Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Hexham

Band: 12 (1735), Spalte: 1978–1995. (Scan)

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Hexerey. der Mensch empfindet bey der Erkänntnis derer Dinge eine sonderbare Lust, welche ihn beständig antreibet seine Wissenschaft auf alle Art und Weise zu vermehren. Er ist nicht damit vergnügt, wenn er den genauen Unterschied so vieler Dinge wahrnehmen kan, sondern er bemühet sich auch den Grund von allen was geschicht, zu erforschen. Er will wissen, wodurch sie entstehen, und verknüpfet mit derjenigen Frage, was eine Sache sey? zugleich die Betrachtung woher, wie,[1] und warum sie hervorgebracht worden. Vielmahl lassen es die Fehler des Verstandes, vielmahl aber auch die Natur der Sachen selber nicht zu, daß wir ihre Ursachen erforschen können. Nichts desto weniger vermeynet unser Verstand albereit etwas grosses gefunden zu haben, wenn er es denenjenigen Ursachen zuschreibet, die vor allgemeine Gründe derer Dinge können angesehen werden.

So wohl die Vernunft als die Offenbarung zeiget uns den Höchsten, als den Geber alles Guten. Weil sich aber auch nebst dem Guten das moralische Böse in der Welt befindet, und wir dieses GOtt unmöglich zuschreiben können: So suchen wir auch den allerersten Grund des Bösen. Die Schrift nennet diesen den Teufel. Dieser läst sich zwar wohl nicht aus der Vernunft erweisen, dennoch ist auch kein Wiederspruch darinne, daß ein Teufel sey. Es kan also in diesem Stücke die Wissenschaft, welche wir durch die Vernunft empfangen, durch die Erkänntniß, welche aus der Offenbarung [1979] entstehet, ergäntzet werden.

Nun redet zwar wohl die Schrifft niemahls anders vom Teufel, als in wieferne derselbe das geistliche Wohl der Seelen zu hindern pflege. Gleichwohl ist es dem Verstande der Menschen so angenehm, wenn er überall eine Ursache anzugeben weiß, daß alle diejenigen Würckungen, deren Grund er nicht anzugeben vermag, und die er, wegen des damit verknüpften bösen, unmöglich von GOtt herleiten kan, der Kraft des Teufels zuzuschreiben kein Bedencken träget. Wenn sich nun Menschen finden, die dergleichen Dinge hervorbringen, welche, nach unsrer Einsicht in die Natur, natürlicher Weise schlechterdings unmöglich sind: so fällt unser Urtheil sogleich dahin aus, daß sie solches durch den Beystand des Satans verrichten. Der Teufel soll ein guter Freund von dergleichen Leuten seyn: und diese Freundschaft soll sich auf ein Bündnis, welches sie unter einander haben, gründen. Die Dinge, welche auf solche Arten geschehen, werden Hexereyen, die Personen aber durch die sie hervorgebracht werden, nach dem Unterschiede des Geschlechts, entweder Hexen oder Hexenmeister genennet.

Da die Gelehrten in der Frage, ob wahrhaftig Hexen wären oder nicht? sehr uneinig sind: so fället es uns bedencklich durch den Beyfall, welchen wir der einen Parthie geben müssen, der andern zu nahe zu treten. Wir enthalten uns vielmehr alles Urtheils, und erzehlen nur diejenigen Gründe, welche von beyden Seiten hervorgebracht werden. Wir werden uns aber folgender Ordnung bedienen, daß wir

1. Die unterschiedenen Namen derer Hexen erörten,
2. Worinnen das Bündnis mit dem Teufel eigentlich bestehe, zeigen,
3. Daß wir diejenigen, welche hievon geschrieben haben, erzehlen, und
4. daß wir die Gründe so wohl vor, als wider die Hexerey anführen werden.

damit aber auch der geneigte Leser in seiner Betrachtung einigen Beystand von uns erhalten möge, so erinnern wir zum Voraus, daß er bey dieser Untersuchung keinesweges auf eine demonstratiue Gewißheit dringen möge. Es muß alles nach denen Regeln der Wahrscheinlichkeit beurtheilt werden. Wer diese nicht versteht, wird nicht klug. Unser Beruff ist nur andre durch Erzehlung, nicht aber durch den Ausspruch, klug zu machen.

Was nun erstlich die Name anbelanget, so wird das Wort Lamia von denen Hexen gebrauchet. Gesnerus und andre sprechen, es bedeute dieses Wort eine irrdische Creatur; ferner einen gefräsigen Fisch, und endlich ein Gespenst, welches eine Creatur mit einem Frauen-Gesichte, und mit Pferde- oder Esels-Füssen seyn soll. Andre unter denen Alten haben vermeynet, es gehöre zu denen Geistern, welche die Griechen εμ[…]σας nannten. Es könte auf einen Fusse gehen, und sich nach seinem Gefallen die Augen ausnehmen und wieder einsetzen. Vebster meynet, es wären dieses Fabeln womit man die Kinder erschrecken könte, sie schickten sich sehr gut vor diejenigen, welche die Macht der Hexen erheben wolten; sonst aber wäre kein Grund vorhanden, warum man die Hexen mit diesem Namen belegen könnte.

Ferner werden sie Striges genennet. Strix heist sonst ein Nacht-Vogel, welcher a stridendo diesen Namen empfängt. Er soll denen Ziegen die Milch, und denen Kindern das Blut aussaugen. Ouidius beschreibt diese Vögel also:
[1980] Nocte volant, puerosque petunt nutricis egentes,
Et vitiant cunis corpora rapta suis.
Carpere dicuntur lactentia viscera rostris
Et plenum poto sanguine guttur habent.
Est illis strigilis nomen: sed nominis huius
Caussa, quod horrenda stridere nocte solent.
Die Griechen nen̄en sie αιγυδήλας, die Deutschen Nacht-Vögel oder Nacht-Raben, und die Ebräer לילית Lillith. Gesnerus de Auibus lib. III. p. 241. beschreibet sie als eine Art Eulen, die grösser wären als eine Amsel und kleiner als ein Guckguck, am Tage wären sie blind, in der Nacht aber schwärmeten sie mit grossen Lermen herum. Sie wären zu Rom, in der Schweitz und in der Insel Candia zu finden, sie saugten auch in der That denen Ziegen die Milch aus, wodurch denn diese letztern mager und blind würden. Gleichfals spricht Bartholinus, daß sie sich zu weilen in Dänemarck sehen liessen und den Kindern das Blut aussaugten.

Die Gelehrten meynen, es wäre dieses Gleichniß, wenn es auf die Hexen gezogen würde, weit hergehohlet. Ferner wird das Wort sortilegus auf die Hexen gezogen, welches aber eigentlich einen bedeutet, der das Glück durch das Loos errathen will. Und da wissen wiederum einige nicht, wie sich dieses auf die Hexen schicken sollte. Gleichfalls heissen sie sagae, welches von sagire, etwas leichtlich mercken, seinen Ursprung hat. So daß eine saga so viel als eine verschlagene Frau bedeutet. Der Name venefica wird ihnen deswegen beygeleget, weil man ihnen zuschreibet, daß sie die Menschen plötzlich vergifften könten. Doch dürfften diejenigen Personen, welche auf eine verborgene Weise den Gifft zuzubereiten wissen, nicht eben in einem Bündnisse mit dem Satan stehen. Und die Alten belegen auch nur diejenigen Personen mit diesen Namen, welche zwar durch verborgene, aber doch natürliche Mittel dem Volcke ein Blendwerck zumachen im Stande sind. Man hat erst im XIV. Seculo diesen Namen also verdrehet, daß er eigentlich eine Hexe bedeutet.

