Zedler:Francke, August Hermann


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Band: 9 (1735), Spalte: 1672–1673. (Scan)

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Francke, (August Hermann) ein berühmter Lutherischer Theologus, war zu Lübeck den 12. Mertz an. 1663. geboren. Im 13. Jahre ward er von seinem Vater, Johann Francken, welcher Anfangs Syndicus derer gesamten Land-Stände des Fürstenthums Ratzeburg gewesen, hernach aber zu Gotha Hof-Rath worden, auf das Gymnasium dieses letztern Ortes geschicket, da er denn bey Zeiten einen aufgeweckten Verstand, und grosse Begierde zu lernen blicken ließ.

Von dar gieng er nach Erfurt, und folgends nach Kiel, denen academischen Studiis obzuliegen, da er denn, zumahl an dem letztern Orte, von dem berühmten Kortholt und Morhofen viele Liebe, auch das Stipendium Snabbelianum genoß. An. 1682. begab er sich nach Hamburg zu Esdra Ezardo, um sich unter dessen Anführung eine gründlichere Kenntniß der Ebräischen, und anderer derselben verwandten Sprachen zu erwerben; worauf er nach Gotha zurück kehrte, und daselbst binnen anderthalb Jahren den Biblischen Grund-Text bey nahe 7. Mahl durchgieng. Nach einiger Zeit verfügte er sich nach Leipzig, nahm daselbst an. 1685. die Magister-Würde an, disputirte de Studio Grammatico Ebraeorum, und laß priuatim Collegia Philologica.

An. 1687. that er, den berühmten D. Sandhagen kennenzulernen, eine Reise nach Lüneburg, welchen Ort er nachgehends nur seine geistliche Mutter zu nennen pflegte.

Nachdem er sich hiernächst bey D. Spenern[1] in Dreßden geraume Zeit aufgehalten, gieng er wieder nach Leipzig, und erweckte durch seine Collegia und Predigten ein grosses Aufsehen und Bewegung.

An. 1690. kam er in sein Vaterland Lübeck, von dannen er bald hernach zu einem Prediger-Dienst an der Augustiner-Kirche zu Erfurt beruffen ward. Diesem stunde er aber unter grossen Wiederwärtigkeiten kaum in das andere Jahr vor, und wurde einige Zeit hernach bey der neuen Academie zu Halle an. 1692. zum Professore Graecae et Ebraicae Linguae und Pastore zu Glaucha ernennet; welche beyde Aemter er an. 1714. mit der Professione Theologica bey der Vniuersität, und dem Pastorat bey S. Ulrich verwächselte, in welchen Bedienungen er den 8 Junii an. 1727. im 65ten Jahr seines Alters starb.

Er hat sich durch verschiedene Anstallten des Waisen-Hauses und Paedagogii zu Glaucha, durch Beförderung der Cansteinischen Bibel, und durch das Missions-Werck in [1673] Malabarien einen Namen gemacht.

Unter seinen Schrifften sind: Praelectiones hermeneuticae, Halle 1712.; Methodus Studii Theologici, ibid. 1723. in 8.; Introductio ad Lectionem Prophetarum; de Scopo librorum vtriusque Testamenti Commentatio; Manuductio ad Lectionem Script. S. 1693.; Obseruationes Biblicae; Monita Pastoralia; Lectiones paraeneticae; Idea Studiosi Theologiae, Halle 1711. in 12.; Buß-Predigten in 2. Theilen, ibid. 1706. in 4.; Zeugnis vom Wercke, Wort und Dienst GOttes, ib. 1702. in 4.; Sonn- Fest- und Apostel-Tags-Predigten, ib. 1703.; Sonn- und Fest-Tags-Predigten, welche Theils in Halle, Theils an auswärtigen Orten gehalten worden; Predigten über die Sonn- und Fest-Tags-Episteln; Seegensvolle Fußstapffen GOttes bey dem Waisen-Hause und übrigen Anstallten zu Glaucha für Halle; Programmata in einem Bande, Halle 1714. in 8.; Oeffentliche Reden über die Paßions-Historie aus dem Marco und Joanne in 2. Theilen; Einleitung zu Lesung heiliger Schrifft, Halle 1694. in 12.; Anweisung zum Beten, ib. 1695. in 12.; Kurtze Sonn- und Fest-Tags-Predigten; Glauchisches Gedenck-Büchlein, Halle 1693. in 12.; CHristus der Kern der heiligen Schrifft; Leichen-Predigt und Gedächtniß-Schrifften, Halle 1727. in fol.; Predigten und Tractaten, welche vorher eintzeln heraus gekommen, in 4. Bänden in 12.; Catechismus-Predigten, 1726. in 4.; Vertheidigung wieder die unschuldigen Nachrichten, Halle 1720. in 8.; Der von GOtt zubereitete Tisch, Halle 1717. in 8.; Des Namens JEsu herrliche Bedeutung, ib. 1715. in 12; Diss. de Praefixis Ebraeorum; de Grammatica Ebraeorum; Programma funebre; Teutsche Acta Eruditor. CXXX. Theolog. Bibliothec XXVII. p. 237. seq.

Anmerkungen (Wikisource)