Zedler:November
November, ist der eilffte Monat in unserem Jahre, welcher aus 30 Tagen bestehet, und an dessen 22 Tage die Sonne gemeiniglich in das Zeichen des Schützen eintritt. Bey den Römern aber, welche das Jahr von dem Mertz anfiengen, war er der 9te Monat, und hatte daher den Namen. Zu des Romuli Zeiten enthielt er 30 Tage, Numa aber nahm einen davon, welchen Cäsar wiederum hinzu setzte. Von den Schmeichlern des Kaysers Commodi, der zu dieser Zeit togam virilem empfangen, und nebst seinem Vater als Kayser begrüsset worden, ward er exuperatorius genennet. Die Deutschen heissen ihn gemeiniglich den Winter-Monat, nicht zwar, als ob sich der Winter in selbigem anfahe, sondern weil zu Ende desselben das Feld schon gantz winterhafftig aussiehet; Kayser Carl der grosse aber soll ihn, wie Aventinus berichtet, den Wind-Monat genennet haben, weil sich um diese Zeit ordentlich starcke Winde zu erheben pflegen. Von etlichen wird er auch der Wolffs-Monat benamet, dessen Ursach aber nirgend zu finden. Die Athenienser hiessen ihn Manacterion, die Ebräer aber theils Chisley, theils Marchespan, wiewol er auch 1 Buch der Könige VI, 38 den Namen Bul führet, so seinen Ursprung von dem Worte Mabul, eine Wasserfluth, herleitet, indem es zu dieser Zeit an Fluth und Wasser nicht zu mangeln pfleget. Bey den Römern war er der Göttin Dianen gewiedmet. Und nach der Bildhauer-Kunst und Mahlerey wird er fürgestellet, als ein Knabe in einem Kleide, an Farbe dem abfallenden Laube gleich; auf dem Haupte einen Crantz von Oel-Zweigen, in der rechten das Zeichen des Schützen, und in der lincken ein Horn des Uberflusses haltend, welches mit allerley Wurtzeln, so alsdann eingesammlet werden, angefüllet ist. Lamprid. c. II. Pitiscus. Thom. Godwyn. de rit. Hebr. l. 3. c. 1. Aventin. Annal. Boj. Lib. IV. Was die in diesem Monat vorzunehmende Land- und Haus-Wirthschaffts-Verrichtungen anbelanget, bestehen selbige hauptsächlich in folgendem: Im Felde kan man zu Anfang desselben noch zur Winter-Saat säen, wenn nemlich die Kälte nicht zuwider, und leidentlich Wetter ist, und zwar sonderlich Korn, welches auch meistentheils noch wohl geräth. Also auch was zur Sommer-Saat, als Sommer-Korn, Gerste, Sommer-Rübsen, Sommer-Weitzen, Kraut und dergleichen, im vorigen Monat nicht gedünget und untergestürtzet werden mögen, das kan noch in diesem Monat, wofern es die Witterung zuläßt, geschehen. Ebener massen kan man nun die zähen und rauhen Felder und Laiten, die man im Frühling mit Haber besäet, vor Winters umreissen lassen; auch, wo es nicht schon verrichtet worden, den Hopffen decken lassen; und wenn man sonst noch Zeit hat, Mist und Dünger in die Weinberge ausführen; ingleichen Gassen-Erde, oder wohlgelegenen Schlamm auf die Wiesen schaffen. Nun soll man auch Eicheln und Buch-Eckern einsammlen, um die Schweine damit zu mästen; zu dieser Zeit rechen oder harcken auch etliche, welche nicht Stroh genug haben; die von [1518] denen Bäumen fallenden Blätter zusammen, und streuen damit dem Vieh, machen auch Mist davon; er soll aber wenig düngen, und die Aecker nur sauer und geringe machen, nach dem bekannten Sprüchwort: Laub macht das Feld raub, aber Stroh macht den Acker froh. Besser ist es, wenn man Schilff und Rohr, wo es zu haben, einführet, damit dem Vieh unterstreuet und Mist davon macht. Endlich kan man auch nun Weiden hauen, und selbige künfftighin zu Rebhaltern und Rebbändern gebrauchen. Im Lust-Garten läst sich nun in diesem Monat nichts besonderes mehr ausrichten, als daß man die an der Mauer, Spalieren oder an denen Hecken stehende Bäumlein, mit