Von der Verzauberung a fascino, fascinatione, werden dergleichen Personen Fascinatores und Fascinatrices genennet. Das deutsche Wort Hexe führen einige her von Hexa, einer Amazonischen Königin, welche in der Zauberey soll erfahren gewesen seyn. Noch andre wollen dieses Wort von der Hecuba herführen, welche nach der Beschreibung der Poeten ein böses Weib gewesen, die zuletzt in einen Hund verwandelt worden. In dem deutschen heissen sie sonsten auch Unholdin̄en, Gabel-Reuterinnen, Milch-Diebe, böse Leute, Wettermacherinnen u. s. w. Alle diese grammaticalische Betrachtungen zeigen zwar besondre Eigenschafften derer Hexen an: die eigentliche Beschaffenheit aber dererselben wird nicht dadurch ausgedrücket.

Die Bedeutung aber des Wortes Hexerey ist zweyerley: erstlich verstehet man darunter alle Zauberey, welche auch aus dem Aberglauben, und nicht nothwendig aus dem Bündnisse mit dem Satan entstehen kan. Die eigentliche und gewöhnlichste Bedeutung ist diese: die Hexen sollen solche Personen seyn, welche schädliche und wunderbare Dinge durch den Beystand des Teufels, mit dem sie in einem Bündnisse stehen, hervorbringen. Thomasius de crimine Magiae §. 12. Id. de origine ac progressu Processus inquisitorii contra Sagas. [1981] §. 4. Wahrliebs Vorstellung der Nichtigkeit der vermeynten Hexerey c. I. §. 11.[bis hier korrigiert]

Der Haupt-Begrieff, welcher von denen Hexen zu mercken ist, ist das Bündniß welches sie mit dem Teuffel schlüssen. Der Teuffel soll ihnen in unterschiedenen Gestalten erscheinen. Bald soll er einem Viehe, bald einem Menschen ähnlich seyn; bald aber eine ungeheure Gestallt an sich nehmen. Das Bündniß soll zwischen ihnen und dem Satan, so wohl öffentlich als privatim geschlossen werden. Die öffentliche Handlung soll in Gegenwart vieler Zauberer und Hexen vollzogen werden. Geschicht es aber priuatim, so ist niemand als der Teufel an einem Theile, und die Hexe am andern Theile gegenwärtig. Es soll auch dieses Bündniß wie andre, entweder ausdrücklich oder stillschweigend, expressum siue tacitum, seyn. Das ausdrückliche geschiehet mit besondern Umständen: Das stillschweigende wird nur durch die Angelobung und Versprechung auf Seiten der Hexe vollzogen.

Delrio in disquis. magicis setzt insonderheit drey Arten von dieser Vollziehung. Die erste geschiehet in Gegenwart andrer Hexen und Zauberer, als Zeugen, mit sonderbaren Gepränge; Die andere wird durch Ueberreichung einer Supplique vollzogen; und die dritte wird durch einen gevollmächtigten Zauberer, wenn sich etwann die Person scheuete, mit dem Teufel selber zu sprechen, verrichtet. Der Teufel soll seine Vasallen hiebey mit besondern Maal-Zeichen, Gewächsen und Beulen zeichnen. Diese sollen unempfindlich seyn, auch wenn man hineinsticht, kein Blut geben. Einige meynen, es befände sich dieses bey allen: Andere aber behaupten, es wären diese nur bey denenjenigen zu finden, an deren Treue der Teufel zweiffelte. Spizel de expugnatione Orci p. 232. 277.

Die Handschrifft, welche der Satan empfangen soll, wird, wie man glaubt, mit Blute unterschrieben, und der Inhalt des Bündnisses gehet eines theils den Teufel, andern Theils den Menschen an. Auf Seiten des Teufels, so wird demselben Leib und Seele zu eigen übergeben. Es wird eine Zeit bestimmt, zu welcher er befugt seyn soll, dieselben in völligen Besietz zu nehmen. Dem durch die Tauffe mit GOtt aufgerichteten Bunde wird gäntzlich abgesagt. Insonderheit aber verpflichten sich die Hexen dahin, sich mit dem Teufel fleischlich zu vermischen. Dieses, spricht man, könne sehr leichtlich geschehen. Er nähme entweder einen Cörper an, oder er entwendete andern Menschen den Saamen, und bediente sich dessen bey der fleischlichen Vermischung. Doch sind noch einige unter denen Herren Hexen-Patronen, welche den Punckt wegen der fleischlichen Vermischung nicht zu geben wollen.

Ferner müsten sie sich verpflichten, durch Beystand des Teufels, welcher sie durch die Lufft führe, mit andern ihres gleichen an gewissen Oertern zusammen zu kommen, allwo sie den Teufel anbeteten, tantzten und in Ueppigkeit lebten. Dieses geschehe zu Weilen wahrhafftig, sie würden leiblicher weise von dem Teuffel durch die Luft geführet; manch-Mahl aber geschehe es nur durch die Einbildung, da sie denn durch das Blendwerck des Teuffels vermeynten, als genössen sie dergleichen Lust. Joannes Bodinus hat so gar vorgegeben, der Cörper der Hexen bliebe zu Hause, die Seele aber wanderte mit dem Teufel fort. Die Zeit dieser grossen Zusammenkunft ist mehrentheils Walpurgis oder den 1. May. Der Ort ist entweder in einsamen Wäldern und auf hohen [1982] Bergen, oder auch unter der Erden. In Deutschland ist insonderheit der Blocksberg berühmt; die Gelegenheit, mit welcher sie dahin kommen, und durch die Lufft fahren, sind Ofen-Gabeln, Harcken und Böcke, doch thun auch hierbey so wohl alte als neue Besen vortrefliche Dienste.

Auf Seiten der Menschen aber muß sich der Teufel gleich Falls verbinden. Er muß ihnen Gelegenheit schaffen, damit sie ihren bösen Neigungen eine völlige Gnüge leisten können. Geld muß da seyn schoberwerweise, keine Ehren-Stelle darf so hoch seyn, zu welcher sie nicht gelangen können, an Fressen und Sauffen, und tüchtigen Menschern darf es gleich Falls nicht fehlen. Ferner muß sie ihr Patron in der Zauberey unterrichten, er muß sie so wohl das Wahrsagen lehren, daß sie das vorgergehende Ungewitter prophezeyen, das Verlohrne wiederfinden und die Diebstähle entdecken können, als auch unterschiedene Stücke aus der practischen Zauberey, z. E. die Leute zu verwandeln, Menschen und Vieh Schaden zuzufügen, Wetter zu machen, Glieder zu lähmen, Augen auszuschlagen, Läuse zu machen, und dergleichen Herrlichkeiten mehr.

Die Exempel von dergleichen Wunder-Geschichten, sind in dem Malleo maleficarum. Bodini demonomasia, in theatro de Veneficiis. Delrionis disquis. mag. Torreblanca de Magia und Remigii Daemonolatria häufig zu finden. Ausser diesen kan man auch die Geschichte einzelner Personen, als D. Faustens und dergleichen nachlesen. Wer aber diese Geschichte auf der lächerlichen Seite ansehen will, der wird in der Histoire des Imagination extrauagantes de M. Oufle sein Vergnügen finden. Der Verfasser dieses Buches soll der Abt Bordelou seyn. Man hat auch eine teutsche Uebersetzung hievon, welche zu Dantzig 1712. in 8 vo herauskommen. Aus dem Namen Oufle kan auch ein annoch ungeübter Annagrammatiste, ohne sich den Kopf zu zerbrechen, die Wort le Fou herausbringen.

Ob es nun dergleichen Hexen gebe, wie wir sie beschrieben haben, darüber ist ein grosser Streit. Der gemeine Hauffen spricht ja, etliche wenige sonderbare Köpffe aber sprechen nein. Und es wird nöthig seyn die besondere Meynungen nach der Reyhe zu erzehlen. Thomasius, in disp. de origine ac progressu Processus inquisitorii contra Sagas, hat hievon weitläufftig gehandelt. Die Juden vermeynten, es hätten sich Gen. 6. 2. Geister mit den Töchtern der Menschen fleischlich vermischet. Dieser Meynung sind auch einige von denen Kirchen-Vätern beygefallen, als Irenaeus, Justinus, Clemens Alexandrinus, Tertullianus, Lactantius. Pfeiffer in dubiis vexatis Cent. I. l. 21. p. 59. Eisenhart in den entdeckten Judenthum P. I. c. 8. § 413. Unter denen Heyden haben Plato und Pythagoras die Lehren von der Gemeinschafft mit den Geistern, und das selbige einen subtilen Cörper annehmen könnten, hervorgebracht, und hierdurch zu vielen Meynungen von der Zauberey Gelegenheit gegeben.

