Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Butter, (grüne)

Band: 4 (1733), Spalte: 2035–2037. (Scan)

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Butter, lat. Butyrum, Medulla Lactis, Frantzösisch, Beurre, ist das dickste oder fettste Theil von der Milch, welches auf folgende Art daraus gestossen wird. Wenn die Milch von der Kuh gemolcken, und rein durchgeseyhet, wird sie weggesetzt, bis der Rom, Rahm, oder Saane, lateinisch Flos Lactis, Cremor Lactis, frantzösisch Creme genannt, sich oben darauf gesetzet. Solcher wird abgenommen, in ein Fäßlein, so unten breiter als oben, und mit einem Deckel, in dessen Mitte ein Loch, verwahret, gethan, [2036] mit einem Stiel, an dessen Ende eine starcke durchlöcherte Scheibe, starck gerührt oder gestossen, bis sich das fette in einen Klumpen zusammen giebet. Wo viel Butter zu machen ist, wird der Stössel an einem Schwengel vest gemacht, damit er leichter und stärcker bewegt werde. Wer viel Butter und geschwind machen will, der nehme 4. Pf. Saltz, koche es in 5. Maaß Regen-Wasser, gieße davon, auf fünff oder sechs Maaß Rom, ein Maaß in das Butter-Faß, wie P. Tylkowski lehret. Hingegen wenn Zucker in das Butter-Faß geworffen wird, kan keine Butter gemacht werden. Was in dem Butter-Faß überbleibt, heisset Butter-Milch, lateinisch Serum Butyri, frantzösisch Lait de Beure. Die Butter wird solange gewaschen, bis sie alle Molcken von sich gelassen, alsdenn die, so frisch verspeiset werden soll, ein weniges oder gar nicht gesaltzen, die man aber in Fäßlein einschlagen und behalten will, erfordert mehr Saltz. An einigen Orten wird sie an einem gelinden Feuer zerlassen, und wenn sie ausgeschäumet in erdene oder höltzerne Gefäße gegossen. Diese wird Schmaltz genennet. Im Mayen wird die beste Butter gemacht, wenn das Vieh des frischen Grases geniesset. Alter Rom giebt mehr Butter als der frische, sie ist aber nicht so lieblich. Eine Kuh kan, nachdem die Weide ist, jahrlich 30. bis 50. Pfund Butter geben. Von Schaaff- und Ziegen-Milch wird an einigen Orten auch Butter gemacht, doch, weil die Butter von jener eckel, und diese wenig Butter giebet, so bleibet die Küh-Butter die beste und gebräuchlichste. Alle Butter führet viel Oel und ein wenig flüchtiges Saltz. Butter fur sich selbst genossen, erweichet den harten Bauch, und fördert den Stuhlgang, widerstehet dem eingenommenen Gifft, gleich dem Oel: Wo also nicht Baum-Oel vorhanden, soll man statt desselben Butter brauchen. Denenjenigen, so beständig husten, ist die Butter auch dienlich, sie befördert den Auswurff, ist gut zur Lungensucht und den Seiten-Weh. Der Leib äusserlich mit Butter gesalbet, wird schön, und bekömmt leichtlich keine weise Blattern, welche sonst etwan auf demselben auszuschlagen pflegen. Deswegen auch einige die neugebohrne Kindlein erstlich mit Butter zu schmieren rathen. Wann die jungen Kindlein das erstemahl Zähne zu bekommen anfangen, soll man ihnen die Ballen oder Zahn-Fleisch, mit Butter und Honig vermischt, salben und reiben, dadurch die Zähne befördern, und dem Jucken und Zahn-Geschwüren widerstehen. Auch ist die frische Butter gut zu harten Geschwüren der Mutter, selbige damit gesalbet. Ingleichen wird sie zu Clystiren wider die rothe Ruhr und Colic oder Grimmen gebraucht. Die Wund-Aertzte sollen zu den verwundeten Nerven an denen Hirn-Häutlein, und zu dem verwundeten Blasen-Halß, Butter brauchen, weil sie säubert, reiniget, die Wunden erfüllet und das Fleisch wachsend macht. Derohalben lehret Galenus daß man allerley weiche Geschwüre am Leibe mit Butter zeitigen und erweichen müsse: Deswegen auch selbige zu etlichen Salben und Pflastern genommen wird. Ferner ist die Butter gut, auf die Schlangen-Bisse gelegt, und für das Gifft eingenommen. Ein Unguentum potabile von Butter gemacht, und getruncken, dienet denenjenigen, welche gefallen sind, den Schmertz damit zu lindern. Doch ist die Butter einer Natur zuträglicher als der andern, sintemal sie [2037] denen, so zum Durchfall geneigt, etwas überflüßig genossen, schon nicht so gut, als andern Naturn ist; Wiewohl die Butter, ohne sie zu tadeln, jeden der sie allzu fett speiset, es sey nun auf Brod, oder in Speisen, schädlich ist, massen man dadurch Erbrechen, verderbten Magen, schlimmen Appetit und was dergleichen mehr sich auf den Halß ziehen kan. Viele halten, und zwar nicht unrecht, davor, daß die Butter vor der Mahlzeit besser, als nach Geniessung derselben. Weil es aber einmahl so gebräuchlich, so thut es auch nichts; Nur streiche man sie nicht zu fett auf, und durchkäue sie fein. Mit Brod ist sie am besten, denn da giebt sie die beste Nahrung. Wider den Gifft ist die Butter auch ein herrlich Bewährungs-Mittel, weswegen sie entweder früh morgens, oder vor, über und nach Tische, mit Brod, Rauten, Scordien, oder Cardubenedicten genossen, nicht unrecht ist. Dieses kan man gleichfals zur Zeit der Pest thun, besonders wenn man früh ausgehen muß. Denen, so in Metallen, Mineralien etc. etc. arbeiten müssen, ist sie auch zuträglich, weil sie selbige wider die gifftige Ausdünstung, oberwehnter Metalle beschützet, massen sie mit ihrer Fettigkeit die Theile des Menschen verwahret, daß sie nicht leicht Schaden nehmen können, oder wäre ja was gifftiges bey dem Menschen, so erwecket sie doch Erbrechen und führet den Gifft aus. Die Butter-Milch schmeckt ziemlich gut, kühlet in etwas, deswegen sie denen hitzigen Naturen im Sommer nicht undienlich, denen kalten hingegen nicht so gut ist. Im May halten sie viel Leute gar als eine Artzeney, weil insgemein die Kühe um selbe Zeit schön Graß, Blumen, etc. fressen, gemeiniglich laxiret sie alsdenn ein wenig, reiniget den Leib und löschet den Durst. Galenus ziehet sie nicht so wohl zum butterichten als käsichten Wesen, und sagt, sie wäre ziemlich kalter Natur, welches denn wohl nicht zu läugnen. Das Wort Butyrum kommt von βῶς, bos, das Rind, und τυϱὸς, caseus, Käse, oder coagulum, als ob man sagen wolte Käse, oder geronnenes von der Küh-Milch, weil die Butter von der Sane bereitet wird, welche oben auf der Milch gantz dicke schwimmet. Sonst verdienen von der Butter nachgelesen zu werden D. Joh. Fried. de Pre Diss. inaug. Medic. de Lactis progenie, quales sunt Caseus atque Butyrum, habit. Ersord. d. 15. Febr. 1725.