Zedler:Brandtwein
Brandtwein, darunter wird überhaupt nicht nur jedes starckes, hitziges Geträncke, so in Wein-Ländern aus Wein, Wein-Hefen, in Bier-Ländern aber aus Bier, Bier-Hefen, wie auch aus geschrotenem, auf gewisse Weise zugerichtetem Rocken vder Weitzen mit Wasser in einem grossen kupffernen Gefässe, welches man eine Blase nennet, abgezogen wird; sondern man begreiffet auch darunter, allen und jeden Brandtwein, der aus Wein-Trestern, Wacholder-Beeren, Ebresch-Beeren, und aus allerley Obst bereitet worden. Eigentlich aber ist der so genannte Brandtwein oder gebrannte Wein, oder Wein-Spiritus, Wein-Brandtwein, Lateinisch Vinum ardens, Vinum adustum, Spiritus arders, Spiritus vini, auch von einigen Quinta Essentia Vini, Anima Vini, Aqua diuina, Caelum & Clauis Philosophorum, Frantzösisch Eau de Vie, genannt, nach Chr. Lang. in Pathol. Animar. p. 35. Ausspruch, Rex aliorum Spirituum ex regno vegetabili, und der Geist, oder das subtilste Theil von dem Wein, oder Wein-Hefen, welcher also abgezogen, daß das Phlegma oder wässerigte, so die Natur zum Wachsthum derer Trauben gebrauchet, zurück bleibet. Dieser Geist oder Spiritus aber ist das Oel vom Wein, welches unter dem Gähren von einem sauren, flüchtigen Saltze dünne und gantz geistig gemacht worden ist. Die Theilgen dieses Saltzes bleiben, nach dieser ihrer Verrichtung, in dem dergestalt geistreich gemachtem Oele gleichsam eingewickelt liegen; und eben sie machen diesen Wein-Spiritus dermassen kräfftig und durchdringend, verursachen auch, daß er sich um so viel desto mehr entzünden kan, dergleichen auch die flüchtigen Salpeter-Theilgen thun, wenn sie mit schweflichten und oelichten Dingen vermischet werden. Man kan aus allen Weinen, Brandtwein machen; nur bekommt man von dem einen mehr, als von dem andern. Die stärcksten Weine geben keines weges den stärcksten Spiritum, sondern es wird einer seine Rechnung bey solchem Weine weit besser finden, welcher abzufallen beginnet, als welcher seinen guten Geschmack annoch vollkommen hat; und zwar nicht nur darum, weil er wohlfeiler als der andere ist, sondern auch, weil der Spiritus in dem Weine, der verderben will, bey weitem nicht mehr so gebunden ist, und darum auch viel eher, als bey dem andern, durchs Feuer aufgetrieben werden kan. Dicke Weine und die viel Weinstein führen, geben ihren Spiritus viel beschwerlicher von sich, als andere, indem derselbe von dem Weinsteine gar zu sehr gehalten und figiret wird. Süsse Weine würden ebenfalls sehr wenig Brandtwein geben, wenn man sie destilliren wolte, dieweil ihr Oel, wie bereits erinnert, nur zur Helffte dünne und geistig gemacht worden ist. Derjenige, so zur Artzeney soll gebraucht werden, muß von dem allerbesten, recht zeitigen, starcken und wohlrüchenden Wein, erst in einer Blase, hernach in einem gläsernen Kolben, dessen Mund mit sechsfachem Schreibe-Papier, welches bey dem zweyten mahl mit Oel geträncket, beleget, bey gelindem Feuer etliche mahl abgezogen, und hiermit erhöhet oder rectificiret werden. Wenn er recht ist, wird ein Tropffe davon, den man aus dem Glase fallen läst, nicht an die Erde gelangen, sondern in der Lufft verschwinden, und wenn etwas in einem Löffel angezündet worden, rein aufbrennen, auch ein Tropffen-Oel, den man darein fallen lässet, stracks zu Grunde gehen. Wenn man eine Flasche Weins einfrieren lässet, wird [1083] das wenige, so mitten in dem Eise flüßig überbleibet, Spiritus Vini Philosophicus genannt. Derselbe ist sehr rein und kräfftig. Der Wein-Spiritus, wenn er von aller Wässerigkeit gereiniget und abgesondert worden, hat einen sehr angenehmen und erqvickenden Geruch, ist sehr subtil, flüchtig und durchdringend, geistig und feurig, ad aetheream ac igneam naturam quam proxime accedit, Dau. Spleissius in Annot. & Obs. ad Cap. 1. Zapath hat daneben eine solche Balsamische Natur, daß er nimmer verschimmelt, verweset, oder eine Mutter setzet, wie andere Feuchtigkeiten oder gebrannte Wasser thun, sondern er bleibet, wer nur in Glaß wohl verschlossen gehalten wird, an seiner Farbe, Geruch, Geschmack und Krafft unveränderlich, dahero auch viele Sachen damit unterhalten werden. Dieses Spirirus Vini Kräffte und Tugenden