche Lehn zu vergeben, dergleichen die Wangenheimischen Dorffschafften waren. Den Ursprung ihres Geschlechts führet man von Wirrekind dem Grossen her. Denn dessen Sohn, mit ihm gleiches Nahmens, hatte drey Söhne, unter welchen Friedrich zum Urheber zum Grafen von Orlamünde angegeben wird. In den folgenden Zeiten haben sie sich in verschiedene Linien ausgebreitet. Etliche residirten zu Oralamünde, andere zu Löwenstein im Voigtlande, wiederum andere besassen die Herrschafft Wiehe an der Unstrut, und die vierdte Linie hatte ihren Hofsitz zu Drößig aufgeschlagen. Nur einige von den berühmtesten derselben anzuführen, so hat sich bereits 960 oder 958 Graf Friedrich auf dem Tournier zu Merseburg bekannt gemacht, allwo seine Gemahlin Apollonia, gebohrne Gräfin zu Henneberg, den ersten Danck gereichet. Im Jahr 1056 bekamen diese Grafen die Marggrafshafft in Thüringischen Nord- und Ostmarck, und war Wilhelm der erste, welchem diese Ehre wiedersahren. Ihm folgte in dieser Würde sein Bruder Otto I, wiewohl er vorhero dem Ertz-Stifft Mayntz von allen seinen Güthern den Zehenden versprechen muste. Als er aber sich wider den Kayser empörte, wurde er in einem Treffen in Francken gefangen, und nach Braunschweig geführt, auch ihm noch dazu die Marggrafschafft Nord-Thüringen genommen; wiewohl andere sagen, daß er in dem Treffen gar geblieben sey. Graf Wichmann ließ sich 1113 wider Kayser Heinrich V verleiten , und befand sich in dem darauf erfolgten Treffen, welches vor dem Kayser ziemlich unglücklich ablieff. Heinrich war ein vortrefflicher Krieges-Held , und wurde von dem Herzzoge zu Sachsen, Heinrich dem Löwen, zum Vormunde des jungen Grafen zu Holstein, Adolphs III, bestellt, dessen Mutter Mechtild er auch heyrathete. Sein Sohn, Albrecht, legte die Proben seiner Tapferkeit in Preussen wider die Ungläubigen ab, und wurde 1202 von dem Könige Canuto in Dännemarck, an statt des verjagten Adolphs III, aus dem Schaumburgischen Hause, zum Grafen von Holstein gemacht, und ihm die Belagerung der Stadt Segeberg aufgetragen, welche er mit Accord eroberte. Dem folgenden Könige, Waldemaren, that er gleichfalls wider die Grafen von Schwerin gute Dienste, ward aber von denselben gleichfalls, wie Waldemar, gefangen genommen, und ohngeachtet er alle Mühe angewandt, auch um Geld aufzubringen, die Holsteinischen Rechte auf Hamburg grossen Theils veräussert, muste er doch zulegt die Grafschafft Holstein Adolphen dem III von Schaumburg wieder abtreten, Friedrich, Graf zu Orlamünde, besuchte 1197 den grossen Tournier Kayser Heinrichs VI zu Nürnberg. Otto wird von den Hilsoricis ein gewaltiger Graf genennet. Er stifttete 1280 das Kloster Himmels-Cron im Voigtländischen Gebürge, und versahe es mit vielen Einkünfften. Seine Gemahlin, Agnes, eine Hertzogin von Meran, soll nach seinem Tode ihre beyden Kinder getödtet haben. siehe Agnes. Heinrich besuchte 1311 den Tournier zu Ravensburg und hatte den ersten Rang unter den Grafen. Otto verkauffte 1336 den Burggrafen zu Nürnberg, Johannen und Albrechren-Culmbach, samt der Herrschafft Blassendurg, und dem Kloster Himmels-Cron. Elisabeth von Arnshag oder Arnsheimm, war noch übrig aus der Orlamündischen Stamm-Linie aus Thüringen. Dieselbe verheyrathete sich an Friedrichen mit dem gebissenen Backen, den Landgrafen in Thüringen, und brachte ihm unter andern Gütern Jena, Cala und Neustadt zu. Herman, Graf zu Orlamünda und Weimar, konte nicht wohl vertragen, daß Jena an das Landgräfliche Haus gekommen, und wolte dahero Landgaf Friedrichen den Ernsthaften zu Erfurt spöttisch tractiren. Allein er wurde hierüber feindlich angegriffen, und ihm alle seine Schlösser genommen, die ihm endlich doch Orlamünda ausgenommen, wiederum aus Gnaden überlassen worden. Johann, Graf zu Orlamünda, besuchte 1362 den. Tournier zu Bamberg, und hatte unter den Grafen den ersten Rang. Sigmund war der letzte seines Geschlechts, und starb 1447. Ditmar Merseb. Lambert Schaffnaburg, etc. merwürdige und auserlesene Geschicht von der Landgrafschafft in Thüringen. Zeiller topogr. sax. super. Lucä uralter Grafen-Saal p. 355, u. ff. etc.