Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Mensch der Odem in der Nasen hat

Band: 20 (1739), Spalte: 743–744. (Scan)

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Mensch (wilder) Unterschiedene die gereiset haben, berichten, wie daß es auf Borneo, einer Insul, auch sonst an vielen andern Orten mehr in Indien in den Höltzern, eine Art wilder Thiere gäbe, Homme souvage, der wilde Mann, oder Mensch genannt, welches an allen seinen Gliedmassen [744] einem Menschen dermassen ähnlich sehen soll, daß, wenn es reden könte, man es unmöglich würde von gewissen Barbarn unterscheiden können, die ohnedem gar viel von eines unvernünfftigen Viehes Natur an sich haben.

Dieses wilden Mannes Haut ist gantz rauch, das Gesichte dörre und verbrannt, die Augen liegen tieff im Kopffe, und sieht im übrigen gar grimmig aus: doch sind die Liniamenten des Gesichts noch ziemlich wohl gestellt, ob sie gleich von der Sonnen-Hitze ausgelauffen, und ganz rauhe worden. Er geht als wie ein Mensch, nur auf zweyen Füssen, aber dermassen schnell, daß einer, der zu Pferde ist mit Mühe, auch im völligen Galopp ihn wird einhohlen können: anbey hat er eine gantz abscheuliche Stärcke. Die Könige und Printze haben ihre gröste Lust, wenn sie ihn als Hirsch jagen können. Es könte dieser wilde Mensch auch wohl eine Art der grossen Affen seyn, und ist recht zu verwundern, daß man gar keinen richtigern Bericht von diesem Thier erhalten können, als was man von den Reisenden vernimmt, die dennoch offtmals sagen, was sie von blossen hören sagen haben, und doch persönlich nicht gesehen.

In einigen Chinesischen Beschreibungen wird desselben, iedoch sehr unterschiedlich, erwehnet. In den Memoires de Trevoux des Monats Januarius und Februarius 1701 befindet sich ein Auszug eines Briefes, der aus Indien den 10 Jenner 1700 ist geschrieben worden. Der Autor, dessen Namen nicht gemeldet wird, schreibet so: was er in den Chinesischen Nachrichten von den wilden Menschen auf Borneo gelesen hätte, sey mehr denn zu wahr: Denn, als er sich den 19 May 1699 auf der Rhede von Batavia befunden, habe er auf der Englischen Fregatte London, so von Borneo[1] zurück gekommen, ein Kind dieser wilden Leute gesehen, welches, gleichwie man solches versichern wolte, noch nicht drey Monate alt, ihm dennoch auf die zwey Fuß hoch vorkommen. Es sey mit annoch kurtzem Haar bedecket gewesen, habe einen Kopff gehabt, so rund, und eben so gestalt, als wie ein anderer Mensch, nur die Augen, der Mund und das Kinn hätten eine in etwas andere Figur gewiesen.

Es ware, so schreibt er, so gar stumpffnäsig, daß fast gar nichts von der Nase zu ersehen. Dieses Thier hatte weit mehrere Stärcke, als wie sonst Kinder von sechs bis sieben Jahren haben mögen, welches ich, fähret er fort, so fort bemerckete, als ich es bey der Hand zoge, denn da verspürete ich ungemeinen Widerstand; es liesse sich ungerne sehen, und wenn es ja aus seiner Zelle, die man ihm gemachet, heraus gehen muste, bezeigte es sich recht verdrüßlich darüber, hatte übrigens gantz menschliche Handlungen. Wenn es sich niederlegte, legte es sich auf die Seite, und auf die eine Hand: der Pulß fand sich an seinem Arme, als wie bey uns Menschen. Die rechte und vollkommene Grösse dieser Thiere ist den grösten Leuten gleich: sie lauffen aber so behende als ein Hirsch, und brechen in den Höltzern die Aeste von den Bäumen, und schlagen damit die vorüber gehenden zu tode. Wenn sie iemand erschlagen können, so saugen sie ihm das Blut aus, das schmecket ihnen besser, als das delicateste Geträncke, es sollen auch diese Thiere ungemein geil seyn.

Anmerkungen (Wikisource) Bearbeiten

  1. Vorlage: Bornea