sind unzählbar, wenn er recht und mäßig gebrauchet wird: Er ist eine Hauß-Artzeney, welche in unterschiedenen Kranckheiten gute Dienste thut, Ephem. N. C. Dec. II. An. 8. Obs. 60. Er ist das vortrefflichste Mittel in denen meisten Kranckheiten und wahrhafftig eine Hand Gottes, wenn man ihn recht gebrauchet, schreidet Herm. Couring. de Herm. Med. II. 7. Denn er unterhält und stärcket unsere natürliche Wärme und Balsam des Lebens, (dahero ihm von vielen nicht vergeblich der Name Aqua vitae, oder Lebens-Wasser gegeben worden) hilfft denselben für Fäulniß und Zerstörung erhalten, zertheilet, verdünnet und verzehret daraus die kalten, zähen und schleimigen Feuchtigkeiten, bringet die Lebens-Geister in hurtige Bewegung, und erhält sie gar sehr für Fäul- und Verderbung, Chr. Langius Pathol. animat. p. 339. und 543. Er wiederstehet allen Gebrechen und Kranckheiten, so von Kälte entstanden, insonderheit wärmet er das kalte, feuchte Gehirn und Haupt, und reiniget es von vielen phlegmatischen Feuchtigkeiten, stärcket des Menschen Gedächtniß, schärffet das Gesicht, Gehör, Sinne und Vernunfft; erfreuet und erfrischet das Hertz, benimmt das Hertz-Klopffen und Zittern, erqvicket die Ohnmächtigen und fast Sterbenden, J. B. Zapata in Mirab. Med. Chir. cum adnot. Dauid. Spleiss. p. 6. Solenandr. Sect. V. Cons. 15. Obs. 13. Chr. Lang. l. c. Er wiederstrebet mit Macht der Melancholey, massen er alle scharffe corrosiuische Säuer tödtet; er stärcket und erwärmet den Magen, verzehret alle böse Feuchtigkeiten und Cruditäten darinne, befördert eine richtige Dauung derer Speisen, stillet die rothe Ruhr, Breßlauer-Sammlungen, an. 1719. Mens. Septembr. Class. II. Artic. III. §. 2. p. 310. seqv. den Unwillen und das Erbrechen, sonderlich von gebrauchtem Spieß-Glas, W. Haefer. in Hercul. Med. III. 1. Sennert Lib. III. Pr. P. I. S. II. c. 12. erwecket den verlohrnen Appetit, vertreibet das Bauchgrimmen und Colic, zertheilet und verzehret die verschlossene Winde und Blehungen, stillet den Durst, Zapat. l. c. p. 45. Paul Sorbact. Oper. Med. p. 100. und 352. C. Horlacher Glor. & nou. Lux in Tenebr. 1. Casp. Th. Bierling. Thesaur. Th. Pract. p. 1124. Er räumet, und löset die Brust von allem zähen Schleim, benimmt den kalten feuchten Husten, thut wohl denen Keuchenden und engbrüstigen, eröffnet die von vielen kalten Schleimigkeiten verstopffte Gänge derer innerlichen Glieder, und treibt solche durch die Emunctoria naturalia, fürnemlich aber durch den Urin und Schweiß aus, reiniget und saubert solcher gestalt das Geblüt, stärcket und macht es subtil, und befördert die Blut-Machung: Er erwärmet, stärcket [1074] und reiniget die Mutter, wie auch die Geburths-Glieder bey Männern und Weibern, treibet die monathliche Reinigung derer Weiber sehr starck, und macht Lust zum Beyschlaff, Paul. Zachias Quaest. Med. leg. Lib. IX. Tit. 8. Er ist gut wieder gifftige Lufft, alle kalte, herbe und coagulirende Giffte, und bewahret vor dem Pest-Gifft, Casp. Horlach. Theatr. Arcan. Diuin. Sap. Class. III. c. 6. verjagt die langwierigen, insonderheit viertägigen Fieber, Forrest. Lib. V. Obs. 9 Schol. Hier. Rubeus de Destillat. Sect. II. c. 2. p. 89. hilfft auch wieder die hitzigen und bösen Fieber, Zapat. l. c. p. 6. Ephemerid. N. C. Dec. I. Ann. 3. Obs. 145 und Dec. II. Ann. 2. Obs. 53. ingleichen An. 8. Obs. 168. Vit. Riedlin. An. 1. Lin. M. p. 120. Er zerstöret denen Würmern, so aus Fäulung wachsen, ihre Nester: Denn es ist nichts vortrefflichers die Würmer im Leibe zu tödten, als Wein und Brandtwein, Th. Barthol. Cent. IV. Obs. 19. Fried. Hoffmann. Meth. Med. I. 19. er giebt denen sehr alten und kalten Personen, wie auch denen Reisenden zu Winters-Zeit, Krafft und Wärme, vitam fulcit, seniumque remoratur, spricht Lemnius de O. N. M. II. 34. Als Antonius della Scarparia das 80. Jahr erlebet hatte, sagte er: O Aqua vitae per te jam mihi vita annis viginti duobus prorogata fuit. Jo. Jonston. Thaumartogr. Class. V. c. 44. Joh. Mich. Sauanorol. Lib. de Arte consic. aqu. vitae, Jo. Heurn. Meth. ad Prax. I. p. 50. In denen Apothecken ist der Brandtwein ein berühmt und fast allgemeines Menstruum, massen er nicht allein zu Extrahirung vieler Tincturen