Die Poeten haben viele Wunder-Dinge, von denen Verwandlungen derer Menschen in unvernünftige Thiere, erdichtet, und Virgilius Aeneid. IV. v. 487. beschreibet eine Hexe auf eine sonderbare Art: Haec se carminibus promittit solvere mentes, quas velit: ast aliis duras immittere curas: Sistere aquam fluuiis, et vertere sidera retro: Nocturnasque ciet manes, mugire videbis sub pedibus terram, et descendere [1983] montibus ornos. Unter denen Kirchen-Vätern haben sich Hieronymus, Augustinus und Chrysostomus insonderheit vor die Hexen erkläret. Doch der rechte Hexen-Lerm ist erst in denen neuern Zeiten angegangen, da man den Grund derer Hexen-Processe zu vertheydigen gesucht. Zu Anfang des XIII. Seculi schrieb Caesarius Heisterpacensis 12. Bücher inlustrium miraculorum et Historiarum memorabilium. In welchen unvergleichliche Zauber-Historien zu finden sind. Dergleichen sind auch in des Vincentii Bellovacensis speculo historiali zu haben.

In dem XV. Seculo hat Johann Nider in seinen Fornicario sehr viel von denen fleischlichen Vermischungen des Teuffels mit denen Hexen aufgezeichnet. Dieses Buch ist hernach Mahls von Herrmann von der Hardt unter dem Titel de visionibus et revelationibus wieder aufgeleget worden. Nicolaus Jaquerius vertheidigte in seinem flagello Haereticorum fascinariorum den Hexen-Proceß, dieses Buch ist an. 1485. geschrieben, und 1581. zu Franckfurt herausgegeben worden. Die Autores des so genannten Mallei Maleficarum haben es gleich Falls nicht an erbaulichen Exempeln, die hieher gehören, ermangeln lassen. Lambertus Danaeus hat in seinem Dialogo de veneficis 1574. den Hexen-Proceß vor höchst billig gehalten. Thomas Erastus hat ao. 1577. einen Dialogum de lamiis et strigibus dem Wiero, ungeachtet er ihn nicht nennet, entgegen gesetzt. Die Möglichkeit von denen Bündnissen des Teuffels hat er vor eine so offenbare Wahrheit gehalten, daß nicht ein Mahl ein Beweiß dazu erfordert würde.

Joann Bodinus hat in seinen vier Büchern de Daemonomia an. 1579. eifrig erwiesen, daß der Teuffel ein ausdrücklich Bündniß mit denen Hexen mache. Er hält daher das Verfahren wieder sie vor recht, und führet unterschiedene hieher gehörige Exempel an. Er wiederlegt hiernechst den Wierum, und nennt ihn den ärgsten Betrüger, der des Trithemii Stegamographie ausgeschrieben habe, und des Ertz-Zauberers Cornelii Agrippae Schüler gewesen sey. In dem Theatro de Veneficis, welches 1586. herausgekommen, hat der Auctor in der Absicht die Richter zu einer strengen Untersuchung zu ermahnen, verschiedene teutsche, oder in das Teutsche übersetzte Wercke von denen Hexen zusammen gelesen. Peter Binsfeld hat 1591. de confessionibus maleficorum et sagarum gehandelt. Nicolaus Remigius hat in denen 3. Büchern Daemonolatriae 1594. 1596. 1598. in teutscher Sprache eine grosse Anzahl von Hexen-Processen gesammlet, und grossen Beyfall dadurch erhalten. Martinus Delrio hat in 6. Büchern de disquisit. magic. alles zusammen gebracht, was nur von denen Hexen ist zu finden gewesen. Das Bündniß mit dem Teuffel hält er vor gantz gewiß, und nimmt dabey gute Gelegenheit wieder die Lutheraner und Calvinisten seinen Zorn auszulassen.

Der Auctor der Daemonologiae, welche zu Anfange des XVII. Seculi herausgekommen ist, und gemeiniglich dem Könige Jacobo in Engeland zugeschrieben wird, hat den Reginaltum Scotum und Wierum nach allen seinen Kräfften gestriegelt, und ihnen den treflichen Titel der Hexenmeister beygeleget. Franciscus Torreblanca, ein Spanischer Rechts-Gelehrter, hat in seinē IV. Büchern de Magia, welche erstlich 1613. und wieder um 1678. gedruckt worden, durch allerhand wunderbare Hexen-Geschichte, den Eifer des richterlichen [1984] Amtes wieder die scheußlichen Unholdinnen, zu erregen gesucht. In Deutschland ist Benedictus Carpzouius in Praxi Rerum Crimin. qu. 48. 49. 50. der vornehmste gewesen, der das Laster der Zauberey behauptet. Auf welchen sich nachgehends die meisten Juristen und Theologi beruffen haben. Nach der Zeit ist es von dem Laster der Hexerey etwas stille worden. In England und Teutschland haben sich einige denenjenigen wiedersetzt, welche dasselbige läugnen wollen. Joseph Glanviel hat in seinem Sadducaeismo triumphato, welcher zuerst zu London 1681. in 8 vo und hernach Mahls 1701. in teutscher Sprache herausgekommen ist, die Hexerey mit vielen Gründen zu erweisen gesucht Thomasius aber fällt in seiner Vorrede vor dem Webster, wie leicht zu vermuthen, ein schlechtes Urtheil von dieser Schrifft.

Ferner ist auch zu London 1705. von Johann Beaumont in dieser Materie ein Tractätgen herausgekommen. Was im übrigen wieder den Thomasium, der zugleich die Zauberey geläugnet, geschrieben worden, davon besiehe unten den Titel Zauberey. So eifrig diese die Hexen verfochten, so muthig ist ihnen doch von andern wiedersprochen worden. Unter denen Heyden hat allbereit Horatius an den Julium Florum, um ihn zu erforschen, wie hoch er es in der Weltweisheit gebracht hätte, diese Frage gethan:

Somnia, terrores magicos, miracula, Sagas,
Nocturnos Lemures portentaque thessala rides?
Lib. II. ep. 2.

Seneca sagt gleich Falls in quaestion. natural. IV. 7. Bey den Alten hätte man geglaubet, daß durch gewisse Gesänge könnte Regen gemacht werden. Es wäre dahero in die XI. Tafeln ein Verbot gekommen, daß niemand des andern Früchte durch dergleichen Dinge schaden sollte. Zu seinen Zeiten aber wäre es ausgemacht, daß die Sache nicht angienge. Lucianus hat gleich Falls über dergleichen Dinge gespottet, und Plinius nach seiner Bekänntniß in Hist. Nat. XXX. 2. sehr wenig davon gehalten. Wagstaff von der Hexerey Lib. II. p. 34. 35.

In denen neuern Zeiten haben sich vor der Reformation, Vlricus Molitor, Trithemius, Jo. Fraciscus Bonzinibius, und Alciatus hier und dar in ihren Schrifften wieder die Hexen herausgelassen. Von welchen Thomasius in disp. de orig. ac progr. Proc. Inquis. contra Sagas § 58, 61 und 62. nachzulesen. Nach ihnen hat Erasmus Roterodamus, so wohl in Encomio Mariae als in seinen Colloquiis, unterschiedenes wieder die Hexereyen erinnert, und sie vor betrügerische Erfindungen derer Mönche ausgegeben. An. 1563. schrieb Joann Wierus, ein Teutscher und Leib-Medicus bey den Herzoge von Cleue, in einem Wercke de praestigiis Daemonum, wieder den obgedachten Malleum Maleficarum. Er erwieß in demselbigen, das Bündniß des Satans mit denen Hexen wäre eine leere Erfindung. Also wäre es mit der Hexerey nichts, und die wieder dieselbe angestellten Processe wären ungerecht.