Stroh vor dem Frost verbinde, und wenn es kalt Wetter ist, die Gewächs-Stuben einheitze, und fleißig nach denen Gewächsen sehe, damit solchen kein Schaden geschehe. Man kan auch, wo es nöthig ist, die Beete vollends bedüngen und umgraben lassen, und einige Gewächse, die es bedürffen, als Anemonen, Narcissen, Hyacinthen, Ranunculn, Irides oder Schwertel-Lilien und dergleichen mit Moose bedecken, damit sie nicht erfrieren. In dem Küchen-Garten kan man noch die Beete mit kurtzen Mist bedüngen, und so bald es der Witterung halber möglich, umgraben lassen, damit der Dünger mit der Erde wohl vermischet werde. Man muß nun langen Pferde-Mist und gute Erde auf Hauffen führen lassen, selbige zu rechter Zeit zu denen Mist-Beeten zu gebrauchen; nicht weniger kan man ietzt zwey Schuhe breite, ud eben so tieffe Gruben machen, die Melonen-Pflantzen im Frühling darein zu setzen; man muß aber solche zuvor mit gutem Pferde-Mist ausfüllen, und zwey quer Hände hoch gute Erde darauf bringen. Die weissen und gelben Rüben muß man nunmehro vollends aus der Erde nehmen, von denen Blättern reinigen, und alsdenn in Sand-Gruben legen, sie vor Frost und Kälte zu versichern. Oder man kan sie schälen, und gleich einhauen oder stampffen, auch in Fässer alleine oder mit dem sauren Kraute einmachen; so viel man nemlich ins Haus bedarff; von dem Uberrest kan man Schweine, Ziegen, Gänse, nebst anderm Vieh füttern und mästen. Die Rüben-Schalen kan man auf breterne Böden dünne aufstreuen, ein wenig abwelcken lassen, und hernach des Winters dem Vieh unter die Siede mengen, welches auch mit denen Rüben- und Rettig-Blättern angehet. Das übrige Wurtzel-Werck, so noch im Lande stehet, und sonst alles, was von Gewächsen Frosts halber in denen Gärten nicht bleiben kan, muß man nun ausgraben, und in die Winterungs-Keller oder Gewölbe in den Sand setzen und einlegen; was aber bereits darinnen befindlich, fleißig besichtigen, ob etwa die Mäuse dazu kommen, und wenn einige anfaulen, solche wegthun und reinigen. Zuletzt kan man noch die lebendigen Zäune und Garten-Hecken stutzen. Sonst blühet nunmehr nicht leicht einiges Kräuter- oder Blumen-Werck mehr; es wären denn etwa die Wiesen-Zeitlosen, und das sogenannte Schweins-Brod, Cyclamen autumnale, wiewol man auch bisweilen späte Blumen an denen Topff-Nägelein, Ringel-Blumen, Borragen, Scaviosen etc. findet. In dem Obst-Garten ist es um Martini noch Zeit allerley Obst-Kerne, sonderl. aber Pfersich-Kerne zu [1519] stecken, und zu legen; ingleichen die fruchtbaren Bäume, sonderlich von Aepffel- Birnen- und andern Garten-Obst-Bäumen zwey oder drey Tage nach dem vollen Licht zu versetzen. Man muß ihnen aber im Ausnehmen die Wurtzeln nicht beschädigen, und wenn es ja ohngefehr geschehen wäre, solche beschneiden, daß sie hernach nicht in der Erde faulen. Wie man denn auch bey dem Einsetzen keine Baum-Blätter an die Wurtzeln kommen lassen soll, weil sie leicht eine Fäulung verursachen können. So ist auch nunmehro gut, diejenigen Stämme zu versetzen, darauf man im nächst künfftigen Frühling, oder ein Jahr hernach pfropffen will. Man muß aber vorher inzeiten die Gruben oder Löcher dazu machen, iedoch selbige nicht zu lange offen stehen lassen, massen sonst Sonne und Lufft die Feuchtigkeit der Erde verzehren, und solche unfruchtbar machen würde. Kan man wegen Frostes in die Erde kommen, soll man noch allerhand Wildlinge aus dem Holtze, ingleichen andere Stämme anschaffen, und sie in die Baum-Schule setzen, über zwey oder drey Jahr darauf zu pfropffen, oder zu oculiren. Auch kan man allerhand Bäume, als