und Medicamenten, ihre Tugenden und Kräffte damit zu schärffen, und andere für Fäulniß und Verderben zu bewahren, genutzet wird. Keine Artzeney kan, nach den Helmontium, tüchtig und fähig seyn, etwas gutes auszurichten, wenn sie nicht mit Brandtwein versetzet ist. Die Araber gebrauchten denselben zur Bereitung derer Essentzen am ersten, von denen er hernach zu denen Europäern kam, nachdem Arnoldus de Villenoua dessen Gebrauch entdecket und gelehret. Darauf ist er lange in denen Apothecken nur zur Artzeney behalten worden, ehe man ihn zur Wollust und Ueberfluß gebrauchete, dessen Gelegenheit angemercket hat Alex. Tassonus in einem Buch, dessen Titel: Pensieri diversi, 26. die aus dem Italiänischen übersetzte Worte findet man in D. G. Morhof. Epist. de Metall. transmutat. p. 112. & seqq. Gleichwie nun der Brandtwein mäßig und rechtmäßig gebraucht, vielen Nutzen schaffet, und sein Ruhm in denen Ohren derer, die ihn gerne trincken, lieblich und freudig klinget: Also lautet es hingegen schräcklich und erbärmlich, daß, wenn derselbige im Ueberfluß gemißbrauchet, sonderlich aber starck nüchtern von hitzigen Naturen getruncken wird, er vielen Schaden zufüget; offt gefährliche, langwierige und gehlinge Kranckheiten bringet, und müssen wegen des überflüßigen Gebrauchs, viele Leute offt eines unzeitigen und geschwinden Todes sterben: Breßlauer Sammlungen, an. 1725. mens. Mart. Class. IV. Artic. 15. §. 7. p. 310. Ephemerid. N. C. Dec. II. An. 5. Obs. 33. und an. 6. App. p. 23. Dec. III. an. 5. und 6. Obs. 83. P. Forest. Lib. VI. Obs. 23. Schol. F. Plater Lib. I. Obs. & Tom. 1. Prax. c. 2. G. F. Hildan. Cent. IV. Obs. 39. Jo. Schenck. Obs. med. p. 268. Th. Sydenham. de Morb. ac. S. VI. c. 4. D. Sennert. Pract. Lib. I. P. II. c. 33. Aug. Thoner. Obs. med. p. 65. Dau. von der Becke Exper. circa N. R. P. Lib. I. p. 56. Vit. Riedlin. Lin. Med. An. 2. p. 290. Jan. Abraham. a Gehema Gesundheits-Regeln, 12. Barthol. de Moor. Cogitat. de Instaurat. [1085] medic. II. p. 146. Leu. Lemn. de Occult. N. mir. II. 34. Aug. Conr. Schröter von der rothen Ruhr §. 43. p. 38. Misandrs. Theatr. Trag. Part. I. p. 509. und P. II. p. 64. ejusque Delic. Biblic. V. T. an. 1690. p. 1255. oder doch Lebens-Zeit ungesunde Cörper tragen: Denn aller Ueberfluß und Ummäßigkeit ist schädlich, und kan aus einem Lebens-Wasser leichtlich ein Wasser des Todes werden. Sintemahl der Brandtwein, wegen seiner starken Hitze und hefftig durchtringenden Krafft, das Haupt, Gedächtniß und den Verstand schwächet, hefftiges Nasen-Bluten, Blutspeyen, Th. Craap. Tr. Phys. med. de Homin. c. 7. p. 62. und c. 72. p. 474. und hitzige scharffe Flüsse erwecket, die Lebens-Geister entzündet, Sennert. de Chym. & Galen. Consens. & Diss. 18. Fr. Hoffmann. M. M. I. 19. das Gesicht verfinstert, Hauptweh verursachet, Vit. Riedlin. an. 2. Lin. Med. p. 402. Schwindel, Sausen derer Ohren, rothe und rinnende Augen und ein sinnicht Angesicht zuwege bringt, den Schlag, Dan. Sennert. Pract. Med. Lib. I. P. II. c. 33. Casp. Th. Bierling. Thesaur. Th. Pract. p. 16. Th. Bonet. Anat. Pr. Lib. I. S. II. Obs. 4. Pompej. Saecus Med. Theor. Pract. Consult. 10. die fallende Sucht, H. ab Heer. Obs. Med. 24. Gottfr. Qweitsch, Neue vollständige Artzeney-Kunst, I. 13. Schlaff- Schwind- Gelb- und Wasser-Sucht, Casp. Hoffmann. in Praefat. de Medic. Officin. Franc. de le Boe Silu. Prax. med. I. 10. §. 22. und c. 46. §. 19. Ephem. N. C. Dec. II. an. 7. Obs. 122. Casp. Th. Bierling. Thesaur. p. 589. und 1114. Theoph. Bonet. Mercur. compitalit IX. p. 767. Theod. Craanen I. c. 72. Martin. Lister Exerc. Medicin. Tr. de hydrop. p. 5. 