Joannes Fichardus, ein Rechts-Gelehrter zu Franckfurt, hatte einem gewissen Grafen in einer Hexen-Sache, darüber schon ein andrer seine Gedancken eröffnet hatte, ein Responsum zu geben. Die Sache lief auf zwey Fragen hinaus: Erstlich, ob die Hexen nach ihrer auf der Tortur gethanen Bekänntniß zu verbrennen? Zum andern, ob sich die Hexen mit dem Teuffel fleischlich vermischen und gewisse Täntze anstellten? [1985] Auf die erste antwortete Fichardus, er wollte es dem Gewissen desjenigen Rechts-Gelehrten, der allbereit ein Responsum gegeben hätte, überlassen, wenn er sich getrauete dieses Frage zu bejahen. Er hielte wenigstens davor, man hätte besser gethan, wenn man andere Schrifften als den Malleum Maleficarum und den Gerlandium zu Rathe gezogen hätte. Was die andere Frage anbelanget, so hielte er alles, was dabey vorgegeben wird, vor zweiffelhaftig, unmöglich und unglaublich. Fichardi teutsche Consilia p. 208.

Johann Georg Gödelmann hielte 1584. Zu Rostock eine Disputation de Magis, Veneficis und Lamiis. Bey dieser Gelegenheit wurde von dem Rathe einer gewissen Stadt in Westphalen ein Responsum von ihm verlanget, ob man nach der bisher gehabten Gewohnheit das Bekenntniß derer Hexen, und ihre Angebung anderer Hexen, wie auch die Probe durch das kalte Wasser vor ein sicheres Kennzeichen der wahren Hexerey halten, und in dem Hexen-Processe die Lehre des Bodini annehmen sollte. Er gab nicht nur dieses Responsum, verwarff die angegebnen Kennzeichen und hielte die Lehre des Bodini vor ungereimt: Sondern er schrieb auch 3. Bücher de Magis et Veneficis, in welchen er es mit dem Wiero und Fichardo zu halten scheinet. Lib. 1. c. 2. giebt er zu, daß die Zauberer, nicht aber die Hexen ein Bündniß mit dem Teufel machen. Reginaldus Scotus, ein Engländer, schrieb von der Entdeckung derer Hexereyen, und suchte zu erweisen, daß dasjenige, welches man von denen Hexen sage, entweder von der Einbildung oder von natürlichen Ursachen herrühre. Webster hat ihn benebst den Wierum in der Untersuchung der vermeynten Hexerey Cap. I. §. 23. zu vertheidigen gesucht.

Der Jesuite Pater Spee schrieb eine cautionem criminalem, oder eine Behutsamkeit, so bey denen Hexen-Processen zu beobachten sey. Einige haben hierbey erinnert, es schiene zwar, als wenn er die Hexen und Zauberer zugeben und nur wieder das unbillige Verfahren streiten wolle. Doch erhelle aus der 48. Frage §. 17. p. 322. gantz deutlich, daß er weiter gehe, und sein erstes Vorgehen nur von einer klugen Fürsichtigkeit herkomme. Thomasius lobte dieses Buch in seiner Disputation de crimine Magiae §. 4. Er wuste aber noch nicht wer der Verfasser wäre, und schrieb es so gar einem Evangelischen Juristen zu. Er sahe aber aus Placii Theatro Anonymorum, Leibnitzens Theodicee, und Baylens response aux quaestions d’on Provincial Tom. III. p. 309. daß diese Schrifft nicht nur ziemlich alt, nemlich, indem sie an. 1632. herausgekommen war, sondern auch daß der Auctor ein Jesuite, Pater Friderich Spee gewesen wäre. Es hätte diese Schrifft auch bey dem ehemahligen Ertz-Bischoffe in Mayntz so gute Würckung gehabt, daß derselbe gleich bey seinem Antritte des Bisthums alle Verbrennung derer Hexen verboten habe. Thomasii Vorrede vor dem Webster.

Theodorus Thummius ein Würtenbergischer Theologus, der an. 1630. verstorben, hat einen Theologischen Tractat de Sagarum impietate, nocendi imbecillitate, et poenae grauitate geschrieben, in welchem er qu. 4. geläugnet, daß der Teufel sich mit denen Hexen fleischlich vermische, indem dieses in blosser Einbildung und Träumen bestünde. Joann Wagstaff, [1986] ein Engeländer, hat in seiner Sprache die Hexerey zu wiederlegen gesucht. Welches Tractätgen von D. Christian Weißbachen ins Teutsche übersetzt, und unter dem Titel: Ausgeführte Materie von der Hexerey, oder die Meynung dererjenigen, die da glauben, daß es Hexen gäbe, deutlich wiederleget, an. 1711. herausgegeben. Johann Webster, ein Engländer, der ehe Mahls ein Prediger gewesen, und darauf ein Medicus geworden, hat in Englischer Sprache anno 1697. ein Buch von der Untersuchung der vermeynten Hexerey herausgegeben. Thomasius ließ dieses Buch von Herrn Weisbach übersetzen, handelte diese Uebersetzung an sich, und fand anno 1719. einen Verleger, der sie heraus gab. Thomasius hat in einer weitläufftigen Vorrede die Fata seiner Dissertation erzehlet, und nochmahls sein Glaubens-Bekenntniß in diesem Stücke abgeleget. Webster hat sonderlich zu erweisen gesucht, daß der Teufel kein ausdrücklich Bündniß mit denen Hexen mache, daß er an ihren Leibern nicht sauge, daß er sich nicht fleischlich mit ihnen vermische, und daß sie nicht in Hunde, Katzen und Wölfe könnten verwandelt werden.

Antonius van Dale de origine et progressu idololatriae, de oraculis, und in andern Schrifften mehr, wie auch Balthasar Becker in seiner bezauberten Welt, haben, da sie die Macht des Teufels geläugnet, zugleich auch das Bündniß, welches der Teufel mit denen Hexen schlüssen soll, nicht zugeben wollen. Von Christian Thomasio hat sonderlich in Teutschland die Zauberey und Hexerey grausam viel leiden müssen. Zu seinen Schrifften, in welchen er hievon handelt, gehören die Dissert. de crimine Magiae 1701. die Erinnerung wegen seiner künfftigen Winter-Lection 1702. einige Stellen in cautelis circa praecognita Jurisprudentiae c. 12. p. 68. Disp. de origine et progessu Processus Inquis. contra Sagas. Die Noten ad Lancelotti Instit. Juris Canonici Lib. IV. t. 5. n. 227. Die Vorrede vor dem Webster. Seine Gründe aber, und was wieder dieselbe eingewendet worden, siehe mit mehrern unter dem Titel Zauberey.

Johann Reiche, welcher unter Thomasio bey der Disp. de crimine Magiae disputiret hatte, gab an. 1703. unterschiedene Schrifften von dem Unfuge des Hexen-Processes, in 4. zusammen gedruckt, heraus. Unter welchen auch des Paters Spee Cautio criminalis zu finden ist. An. 1704. fügte er zu dieser Sammlung den andern Band, unter dem Titel: Fernerer Unfug derer Zauberer aus gelehrter Leute Schrifften abermahls gezeiget. Unter welchen zusammen gelesenen Schrifften sich auch eine teutsche Uebersetzung von des Naudaei Apologie vor die unschuldiger Weise der Zauberey beschuldigten grossen Männer befindet.

Gottfried Wahrlieb hat unlängst eine deutliche Vorstellung der Nichtigkeit der vermeynten Hexerey, und des ungegründeten Hexen-Processes herausgegeben. In dem ersten Capitel handelt er von der Historie der gegenwärtigen Streit-Frage; das andere von denen Beweis-Gründen, daß es Hexen gäbe, nebst deren Wiederlegung; drittens die Beweis-Gründe, daß es keine Hexen gebe; viertens die Nichtigkeit des Hexen-Processes; fünftens, von dem Schaden desselben, und dessen zunehmenden Abstellung. Er ist denen Lehr-Sätzen des Thomasii gefolget, und hat denselben zu vertheidigen gesucht.

