Zedler:Obstmost, Obstwein


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Obstpresse

Band: 25 (1740), Spalte: 308–309. (Scan)

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Obstmost, Obstwein, ist dasjenige Geträncke, welches aus Aepfeln oder Birnen zubereitet wird, und durch die Gährung fast gantz und gar einen Weingeschmack bekömmt. Er wird gemacht, wo es viel Obst giebt, da sich denn die Landleute sehr befleißigen, einen dergleichen aus Obst gepreßten Most statt ihres Geträncks zu bereiten. Es wird aber der allerbeste aus Quitten gemacht, die man auf einem Reibeisen klein reibet, in einer saubern Trotten auspresset, darnach mit etwas Zucker vermischt, sieden lässet, und also in die Gläser güsset, die oben enge und unten weit sind, hernach ein wenig Baumöl darauf schüttet, mit Wachs vermachet, und also zum Gebrauch verwahret: Dadurch kan man mit einem, zwey oder drey Trinckgläslein voll eine ziemliche grosse Flasche Wein anmachen, und ihm einen treflichen Geschmack und Geruch beybringen. Von Aepfeln und Birnen aber, die man an theils Orten in grosser Menge presset, werden solche in einem höltzernen starcken Troge oder Butten mit Stampfen und Stößeln anfangs klein zerstössen, unter die Presse gebracht, und folgends in die Fässer gefüllet. In dem Würtembergischen wird er nicht nur mit Stampfen und Stösseln zerstossen, sondern auf eine kürtzere Weise durch ein steinern Rad, durch dessen Mitte ein starckes rundes Holtz gesteckt wird, so ihrer zwey hin und her treiben, in einem länglichten Troge zerknirschet. Der Birnmost wird viel edler und beständiger gehalten, als der von den Aepfeln kommt, der doch auch (nachdem das Obst von einer guten Art ist) wenig nachgiebet. Man läst ihn wie den Weinmost verjähren, und hernach in die Keller legen; die Frucht, es sey Aepfel oder Birne, muß hart, frisch und saftig seyn, denn was weich und taigig ist, muß alsbald abgesondert werden; darzu mag man auch wohl das rechte wilde Holtzobst gebrauchen, und sind viele der Meinung, es daure desto länger, und glauben, daß er vom Gartenobste nicht so lange währe. Aus den Träbern kan man für das Gesinde, wenn man Wasser darauf geust, einen Laur zurichten, und hernach die Träber den Schweinen zu fressen geben. Siehe auch Cidre, im VI Bande, p. 40. allwo gelehret wird, wie der Obstmost in England und Franckreich bereitet wird.