Zedler:Lippe, (Bernhard der VI. Graf von der)


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Lippe, (Bernhard der VIII. Graf von der)

Band: 17 (1738), Spalte: 1538–1540. (Scan)

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Lippe, (Bernhard der VI.[1] Graf von der) mit dem Beynamen der streitbare, war ein Sohn Graf Simons des IV. und im Jahre 1429 geboren.

Nachdem er etwas erwachsen war, hatte er grosse Lust am Kriegs-Wesen und auch in selbigem gutes Glücke, wie er denn Zeit seiner Regierung beständig gnug mit dem Kriege zu thun gehabt.

Im 1444. Jahre verband er sich nebst andern mehr gegen den Ertz-Bischoff zu Cöln, dessen Unterthanen eines Theils sehr schwürig waren; und versetzte so gar, damit er desto besser bey dem Bunde halten könnte, im 1445. Jahre nebst seinem Vater die Hälffte der Stadt Lippstadt, stund auch im 1446. Jahre denen zu Söst gegen ihren Ertz-Bischoff bey, und verhinderte, da der Ertz-Bischoff [1539] der Stadt Lippstadt zusetzte, nebst dem Grafen zu Hoja, daß er nicht viel ausrichten konnte. Indessen hatte der Ertz-Bischoff die Böhmen, welche Herzog Wilhelmen zu Sachsen gegen seinen Bruder Chur-Fürsten Friedrichen zu Sachsen beygestanden hatten, auf seine Seite gebracht, auch es dahin vermogt, daß der Herzog Wilhelm selbst ihr Heer-Führer worden war, und diese noch durch die Sachsen aus Meissen und Thüringen verstärcket hatte; worauf dem Lippischen Lande ziemlich schlecht mitgespielet, auch Blumberg eingenommen, und Graf Bernhard dergestalt bedränget ward, daß er sich im verborgenen aus dem Lande begeben, und heimlich in einem Schiffe, auch so gar, wie man will, in einem Fasse verschlossen über die Weser setzen, und nach Schaumburg bringen lassen müssen. Nachdem aber die Sache mit Cöln ein anderes Ansehen gewann, begab sich der Graf im 1448. Jahre wieder nach Söst, selbigen Ort allenfalls nach Möglichkeit zu beschützen, und war mit allem Fleisse bedacht, das Land wieder in die Höhe zu bringen; wie denn auch der Streit zwischen Schaumburg und Lippe wegen der Herrschafft Sternberg durch seine Vermählung beygelegt ward.

Im 1449. Jahre ward er ein Heßischer Lehn-Mann, und nahm vom selbigen sein Schloß und Stadt Blumberg zum Lehne. Weil auch nebst dem Ertz-Bischoff zu Cöln der Bischoff zu Münster und Osnabrück sehr zum Verderb der Grafschaft Lippe geholffen hatte, bediente sich der Graf im 1450. Jahre, da der Bischoff gestorben war, und die Münsterischen Stände über die Wahl nicht einig werden konnten, der Gelegenheit, und hielt im Münsterischen Stiffte ebenfalls übel haus.

Ob er aber wohl im 1453. Jahre einen glücklichen Einfall gethan hatte, so hatte er doch in eben diesem Jahre das Unglück, daß ihm die Feste Falckenberg ausbrannte, welches durch seiner Feinde Anstifften geschehen seyn soll.

Nach der Zeit stand er der Stadt Münster wegen der streitigen Wahl gegen das Dom-Capitel bey, und fügte, ob gleich der damahlige Zug nicht allzuglücklich ablieff, dennoch denen Stifftern Cöln, Münster und Osnabrück grossen Schaden zu.

Hierauf ward endlich um das 1457. Jahr ein Vergleich gestifftet, und er zum allgemeinen Statthalter und Marschall über alle Cölnische Länder diesseits des Rheins verordnet; wobey er vor seine sehr mitgenommenen Unterthanen gute Vertröstungen erhielt, auch sich sehr angelegen seyn ließ, den Frieden wieder herzustellen, welcher auch im Clevischen, Märckischen und Hildesheimischen feste gestellet ward. Da er indessen einen Einfall in das Stifft Osnabrück gethan hatte, meynte der Graf zu Tecklenburg, daß es aus Absicht auf das Haus und Herrschafft Reden geschehen wäre, gieng ihm derohalben mit einigem Volcke entgegen, kam ihn unvermuthet über den Hals, und kriegte ihn endlich gefangen; wiewohl er gegen eine gewisse Summe Geldes und Lossagung dieser Herrschafft wieder auf freyen Fuß gestellet ward.

Im 1460. Jahre gab ein Brunnen zu Blumberg, darein eine geweihete Hostie geworffen worden war, Gelegenheit, [1540] daß er über gemeldeten Brunnen einen Altar bauen ließ, wozu hernach ein grosser Zulauff und endlich an diesem Orte mit seiner Einwilligung ein Closter gebauet ward, wozu er grossen Vorschub that.

Im 1469. Jahre und folgender Zeit stand er denen Grafen von Schaumburg gegen den Bischoff zu Minden, und im 1472. Jahre denen Grafen zu Hohenstein gegen die von Aschersleben bey, eroberte auch im 1479. Jahre das Haus Ulenburg.

Endlich war er noch im 1485. Jahre im Kriege gegen das Stifft Hildesheim, worinnen er großen Schaden that, und erneuerte im 1487. Jahre das Closter zu Lippstadt; gieng aber im 1511. Jahre den 2. April mit Tode ab. Von seiner Gemahlin und Kindern ist die Geschlechts-Abhandlung zu sehen.

Botho Chron. Brunsuic. pict. bey Leibnitzen Scriptt. Rer. Brunsuic.[2] T. III. pag. 411. 413. Kurze Chron. der Landgr. zu Thür. und Hessen, bey Kuchenbeckern Analect. Hass.[3] Coll. V. pag. 337. Hamelmann Famil. & Geneal. Com. Bar. & Dom. Sax. Inf. cet. in Opp. hist. Geneal.[4] pag. 397. seq. Pideritius Lipp. Chron.[5] II. pag. 554. seqq.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Bei dem hier beschriebenen Grafen zur Lippe handelt es sich trotz des abweichenden Lemmas um Bernhard VII, vgl. Bernhard VII.
  2. Leibniz, Gottfried Wilhelm: Scriptores Rervm Brvnsvicensivm. Hannover: Foerster 1707-1711
  3. Kuchenbecker, Johann Philipp: Analecta Hassiaca. Marburgi, 1728
  4. Hamelmann, Hermann: Opera Genealogico-Historica. Lemgo: Meyer, 1711
  5. Pideritius, Johannes: Chronicon Comitatus Lippiae. Rinteln an der Weeser: Lucius, 1627