[1987] An. 1726. ist von Theodoro Arnold Francisci Hutchinsons Historischer Versuch von der Hexerey, der an. 1718 in England herausgekommen, aus dem Englischen in das Teutsche übersetzt worden. In welchem sonderlich die Chronologische Tabelle der vollzognen Urtheile an denen vermeynten Zauberern und Hexen, welche das andere Captitel ausmacht, merckwürdig ist.

Nachdem wir die historische Nachricht von dieser sonderbaren Lehre angeführet: So wollen wir nunmehro auch diejenigen Gründe ins besondre vorstellen, welche von beyden Theilen angebracht werden. Es kann die Frage von der Hexerey in zwey Theile eingetheilt werden, erstlich, ob die Hexerey, oder ein Bündniß mit dem Teufel überhaupt möglich sey? zum andern, ob sich insonderheit die Hexen mit dem Teufel fleischlich vermischen, Täntze anstellen, und sich in andere Arten derer Creaturen verwandeln können? Was nun den ersten Theil der Frage anbelangt, so beruffen sich diejenigen, welche die Hexerey behaupten, Theils auf die heilige Schrifft, Theils auf die Erfahrung. Es sind zwar einige auf eine andere Art verfallen ihre Meynung zu bevestigen. Sie nahmen also an, daß, da der Teufel als eine würckende Ursache der Zauberey vorhanden sey, es an Hexerey nicht fehlen könne. Wie auf diese Weise Danaeus in Dial. de veneficis p. 42. schlüsset: Oder sie hielten die Sache vor so ausgemacht, daß es nicht nöthig wäre, einigen Beweiß beyzubringen. Auf welche Art Thomas Erastus in Dial. de Lamiis et Strigibus p. 51. n. 138. verfähret.

Oder sie beriefen sich nur auf die Zeugnisse derer alten Kirchen-Väter, als des Tertulliani, Augustini, Hieronymi und anderer. Allein wie elend es mit diesen Gründen beschaffen sey, giebt so gleich der erste Augenschein. Die Stellen, welche aus der Schrifft angeführet werden, sind nachfolgende: Man berufft sich auf die Exempel derer Zauberer in Egypten, Exod. VII 8. 9. Man schlüst von ihren Wundern auf die Möglichkeit derer Hexenwercke: Hat der Teufel bey jenen aus Stäben Schlangen, und aus Wasser Blut machen können, warum sollte es denn nicht möglich seyn, daß er bey diesen vermögend sey, sie auf dem Besen reiten zu lehren, und sie in Katzen, Wölffe und andere dergleichen Thiere zu verwandeln? In dem göttlichen Gesetze wird derer Zauberinnen gedacht, als Exod. XXII. 18. die Zauberinnen soll man nicht leben lassen. Leu. 20, 27. wenn ein Mann oder Weib ein Wahrsager oder Zeichendeuter seyn wird, sie sollen des Todes sterben, man soll sie steinigen, ihr Blut sey auf ihnen. Deutr. 18, 10. 11. daß nicht unter dir funden werde, der seinen Sohn oder Tochter durchs Feuer gehen lasse, oder ein Weissager, oder ein Tagewehler, oder der auf Vogel-Geschrey achtet, oder ein Zauberer, oder Beschwerer, oder Wahrsager, oder ein Zeichendeuter, oder der die Toden frage.

Welches Laster nun der HERR verbietet, dasselbige muß ja wohl wahr seyn. Wer wird nun hievon nicht eine richtige Folge auf die Wahrheit der Hexerey machen können? der Bileam im vierten Buch Mosis giebt zur Vertheidigung der Hexerey gar erbauliche Gelegenheit. Er selbst bediente sich gottloser und teuflischer Weissagungen, und durch seine Eselin redete ein Engel. Kan nun Bileam ein Zauberer gewesen seyn, warum wollen wir die Bileams unserer Zeiten verwerfen? Können Engel durch die Eselin reden, warum [1988] sollte nicht der Teufel, in Gestallt eines Hundes oder einer Katzen seinen Vortrag bey denen Hexen thun können. Die Historie von dem Weibe zu Endor, 1 Sam. 28. ist ein scharfschneidig Schwerd, womit die Hexen-Verheidiger ihre Wiedersacher zu erwürgen trachten. Saul redete mit Samuel, wahrhafftig kunte es Samuel nicht seyn, sein Leib war zu Rama im Grabe, und seine Seele in der Seeligkeit. Ein bloser Betrug des Weibes, die durch den Bauch geredet habe, kunte es auch nicht seyn. Es streitet dieses mit denen Historischen Umständen. Konte wohl die Hexe die Stimme des Samuels so natürlich nachahmen? Saul dachte ja, er redete mit Samuel. Die Hexe kannte ja den König nicht, und also kunte sie ihm kein Blendwerck machen, das sich auf seinen Zustand schickte. Das Weib wuste gleichfalls die zukünfftigen Sachen nicht, und gleichwohl traf die Prophezeyung des Samuels genau ein. Wer war also hiebey mit im Spiele? der Tausendkünstler, der leidige Teufel, Torreblanca de Magia II. 1. führet die Worte Esaiä c. 28, 15. an: wir haben mit dem Tode einen Bund und mit der Höllen einen Verstand gemacht. Da stehen ja die Bündnisse mit dem Teufel offenbar.

Gleichfalls zeiget Torreblanca l. cit. aus dem Exempel CHRISTI Matth. 4, 9. wie geneigt sich der Teufel zu Schlüssung derer Bündnisse finden lasse. Wer Vorschläge thut, der will einen Vertrag eingehen. Der Teufel thut dem HERRN CHRISTO diesen Vorschlag: dieß alles will ich dir geben, wo du nieder fällst und mich anbetest. Also will der Teufel ein Bündniß eingehen; welches zu erweisen war. Das Exempel Simonis Magi, welcher Zauberey getrieben, und das Samaritische Volck bezaubert, stehet in der Apostel Geschichte c. 8, 9. Hätte Paulus nichts von denen Hexen seiner Zeiten gewust, so würde er sich gewiß nicht dieser merckwürdigen Worte bedienet haben, Gal. 3, 1. o ihr unverständigen Galater, wer hat euch bezaubert, daß ihr der Wahrheit nicht gehorchet? Wenn man aus der Erfahrung die Exempel derer Hexen anführet, so ist dieselbe entweder eine eigene oder eine fremde, welche sich auf den historischen Glauben gründet. Die Wahrscheinlichkeit muß hiebey der Richter seyn, und man siehet bey Erzehlung der andern so wohl auf die Zeugnisse, als auf die Umstände derer Sachen selber.

Die Bescheidenheit derer Vertheidiger dieser Meynung ist so groß, daß sie sich sehr selten auf ihre eigene Erfahrung beruffen, daher sie den̄ lieber die Erzehlung anderer beyzubringen suchen. Bey dieser sind nun die Zeugen vortreflich. Es sind solche eine grosse Schaar Historien-Schreiber, u. ansehnlicher Obrigkeiten, die Hexen-Processe geführet haben. Wer will solchen wiedersprechen? Auser diesen bekennen auch die Hexen selber, daß sie Hexen sind, man bedarf also keines weitern Zeugnisses. Von denen Umständen der Sache selbst werden nachfolgende angeführet. Die Bekenntnisse derer Hexen stimmen an allen Orten überein. Was die eine sagt, das bekräfftigt die andere, daß man also gar nicht nöthig hat, an der Wahrheit zu zweiffeln. Ferner so treffen ihre Aussagen mit andern gewiß geschehenen Dingen unläugbar überein. Z. E. Wenn Inquisitin bekennet, daß vor dem Jahre einem sein Pferd umgefallen, so darff man nur nachfragen lassen, und denn ist es gewiß [1989] tod. Gleichfalls entdecken die an ihnen gefundenen Maal-Zeichen, Beulen und Gewächse, welche, wenn man gleich hineinsticht, kein Blut von sich geben, zur Gnüge, daß sie Vasallen des bösen Feindes sind. Zudem beschenckt der Satan seine Lieblinge mit allerhand Sachen, sie halten es vor Gold und andre Kostbarkeiten, und wenn sie zusehen, so ist es Koth, und andre Kleinigkeiten. Hier ist Gestanck, Mist u. Betrug, lauter Zeichen des listigen aber auch dabey armen Teufels. Welches Argument insonderheit Heinrich Morus in Antidoto aduersus Atheismum L. III. c. 6. s. 3. auf das herrlichste hinausgeführet. Endlich so sind Zauber-Bücher vorhanden. Wo Lehren sind, da sind auch Lehrer und Schüler. Also sind auch unwiedersprechlich Hexen.