35. Jo. Jacob. Manget. Bibliothec. Med. Pract. Tom. 2. p. 883. Jo. Dolaus Encyclop. Med. III. 9. Laur. Strauss. Palaestr. Med. Part. III. p. 277. Chr. Fried. Paullin. Obs. med. phys. 78. c. 3. Just. Schrader. Dec. I. Obs. Anat. 6. Chr. Joh. Lang. Oper. med. Part. II. p. 69. zuziehet. Hitzige und abzehrende Fieber erwecket, Zacut. Lusit. Med. Pr. Hist. 41 und 42. Thom. Bartholin. Cent. V. H. A. 38. Jo. Nic. Binninger Cent. III. Obs. 93. auch Entzündung derer Hirn-Häutlein verursachet; dahero berichtet Hier. Mercurial. Prax. I. 15. daß in Polen und Moscau, wo man den Brandtwein häuffig säufft, diese Kranckheit am meisten im Schwange gehe: Ferner macht er Darm-Gicht, Colic, Ephem. N. C. Dec. 2. An. 6. Adp. p. 23. Durchlauff, Krampff derer Sennen, Zittern derer Hände, Jo. Nicol. Pechlin. Obs. phys. med. I. 54. Gicht und Podagra, verdirbt den Magen und dessen Dauung, Theod. Craanen. l. c. 7. p. 62. I. L. Hannemann. de vsu & abusu inebr. p. 41. Mich. Ettmüller. Oper. med. Tom. II. p. 41. Denn vermöge seines gelinden Oels, dämpffet er die natürliche Schärffe des Magen-Saffts dergestalt, daß dieser fast aller seiner Krafft beraubet wird; Er macht auch Entzündung der Lungen, einen faulen und stinckenden Athem, Husten, Röcheln und Keuchen der Brust, Vit. Riedlin. Curat. Med. 120. p. 70. Doch soll er aufs Brod gegossen und gegessen, der Lunge im geringsten nicht schaden. Er erhitzet und verstopffet die Leber und andere innerliche Glieder, trucknet und zehret die guten Feuchtigkeiten des Leibes aus, ja er trocknet die Cörper wie ein Feuer aus, saget Verulam. Hist. vit. & mort. p. 45. verbrennet das Geblüt, ersticket und schwächet endlich die natürliche Wärme, und erstattet, an statt eines freudigen Gemüthes, Hertz-Zittern, Schrecken, Melancholey, und wie schon erwähnet, offt einen plötzlichen Tod. Solche übele [1086] Folgerungen um zu verhüten, sind einige Medici hin und wieder bedacht gewesen, denen Leuten den schädlichen Mißbrauch des Brandtweins abzugewöhnen; dahero sie rathen, daß man Mäuse oder Frösche, oder Aale in Brandtwein soll ersäuffen lassen, und solches Geträncke hernach denen Brandtewein-Brüdern vorsetzen, oder ihnen ein Brech-Mittel darinne verordnen. Doch wollen diese listige Hülffs-Mittel nicht allezeit helffen, deswegen als jener Barbier in Wien, der auch ein grosser Liebhaber dieses Geträncks war, sich doch solches Laster gerne abgewöhnet hätte, alles aber vergeblich brauchte, einsmahls hörete, daß eine Neh-Nadel, womit ein Menschlicher Cörper, nach gehaltener Section, wieder zugenähet worden, in Brandtwein geleget, und davon getruncken, dergleichen seltsame Würckung beym Menschen thäte, sich solches Mittels einsmahls bedienet und mit grossem Vergnügen, dadurch einen Abscheu vor dem Brandtwein bekam. Breßlauer-Sammlungen an. 1725. Mens. Jun. Class. IV. Artic. 4. p. 627. Ferner so ist auch der Spiritus vini oder Aqua vitae, sonderlich, wenn er schon etlichermassen mäßig getruncken wird, denen gemeiniglich sehr schädlich, welche zum Schlag und der fallenden Sucht geneigt sind, auch denen, welche zu vielen Hauptweh, Schwindel, Catharren, Gicht, Podagra, und andern Gebrechen derer Gelencke und Sennen, aus hitzigen und scharffen Geblüt verursachet, Blut-Flüssen, Rothlauff, Erhitzungen der Leber und anderer innerlicher Theile, Forest. XVIII. Obs. 3. Schwindsucht, Sim. Paul. Qu. Botan. Class. 4. scharffen Tröpffeln des Harns und dergleichen, entweder von Natur dazu incliniren, oder schon zum Theil das mit behafftet sind. In hitzigen Kranckheiten und jungen hitzigen Leuten, muß man mit dem Brandtwein auch behutsam umgehen, massen ein Feuer das andere vermehret: Und will man so gar Exempel haben, wo der Brandtwein denen Leuten aus dem Halse gebrennet, Th. Bartholin. Cent. I. H. A. 70. und Cent. III. H. 56. und L. I. de Luce Homin. & Brut. 13. 18. Sim. Paul. Digress. de Febr. malign. §. 28. Casp. Th. Bierling. Thesaur. Theor. Pract. p. 591. Ja es erzehlet Jacobaus Act. Haffn. Vol. I. Obs. 118. p. 211. von einem Parisischen Weibe, welche, weil sie nichts anders als lauter Brandtwein genossen, ihr Geblüte und Eingeweide dergestalt entzündet, daß sie einst, als sie auf einem Stroh-Stuhl geschlaffen, von innen heraus lichterlohe anfangen zu brennen, und gantz zu Asche verbrannt sey, daß man mehr nicht als den Hirn-Schädel und die äussersten Spitzen derer Finger gefunden. Aber von dergleichen Begebenheiten giebt G. W. Wedelius Disp. de Spiritu Vini, Jenae 1697. habit. 