Zedler:Lust des Hertzens stehet zu deinem Nahmen und deinem Gedächtniß


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Lust habe ich an GOttes Gesetz nach dem inwendigen Menschen

Band: 18 (1738), Spalte: 1249–1250. (Scan)

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Lust des Hertzens stehet zu deinem Nahmen und deinem Gedächtniß, Es. 2, 8. Die Lust des Hertzens heisset im Ebr. nicht nur ein Vergnügen, sondern auch ein Verlangen der Seelen; durch jenes wird sie erquicket, durch dieses aber hungrig, immer mehr davon zu genüssen; wie denn, so die Lust der Seelen vollkommen seyn soll, beydes sich muß bey einander finden: denn so Lust und Vergnügung da ist, muß auch das Verlangen nicht aufhören, sonst wird sie durch einen verdrüßlichen Eckel bald vermindert, ja gar verbittert werden. Ist hingegen das Verlangen da ohne Vergnügen, so bleibt die Seele ungesättiget, und empfindet desto mehr Schmertzen: wenn aber beydes zugegen, das Vergnügen oder die Lust in der Empfindung, und das Verlangen in der Sättigung, so wird das Hertz um desto mehr beruhiget. Allein beydes ist nicht zugleich in der Welt [1250] und bey ihren Lüsten zu finden, welche das Verlangen mehr reitzen als sättigen, oder bey dem gesättigten Lustling durch bittere Reue es gar vertilgen; sondern GOtt ist es, das allerhöchste Gut, dessen Nahme und Gedächtniß, dadurch kan die unsterbliche und zum Ewigen erschaffene Seele gestillet und erfüllet werden. Es ist nicht zu läugnen, daß durch GOttes Nahmen sein herrlicher Nahme Jehova, Elohim, El Schaddai, und dergleichen verstanden werde, weil sie alle eine merckwürdige Bedeutung und süsse Erqvickung der Seelen bey sich führen, und seine ungebundene Allmacht, unveränderliche Wahrheit, treue Liebe, Majestätische Hoheit und unendliche Güte, sammt allen übrigen Vollkommenheiten, so das höchste Wesen bey sich hat, anzeigen; desgleichen, daß das Gedächtniß nicht nur sey das menschliche Gedencken an GOtt, sondern auch zugleich das göttliche Gedencken an uns, oder das Andencken seines Gedenckens und die süsse Erinnerung dessen, daß wir, so wir seiner nicht vergessen, wie einedler Diamant im Ringe, also auch, ob wirs gleich nicht verdienen, in sein gnädiges Gedächtniß beständig eingeschlossen seyn sollen. Wie dann von dem Nahmen des HErrn und seinem Gedächtniß David an verschiedenen Orten redet, Ps. 5, 12. Ps. 45, 18. Ps. 119, 55. Jedoch muß der heilwärtige und süsse JEsus-Nahme hierbey nicht aus- sondern vor allen Dingen mit eingeschlossen seyn, dessen sich der sterbende Jacob erinnert, Gen. 49, 18. der die Qvelle aller wahren Hertzens-Lust; der Himmels-Nahme, den der Engel zu erst geoffenbahret, Matth. 1, 21. Das war der Glaube derer Patriarchen und Propheten, der nun bey uns Christen desto brünstiger, und das Gedächtniß zu diesem Nahmen desto beständiger seyn soll, je mehr wir durch den Glauben versichert leben, daß alles in ihm versöhnet und erfüllet worden. Ermisch. dreyf. Evangel. Hertzens-Lust, in Dedicat. Die Hertzens-Lust derer Gläubigen bestehet also darinnen, daß sie sammt und sonders, wie ein Hertz und eine Seele, ihren Glauben und Zuversicht auf den HErrn JEsum, dessen v. 1. gedacht, und auf den hiermit gesehen wird, und sein vollkommenes Verdienst und Gnugthuung setzen, sich darinnen einig und allein erfreuen und vergnügen, und nichts liebers haben, als wenn sie nur den Nahmen JEsu hören, und sich seiner Gutthaten erinnern, und denselben nachdencken sollen, worüber sie alles andere in der Welt verachten, und an keinem Dinge keine Lust mehr haben, als wenn sie sich nur in ihrem JEsu erlustigen sollen, dessen Nahmen sie ohne Aufhören in ihrem Hertzen und Munde führen; sie nennen, schreiben, ehren ihn, und das mit innerlicher, aufrichtiger, thätiger und beständiger Lust ihres Hertzens, also, daß sie auch in solcher Lust über den Nahmen JEsu einschlaffen, nicht nur, wenn sie sich des Abends zu Bette legen, damit ja ihnen auch des Nachts von JEsu träume, wie etwa David bekennet, Ps. 63, 7. sondern auch, wenn sie sterben sollen, wie Stephanus mit und in diesem Nahmen einschlieff, indem er anrieff und sprach: HErr JEsu! nimm meinen Geist auf, Act. 7, 58.