Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Land, Stadt in Polen

Band: 16 (1737), Spalte: 376–379. (Scan)

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Land, Lateinisch Terra, Regio, ist, über Haupt genommen, ein gewisses Stücke von der Oberfläche der Erd-Kugel, welches nicht mit Wasser bedeckt ist.

Es wird in diesem allgemeinern Verstande der See entgegen gesetzet, weil die gantze Oberfläche der Erde aus See und aus trockenem Lande bestehet.

Es ist an der Erkenntniß des Landes und seiner Beschaffenheit sehr viel gelegen, wenn man seine Glückseligkeit recht beobachten will. Die Beschaffenheit des Landes dependiret von der Verschiedenheit des Bodens, von dem Stande der Sonne gegen dasselbe und von der verschiedenen Wässerung an verschiedenen Orten des Erdbodens.

Dem Boden nach ist es entweder feuchte oder trocken, fett oder mager, bergicht oder eben, steinigt und sandigt, oder bestehet aus gutem Erdreiche, hart oder locker, und was dergleichen Unterschied mehr ist. Diese verschiedene Beschaffenheit des Bodens kann denen Einwohnern eines Landes ungemeinen [377] Vortheil schaffen, wenn sie dieselbe recht zu brauchen wissen.

Man wendet feuchten Boden zu Teichen an, wodurch man auch das herumliegende Land trockener machet, daß es zum Acker-Bau und zur Vieh-Zucht bequem wird. Fettes und gutes Land wird zu Äckern, Wiesen und Gärten gebrauchet. Das bergichte ist, wo es der Stand der Sonne erlaubet, zu Weinbergen bequem, und hält meistens Metalle in sich, welche auf verschiedene Art zum Nutzen derer Menschen können angewendet werden. Die Ziegel-Erde bringet im bauen grosse Vortheile zu Wege, welches auf gleiche Weise vom felsichten Lande zu verstehen ist. Aus dem Thone werden die töpfernen Gefässe verfertiget, welche bey der Hauswirthschafft unentbehrlich sind. Und über Haupt kann eine jede Art des Landes genutzet werden, wenn man solche genau kennet. Man darff nur durch die Erfahrung anmercken, wozu sich jede Landes-Art am besten anwenden lässet, ob sie sich besser zur Vieh-Zucht oder zu Äckern oder zu Gärten schicket, und was dergleichen mehr ist.

Von dem unterschiedlichen Stande der Sonne gegen ein Land kommet die Wärme und Kälte desselben her, nebst den 4. sogenannten Tempestatibus fixis, Frühling, Sommer, Herbst und Winter, in so fern solche in einem Lande anders beschaffen sind als in dem andern, in gleichen die Länge des Tages und der Nacht. Davon dependiret die Zeit des säens und erndtens, und anderer Verrichtungen im menschlichen Leben, welche mißrathen, wenn sie nicht zu der Zeit vorgenommen werden, wenn es seyn soll, oder doch nicht so gerathen, als wenn sie zu rechter und bequemer Zeit wären vorgenommen worden.

Es dependiret davon die Verschiedenheit derer Gewächse an denen Orten der Erde, in dem einige Gewächse besser an warmen, andere besser an kalten Orten gezeuget werden. In gleichen die verschiedenen Arten derer Thiere, welche nicht an allen Orten einerley sind. Ja auch so gar die menschliche Natur ist in andern Ländern gantz anders. In dem durch die Wärme und Kälte derer Länder die Vermischung der Feuchtigkeiten viele Veränderungen hat, welches eine gantz andere Beschaffenheit derer Cörper und Gemüther zu Wege bringet. Hieraus lässet sich die Lehre von denen Temperamenten verschiedener Nationen vernünfftig erklären, welche in der Moral grossen Nutzen hat.

Die verschiedene Witterung bringet gleich Falls einen grossen Unterschied derer Länder hervor. Wir reden hier von den so genannten Tempestatibus vagis, Wind, Regen, Sonnenschein u.d.g. welche von dem veränderten Zustande der Lufft herrühren. Diese verursachen die Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit derer Jahre, machen die Verrichtungen denen Menschen beschwerlich oder leichte, nach dem das Land zu dieser oder jener Witterung vornehmlich aufgelegt ist. In einem Lande, welches mehren Theils Sonnenschein hat, wachsen diejenigen Gewächse am leichtesten, welche viele Wärme zu ihrer Vollkommenheit und ihrem Wachsthume nöthig haben, da hingegen in einem neblichten und regnigten Lande das besser fortkommet, was eine kühle Lufft und viele Nahrung nöthig hat. Die Gesundheit und gute Natur der Einwohner wird auch mehren Theils von denen [378] Witterungen, welche gewöhnlich in einem Lande sind, verursachet. In windigten und neblichten Orten ist die Lufft sehr unbequem zur Gesundheit, da im Gegentheil eine beständige und gute Witterung den Leib sehr stärcket.