3. p. 30. gar ein schönes Raisonnement, welches gelesen zu werden verdienet. Denen Schwangern und Säugenden ist der Wein-Spiritus auch sehr schädlich, wie denn einige angemercket, daß von dergleichen Spiritu oder andern starcken Geträncke, so viel Brandtwein bey sich führen, als starcken Mutter-Wassern, Kinder-Balsam etc. die Frucht im Mutter-Leibe entweder gleich, oder doch bald, wenn sie auf die Welt gekommen, gestorben. Zur Pest-Zeit, soll er, nach Jo. Matthai de Febr. Pestil. p. 27 Zeugniß, gar nichts nutzen. Derowegen wird sich ein jeder vor Ueberfluß zu hüten, und die schädliche Begierde und Lüste zu zäumen wissen. Denn ob zwar der Brandtwein bey etlichen Völckern, als Polen, Russen und andern, fast als ein Getränck gebraucht wird, so ist zu wissen, daß [1087] sie von ihrer Jugend an dazu gleichsam naturalisiret und gewöhnet sind, auch die Beschaffenheit des Leibes und langwierige Gewohnheit in diesem Stück viel vermag: Denn was man sich durch die Länge der Zeit angewöhnet hat, ob es auch schon was unanständiges ist, fällt einem doch nicht so beschwerlich, als es dem wohl vorkommen mag, der nicht dazu gewöhnet ist. Hipp. S. 2. aph. 50. Vit. Riedlin. Lin. Aled. An. 2. p. 605. Baldi Angeli lib. de Viperae Natur. & Facult. 30. p. 117. Jo. Nic. Pechlin. Lib. III. Obs. physic. med. 38. Hier zu Lande kommt er nicht auf die Taffel, sondern wird nur als eine Artzeney vor kalte feuchte Naturen und wieder Undaulichkeit zuweilen, schluckweise genutzet. Es hat der Brandtwein (optime rectitficatus) auch äusserlich, aber fürsichtiglich gebraucht, in vielerley Gebrechen und Zufällen seinen herrlichen Nutzen. Dann so man ihn auf dem Haupt-Wirbel, wie auch im Nacken anstreicht, so verzehret er alle kalte Haupt-Flüsse, stillet die Haupt-Schmertzen, Sennert. Pract. Med. Lib. I. c. 1. Q. 2. Hartmann. Prax. Chym. p. 28. stärcket das Gehirn, schärffet das Gedächtniß, I. B. Zapatac. 4. Mirabil. Med. ziehet das hinabgefallene Zäpfflein wieder in die Höhe, auf den Wirbel des Haupts mit Tüchlein geleget, Crat. Lib. V. Cons. 9. Sennert. Lib. II. Pract. P. I. c. 20. H. Reusner. Obs. med. 55. a Velsch. ed. W. Hafer. Hercul. Med. I. 12. an die Schläffe gestrichen, oder unter die Nasen gehalten, erwecket er die Schlaffsüchtigen, erqvicket die Ohnmächtigen, und die fast in Todes-Nöthen liegen, Pet. Borell. Cent. 2. Obs. 2. hemmet das Nasen-Bluten, das Bluten derer Wunden und anderer starcken Blut-Gefässe, Acta Erudit. Lips. An. 1683. p. 153. mit Baum-Wolle adpliciret, stillet er den güldenen Ader-Fluß, vertreibet das Sausen und Klingen derer Ohren, mit einer darein genetzten Baum-Wolle hinein gesteckt: er verzehret die kalten, subtilen Flüsse, so auf die Glieder gefallen, stillet den Schmertzen und stärcket dieselben geschwächte Theile: er benimmet den Krampff, das Zittern und Beben derer Glieder, bringet die gelähmten, so der Schlag getroffen, wiederum zurecht: mit Raucken-Saamen genutzt, curiret er die Sprachlosen, Leu. Lemn. O. N. M. II. 34. Er vertreibet das Zahnweh, befestiget die wackelnde Zähne, und behütet das Zahn-Fleisch für Fäulung: macht auch die Zähne weiß, reiniget sie von aller Unreinigkeit und stärcket das Zahn-Fleisch, P. Paul. Pered. in Paschal. Meth. cur. I. 73. öffnet die Schweiß-Löcher, zertheilet die Materie der Rose, heilet die Bräune und andere Entzündungen, Dau. Spleissius in Adnot. ad Zapat. Mirab. Med. p. 44. Jo. Walaus in Meth. med. p. 248. schreibet; daß alle Entzündung der Kehle binnen drey Stunden weichen müsse, wenn man sich gleich anfänglich bey der Bräune mit Brandtwein gurgle, ja alle Entzündung könne durch Auflegung des Brandtweins gehoben werden. Steph. Blancard. Neuscheinende Prax. der Medicin II. 25. Jo. Dolai Encyclop. Chirurg. rat. II. 1. Fr. Decker. Exerc. Med. Pr. p. 109. Er tilget aus die Flecken, Masen und Finnen unter dem Angesicht und macht die Haut sauber und glatt, P. Borell. Cent. IV. Obs. 21. Cobiä Vogels curiöser Haut-Diener P. III. c. 1. p. 492. er heilet die von kalten Feuchtigkeiten entstandene Augen-Kranckheiten, bringet die rothen und trieffenden wieder zu rechte, tilget alle angehende Augen-Felle, wenn man sich Morgens und Abends damit wäschet, lindert darneben die Schmertzen, [1088] und vertreibet die Dunckelheit derer Augen: Das Haupt damit gewaschen oder gebürstet, sonderlich mit dem Vorsprung, vertreibet er die Läufe, Sim. Fauli Quadr. Botanic. CI. 3. Phil. Grüling. Med. pract. V, 4. Nüsse, Haar-Fresser und Mülben im Haar, trucknet den bösen, flüssenden