Linden, Buchen, Rüstern, Ahorn, Eschen-Bäume etc. nicht weniger allerhand Hecken-Werck, als Hagedorn, Rhein-Weiden u. f. f. in die Alléen und Lust-Wälder pflantzen. So kan man auch noch die jungen Obst-Bäume lüfften, oder unten bey denen Wurtzeln umhacken oder umgraben, bey denen alten aber die Rasen wegnehmen, und sie düngen. Man stutzet um diese Zeit die Pfropff-Reisser, welche gar zu viele oder gar zu hohe Aeste haben, und verstreichet sie mit Pfropff-Wachs; saubert auch noch die Bäume insgemein von allen unnützen und überflüßigen Zweigen, und bestreichet den Ort ebenfalls mit gedachtem Wachs, oder mit unter einander gemischten Leimen und Küh-Koth. Ferner kan man noch in diesem Monat bey feuchtem Wetter, da es am besten angehet, von denen Obst-Bäumen das Moos mit einem besonders dazu verfertigten Eisen, oder mit einem stumpffen Messer abkratzen, und abschaben; zu denen jungen Bäumen braucht man nur ein grobes härnes Tuch. Ingleichen kan man nach Allerheiligen die Bäume raupen, die dürren Aeste absägen, und alles Geschmeisse an Blättern abbrechen. Die jungen Bäume werden nun mit Stroh, und aussen herum mit Dornen verbunden, damit weder der Hase sie beschälen, noch die Kälte ihnen Schaden zufügen könne. Endlich pfleget man auch ietzt alles untüchtige und schädliche Gewächse in denen Garten mit denen Wurtzeln auszurotten, auch Gärten, Wiesen und Obst-Bäume mit Laug- oder anderer Asche, morschen Weide oder anderm faulen Holtz, ingleichen mit Hüner- und Tauben-Mist zu düngen. In denen Weinbergen und Gärten ist nach verrichteter Weinlese wenig mehr zu bestellen, und zu arbeiten, als daß man die Wein-Pfäle ausziehet, und ordentlich an gebörigen Ort zusammen bringet. Nach dem Herbst oder Weinlese so man auch die Wein-Gärten, so von denen Trauben-Lesern sehr zertreten sind, wieder hacken, damit der Regen dieser Zeit fein zu denen Wurtzeln dringen möge; so verdirbt auch das Unkraut desto eher, wenn dessen Wurtzeln ausgehauen, [1520] und von denen Reiffen vollends verderbet werden. Ferner dünget man die Stöcke in denen Gruben, und sencket wieder, wenn das Holtz reiff ist, und es sich sonst thun läßt. Zu mercken ist auch, daß diejenigen Reben, welche nach dem Herbst oder der Weinlese geschnidten werden, trefflich edle Schoß und Wurtzeln geben; hingegen giebt das, was man im Frühlinge schneidet, mehr Früchte. Man pfleget auch noch in diesem Monat, wenn sonderlich seine warme und trockene Tage einfallen, die Wein-Reben zu decken. In denen Wäldern und Gehöltzen kan man vom Mittel dieses Monats, bis zu Ende des nächst folgenden Jenners, bey guten trockenen Wetter, und, wie einige wollen, allezeit bey abnehmenden Mond, das benöthigte Bau-Holtz fällen, weil es solchergestalt am besten und dauerhafftigsten bleibet. Sonderlich läst man in diesem Monat das zu Ausbesseruag der Mühlen-Gebäude benöthigte Holtz, Böttger- und Schirr-Holtz fällen, und einführen. Die Latten- Leiter- Bäume- u. Hopffen-Stangen muß man allein an denen Orten, wo das Holtz dicke wächst, aushauen, damit nemlich dem andern Lufft gemacht, und doch auch nichts ausgeödet werde. Wenn man sonst der Witterung halber nicht anders kan, und die Wege gut sind, soll man Brenn-Holtz im Vorrath anschaffen, und einbringen. Man muß aber dabey wohl Achtung geben, daß unter dem Brenn-Holtz kein tüchtiges Bau- und Zimmer-Holtz, oder das zu einer und der andern Kunst-Arbeit tauglich ist, gefället und zerhacket werde; auch in denen Gehöltzen, wo man Wild hat, etwas dickes gegen die Strassen stehen lassen, damit das Wildpret seinen Stand haben möge. So soll man auch mit denen Windbrüchigen und