Es wäre gut, daß man von denen verschiedenen Ländern und ihrem Zustande genauere Beschreibungen hätte. Daraus könnte man vieles herleiten, welches in dem gemeinen Leben derer Menschen vortrefflichen Nutzen hätte. Man kann sich in diesem Stücke zwar einiger Massen aus Reise-Beschreibungen helffen, allein wer bedencket, daß, den Zustand eines Landes vollkommen zu beschreiben, ein Mann erfordert werde, der in allen Arten der Wissenschafften erfahren ist, kann nicht anders glauben, als das solche in vielen Stücken mangelhafft seyn müssen. Man würde eine rechte Nachricht in diesem Stücke auch zu mehrerem Aufnehmen der Physic oder Natur-Wissenschafft brauchen können, in dem doch unsere gantze Erkenntniß in der Philosophia naturali sich auf richtige Erfahrungen gründen muß, wenn wir nicht viele Gründe erbetteln und ohne Ursache annehmen wollen.

Was wir bisher erinnert haben, gehet die natürliche Beschaffenheit eines Landes an, man hat ausser diesem Statu naturali auch einen Statum Politicum, welcher aus dem Reichthume und der Menge derer Unterthanen, wie auch aus der Kriegs-Macht bestehet, welche in demselben zu finden ist. Auf diesen und seine Verbesserung haben die Regenten derer Länder hauptsächlich ihr Absehen zu richten. Er hänget mit der natürlichen Beschaffenheit des Landes genau zusammen, wenn nicht die Einwohner aus Unachtsamkeit oder Faulheit den Nutzen versäumen, den sie aus einem guten und reichen Lande zühen können.

Ausser diesem Falle ist der Politische Zustand des Landes alle Zeit dem natürlichen proportioniret. Ein gutes Land machet reiche Einwohner, und zühet fremde herbey, welche auch aus der guten Beschaffenheit des Landes Vortheil zu zühen hoffen. Hingegen bey einem armen und schlechten Boden ist wenig Reichthum, und die Unterthanen suchen lieber weg als herbey zu zühen.

Wie ein Fürst den Politischen Zustand seines Landes genau erkundigen könne, zeiget von Schröder in der Fürstlichen Schatz- und Rent-Cammer. Die Kriegs-Macht beruhet auf der Menge und Beschaffenheit der jungen Mannschafft, auf der Menge und Güte derer Festungen und auf der Beschaffenheit des Terrains in einem Lande. Sie setzet also, so wohl den Statum naturalem, als den Statum politicum vor aus. Wenn man sich mit andern in Krieg einlassen will, so müssen solche zu Anführern derer Trouppen verordnet werden, welche die gantze Beschaffenheit des Landes, wo der Krieg soll geführet werden, genau kennen.

Sie müssen wissen, wie starck oder schwach die Festungen sind, an welchen Örtern man sich am bequemsten lagern kann, welche Pässe man hauptsächlich besetzen muß, wie weit man sich ohne Gefahr ins Land wagen könne, ob die Unterthanen ihrem Fürsten getreu oder zum Abfalle geneigt sind, ob die Soldaten aus wohl exercirter Mannschafft, oder aus zusammen gerafftem Volcke bestehen, und dergleichen Dinge mehr, welche ihnen zu Vortheil oder zum Schaden gereichen können. Mehrers Anleitung giebt von Rohr in der Haushaltungs-Bibliothec. [379]

Das Wort Land wird sonst im gemeinen Leben auch in engeren Verstande genommen, und bedeutet alle Plätze, welche ausser denen Städten in einer Landschafft angetroffen werden. Daher hat die Landwirthschafft ihren Namen, welche nichts anders ist, als die Geschicklichkeit ausser denen Städten die Haushaltung klug einzurichten. Sie begreiffet vornehmlich die Vieh-Zucht, den Acker-Bau, die Besorgung des Wieswachses und der Holtzungen und den Gartenbau in sich, davon man in den Büchern die von der Haushaltung geschrieben haben, Nachricht findet, Florini Haus-Vater, Böcklers Haus- und Feldschule, und andern.

Bey denen Schiffern wird das Wort Land in weitläufftigem Verstande genommen, und bedeutet trockenes Land, wie wir es oben erkläret haben. Sie theilen es in festes Land und in Eylande oder Inseln ein. Das feste Land ist, welches nicht Rings herum mit einem Meere umgeben ist, eine Insel aber ist ein Stück trockenes Land, welche Rings herum mit Wasser umgeben ist, und also kann umschiffet werden. Daher kommt bey ihnen die Redens-Art Land entdecken, welche gebraucht wird, wenn sie von ferne aus der offenbaren See eine Küste erblicken. Eben daher kommt auch bey ihnen der Name Land-Wind, welchen sie demjenigen Winde geben, der ihnen entgegen ist, und sie verhindert, in einen Hafen einzulauffen, weil er von der Küste herwehet, gegen welche sie zufahren.

Sonst heisset auch das Land einer gewissen Herrschafft, alle diejenigen Örter, wo ihre Gesetze und Verordnungen gelten, welches auch sonst das Gebiete einer Stadt oder Herrschafft genennt wird.