Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Matricaria flore pleno

Band: 19 (1739), Spalte: 2082–2084. (Scan)

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MATRICARIA, Matricaria, Offic. Ger. Trag. Dod. Matricaria vulgaris, Park. Matricaria sive Parthenium, Dod. Matricaria vulgo minus Parthenium, J. B. Matricaria vulgaris, sive sativa, C. B. Pit. Tournefort. Matricaria nostras, Lob. Parthenium, Matth. Chab. Artemisatenuifolia, [2083] Fuchs. Tab. Amarusca, Marella, Amarella (wegen seiner ungemeinen Bitterkeit) Solis Oculus, Anthemida, Pseudoparthenium, Matronella, Matronaria, Herba uterina, Herba virginea, Herba febrifuga, Artemisia nostras, Amaracus, Gall. Crispula, Manard. Gr. παρδαλνζόν und παρδένζον. Frantz. Matricaire. Ital. Amarella. Span. Madricaria. Teutsch Mutter-Kraut, Mettern, Mertram, Matron-Kraut, Metram, Meter-Kraut, Metterich, Magdblum, Fieber-Kraut, Feber-Kraut, Mäler-Kraut, Mäter, Magde-Blum.

Ist ein Kraut, das einen Hauffen Stengel treibt auf ein paar Schuhe hoch, die ziemlich dicke sind, steiff und feste, voll hohle Streiffen, mit weissen schwammigen Marck oder Kern erfüllet, und in einen Hauffen Zweige zertheilet. Seine Blätter sind groß, gleichsam wie Flügel abgetheilt, und wie Paar-weise, bis gantz an die Stengel hinein, zerkerbt, am Rande abermals zerkerbet und gelblicht grün von Farbe. Die Blüthen oder Blumen wachsen Büschel-weise oben auf derer Zweige Spitzen, sind rund umher, als wie mit Strahlen, umgeben, gleichwie die an denen Chamillen-Blumen; dann die Crone ist weiß, der Teller aber, oder die Mitten gelb, und stehen in schuppigen Blumen-Kelchen. Wann diese Blumen vergangen sind, so folgen länglichte Saamen-Körner. Die Wurtzel ist zaserig.

Das gantze Gewächse giebt einen starcken und unangenehmen Geruch, und schmecket bitter; es wächst in fettem Boden, in denen Gärten; führet viel kräfftiges Oel und Sal volatile und essentiale.

Es ist ein herrlich Kraut in allem Anliegen derer Weiber, und solte billig von ihnen in grossen Ehren und Würden gehalten werden, indem es mit sonderlichem Nutzen inner- und äusserlich zu allen Mutter-Kranckheiten kan gebrauchet werden. Fürnemlich dienet es zu allen Gebrechen der Mutter, so sich von dem kalten Schleim und Winden erheben: In Wein oder Wasser gesotten und getruncken, laxiret und erweichet es den Leib, bringt denen Frauen ihre Zeit, treibt die todte Frucht und Nachgeburt aus, stillet die Nachwehe, reiniget die Kindbetterinnen, lindert die Colic, tödtet die Würme im Leibe, und zertheilet die Eyter-Geschwür des Magens, und das gerornene Geblüt in demselben, bes. Bayr. XI. Pr. I. 7. Es vertreibet auch die faulen Fieber (dahero es etliche Febrifugam nennen) den Nieren-Stein und die Wassersucht. Bes. Jac. Theodor. Tabernämont. Herbar. Phil. Gruling. Teutsches Artzney-Buch, Part. 3. 20. Carl Rayger ger. Obs. Med. 51. in Nieren-Beschwerungen ist es gantz vortrefflich, bes. Sam. Schonborn. Man. Med. Pr. p. 178. Der ausgedruckte Safft dieses Krauts ist insonderheit gut in dem viertätigen Fieber, auf ein Loth mit Wermuth-Wein eingenommen, bes. Frid. Decker. in Not. ad Prax. Med. Barber. III. 3. Es ist eine besondere Artzney, den Urin, Stein und andere Unreinigkeiten abzutreiben, und übertrifft, wie Montagnana Consil. 187. 191. bezeuget, alle Harntreibende Mittel.

Aeusserlich lindert das Kraut die Schmertzen. Wenn man den Unter-Leib damit bähet, so stillet es die Mutter-Schmertzen, es ist auch zu Stillung der Colic gantz vortrefflich: bewahret die Wunden vor Entzündungen, und wehret dem Brand: dienet für die Härtigkeit der Brust, zertheilet die Milch-Knollen, und vertreibet die Milch. Das grüne Kraut ein wenig zerstossen, und auf den Wirbel des Haupts gelegt, und etliche mal erfrischet, lindert die grossen Haupt-Schmertzen, wehret dem Schwindel und Haupt-Flüssen. Bes. Achill. Gasser. Obs. Med. 51. Hier. Reusner. [2084] Obs. 55. a Velsch. ed. und Velsch. Chil. 1. Exot. cur. 276. Laur. Scholz. III. Cons. 28. Soll auch, auf die Art gebrauchet, das abgefallene Zäpfflein wiederum aufheben und zurechte bringen. Bes. Hier. Reusner. Obs. 55. und Sennert. II. Pract. Med. p. 1. 20. Andere hängens auf die schmertzhaffte Seite derer Zähne, oder über ein Ohr, da der Schmertzen am meisten ist, soll die Schmertzen derer Zähne gantz und gar benehmen. Einige binden es unter die Fuß-Sohlen in denen Fiebern. Wider das Aufsteigen und Wehe der Mutter soll man dis Kraut mit denen Blumen in ein Säcklein thun, im Wein sieden, und hernach warm über den Magen und unter den Nabel legen, und damit anhalten.

Viele brauchen das Kraut im Frühling, wenns noch jung ist, mit unter die Eyer-Kuchen: wird auch von etlichen des Morgens mit Butter-Brod genossen, ist eine gute Speise denen Weibern, so stetig Mutter-Weh und viel Grimmen im Leibe haben.

In denen Apothecken hat man das destillirte Wasser, den Syrup, das Extractum und das Saltz. Das Wasser eröffnet und erwärmet die erkaltete Mutter, befördert die weibliche Zeit und die Reinigung derer Kindbetterinnen, hilfft der schweren Geburt, treibet aus die todte Geburt, stillet das Bauchreissen und Grimmen derer jungen Kinder, tödtet die Würme, und reiniget die Nieren vom Grieß und Stein. Der Syrup hat gleiche Krafft, wird sonderlich zu denen Schmertzen der Mutter, so von Kälte, Schleim und Winden entstanden, gelobet. Das Saltz hat groß Lob in der Wassersucht, mit ein wenig weissen Wein eingenommen: es reiniget die Mutter, befördert die weibliche Zeit, treibet den Harn, bes. Adr. Ziegler. Pharm. Spag. p. 103. Conr. Kuhnrath. Medull. destill. p. 2. 7. Das Oel ist trefflich gut für kalten Leib, Magen- und Mutter-Wehe.

Matricaria kommt von Matrix, die Gebähr-Mutter, weil dieses Kraut ein gutes Mittel ist wider die Gebrechen derselben. Parthenium kommt von παρδέος, virgo, eine Jungfrau, dieweil es zu denen Gebrechen der Gebähr-Mutter dienet.


MATRICARIA, Offic. Ger. Trag. Dod. s. Matricaria.