Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

Mißpickel

Nächster>>>

Mißtrauen

Band: 21 (1739), Spalte: 500–501. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|21|Mißrathen|500|501}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Mißrathen|Mißrathen|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1739)}}

Mißrathen sagt man, wenn eine Sache nicht so wird, wie sie hat werden sollen, sondern eine unserer Absicht gantz widrige Beschaffenheit erlanget. So berichtet der Prophet Jeremias Cap. XVIII, 3, 4, daß da er auf des HErrn Befehl gegangen in das Haus eines Töpffers, habe derselbe gearbeitet auf der Scheiben; aber der Topff, den er aus dem Thon machte, mißrieth ihm unter den Händen; wie es nach Lutheri Uebersetzung lautet; nach dem Ebräischen aber heist es, corruptum est vas, das Gefäß zerbrach, es kam nicht zu seiner Vollkommenheit. Warum es aber eben damahls in Gegenwart des Propheten zerbrochen, davon meinet Grotius, es habe es der Töpffer selbst gethan, weil er vielleicht gesehen, daß das Gefäß die gewöhnliche Gestalt nicht bekommen würde. Sanctius aber hält es vor eine gantz besondere Schickung GOttes, welcher hierdurch dem Propheten Gelegenheit geben wollen, das Wort des HErrn zu hören, doch so, daß GOtt schon gewiß vorher gesehen, dieses Gefäß werde zerbrechen, und also der Prophet Gelegenheit haben, das Wort des HErrn zu hören. Nachdem nun also das erste zerbrochen, so machte der Töpffer aus eben demselben Thon ein ander Gefäß, v. 4; reversus est, & fecit, er wandte sich um und machte, sintemahl das reverti nach Art der heiligen Sprache durch das iterum zu erklären. Und zwar machte er es, wie es ihm gefiel, sicut rectum erat in oculis figuli, so daß es nicht nur nach denen Regeln seiner Kunst verfertiget, sondern auch zur rechten Vollkommenheit gebracht wurde. Einige suchen hierinnen einen allegorischen Verstand, und meinen, es würde durch das erste verdorbene Gefäß das Jüdische Volck, so GOtt verworffen, durch das andere aber die an deren Statt erwehlten Heyden verstanden. Andere appliciren es auf die Auferstehung unsers Fleisches, welches zwar wie ein irrdener Topf [501] durch den Todt zerbrochen, nachmahls aber durch die Allmacht GOttes wiederum zu einem neuen Gefäß sollte bereitet werden. Noch andere aber deuten dieses alles auf die Auferstehung Christi. Dieses alles sind zwar gute Gedancken, welche aber mit dem Haupt-Zwecke nicht überein kommen.