Zedler:Meinungen, Meiningen

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Meinungen, Sachßen

Band: 20 (1739), Spalte: 348–350. (Scan)

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Meinungen, Meynungen, Meiningen, Mainungen, Maynungen; oder Mayningen, Lat. Meinunga oder Meininga, eine feine Stadt, Amt und Residentz Schloß, einer Sachsen Gothasischen Linie gehörig, und in dem Fürstenthum Henneberg an der Werra, 3. Meilen von Schleusingen gelegen.

Sie ist mit gedoppelten Mauren, starcken Thürmen wie auch mit Rundelen und Außenwercken, und einem dreyfachen Wasser-Graben versehen.

Als dieser Ort noch ein schlechter Vieh-Hof war, welchen die Fosi oder vielmehr die Catti erbauet hatten, und deßen sich die Francken als einer Thür oder Paßes in Thüringen bedienten, ward er Einingen genennet, welcher Nahme aber, als daselbst ums Jahr 350. zwischen dem Kayser Juliano und den Francken der Friede geschlossen ward, in Meinungen verwandelt worden, weil aller Meinungen zu der Zeit durchgängig auf den Frieden gerichtet gewesen.

Wie viele davor halten, soll Genebald III. Hertzog in Ost-Francken, solchen Ort im Jahr 618. in die Form einer Stadt haben bringen laßen, welches aber sehr zweiffelhafft, maßen Friese in seiner Würtzburgischen Bischoffs-Historie noch beym 9. Jahrhundert desselben anders nicht als des Dorffes Meininger Marck gedencket.

So viel hingegen ist gewiß, daß sich des Ortes Alterthum über die Zeiten Carl des Grossen erstrecken, in welchen sie [349] die Fränckische Hertzoge beseßen. Nach der Zeit aber ist sie von Käyser Heinrich wider die Ungarn mit Mauren verwahret worden. Kayser Heinrich II. vertauschte sie dem Bischoff und Stifft Würtzburg 1008. gegen ein Stück ihres Bißthums, so zum Stifft Bamberg geschlagen wurde, welches gedachter Kayser Heinrich damals anlegte. Im Jahr 1432. demolirten die Bürger zu Meinungen ihre Burg daselbst. Im Jahre 1542. gab der Bischoff diese Stadt und Amt Meinungen um 17000. fl. an die Fürsten von Henneberg gegen das Amt Maimburg. Hierauf kam 1583. solches nach Abgang des Hennebergischen Stammes mit den übrigen Landen an das gesammte Chur- und Fürstl. Hauß Sachsen, und waren während communen Administration solcher Hennebergischen angefallenen Lande die Regierung und andere Collegia allhier zu Meinungen biß nach beliebter Theilung das Hauß Altenburg und hernach bey dessen Abgang Hertzog Ernst von Gotha nebst anderen Stücken auch Meinungen bekommen. Nach diesem hat Hertzog Bernhard Hertzog Ernsts zu Gotha dritter Sohn, bey der Theilung im Gothaischen Hause Stadt und Amt Meinungen nebst etlichen andern zugeschlagenen Fürstlichen Hennebergischen Schleusingischen Aemtern und Städten bekommen, das Schloß zu Meinungen neu erbauet, es Elisabethen-Burg seiner Gemahlin zu Ehren genennet, und daselbst seine Hofhaltung aufgeschlagen, auch Regierungs und andere Collegia über seine bekommene Fürstliche Landes-Portion allhier errichtet.

Es wird in dieser Stadt der beste Barchend gemacht, und außerhalb grosses Gewerbe damit getrieben.

Mitten durch die Stadt gehet eine Waßerleitung aus der Werra, so das Marcktwaßer genennet wird.

Im Jahr 1703. ward aus dem ehemahligen Minoriten-Kloster daselbst, welches biß dahin denen altbetagten Frauenspersonen zum Spital gedienet hatte, ein Waysenhauß gemacht, und 1712. ist auch ein Lyceum illustre allda aufgerichtet worden, welches von solcher Zeit an in gutem Flor gestanden.

Ehemahls hielten sich allhier viele Juden auf, welche große Kayserliche und Fürstliche Freyheiten genoßen, und halten ihre Synagoge an dem Orte, wo man es ietzo noch die Capelle nennet. Selbige aber hielten 1349. am Palm-Sonntage eine geheime Zusammenkunfft, und beschloßen, auf bevorstehenden Char-Freytag die Christen in der Kirche unter der Predigt zu überfallen und zuermorden, zu dem Ende sie die folgenden Tage noch mehr Juden an sich zogen. Allein es wurde ihr Mord-Anschlag an eben dem Tag, da er vollstreckt werden solte, durch eine Magd entdecket, als sie beym vorüber gehen das große Geräusch[WS 1] in der Juden-Schule vernahm, und deswegen an selbiger zuhorchen bewogen ward. Sie eilete darauf zur Kirche, und erzehlte mit lautem Geschrey, was die Juden vorhätten, weswegen die meisten Bürger nach Hauße eileten, die Waffen ergriffen, und die meisten Juden ermordeten, die übrigen aber, welche gefangen genommen worden, wurden nach 3. Monaten verbrannt.

Güre in Polygraph. Meinungens. L. Friesens Würtzburgische Chronic. Spangenberg [350] in der Hennebergischen Chronic. L. V. Weinrichs Hennebergischer Kirchen- und Schulen-Staat. Dietherr in Spicileg. sive ulter addit. ad Thes. Pract. Besoldi. p. 703. Antenor in Salom. c. 7.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Geraüsch