Erbgrind: Mit Tüchlein übergeschlagen, zertheilet er das Blut, so vom fallen, stossen oder qvetschen, sich zwischen Fell und Fleisch gesetzet hat. Joan. Rudolph. Camerar. Syllog. memor. Cent. IV. Part. 53. reiniget und heilet frische Wunden, Geschwüre und Fisteln Hipp. l. de Vlcer. Ephemer. N. C. Dec. II. An. 10. Obs. 134. Boylaeus de Specif. Medicamentis p. 92. Alle Wunden und falsche Geschwüre zu reinigen, auszutrocknen und zu heilen, ist er vor besonderer Würckung, Sennert. Pract. I. P. c. 24. Qu. 4. und Lib. V. P. II. c. 5. ex Valeriol. Lib. V. Obs. 8. zertheilet und verzehret die kalten Geschwulsten, ist wieder die Fäulniß, und wird mit grossem Nutzen wieder den kalten Brand gebrauchet, Solenandr. Sect. V. Cons. 15. O. 12. Ephemer. N. C. Dec. II. Ann. 3. Obs. 143. denn er die natürliche Wärme des beschädigten Theils unterhalten hilfft, das fernere Absterben verhütet, und was verderbet ist, zu der Absonderung befördert: die verstorbene Cörper damit balsamiret, behütet sie lang vor Verwesung. Steph. Blancard. Neue Manier verstorbene Cörper zu balsamiren, gedruckt zu Hanover 1690. Chr. Fr. Garmann. de Miracul. Mort. Lib. III. Tit. 2. Bringet die erfrorne Glieder wieder zurecht, Tücher darein genetzet und übergeleget: tödtet die Würmer, welche in die Ohren gekrochen, so man ihn hinein tropffet: um die verbrannte Glieder alsobald geschlagen, ziehet die Hitze u. Brand aus, und lindert zugleich die Schmertzen. Weil man nun aber den wahren Wein-Brandtwein nicht aller Orten, noch allezeit um billigen Preiß haben kan. Also wäre es kein geringer Nutzen, wenn man demjenigen Spiritui, der in gröster Menge und am wohlfeilsten zu bekommen, seine Unannehmlichkeiten benehmen, und selbigen dem allerkostbarsten, lieblichsten und reinesten Spiritui gleich machen, mithin an solches Stelle zu vorgedachtem Gebrauch in allerley Umständen und Nothwendigkeiten verwenden, und dadurch die grössern Kosten ersparen könte. Und in dieser Absicht, und da das Korn das allerbeqvemste hierzu ist, auch vor andern eine grössere Menge Spiritus ausliefert, haben sich viele bemühet, dasjenige, was ihn unangenehm und zu lieblichen Dingen untüchtig macht, nemlich seinen stinckenden Geruch und Geschmack zu benehmen, und dadurch einem andern Wein-Brandtwein gleich zu machen. Diese sonst löbliche und nutzbare Meynung ist immittelst doch mit gar ungleichem Erfolg vollbracht worden, und findet man in denen Büchern wenig, dessen man sich mit Nutzen bedienen könte; ja öffters sind die Unkosten und Mühe, die man an solche vorgeschriebene Verbesserung anwenden soll, wo nicht mehr, doch so groß, daß sie die Arbeit nicht belohnen, folglich die gantze Kunst gnugsam vergeblich ist. Und wenn man es deutlich sagen soll, so weiß man fast niemanden aufzuführen, von dem eine rechte Anleitung und Vorschrifft öffentlich entdeckt wäre. Zwar haben einige den Korn-Brandtwein über Wein-Hefen zu rectificiren und zu verbessern gelehret: Allein ohne daß diese Manier viel beqvemer ist, einem schon verbessertem Frucht-Brandtwein den Geruch und Geschmack eines Wein-Brandtweins dadurch beyzubringen; so hat man doch auch nicht überall die [1089] Wein-Hefen, und wo man sie hat, da sind sie nicht allemahl in solcher Menge zu bekommen, daß man sie stets, und so viel, als man wolte, haben könte; Weswegen die Arbeit schon schwer genung, und an vielen Orten gantz impracticable fällt. Andre haben den Korn-Brandtwein über ein Faß ausgepreßter Rosinen gezogen, und darüber einige Wochen stehen lassen: Doch dieses ist wieder beqvemer, einem reinen Spiritui die Art eines Frantz-Brandtweins zu geben; Wieder andere haben ihn über starcken Eßig destilliret: Und das macht doch Unkosten. Kunckel scheinet der Sache am allernächsten getreten zu haben, da er in seinem Laboratorio p. 706. seqq. Erwähnung thut eines Spiritus Vini, der über Kalck destilliret ist, wodurch er einen Theil, als sein <zz>Viscosum (nach Teutscher Art, sein oelichtes Geruch-Wesen) verlohren, und dadurch sehr subtil worden sey: Und kurtz darauf weiset er eine Manier an, nach welcher man den Spiritum Vini rectificarissimum, nur mit Zusetzung eines gebrannten Wassers dreymahl destilliren und dadurch also