Wipffel-dürren Stämmen bald aus dem Walde eilen, und die liegenden Klötze ausräumen. Das Laub-Rechen in denen Wäldern muß man ausser denen Wegen und Fußsteigen nicht leicht, mit scharffen oder eisernen Rechen aber gar nicht verstatten, weil der junge Nachwuchs dadurch ausgerissen und verderbet wird. Bey der Viehzucht hat man vornemlich mit der Fütterung vorsichtig und sparsam umzugehen, und daher das schlechteste und was am wenigsten bleibet, doch das es nicht allzu genau und ohne Nachtheil des Viehes geschehe, zuerst zu verfüttern. Doch muß man das Rind-Vieh in der Wartung wohl versorgen, damit die Kühe bey Kraut-Blättern, Kraut-Strüncken und Rüben noch etwas Milch geben. Denn vier oder fünff Wochen vor, und so lange nach Weyhnachten muß man nach der alten Bauer-Regel das Rind-Vieh wohl warten. Bey fleißiger Fortsetzung der Vieh-Mast muß man auch nach Allerheiligen die Mast-Ochsen einstellen. Die jungen Ferckel, so in diesem Monat fallen, sind gemeiniglich nicht gesund, und darum nicht rathsam selbige zur Zucht zu behalten. Die Schaafe kan man, wenn es gefrohren, und doch kein Schnee liegt, auf die Saat treiben; auch noch den Widder zu denen Schaafen, u. den Bock zu denen Ziegen gehen lassen. Die Ställe insgesamt muß man wider die herannahende grosse Kälte woh1 verwahren, und gut ausfüttern lassen, sonderlich kan man die Schaaf-Ställe wohl mit Schilff versetzen, damit die Schaafe warm darinnen liegen. Bey der Pferde-Zucht [1521] muß man denen Wagen- oder Arbeit-Pferden, nicht weniger allem Vieh, so mit Heu gefüttert wird, gutes Heu geben lassen, damit sie fein starck in den Winter kommen, und nicht sobald mager werden. Man kan auch denen Pferden bisweilen gedörrten wilden oder gemeinen Wermuth mit Saltz unter das Futter mengen, weil es ihnen gut und gedeylich ist. Die Stuten, welche man trächtig vermuthet, soll man nicht mehr zum Anspannen gebrauchen. Bey dem Feder-Vieh fähret man fort die Gänse auf Martini zu mästen. Die Zucht-Gänse muß man ebenfalls wohl warten, daß sie desto eher anfangen zu legen doch muß man sie nicht zu fett machen. Ingleichen soll man ietzt die Hüner, oder nur etliche, wenn es nicht mit allen seyn kan, in die Stuben setzen, und sie mit dürren Haber, auch bisweilen mit Brod füttern, damit sie zeitig zu legen anfangen; doch muß man ihnen auch nicht zu viel geben, sonst legen sie wegen grosser Fettigkeit nicht. Jetzt soll man auch anfangen, die Tauben zu füttern; denn sie finden auf dem Felde nichts mehr; das übrige Geflügel aber, so man nicht behalten will, verkauffen. Bey der Bienen-Zucht muß man die Bienen-Stöcke vor der Kälte wohl verwahren. Einige thun solches mit Stroh, und verbinden ihre Stöcke und Körbe damit sowol oben als unten, wenn sie aber im Frühling die Beuten eröffnen, so finden sie viel Bienen, weil sie nicht genugsame Lufft gehabt, todt und erstickt, nicht zu gedencken, daß die Mäuse gerne in das Stroh kriechen, der Wärme des Flug-Lochs nachgehen, dadurch in die Stöcke und Körbe einbrechen, und Roos- und Wachs-Tafeln verderben; folglich ist die Verwahrung mit Stroh gegen die Kälte nicht viel nütze. Bessere Güte widerfähret denen Bienen bey kalter Zeit, wenn man, nachdem das Blech vorgeschoben, ihnen noch genugsame Lufft läßt, daß sie nicht ersticken, auch nur bloß ein Bret, welches etwas breiter als der Korb und Stock seyn muß, vorsetzt, daß die Kälte nicht so starck hinanschlägt: denn die Bienen, welche sich schon von selbst Wärme genug machen können, erfrieren nicht; es sey denn, daß ihrer wenig wären, und eine gantz ungewöhnliche und grimmige Kälte einfiele, da man