Zedler:Milch aus den Brüsten zu ziehen


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

Milch befördernde Küchlein

Nächster>>>

Milch-Brust-Ader

Band: 21 (1739), Spalte: 152–153. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|21|Milch aus den Brüsten zu ziehen|152|153}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Milch aus den Brüsten zu ziehen|Milch aus den Brüsten zu ziehen|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1739)}}

Milch aus den Brüsten zu ziehen. Wenn bey Kindbetterinnen die Wartzen zu tieff in den Brüsten, daß selbige das Kind nicht fassen kan, als welches öffters bey denen vorkommt, welche zum ersten mal säugen wollen, so ist nöthig, solche durch Kunst herauszuziehen. Dieses kan offt geschehen, 1) wenn man ein älteres Kind, welches schon zu saugen gewohnt ist, an solche Brust anleget, so fasset solches die Wartzen besser, als ein neugebohrnes Kind, und ziehet selbige heraus. 2) Oder man kan sonst jemand das Wärtzlein mit dem Mund ausziehen lassen: wie denn dergleichen Weiber sich fast allenthalben befinden, welche um das Geld sich hiezu gebrauchen lassen. Wenn aber hiedurch die Wärtzlein nicht könnten herausgebracht werden, oder man dergleichen Leute, um die Wartzen mit dem Munde herauszuziehen, nicht bekommen könnte, so trachtet man solches durch gewisse Instrumente zu verrichten. Hierzu hat man ein besonders Glaß, fast in Gestalt eines Huths auf einem Kolben, [153] welches die Kindbetterin sich seibsten auf das Wärtzlein legen, und mit dem Munde durch die Röhre die Lufft und Wärtzlein anziehen kan. Dieses aber soll sie offt und so lang wiederholen, bis das Kind das Wärtzlein fassen und saugen kan. Wenn man kein solches Glaß hätte, kan man auch wohl im Nothfall mit einer Tobacks-Pfeiffe solches zu verrichten trachten. Andere bedienen sich eines helffenbeinen oder alabastern Hütleins, setzen solches auf das Wärtzlein, und lassen mit dem Mund dasselbe starck anziehen. Man hat auch noch andere Sorten von Milch-Gläsern, welche man vorher eine Weile in warm Wasser leget, oder auf dem Ofen wohl warm machet, selbige hernach mit dem daran befindlichen Loch geschwind auf die Wartzen leget, so ziehen solche selbige von selbsten starck heraus. Ja wenn man bey bösen entzündeten Brüsten oder sonsten, die Milch gern aus den Brüsten haben will, darff man nur solche Gläser warm, wie jetzt gemeldet worden, auf die Wärtzlein appliciren, so wird sich die Milch in das Glaß herausziehen. Wenn das Glaß nicht mehr ziehet, leeret man die Milch aus, wärmet dasselbe von neuem, und appliciret es hernach wieder, und dieses wiederholet man so offt, als es nöthig ist. Junge Hunde, welche noch keine Zähne haben, sind, um die Milch auszuziehen, auch gar dienlich zu gebrauchen.