Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Cloaca

Band: 6 (1733), Spalte: 440–441. (Scan)

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Cloac, Cloaca, heimliches Gemach, Priuet, Secret, Abtritt. Ist der Ort in einem Gebäude, wo man seine Nothdurfft verrichtet.

Diesen Ort in einem Gebäude gehöriger massen recht anzubringen, erfodert öffters einen gesetzten Baumeister; wie man denn dessen Force aus der Anlegung derer Schorsteine, Treppen und Cloace, ziemlich beurtheilen kan. Die gröste Schwierigkeit bey denen letztern machen zwey Haupt-Puncte, worauf man bey Anlegung derer Priueter besonders zu mercken, nemlich, daß solches an einem Orte liege, wohin man so wohl bey Tage als bey Nacht beqvem kommen kan; und doch hernachmahls keinen üblen Geruch von sich gebe. Wegen des letztern muß das erstere öffters Abbruch leiden.

Es kömmt aber der Gestanck nicht allein von dem Unflate her, welcher auf dem Grunde des Privetes lieget; sondern grösten Theils, und in verschiedenen Fällen fast alleine, von dem, was sich oben anhänget, immassen davon der gröste Theil ausdunstet; wie solches Homberg in den Memoires [441] de l’ Academie Royale des Sciences an. 1711. experimentiret. Dahero thut man wohl, wenn man den Sitz so weit machet, daß er von dem Urin nicht bespritzet werde, noch auch von dem übrigen Unflate sich was daran anhängen könne. Lässet man nun unten der Lufft einen freyen Gang, da sie durchstreichen kan; oder, so dieses nicht zu bewerckstelligen, führet man innerhalb der Mauern Lufft-Röhren aus dem Secrete auf; so wird man dadurch zur Gnüge den Gestank derer heimlichen Gemächer verhindern.

Goldmann, welcher in seiner Bau-Kunst III. 2. ausführlich hiervon handelt, heisset einen Schacht oder eine viereckigte Grube graben, da man Qvell- oder Regen-Wasser zum Ausspülen durchführet; versichert dabey aus der Erfahrung, daß der Unflat sich darinnen verzehre, und keinen Gestanck gebe. Er giebet auch ferner an, wie man den Unflat durch gewölbte Gänge in das fliessende Wasser, nach dem Exempel derer Römer abführen könnte: allein dieses dörffte wohl denen meisten zu kostbar vorkommen. Wiewohl es auch ziemlich kostbar ist, wenn man den Unflat in Gruben unter der Erde durch viele Jahre sammlet, wie solches eine sehr gewöhnliche Art, zumahl in grossen Städten, ist, wo man nicht viel Platz hat; hernachmahls solchen zu Winters-Zeit über die Gasse in das fliessende Wasser bey nächtlicher Weile führen lässt.

Bey denen Frantzosen werden die Abtritte, Cloaqves ingleichen Egouts genennet.

In dem alten Rom waren allen dergleichen Unflat abzuführen gewisse Schleusen unter der Erden, die gewölbet waren, von ungemeiner Länge und Breite gebauet; so daß die Ueberbleibsel noch von einem unvergleichlichen Wercke zeugen. Sie giengen unter allen Strassen weg, und an gewissen Orten waren Löcher, da das Wasser und der Koth hinein lauffen konnte, daher man die Strassen in einem Augenblick saubern konnte, wenn man Wasser darüber weglauffen ließ. So hatte denn Rom, ungeachtet sie eine grosse Stadt war, gar kein Ungemach von der Unsauberkeit oder übeln Geruch auszustehen, sondern es ward alles augenblicklich durch diese Canäle in die Tiber geführet. Plinius Hist. Nat. XXXVI. 15. Cassiodorus Var. III. 30. VIII. 29. 30. Den ersten hat Tarquinius Priscus gebauet. Liuius I. 38. Dionysius Halicarnass. Ant. Rom. III. p. 200. Man setzte Curatores cloacarum, welche Aufsicht hatten, Gruterus Inscr. p. 197. n. 5. pag. 198. n. 2. 3. 4. 5. p. 252. n. 1. daß gewisse Verbrecher, die man darzu verdammt hatte, solche räumen musten. Plinius Epist. X. 41. l. 1. §. 15. seqq. π. de cloac. Eine hieß Cloaca maxima, in welche die andern alle giengen, und daraus der Unflat nach der Tiber zulieff. Bergierius de Viis Milit. II. 29. Nardin. Rom. vet. 8. 5. Donatus de Vrb. Rom. III. 20. Pancirollus Not. Dign. Imp. Occid. 7. Casalius de Vrb. ac Imper. Roman. Splend. l. 13. Lipsius de Magnit. Rom. III. 12. Heineccius Antiq. ad Inst. II. 3. §. 6.