Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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OLYMPIUS, Wind

Band: 25 (1740), Spalte: 1378–1381. (Scan)

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Olympische Spiele, Lat. Ludi Olympici, haben ihren Namen von der obengedachten Stadt Olympia, als bey welcher sie gehalten wurden. Ihren Ursprung wollen einige von dem Jupiter herleiten, der sie, als er Titans Söhne überwunden, [1379] zuerst soll gehalten haben. Pausanias aber will diese Ehre dem Herculi Idäo, und endlich Strabo den etwas jüngern Eliensern beylegen.

Das wahrscheinlichste ist, daß Oenomaus, König in Pisa oder Elide, Gelegenheit hiezu gegeben. Denn wie dieser gemeiniglich ein Wettrennen mit den Freyern seiner Tochter Hippodamiä anzustellen pflegte, also soll hernachmahls Pelops, welcher endlich durch einen listigen Betrug den Sieg davon getragen, 5 Jahr nach seiner Vermählung, oder nach Eusebii Chronico, im Jahr der Welt 2634, diese Spiele dem Olympischen Jupiter zu Ehren angeordnet haben, worauf sie im Jahr der Welt 2729 von Atreo und Thyeste, und nach 18 Jahren von Hercule, der Alcmenen Sohn, zum Andencken seines mütterlichen Aelter-Vaters, Pelopis, wiederum erneuert wurden.

Nachdem sie aber hierauf abermahls ins Stecken gerathen, stellte sie endlich Iphiclus im Jahre der Welt 3174, und also 776 Jahre vor Christi Geburth, 23 Jahre vor Erbauung der Stadt Rom, aufs neue an, und machte sie so feyerlich, daß nachgehends eine besondere epocha der Griechischen Zeit-Rechnung, darinnen nemlich eine Zeit von 4 völligen Jahren eine Olympias genennet wird, davon angefangen wurde; wiewohl dennoch, nach einiger Fürgeben, nachmahls 28 dergleichen Olympiades verstrichen, ehe sie von Coröbo wiederum erneuert und in rechten Gang gebracht worden.

Von dieser Zeit an hatten bisweilen die Pisäer, am allermeisten aber die Eletrier, als welche jene gäntzlich unter sich gebracht, eine beständige Aufsicht über diese Spiele, um deren Veranstaltung willen sie auch, mit Genehmhaltung aller Griechen, niemahls in den Krieg ausziehen, sondern eines immerwährenden Friedens geniessen solten, welches auch bis auf die 104 Olympias geschehen, da sie mit den Arcadiern in Krieg verwickelt, und von denselben überwunden wurden.

Sie hielten aber so starck über ihrem Recht, daß sie die unter Aufsicht der Arcadier gehaltene Spiele Anolympiades, oder unrechtmäßige Olympiades nenneten, und weder die Namen derer, so darinnen gesieget, noch was sonsten merckwürdiges dabey vorgefallen, in ihre Jahr-Bücher aufzeichneten. Anfangs ward nur ein Praeses bey diesen Spielen bestellet, hernach aber machte man derselben mehrere, welche sonderlich gehalten waren, 10 Monathe vorher, ehe man die Spiele feyerte, zu Elis zu erscheinen, allwo diejenigen, welche sich in den Spielen zeigen wolten, so lange geübt, und von der Art und Gesetzen des Spiels unterrichtet werden musten. Wenn nun die gesetzte Zeit heran gekommen, welche ordentlich der nächste Neumond von dem solstitio aestivo war, musten die hierzu bestellten Richter, oder Praesides, einen Eyd ablegen, daß sie in ihrem Ausspruch und Urtheilen gerecht verfahren wolten; die Streitenden aber sassen so lange nackend dabey, und hatten eine Krone vor sich liegen, welche der Preiß der Uberwinder seyn solte.