reinigen solle, daß man einen schönen, saubern Spiritum Vini bekommen das Wasser aber desselben gröbern Theil in sich behalten werde. Und ob schon in diesen zweyen Experimenten, so sie zusammen gefasset würden, der Grund lieget; so weiß man doch nicht, ob es Kunckel also gemeynet, oder sonst jemand so gar leichtlich daraus errathen werde, oder schon getan habe: Weswegen man, noch immerhin eine solche Manier verlanget hat, nach welcher man obiges allezeit, an allen Orten, und mit denen geringsten Unkosten und Mühe verrichten könne. Und dieses hat denn D. Johann Hartman Degner in Niemägen, denen Breßlauer-Sammlungen an. 1725. Mens. Ianuar. Class. V. Artic. 1. p. 106. folgendermassen communiciret, und dem Publico bekannt gemacht: Man nimmet nemlich Korn-Brandtwein, der vor sich ohne Wacholder-Beeren destilliret ist, z. E. 6. Maas, davon ziehet man gelinde des Spiritus 4. Maaß. Denn nimmt man ungelöschten Kalck, so viel man will, schüttet rein Wasser darauf, so viel, daß es etwan 3. biß 4. Over-Hand darüber stehen kan; und wirfft zu etwan 8. biß 10. Maaß Wassers 2 grosse Hände voll gemein Saltz, rühret es einigemahl wohl unter einander, und lässet es also einen Tag und Nacht stehen, und klar werden: Denn nimmt man zu obigen 4 Maaß Spiritus, 2 Maaß dieses Kalck-Wassers, vermischet es und destilliret davon gelinde 31/2 Maaß Spirirus; so wird derselbe seinen natürlichen Geruch und Geschmack schon ziemlicher massen verlohren haben. Um ihn aber noch schöner zu bekommen, so nehmet 31/2 Maaß Spiritus wieder, vermischt sie mit 11/2 Maaß obigen Kalck-Wassers, und ziehet davon wieder 3 Maaß Spiritus ab, so wird er recht gut seyn. Nur muß man in denen Destillationen dieses wohl in Acht nehmen, daß man 1) dieselbe nicht zu hefftig, sondern fein langsam verrichte, auch 2) nicht zu geitzig mit dem Spiritu sey, und mehr, als gesagt ist, des Spiritus abziehe, oder zum reinen sammle, weil der letztere am Geschmack häßlich, und den erstern reinen verderbet: Gleichwie solches auch ein hefftiges Feuer thun, und alles zugleich übertreiben würde. Doch ist das zurückbleibende Magma nicht wegzuwerffen, sondern man kan es entweder besonders, oder, wenn man dessen mehrere Destillationes verrichtet, zusammen thun, und den darinne noch befindlichen Spiritum vollends herüber treiben, so wird man wenig Abgang haben, und ist so denn der letztere [1090] statt des gemeinen wieder zu gebrauchen. Der gereinigte Spiritus ist sehr subtil, hat weder Geruch noch Geschmack, oder eigentlich zu sagen, er hat seinen ersten Geruch und Geschmack dermassen verlohren, das ihn niemand mehr für denselben, der er gewesen, erkennen wird, oder sagen kan, woraus er eigentlich destilliret sey; und kan man ihn brauchen, worzu man will: Die Arbeit ist von geringen Kosten, und man kan ihn, nach solcher Manier in gantzen Fässern, oder in grosser Menge machen, so viel man will. Er kommt gar besonders wohl zu statten an denen Orten, wo man entweder keinen Wein-Brandtwein hat, oder wo derselbe sehr theur ist, da man denn diesen Spiritum zu Bereitung derer Artzeneyen, Aquarum viraw, Spirituum odoriferorum mit gutem Vortheil gebrauchen, und den kostbaren ersparen kan. Die Stärcke des einmahl oder doppelt abgezogenen Wein- und Korn-Brandtweins zu erfahren, hat man bißhero sich verschiedener Proben bedienet; Insgemein beurtheilet man aus der Schwenckung in einer Flasche und der Menge derer aufsteigenden Blasen, insonderheit wenn sie lange stehen bleiben, die Güte oder Schwäche desselben: Wie denn auch eine Probe mit Oel bekannt, da, wenn selbiges hinein getröpffelt worden, aus der Geschwindigkeit des Untersinckens, man mehrere Stärcke abnehmen kan, als wenn es langsam sincket. Genauer zeiget sich dieses in denen gewöhnlichen, Gläsernen, oder Bernsteinernen Hydrometris, da auf dem langen Halse die wenig hervorragende Gradus, dessen Stärcke und die vielen dessen Schwäche anzeigen: (Athanas. Kircher. Mundum Subterran. Lib. V. P. II. c. 5.) wie auch in demselben, das Monconys Itin. p. 3. beschreibet, so eben dergleichen Würckung thut, wenn man um den Hals einer Phiole nach aduenant schwerere oder leichtere marquirte Ringe leget, die die Resistentz des Liquoris