sie wohl mit alten Decken und Kleidern, nicht aber mit Stroh vermachen kan. Bey der Fischerey mag man noch aus denen Teichen den Karpffen-Satz und Brut fischen lassen, und solche in gute Winter-Behältnisse in Verwahrung bringen. Nach geendigter Fischerey soll das gebrauchte Zeug fleißig gewaschen und gescheuert; auch, wenn es an der Lufft wohl getrocknet, in die behörigen Kammern gebracht und verwahret werden. Die Teiche, so bereits gefischet, und nicht über Winter besetzt werden, soll man völlig ablassen, damit sie austrocknen; ingleichen die Rinnen, Ständer, Rechen, Fluder und so ferner besehen, und was da eingegangen, wieder zurichten und ausbessern lassen. Nach Simonis und Judä soll man keine Forellen, sie sind groß oder klein, nur die Lachs-Fohren ausgenommen, den gantzen Monat durch weder fangen, einsetzen noch verkauffen. In denen Bächen kan man, so bald es gefrohren, die Tümpel ausfischen lassen. Auf denen besetzten Teichen und Hältern aber muß man, sobald es vonnöthen, fleißig aufeisen, und die Rinnen abräumen, daß das Wasser ungehindert ablauffen möge. [1522] So kan man auch alsdenn das Geröhricht auf dem Eise abstossen. Bey der Jagd und dem Weyde-Werck gehet nunmehro die Schwein-Hetze vollkommen recht an, weil das schwartze Wildpret oder die Sauen von der vielfältigen Mast vorigen Monats in der besten Feiste begriffen, und hernach im Christ-Monat in die Prunfft treten. Sie werden, wenn alle Mast aus denen Wäldern von zahmen und wilden Thieren verzehret ist, bey langen Nächten mit aufgehobenen und in Vorrath gesammleten Eicheln, Buch-Eckern, wilden Obst, Maltz und Fischgen von weiten zusammen gekörret, und einige Zeit erhalten. Wenn es nun gefällig, wird, ehe sie es mercken, entweder vorher auf denen Kirr-Plätzen recognosciret, oder bey frischen Schnee eingekreisset, mit Zeuge gestellet, und entweder in Tüchern auf den Lauff vorgejaget, selbige mit dem Fang-Eisen anlauffen zu lassen, oder sie werden nur mit Sau-Netzen umstellet und gefangen, meistens aber einzeln in Streiff-Jagen mit flüchtigen Hunden und Sau-Rüden gehetzt, von diesen angepackt und gehalten, und mit dem Hirsch-Fänger gefangen. Die Rehe, welche ietzo auch feiste, werden theils bey solchen umgestellten Tüchern mit auf den Lauff gejaget, im Lauffen geschossen, mit Wind-Hunden gehetzt, oder in Reh-Netze besonders gestellet und gejaget. Bey Liefferung der Rehe aber wird von einem Haus-wirthlichen Jäger allezeit nur der Bock geschossen, weil sich die Rücke iedesmal einen andern Bock holet. Das Fuchs-Fangen mit dem Eisen durch die Witterung wird in vorigen und diesem Monat, weil es noch nicht sonderlich in die Erde gefrohren, und der Balg bereits gut ist, mit Nutzen vorgenommen. Man kan sie auch auf denen Gräntzen, gleich denen Hasen mit Nutzen wegfangen: denn nun ist die beste Zeit den Hasen zu jagen, und weil er weiter nicht mehr setzet, oder sich mit jungen vermehret, gleichwol aber von dem Sommer-Getraide und anderer vielfältigen Nahrung feiste worden, und gut ist. Die wilden Katzen, Marder Iltisse, Otter und Biber werden nun auch mit Fall-Eisen, wie die Füchse gefangen; sie müssen aber mit grosser Vorsichtigkeit gebraucht und gelegt werden, damit kein Mensch oder zahmes Thier darein kommen, und sich beschädigen möge. Die Wölffe werden ietzt mit starcken eisernen Fallen oder in Wolffs-Gruben gefangen. Nach vollbrachtem Jagen wird das Jagd-Zeug, Tücher, Garne, Netze und Lappen iedes an gehörigen Ort und Stelle aufgehoben, wenn es vorher getrocknet und ausgebessert worden. In diesen Monat werden die Rebhüner mit dem Treibe-Zeug gefangen: bisweilen fänget man sie auch noch mit dem Nacht-Garn, welches aber selten geschiehet. Nunmehro kan man denen Fasanen schütten und räuchern. Ingleichen kan man auch noch in diesem Monat die Schnepffen an mooßigten Orten bekommen, sobald es aber anfängt zu schneyen, verlieren sie sich alsbald, und streichen davon. Bis auf Martini fänget man noch die Lerchen mit dem Nacht-Garn; denn mit denen Klebe-Netzen ist es nicht mehr der Mühe werth. Die Zipp-Drosseln und Amseln sind fast verstrichen, hingegen fänget man ietzt mit denen Lauff-Bögen Krammets-Vogel, Mistler und Wein-Drosseln. Man macht auch viereckigte dick in einander geflochtene [1523] Hecken oder hole Büsche- von Wachholder-Stauden, und läßt nur einen oder den andern Zugang darinnen alleine offen, die überziehet man mit einem starcken Bindfaden, und hänget etliche Maschen daran, in die Mitte aber streuet man häuffig Wachholder-Beeren; wenn sie der Vogel ansiehet und darauf lo8gehet, wird er gefangen. Jetzt ist auch grosse Lust, mit dem Mistler-Stich anzustellen, und kan man des Tages leicht zwantzig Stück fangen. Zu Hause muß man mit dem Dreschen recht fortfahren, und auf die Drescher Achtung geben, daß sie fleißig und rein ausdreschen. Das beste und längste Stroh soll man zu Dach-Schoben und Stroh-Seilen aussondern, und aparte legen, auch die Uberkehr und Spreu abtragen, und aufheben. Den neuen Wein, wenn er genug vergohren, und sich geläutert, soll man abfassen und in die Keller bringen. So kan man auch sonst um Martini die andern jungen Weine abziehen und aufrühren, so werden sie nicht leicht zähe; ingleichen noch Kraut in die Ständer zum Vorrath einlegen; die Kraut-Blätter und das Rüben-Kräuterig aber noch ferner vor das Vieh auf dem Boden abtrocknen. Die Haus-Mutter kan nunmehro den Vorrath an Butter und Käse betrachten, und so viel, als man den Winter über selbst in die Haushaltung zu brauchen gedencket, davon aufheben, daß kein Mangel erscheine, die Ubermasse aber verkauffen und zu Gelde machen; den Flachs und Hanff gaar brechen und hecheln, auch denen Mägden wieder den Anfang mit Spinnen machen lassen, oder mit Federschliessen fortfahren; nicht weniger allerhand Haus-Geräthe, und sonderlich Säcke aus grober Leinwand verfertigen, und das Haus-Gefässe, wenn es noch nicht geschehen, binden; item die Ochsen- und Küh-Häute gerben und zubereiten, oder, wie es eigentlich heist, gaar machen lassen, und das Arbeits-Geräthe, als Korn- und Grase-Sicheln, Sensen, Schüppen, Spaten, Hacken, Reich-Gabeln, Rechen und andere dergleichen Bedürffnisse fleißig aufheben; auch die Schaaf-Hürden und Pfähle zu Hauffe bringen, damit solche nicht muthwillig zerrissen und zu nichte gemacht werden. Die Camine und Feuer-Mäuern soll man sowol ietzt, als hernach den Winter durch, fleißig kehren lassen, und iedesmal nachsehen, wie es gethan, und ob der Ruß wohl abgescharret und abgenommen worden. Man soll auch nun die Röhr-Brunnen und Wasser-Künste vor der Winter-Kälte mit langen Stroh und Pferde-Mist verbinden und vermachen, und sie solchergestalt vor dem herannahenden Frost wohl verwahren. In diesen und folgenden drey Monaten fähret man fort noch allerhand Vieh zu schlachten, einzusaltzen und zu räuchern. Auch muß man zu Anfang dieses Monats Mehl in Vorrath, daß man den Winter über daran habe, mahlen, und wohl aufheben lassen; denn es hält sich selbiges nicht nur lange, sondern es ist auch mißlich, später hinaus zu warten, weil bey heranrückenden Winter die Mühlen leicht einfrieren können. Nicht weniger mag man nun Lein- Nuß- Mandel- und andere Oele pressen lassen. Und