Was nun die verschiedene Arten der gewöhnlichen Ubungen betrifft, so waren derselben sonderlich 5, welche nach einiger Meynung mit einem Worte Πένταθλον hiessen, gleichwie auch [1380] diejenigen, welche sich in allen ohne Unterschied sehen liessen, Pentathli, oder im Lateinischen Quinquertiones genennet wurden. Die 1) Ubung war das Wettlauffen nach einem gewissen Ziel. Das stadium, oder der Raum, darinnen sie lieffen, war ordentlich 300 Ellen lang, welches einige wohl wieder zurück und zu mehrern mahlen nach einander auslieffen. 2) Lucta, oder das Ringen, solches geschahe auf die Art, wie in dem Circo. Damit man aber hiebey aller Vorwurf vermeiden möchte, so pflegte man in ein silbernes Gefäß so viel Kügelgen in der Grösse und Gestalt einer Bohnen zu werffen, als Ringende zugegen waren, und von denselben allezeit 2 und 2 mit einerley Buchstaben zu bezeichnen. Diejenigen nun, welche einerley Buchstaben zusammen hatten, musten es auch sodann mit einander annehmen. Der hierzu gehörige Ort aber ward palaestra genennet. 3) Discus, womit es folgende Bewandniß hatte. Man nahm einen runden und ziemlich schweren Teller von Stein oder Ertz, oder auch nur einen etwas runden Stein, so bisweilen ein Loch in der Mitten, und dadurch ein Seil hatte, damit man denselben nach einem gewissen Ziel in die Höhe warf, und ward der vor den Sieger gehalten, der den discum am weitesten noch über das Ziel geworffen, und also die meiste Stärcke in Armen bewiesen. 4) Cestus oder Pugilatus, da man an starcke lederne Riemen Bley oder Eisen feste angebunden, hernachmahls dieselben an die Hände angeschnallt, und damit einander derb auf den Rücken, und ins Gesichte schlug, wobey man sehen wolte, wer die stärcksten Streiche führen, oder wer am meisten an seinem Leibe ausstehen könnte. Aus diesem Cestu und dem Ringen zugleich entstund nachaehends das pancratium, da nemlich die Kämpffer einander auf beyderley Art, wie sie es gut vor sich befanden, Abbruch thun durfften. Wie denn auch noch eine andere Art gewöhnlich war, so man Volutatorium nennete, da sie sich auf dem Boden herum zu wältzen, und einander auf alle Weise zu würgen, zu drücken, die Glieder zu verrencken, oder sonst die grösten Schmertzen am Leibe zu verursachen pflegten, bis sich der eine Theil überwunden bekannte. 5) Fuhren sie auch mit dem Wagen, wie die Römer in dem Circo. Es waren hier wohl 24 stadia, welche man durchrennen muste; bisweilen musten sie auch wiederum auf gleiche Art zurück kehren. Uber dieses kamen auch die Gelehrten zu solchen Spielen, und lasen ihre Wercke und Gedichte, oder übten einander mit Fragen, u. d. m.

In den ältesten Zeiten spielten auch die Weibspersonen mit, da denn die Siegerin entweder mit einem güldenen Apffel, dergleichen Paris der Venus soll gegeben haben, beehret, oder auch in der Minerven Tempel mit einem Myrten-Krantz gekrönet wurde. Nachgehends aber ward ein Gesetz gegeben, ohne Zweifel, weil die Männer alle nackend waren, daß, wo eine Weibsperson sich dabey finden liesse, sie von einem hohen Felsen herunter gestürtzt werden solte. Es soll auch, die einige Callipateram, oder wie sie andere nennen, Pherenicem, ausgenommen, keine niemahls wider den Befehl gehandelt haben, die auch nur in Ansehung ihres Vaters, Brüder und Sohns [1381] welche allesamt in diesen Spielen obgesiegt, von der gesetzten Strafe frey gesprochen worden. Auf gleiche Art wurden auch diejenigen, welche sich nicht ehrlich aufgeführt und offenbar lasterhaft waren, von diesen Spielen ausgeschlossen. Wenn nun aber alle diese Arten der Spiele, die vom 15 bis den 15ten des Monats währten, zu Ende gekommen, so musten an dem 16 Tag des Monats die hierzu ernennte Präsides denen Siegern, so Olympionices genennet wurden, den Preiß zusprechen, welcher mehrentheils in einem Krantz vom Oel-Zweige bestund, wobey sie auch von dem Volck mit grosser Ehrbezeugung auf einem erhabenen Wagen nach Hause begleitet, nicht aber durch die Pforte, sondern durch ein Stück eingerissener Mauern in ihre Vaterstadt eingeführet wurden.

Nach der Zeit wurden dergleichen Spiele auch zu Athen, Smyrna, Alexandria in Macedonien, zu Rom, und andern Orten mehr gefeyert, welche endlich aber allesamt in dem dritten Jahrhundert vom Kayser Severo durch einen besondern Befehl gäntzlich aufgehoben und abgeschaft wurden. Pausan Eliac. Strabo p. 352 sqq. Aelian var. hist. 10. 1. Meursii Graecia feriata. it. de lud. Graec. Pet. Fabri agnosticon. Scal. de comoed. & tragoed. it. de arte poët. Fasold de felt. Graec. Souterius de aleatoribus. Potteri archaeol. Gr. Pitiscus. Paschal de coronis etc.