andeuten, ob er schwer, das ist, wässericht, oder leichter, das ist, spirituös ist: Also bey ersterem schon schwerere Ringe zum Niederdrucken, als bey dem mehr spirituösen erfordert werden. Da aber aus diesen allen dennoch das Wasser, so unter dem Spiritu vermenget, nicht genau hat angegeben werden können, so hat der jüngere Godefroy der Academie derer Wissenschafften in Paris folgende genaue Probe vorgetragen; welche in denen Neuen-Zeitungen von gelehrten Sachen an. 1718 p. 452. seqq. folgender massen angeführet worden: "Er hat ein klein Cylindrisches Gefäß, zwey Zoll hoch und breit verfertigen lassen, darein er so viel Aquauit güsset, (wovor doch lieber einfacher, oder doppelt abgezogener Brandtewein hätte sollen gesetzet werden, weil der Aquauit nicht nach der Stärcke, sondern proportionirten Versetzung derer Gewürtze und anderer Specierum; Temperatur des Zuckers und Reinigkeit des Geschmacks beurtheilet wird,) biß er 16 Linien an einem kleinen Maasse bedecket, welches, wie das Gefässe, von Silber, und in Linien und halbe Linien abgetheilet ist. Er hat auch eine kleine Röhre, welche oben offen, und unten durchlöchert ist, womit er den Aquauit, welcher über 16 Linien gehet, wieder heraus ziehen kan. Wenn dieses geschehen, zündet er den Aquauit an, indem er das Gefässe zugleich warm machet, weil er sonst nicht leicht brennet. Die Flamme verzehret den Spiritum, und was übrig bleibt, ist Wasser. Wenn nun nicht über 8 Linien Wasser bleibt, ist der Aquauit zum gemeinen Gebrauch gut, wenn nur vier Linien bleiben, ist er abgezogen, aber [1091] wo mehr als 8 Linien übrig sind, ist der Brandtwein schwach und verdirbt, wenn man ihn weit führet. Ueberdieses muß auch das überbliebene Wasser einen unangenehmen Geschmack haben, welches man bey andern Proden nicht untersuchen kan. Godefroy hat auch viel curiöse Experimente mit dem Spiritu Vini gemacht. So lässet derselbe, wenn man ihn verbrennet, keinen einigen Tropffen im Gefässe, und man nimmt bloß einen kleinen feuchten Fleck gewahr, welcher auch bald verschwindet; welches die gemeine Probe desselben ist. Allein Godefroy hat in der Chymischen Probe gefunden, daß von zweyerley Spiritu Vini, so gleich starck und vollkommen rectificiret geschienen, der eine von 16 Untzen 8. der andere 10 von Phlegmate hinter sich gelassen; ja er hat es gar biß auf 8 Untzen gebracht, die er von 10 Untzen eines Spiritus Vini, der noch dazu auf besondere Art rectificiret gewesen, zurück behalten: woraus man siehet, daß, da die allerstärcksten Spiritus durch alle Kunst der Chymie nicht können von dem Phlegmate, so sie bey sich führen, befreyet werden, der eigentliche reine Spiritus, der darinnen befindlich, sehr wenig seyn müsse, der doch, nach denen gemeinen Proben, das gantze Wesen vom Spiritu Vini ausmacht." Den Nutzen dieser Probe anlangende, ist solcher unwiederstreitlich, weil man erstlich daraus erfahren kan, wie einen nach denen Gradibus starcken Spiritum jede Materia solubilis erfordere: Als auch, daß der mit Gewürtze und andern Sachen abgezogene, hernach süsse gemachte Aquauit, gleich starck nach der Würtze, und auch gleich spirituös schmecke; welches nicht geschehen kan, wenn die Quantität des Spiritus zu wenig gegen die Species, oder auch gegen das Wasser selbst ist. Den gemeinen Korn-Brandtwein kan man mit allerhand Kräutern und Gewürtze, nach welchen er schmecken und heissen soll, aufs neue abziehen, und ihm verschiedene Farben geben, alsdenn er Aquauit genennet wird, davon zusehen Aqua vitae Tom. II. p. 1040. Brandtwein zu färben; so nimmt man zur grünen Farbe, Melisse, oder Bären-Klau, Krausemüntze, oder auch junge Aepffel-Sprossen, alles frisch getrocknet, in ein Säcklein gethan, und in die Vorlage gehänget. Zur braunen oder rothen Farbe, nimmt man rothe Ochsen-Zungen-Wurtzel, Torna Solis oder rothen Sandel, und hänget es ein. Zur gelben Farbe gehöret Saffran oder Curcuma. Nelcken-Farbe wird durch Einhängung derer Nelcken selbst erlanget: Wie auch die Zimmet-Farbe auf ebenmäßige Art; ingleichen die blaue Farbe mit Korn-Blumen. In Polen, Moscau und angrentzenden Nord-Ländern, wird sehr starcker Brandtewein gemacht, insonderheit aber ist der Dantziger sehr berühmt.