endlich zu denen gesammleten Kräutern sehen, daß solche keinen Schaden nehmen oder verderben mögen. Bey der Küche ist in diesem Monat eine gemästete Gans nicht zu verachten, von welcher man das Fett sammlet. [1524] Man pfleget auch iezt Gänse und Rinds-Zungen räuchern zu lassen. So kan man auch Hagen- oder Hahne-Butten zu Salsen oder Tuncken einmachen, sonderlich da nun nicht viel mehr aus denen Gärten zu holen, ausser Blumen-Kohl, Winter-Kresse, Winter-Rapuntzel, Spinat und Körbel-Kraut; derowegen muß man die bereits in die Keller gebrachten Früchte und Gewächse allgemach angreiffen, und die Küche damit versorgen. Die Witterung betreffend, weil der Sonnen Wärme um diese Zeit schwach wird, und die Kälte hingegen eindringet, so beginnet gleichsam alles abzusterben, und der betrübte Winter heran zu nahen. Der Bauern Sprüchwort: Allerheiligen bringe noch einen gewissen Sommer, trifft gemeiniglich ein, obschon nur ein kleiner und wenig Tage währender Sommer daraus wird. Wenn es nach Alt-Martini oder nach dem neuverbesserten Calender um Maria Opfferung naß und gewölckigt Wetter ist, will man dafür halten, daß ein unbeständiger Winter folgen werde; ist es aber um solche Zeit helle und klar Wetter, soll ein harter Winter zu vermuthen, und hingegen, wenn es neblicht, auch ein dergleichen Winter zu erwarten seyn. So glaubt man auch insgemein, wie dieser Monat, und sonderlich dessen letzte Helffte wittert, also werde auch die Witterung im nächst künfftigen Martio seyn. Die Bauern haben wegen Beschaffenheit des bevorstehenden Winters zweyerley Anmerckungen gemacht: Sie gehen 1) nemlich zu Anfang dieses Monats in das Holtz, und hauen von einer Buche oder Tanne einen ziemlichen Spahn; ist solcher bis auf den Kern trocken, so vermuthen sie einen gelinden Winter; ist aber das Holtz safftig und feuchte, so besorgen sie einen harten und kalten Winter. 2) Betrachten sie, wenn die Martins-Gans gegessen wird, an dem Brust-Knochen sowol das obere als untere Theil und dessen Farben; die braune Farbe soll grosse Kälte, hingegen die weisse Schnee und Regen, auch das obere Theil die Zeit vor Weyhnachten, das untere Theil aber die Zeit nach Weyhnachten andeuten. Also, wenn die kleinen Vögel, und sonderlich der Zaun- und Schnee-König in diesem und folgenden Monat nahe an die Häuser, oder wol gar hinein fliegen, ist ebenfalls und zwar mit etwas besserm Grunde Kälte zu erwarten. Wegen künfftigen Frucht-Wachses und Jahr-Ganges pfleget man zu beobachten: Ob auch um diese Zeit das Reb-Holtz wohl gewachsen und vollständig gezeitiget, und da es sich also befindet, welches man an der braunen Farbe erkennen kan, so ist gute Hoffnung zu vielen Wein; und kan man alsdenn auch die Abschößlinge, wenn der Stock starck ist, nachwachsen lassen. Wenn das Laub zeitig von denen Bäumen fällt, soll man eine frühe Frühlings-Saat vermuthen; fället es aber langsam und spät, so soll auch späte Saat folgen. Wenn es in diesem Monat, sonderlich in dessen letzter Helffte regnet, thut es der Saat mercklichen Schaden, und verursachet gemeiniglich Theurung. Gleichergestalt wollen etliche angemercket haben, daß, wenn der erste Schnee im Winter auf nasses und beregnetes Erdreich fället, künfftiges Jahr eine geringe und schlechte Erndte angedeutet werde; fället er aber auf harte und gefrorne Erde, so hoffen [1525] sie eine reiche Erndte. Endlich ist noch anzumercken, daß die Türcken, wenn sie sich des Julianischen Calenders, wie bisweilen in ihrer Zeit-Rechnung, nach dem Sonnen-Jahre geschiehet, bedienen, sie diesen Monat Novuris oder Novouris nennen. Herbelot Bibl. Orient.