Zedler:Milch-Fieber
Milch-Fieber, Febris lactea, um den vierten Tag nach der Geburt höret insgemein das lochialische Geblüth auf zu flüssen, und gehet alsdenn nur noch eine wässrige Materie fort: die Weiber nennen solches das Mutter-Geschwar. Dargegen aber stellet sich der so betitelte Milch-Frost oder Milch-Fieber ein, das von nichts anders herrühret, als weil die Milch-Gänge noch nicht gnungsam erweitert sind, daher auch in selbigen noch keine wahrhaffte gesunde, und dicke Milch absondern kan, sondern statt derselben findet sich nur ein dünnes Gewässer in den Brüsten, welches Colostrum genennet wird und da bekommen die Weiber ein besonders ausdehnendes Gefühl, mit einem Einschuß oder Einflüssen von denen Schlüssel-Beinen gegen die Brüste zu, welches ihnen einigermassen spannende Schmertzen mit abwechselnder Hitze und Frost verursachet, dannenhero pflegen sie zu solcher Zeit zu sagen: Die Milch komme ihnen mit Schauer und Hitze über die Achseln hergeschossen. Juncker Conspect. Physiol. Med. & Hygiein. Tab. XVIII. p. 283. Es ist ein gantz gelind Fiebergen, und währet selten über 3 oder vier Tage, wird auch am öfftersten durch den Schweiß, selten durch einen gelinden Durchbruch gehoben. Im steten Schweiß zu bleiben brauche man fire schweißtreibende Mittel, Krebs-Augen, gebrannt Hirsch-Horn, gebrannt Helffenbein, Siegel-Erde, Myrrhen, Wermuth-Saltz u. d. z. E. Man nehme Hirsch-Horn ohne [155] Feuer ein Quentgen, Antimon diaphoret. Schwefel-Blumen von jeden einen Scrupel, ausgelesene Myrrhen funffzehen Gran, Wermuth-Saltz sechs Gran, diese machet man zu einem Pulver, und ist den Sechswöchnerinnen, die das Milch-Fieber haben, sehr dienlich, denn es treibet gelinde den Schweiß. Siehe auch Lacteus im XVI Bande p. 142. u. f.