Dieses aber ungeachtet, fehlt es nicht an Leuten, welche das Gegentheil behaupten. Wobey sie sich denn erstlich bemühen, die Stellen der Schrifft gantz anders auszulegen. Von denen Egyptischen Zauberern will der verwegene Webster c. 7. §. 37. sqq. behaupten, daß sie alles durch Kunst und Natur gethan hätten. Der Teufel habe nur darinne ihnen beygestanden daß er ihren Willen, nach welchen sie denen wahrhafften Wundern Mosis wiedersprachen, regieret hätte. Er zeigt auch wie sie die Schlangen durch die Geschwindigkeit hätten hervorbringen können. Sie hätten an statt derer Stäbe künstlich gemachte Schlangen hingeworffen. Wenn sie aber dieses vollbracht haben, so müssen sie in der That geschwinder gewesen seyn, als ein gemeiner Mensch. Weswegen sie auch Webster nach den Grund-Texte megasevim, praestigiatores, Gauckler nennet. l. c. §. 42. Er meynet auch, wenn ihnen der Teufel beygestanden hätte, so würden sie auch haben können Läuse machen. §. 49. Thomasius de Crimine Magiae § 15. 16. hat eben dergleichen Einfälle gehabt. Den Einwurff, daß wenn die Zauberey derer Egyptischen Zauberer mit natürlichen Dingen zugegangen wäre, die Wercke Mosis auch kein Wunder gewesen wären, will er vor ungegründet halten. Denn erstlich wäre der Unterscheid zwischen denen Wundern, und denen ordentlichen Wercken der Natur noch nicht ausgemacht.

Vors andre so könne von denen Zauberern und ihren Thaten nicht auf die Thaten Mosis geschlossen werden. Wolte man aber weiter einwenden, daß es auch nach der natürlichen Magie nicht möglich wäre aus Stäben Schlangen zu machen, so antwortet er sehr frey, es schien uns offt ein Ding nach der Kunst unmöglich, das doch gleichwohl wenn wir nur die Art und Weise wüsten, wie es zugienge, hernachmahls sehr leichte wäre. Von denen Zauberern und Zauberinnen, deren das Gesetz GOTTES gedencket, heget diese Parthey gantz andre Gedancken als die vorigte. Das geben sie zu, daß es Leute gewesen wären, welche durch allerhand Künste und aberglaubische Mittel dem Volcke ein Blendwerck gemacht hätten. Hierdurch wäre nun freylich die Ehre GOTTES verletzet worden, und GOTT hätte sie von dem Volcke, das er sich zum Eigenthum erwehlet hatte, absondern müssen. Daß sie aber mit dem Teufel einen Bund gemacht hätten, können sie sich unmöglich einbilden. Wahrlieb von der Nichtigkeit der Hexerey c. 2. §. 3.

Von dem Bileam erinnert Webster Cap. VII. §. 51. sqq. Es wäre zwar selbiger in schreckliche Sünden verfallen, daß er GOtt [1990] versucht hätte; gleichwohl wäre dieser sonst kein falscher Prophete gewesen, und hätte sich keiner teuflischen Prophezeyung bedienet. GOTT selber hätte den Mund der Eselin aus sonderbaren Ursachen geöffnet, und man könne von der Macht GOTTES auf die Macht des Teufels keinen Schluß machen. Aus der Hexe zu Endor machen sie eine Betrügerin und eine Bauchrednerin. Die wiedrigen historischen Umstände wollen sie auch auf eine artige Weise zusammen reimen. Vors erste hätte die Stimme des Weibes der Stimme Samuelis nicht gleich seyn können: So wäre es auch nicht ausgemacht, daß diese Stimmen so genau mit einander überein gekommen wären. Saul hätte den Samuel selber nicht gesehn, sondern immer die Hexe gefragt, wer da herauf käme. Saul hätte Samuel nicht lange Zeit reden gehört, und also hätte er auf die Stimme nicht so genau Achtung gegeben. Vielleicht hätte er sich auch eingebildet, Samuel rede in jenen Leben einen andern Ton als er in dieser Zeitlichkeit gehabt hätte. Zu dem wär es ja nichts übernatürliches, daß ein Mensch den Ton des andern nachmachen könne.

Spricht man das Weib habe Saul nicht gekannt, und habe ihm daher kein Blendwerck machen können: so sagen sie, das Weib habe sich nur verstellt; es wäre nicht zu vermuthen, daß ein solches fürwitziges Weib den König, der so offte im Lande herumgereiset wäre, nicht hätte kennen sollen. Saul hätte sich ja auch selbst verrathen, da er geschworen es solte ihr nicht zur Missethat gereichen, da solches niemand anders als der König thun können. Sie hätte ihm ja selbst, ehe noch Samuel geredet, du bist Saul, zugeschrieen; es müste denn seyn, daß ihr Samuel erst im Vertrauen entdeckt hätte, das ist der König Saul. Zu dem so wär ja Saul durch seine Länge, nach welcher er einen Kopff grösser als alles Volck war, kenntbar gnug gewesen.

Daß die Prophezeyung richtig eingetroffen wäre, wäre gar nichts wunderbares, daß der Herr den Saul das Reich nehmen und David geben würde, wäre eine bekannte Sache in Israel gewesen. Daß die Philister die Israeliten schlagen würden, hätten sie aus der Macht der Philister, der Uneinigkeit derer Israeliten, und der Zaghafftigkeit des Königs, welcher der Anführer seiner Völcker war, leicht errathen können. Jonathans Tapfferkeit wäre bekannt gewesen. Die verzweifflende Verwegenheit des Sauls hätte sich bereits schon in andern Proben gewiesē, daß den David an der Hinrichtung derer übrigen Söhne würde gelegen seyn, hätte sie aus denen Staats-Regeln erkennen können. Aus diesen allen wäre sehr leicht zu folgern gewesen, daß Saul mit seinen Söhnen umkommen würde. Ueber dieses so wären ja nicht auch alle Prophezeyungen aufgeschrieben worden. Es hätte also alles dieses allbereits durch eine andre Offenbarung können bekannt seyn.

Auf die Worte Esaiä antwortet Thomasius de origine et progressu processus Inquis. contra Sagas §. 7. es wäre dieses eine verblümte Rede von dem Propheten, und es wäre noch zweiffelhafft, ob das Ebräische Wort nicht vielmehr das Grab als die Hölle bedeutete, wie solches mit dem Zusammenhange derer Worte übereinstimmete. Die leibliche Erscheinung des Teufels bey der Versuchung CHRISTI aber will er gantz und gar in Zweiffel ziehen. Das Exempel Simonis, des Zauberers, [1991] wollen sie dadurch zu nichte machen, daß sie ihn vor einen Windmacher und kurtzweiligen Taschen-Spieler ausgeben. Wenn er was rechts in seiner Kunst verstanden hätte, so würde er nicht so sehr über die Thaten derer Apostel erstaunet seyn. Webster c. II. §. 25. Die Epistel an die Galater c. 3, 1. erklären sie von der natürlichen fascination, wenn krancke Leute andre durch ihre Ausflüsse anstecken, und hiese es so viel, als wer hat euch mit seinen gifftigen Meynungen angestecket.

