Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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NEGRE, oder Diable de Mer

Band: 23 (1740), Spalte: 1579–1580. (Scan)

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Negraille, sind zwey kleine Inseln, 4 Meilen vom festen Lande Pegu in Asien, und einen Canon-Schuß von einander entlegen. Die eine begreifft 12, die andere aber 3 Meilen in ihrem Umkreisse, beyde aber liegen unter dem 116 Grad Südlicher Länge, und 15 Grad Nördlicher Breite. Es ist zu verwundern, daß ein so bequemes Land von niemand, als wilden Thieren, bewohnet wird. Denn hier leben die Tiger, Elephanten, Hirsche, Büffel und wilde Schweine in gröster Sicherheit, und darzu in einer unbeschreiblichen Menge. Man wird auch schwerlich eine Insel finden, da ein solcher Uberfluß von Feder-Wildprät anzutreffen, und da die Jagd so bequem sey, als hier. Uber obgemeldete wilde Thiere, die da bey Hauffen gehen, giebt es auch noch wilde Tauben, Schnepffen, wilde Enten, Papageyen, und noch unermäßlich viel allerhand unbekannte Vögel. Hier siehet man Affen, Eydexen, Schlangen, deren beyde letztere einer wunderbaren Länge sind, und Crocodille, die in Indien Caymans genennet werden. Diese liegen den Tag über im Wasser, die wilden Thiere desto besser hintergehen zu können. Denn wenn die Büffel zur Träncke kommen, ergreifft das schlaue Thier sie bey der Schnautzen, und ziehet sie zu sich unter das Wasser, woselbst es selbige verzehret. Die kleine Insel hat von der Schiffs-Lände an zwey sehr schöne Ebenen, die man nicht übersehen kan, und bestehen solche in der herrlichsten Viehweide. Mitten durch rinnet ein schmaler Strohm, dessen Wasser sehr gut zu trincken und leicht zu fassen ist. Dirse gantze Landes-Gegend ist sumpffig, und an verschiedenen Orten mit gesaltzenem Wasser überschwemmet; wodurch denn das andere Wasser gleichfalls einen saltzigen Geschmack bekommet. Doch findet man hin und wieder in den Büschen einige Oerter, wo das gesaltzene Wasser nicht hinkommt, und das süsse Wasser allezeit unverfälscht bleibt. Dessen bedienet sich auch das Wild, daß es, wenn es sich in der allezeit grünen Weide dicke gefressen, dahin zu trincken kommet. Man siehet vielmahl das Wild zu 50 bis 100 Stücken auf einem Hauffen, wie sie da mit einander in der grösten Sicherheit, und sonder einige Furcht vor den Jägern, weiden gehen. Im übrigen sind diese zwey Inseln darinnen unterschieden, daß es auf der grossen mehr Tiger und andere wilde Thiere giebt, als auf der kleinern; hergegen ist es wegen des süssen Wassers und der angenehmen Spatzier-Gänge auf dieser viel lustiger zu wohnen. Endlich aber ist das Wild durch die Vorbeyfahrenden dermassen erzürnet [1580] und aufgebracht worden, daß die Büffel, vornemlich aber die Kühe und Weibgens, denen man immer die Jungen weggenommen, letzlich so tolle geworden, daß sie auf einen jeden, der ihnen begegnet, loßgehen. Du Quesne Reise nach Ost-Indien c. 37. p. 207. u. ff.