Zedler:Morevel, oder Maurevel, (Franciscus von Lourieres)

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Morevil

Band: 21 (1739), Spalte: 1624–1626. (Scan)

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Literatur
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Morevel, oder Maurevel, (Franciscus von Lourieres) ein Frantz. Edelmann, geb. aus Brie. Er wurde als Page in dem Gnisischen Hause auferzogen; nachdem er aber in dem 16 Jahre seines Alters wegen einer grossen Boßheit, die er ausgeübt, von dem Pagen-Hofmeister sehr war gezüchtiget worden, ermordete er denselben heimtückischer Weise, und flohe kurtz vor der 1554 bey Renty vorgegangenen Schlacht zu den Spaniern. Nach geschlossenen Frieden kam er von neuem ins Gnisische Hauß. Als er daselbst vernommen, was vor eine Belohnung das Parlament demjenigen versprochen, welcher den Admiral Coligny tödten würde, bot er sich von freyen Stücken darzu an, und ließ sich deswegen etwas auf die Hand geben. Um nun das Ged völlig zu verdienen, gieng er zu den Reformirten über, und gab vor, daß er theils durch hefftige Beleidigungen, so ihm die Gnisen angethan, theils aber durch die Erkänntniß von der Wahrheit ihrer Religion darzu wäre bewogen worden. Durch diesen scheinbaren Vorwand und durch seinen muntern Geist insinuirte er sich dergestalt bey Arthuro oder Claudio von Vaudre, [1625] Hrn. von Mouy, welcher damahls bey seiner Parthey das meiste nach dem Admiral zu sagen hatte, daß derselbe ihn zu sich in sein Haus und an seine Tafel nahm, auch mit allen andern nothwendigen Dingen u. Bequemlichkeiten versorgte. Wiewohl er nun eine geraume Zeit auf eine bequeme Gelegenheit lauerte, wie er den Admiral hinrichten möchte, so fand er dennoch denselben allemahl mit einer so starcken Wache versehen, daß er sich nicht getrauete, etwas wider ihn zu wagen. Damit er aber das allbereits empfangene Geld nicht wieder heraus zu geben möchte genöthiget werden, wolte er es an seinem Wohlthäter, dem Hrn. von Mouy verdienen. Da nun einsmals 1569 derselbe, nachdem er von einem Ritt wider die Feinde, welche im Anzuge waren, die ihm vertraute Festung Niort zu belagern, zurück gekommen, und in einem Garten abgestiegen war, um seine Nothdurfft zu verrichten, gab ihm Morevel in währender Zeit, da er gantz freundlich mit ihm redete, einen Pistolen-Schuß in die Seite, woran er bald hernach sterben muste, der Thäter aber rettete sich auf einem Pferde, welches ihm jener geschencket hatte. Im Jahr 1572, als König Carl IX und dessen Mutter Catharina Medicäa, nochmahls beschlossen hatten, den Admiral Coligny aus dem Wege zu räumen, erwehlten sie diesen Morevel, um den Admiral, noch ehe man alle in Paris befindliche Reformirte mit einander angriff, aus dem Wege zu räumen. Morevel begab sich demnach in das Haus Peters von Pile-Villemur, welcher vor diesem des Hertzogs von Gnise Lehrmeister gewesen und nunmehro ein Canonicus war, nahe bey Saint Germain de l' Auxerrois, und als der Admiral, da er aus dem Louvre kam, daselbst vorbey gieng, that er mit einem dreyfach geladenen Carabiner einen Schuß nach ihm; da denn die eine Kugel den mittelsten Finger der rechten Hand zerschmetterte, die 2 andern aber in den lincken Arm giengen, weil der Admiral eben mit beyden Händen einen Brief hielte, und im Fortgehen ablase. Die Wunde war also nicht tödlich, verursachte aber dennoch, daß Coligny zu Bette liegen muste, und der mordliche Anschlag so wohl an ihm, als denen übrigen von seiner Parthey desto leichter von statten gieng. Was dem Thäter betrifft, so war er, ehe des Admirals Leute die förderste Haus-Thüre, welche er auf das feste verriegelt und sonst verwahret hatte, aufrennen kunten, schon auf einem zu solchem Ende fertig gehaltenen Pferde durch die Hinter-Thüre entkommen. Nach der Zeit hielt sich Morevel hin und wieder auf, und reisete unter andern 1573 nach Engeland, allwo ein Engeländer, der ihn niemahls weder in Person, noch gemahlt gesehen, also bald aus seinem übeln Gesicht urtheilte, wer er wäre, und sich erbot zu wetten, daß dieser des Admirals Mörder seyn müste. Im Jahr 1574 ward er nach Poitou geschickt, un den Hrn. de la Nove und verschiedene andere Protestantische Edelleute zu ermorden, konte solches aber nicht bewerckstelligen. Im Jahr 1584 am 14 April traf ihn zu Paris des ehemahls zu Niort von ihm entleibten Herrn von Mouy Sohn Arthurus an, welcher ihn ohne Verzug angriff, und mit seinem Seiten-Gewehr ihm 2 tödtl. Wunden beybrachte. Doch einer von des Morevels Leuten [1626] schoß den jungen Mouy alsbald durch den Kopf, daß er gleichfalls seinen Geist aufgeben muste. Thuan. hist. l. 46. Mezeray hist. de France t. 3. p. 224, 248, 555. Vie de l' Admiral de Coligny p. 396. Journal de Henri III. Memoires de l' etat de France. t. 2, 3.