Auf diese Weise verfahren die Gegner mit denen Schrifft-Stellen, u. mit denen Gründē, die aus der Erfahrung genommen werden, gehen sie nicht barmhertziger um. Die Historien-Schreiber werden von ihnen vor abergläubische Leute ausgeschrieben, welche keinen Glauben verdienten. Die Acten wären nicht von bessern Werthe. Bald hätte der Richter, bald der Inquisit, bald die Zeugen aus verkehrter Einbildung zu vielen Unwahrheiten Gelegenheit gegeben. Durch die Verurtheilung derer Inquisiten wäre denen Richtern vieles anheim gefallen, und da hätten sie denn aus Geitz viele unsichtbare Dinge gesehen. Wagstaff von der Hexerey c. 3. Hiebey hätte der Haß manchen Feind der Rach-Begierde aufgeopfert. Dem Aussagen derer Hexen dürffe man nicht trauen. Sie wären unsinnige Leute gewesen. Die von ihnen zugestandene Sachen würden von keinem vernünfftigen Menschen sonst vorgebracht. Es wären unmögliche Dinge, die kein gescheuter Mensch sagte.

Und der Endzweck, den sie bey ihrem Bekänntniß gehabt, wäre niemahls gut gewesen. Sie hätten es nur gethan, weil sie die Hoffnung, ihr Leben zu erhalten, von andern bekommen. Und die Richter hätten, um andre mit hinein zu ziehen, fleißig dazu geholffen. Oftermahls wären sie auch dazu angetrieben worden, um der Noth, die sie durch die Tortur und Gefängniß ausstehen müssen, ein Ende zu machen. Endlich so wären die Hexen nach dem Exempel ihres Vaters des Teufels, Lügner. Webster c. V. §. 9. 18.

Auf die Zeugen könne man sich gleichfalls nicht verlassen; Es wären dieses entweder unbescholdene Leute, oder sie wären gleichfalls Zauberer und Hexen. Die erstern wären nicht bey denen fleischlichen Vermischungen, und wohnten auch nicht denen Hexen-Täntzen bey; sie könnten also nichts gewisses davon sagen. Alles was sie vorbrächten, käme von Hörensagen, oder sie zeugten von Dingen, welche sie blos aus Einbildung vor Würckungen des Teufels hielten. Hiernächst machten die gewöhnlichen Kunst-Stücke derer Richter, mit welchen sie solche Leute zu verschiedenen Aussagen zu bewegen wüsten, solches sehr verdächtig. Zeugten aber so gar die letztere, so wäre es ja unvernünftig solchen bösen Leuten den geringsten Glauben beyzumessen. Wahrliebs Vorstellung der Nichtigkeit der vermeynten Hexereyen c. II. §. 39. 40.

Wieder die oben angeführte Umstände wissen sie nachfolgendes zu erinnern. Was die Gleichheit derer Aussagen anbelangt, so wird dieselbe erstlich geläugnet; wenn man sie aber auch zugeben will, so kann dieselbe so wohl von einer verdorbenen Phantasie, als von einer boßhafften Erdichtung, welche beyde sich gemeiniglich nach demjenigen, was von so vielen vorhergesagt worden, zu richten pflegen, herrühren. Den Umstand von der Uebereinstimmung des Bekänntnisses derer Hexen mit dem, was würcklich geschehen ist, beantwortet der Auctor cautionis [1992] criminalis quaest. 38. §. 17. also: Warum solte die Inquisitin nicht wissen, was ein gantzes Dorff, ja die Kinder auf den Gassen wissen, daß dem Andreas um selbige Zeit eine Kuhe niedergangen, daß des Schultzen sein Kind verdorret und gestorben, und was sich sonst dergleichen zugetragen. Als sie nun für eine Zauberin angegriffen, gefoldert und gepeiniget, und woran sie sich vergriffen, oder was sie bezaubert hätte, gefragt worden, so zeugte sie solche Dinge an, welche sich wuste, daß sie geschehen wären. Ist denn das etwas besonders oder ein Wunder? der Umstand mit denen Maal-Zeichen soll gleichfalls keinen Grund haben. Es wären solches unordentliche Würckungen der Natur, welche man so wohl bey frommen als bösen Leuten finden könnte. Hutchinsons c. XI. p. 185.

Was die Praesente anlangte, so wären solche nur blose Träume, Einbildungen, Betrügereyen, und durch die Marter erpreste Aussagen. Was endlich die Zauber-Bücher betrifft, so kan̄ es wohl nicht geläugnet werden, daß dergleichen vorhanden sind. Alleine daraus folget noch nicht, daß einer, der da hexen will, auch würcklich hexen könne. Helffen auch dergleichen Bücher etwas, so sieht man ja deutlich, daß kein ferneres Bündniß mit dem Teufel, keine Hexen-Fahrt, kein Blocks-Berg erfordert werde. Wahrlieb c. II. 45.

Wenn nun die Gegner auf diese Art die von der andern Parthey angeführten Gründe wiederlegt zu haben vermeynen: so suchen sie auch die verneinende Meynung zu bestärcken. Sie betrachten den Teufel erstlich an und vor sich und hernachmahls in Ansehung des Bündnisses. In der ersten Betrachtung könne 1) der Teufel keine Wunder thun. Nun wäre es wieder die Gesetze der Bewegung daß ein schwerer Cörper in einem leichten Fluido niedersincke. Die Lufft aber wäre leichter als der menschliche Cörper. Also könnten die Hexen nicht durch die Lufft fahren. Gleichfalls könne der Teufel die denen Hexen vorgesetzten todten Kinder, Schlangen und Kröten unmöglich in angenehme Speisen verwandeln. Und endlich könnte er auch nicht denen Menschen die Gestalt unvernünftiger Thiere geben. 2) So könne er keine sich wiedersprechende Dinge vollbringen. Also gieng es nicht an, daß eine gantze Schüssel voll Hecht-Zähne in das Gehirne eines Menschen könnte gehexet werden. Eine solche Menge Hecht-Zähne nähme einen grossen Raum ein, und in dem Gehirne wäre wenig Platz übrig. 3) Könne der Teufel die unsichtbare Ordnung der Natur nicht ändern, und also kein Wetter machen. Welches aber doch mit dem ersten Stücke, daß er keine Wunder thun könne, überein trifft.

Der Teufel hat also vor sich nicht die Macht solche Dinge zu thun; und daß ihm GOTT dergleichen Kräfte verleihen sollte, streite mit der Weißheit und allgemeinen Gültigkeit des Höchsten. Diejenigen, welche dieses glauben, legten dem Reiche der Finsterniß eine grössere Macht bey, als es sich geziemte, wenn man gleich dem Höchsten dabey die Ober-Herrschafft überliesse. Bey der andern Betrachtung des Teufels, in Ansehung des Bündnisses, erinnern sie nachfolgendes: Er könne nemlich kein Bündniß schlüssen, weil er an und vor sich keinen Leib habe, denn er wäre ein Geist, welcher weder Fleisch noch Bein habe. Gleichfalls könne er keinen Leib annehmen. Einen Todten aufzuwecken gienge nicht an, [1993] denn diese Macht hätte sich GOTT allein vorbehalten.

Ferner so könne er nicht einmahl vermittelst eines lebendigen Cörpers ein Bündniß schlüssen. Es übersteige die Macht des Satans, mit einem Cörper mehr vorzunehmen, als die Natur zuliesse. Also könne der Teufel durch keinen Bock noch durch andere Thiere mit denen Menschen reden. Selbst die Teufel, welche durch das Wunder CHRISTI in die Säue derer Gergesener gefahren wären, hätten nichts anders thun können, als dieselbe in das Meer stürtzen. Aus nichts könne der Teufel keinen Cörper machen, denn sonst müste er der Schöpffer seyn. Einen Cörper, der nach seinen Theilen in der Natur allbereit vorhanden wäre, könne der Teufel auch nicht zusammen setzen, denn dieser müste entweder etwas festes oder nur ein Schatten seyn. Die Unmöglichkeit der Zubereitung eines festen Cörpers wollen sie, wiewohl etwas gezwungen, aus dem Ausspruche CHRISTI Luc. 24, 39. daß ein Geist weder Fleisch noch Bein habe, schlüssen. Wäre der Cörper nur ein Schatten, so könne eine solche flatterichte Machine nicht reden, und die Zauberer gewönnen auch nichts durch diese Meynung, indem sie dem Teufel einen soliden Cörper beylegten. Was das Bündniß selber anlangte, so hätte keine von beyden Parten einigen Vortheil davon.

Daß die Hexen dem Teufel auf sein Wort trauen sollten, streite mit dem Begriffe, daß dieser ein Ertz-Lügner sey. Wollte er nun also das Bündniß nicht halten, wie solten sie ihn nun zu dessen Beobachtung, da sonst keine höhere Macht, als GOTT, über ihn wäre, bey dem sie aber unmöglich Hülffe finden könnten, zwingen? Diejenigen, welche man Hexen nennte, wären auch Blut-arme Leute. Dieses aber würden sie nicht seyn, wenn sie von dem Teufel erlangen könnten, was sie begehrten. Auf Seiten des Teufels wäre auch kein Endzweck dabey. Die bösen Leute müsten ihm wegen ihrer Sünde ohne dem wohl bleiben. Durch das Bündniß bekäme er kein näher Recht, die Creatur gehörte dem Schöpffer, sie könnte also nicht mit sich schalten und walten wie sie wollte. Ueber alles dieses aber führen sie noch an, daß wenn die Hexereyen wahr wären, so würde man in diesen letzten bösen Zeiten von mehrern Wunder-Dingen hören, als man hörte. Wahrlieb von der Nichtigkeit der Hexerey c. 3.

Was wir ietzo angeführet haben, gehöret zu der Hexerey überhaupt. Wir wollen noch die besondern Fragen, ob sich der Teufel mit denen Hexen fleischlich vermische, und ob aus dieser Vermischung könnten Menschen gebohren werden? untersuchen. Beydes wird von Ghirlando de Sortileg. qu. 7. n. 12. Bodino in Daemonologia II. 7. Delrione in disq. mag. lib. II. qu. 15. behauptet.

Ihre Gründe sind diese; 1) so habe zwar der Teufel an und vor sich keinen tüchtigen Saamen, Menschen zu zeugen, er könne aber gleichwohl denselben anders woher bekommen, und solchen denen Hexen beybringen. Er könne selbigen denen wollüstigen Manns-Personen durch verliebte Träume im Schlaffe entwenden. Er könne auch andern in weiblicher Gestalt beywohnen, den Saamen auffangen, und denselben nach geschwind veränderter Gestalt bey denen Hexen wieder anwenden. Ueber dieses könne er sich auch des Saamens derer verstorbenen Manns-Personen bedienen.

2) So könne es geschehen, daß ein Kind aus dem [1994] Saamen, welcher nicht in die Gebähr-Mutter käme, sondern nur nahe an derselbigen läge, gebohren würde. Dieses suchen sie aus der begierigen Anziehung der Gebähr-Mutter, und aus der Erfahrung zu bestätigen. Wäre dieses möglich, so gienge solches durch die Vermischung mit dem Teufel noch weit leichter an. 3) So könnten auch aus der blosen Einbildung und einer starcken Liebes-Neigung Kinder empfangen werden. Welches denn wiederum die Möglichkeit von der Empfängniß aus dem Saamen des Teufels erleichtere. Und 4) so bekennten es die Hexen selber.

Joh. Klein in der juristischen Untersuchung, was von der Hexen Bekenntniß zu halten, daß sie aus schändlichen Beyschlaffe mit dem Teufel Kinder gezeuget c. II. §. 6. will zwar behaupten, daß sich der Teufel mit denen Hexen fleischlich vermische, er läugnet aber, daß daher Kinder geboren würden. Und zwar aus nachfolgenden Gründen: Der Teufel könne keine Wunder thun. Und diese Zeugung derer Kinder wäre wieder die Gesetzte der Natur. Ferner nähme er einen Luft-Cörper an, so hätte er keinen Saamen. Entwendete er aber andern dē Saamē, so wäre es bey allen Medicis ausgemacht, daß der Saame wegen seiner geistigen Natur den Augenblick seine Krafft verliehre, wenn er nicht den Augenblick an den gehörigen Ort gebracht würde.

Gleichfalls wäre noch kein Kind gebohren worden, von welchem man glaubwürdig behaupten könne, daß es aus einer solchen Vermischung entstanden sey. Und endlich so wiesen es die Umstände der Geburt aus, daß es nichts als ein Betrug des Satans sey. Die Hexen bekennten, es wäre bey der Geburt niemahls eine Kinder-Mutter oder andre ehrliche Weiber vorhanden gewesen. Der Teufel hätte es allemahl in eigner Person selbst verrichtet, dieses wäre nun deswegen geschehen, damit er ein ander gestohlenes, oder ein von ihm aus der Lufft gemachtes Kind unterschieben können. Ferner sey es merckwürdig, daß die Hexen aussagten, sie hätten allemahl in der Nacht geboren, und dabey besonders wahrgenommen, daß die Frucht kalt gewesen.

Hiezu käme noch, daß sie niemahls die Frucht ordentlicher Weise neun Monate getragen hätten, sondern sie wäre von ihnen nach dem dritten oder vierten Monate so gleich geboren worden. Nach der Geburt hätten sie auch gleich alle Kräffte wiederbekommen, und keine Zeit zu wieder Erlangung derselben gebrauchet. Zuletzt mache dieser Umstand die Sache gantz verdächtig: der Teufel nähme denen Hexen die Kinder gleich wieder hinweg, die Milch verdrockne, und die Zeichen, daß sie geboren, verschwänden gleichfals.

Andre läugnen die Vermischung mit dem Teufel gantz und gar. Der Teufel habe weder einen zur Zeugung tüchtigen Leib, noch wären die dazu gehörigen venerischen Begierden in ihm geheget worden. GOTT hätte die Anzahl der Teufel einmahl feste gesetzt, und also hätte er ihnen keinen fernern Trieb zur Zeugung gegeben, es könne also der Teufel in solchen Dingen keine Wollust erhalten. Thummius de sagarum impietate, nocendi imbecillitate et poenae grauitate.

Nechst obigen wird gefragt, ob der Teufel an denen Leibern derer Hexen sauge? Einige bejahen es, andere aber verneinen es. Die Letztern führen an: der Leib, welchen der Teufel annehme, wäre nicht hinlänglich, [1995] indem er aus Fleisch und Bein bestünde. Und dasjenige, was er aus denen Brüsten derer Hexen saugen solle, schicke sich gleichfals nicht zu seiner Natur. Auf die Frage: ob der Teufel die Menschen in Thiere verwandeln könne, wird billig mit Nein geantwortet. Nichts, als die Macht des Schöpffers kann die Natur derer Dinge verändern, daß also der Teufel hiebey gantz unmächtig ist.

Plinius schreibt in Hist. Nat. VIII. 22. also hievon: Homines in lupos verti, rursusquerestitui sibi, falsum esse, confidenter existimare debemus; aut credere omnia, quae fabulosa tot Seculis reperimus. Augustinus de spirit. anim. c. 26. läst sich also vernehmen: Non est putandum, humanum corpus Daemonum arte vel potestate in bestialia lineamenta conuerti posse. Webster c. V. §. 42. Nichts desto weniger ist doch Henricus Morus in Antidot. aduersus Atheis. III. 12. und in adpendice c. 13. veranlast worden, so gar die Art und Weise zu zeigen, wie die Leiber derer Hexen in andre Thiere könnten verwandelt werden. Ingleichen wie die Seelen derer Hexen aus ihren Leibern heraus, und in dieselbe wieder hineinfahren könen.

Endlich was den Hexen-Tantz auf Walpurgis anbelanget, so erfordert dieses einen langen Beweis, unerachtet Vogt in Disput. de conuentu sagarum ad sua Sabbatha Vittenb. 1667. die Wahrheit dieser Spatzierfart nach allen Kräfften zu behaupten gesucht hat.

Anmerkungen

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  1. Setzfehler, in der Vorlage wir