Zedler:Bon, ex cujus fructu potus Coffée conficitur

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Bon oder Bona, Cap oder Cabo

Band: 4 (1733), Spalte: 534–545. (Scan)

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Bon, ex cujus fructu potus Coffée conficitur, Offic. Bon vel Ban, ex cujus femine Aegyptii potum Coava conficiunt, Alpin. & Palud. not. in Linscot. P. II. Hist. Ind. Or. 28. Buncho, Avicenn. Bunca Rhasis, ex cujus fructibus Turcae potionem Chaube parant, Rauwolf. Buna ex qua in Alexandria potio fit, Clus. not. in Garc. Bon vel Ban arbor, Buna, Bunnu, Bunchos Arabum, J. B. Chabr. Bon arborcum fructu suo Buna, Park. Bon arbor Euonymo similis Aegyptiaca, fructu baccis Lauri simili, C. B. Deutsch Coffee-Baum, Arabischer Bohnen-Baum.

Von diesem Caffee-Gewächse, oder Baume glauben die Araber, daß er in der Welt nirgends, als ihn ihrem Lande, oder dem glückseligen Arabien wachse. Wiewohl einige meynen, er habe seinen Ursprung in Aethiopien genommen, von da er nach dem glücklichen Arabien sey geführet worden; wie denn Car. Jac. Ponert. in seiner Reise-Beschreibung nach Aethiopien an. 1698. 99. und 1700 bezeuget, daß noch heut zu Tage Coffee-Bäume daselbst gesehen werden: Doch weil dieser Aethiopische Baum mit dem Myrthen verglichen wird, der Arabische aber gantz anders aussiehet, so zweifelt man, daß in Aethiopien wahrer Coffee wachse; und wenn es auch wäre, so könte man vermuthen, daß in denen ersten Zeiten die Araber nach Aethiopien kommen, wie Ludolff bezeuget, der Coffee-Baum mit selbigen dahin geführet und gepflantzet worden.

Also wurde vor diesem der meiste und beste Caffee zu Mecha und im glücklichen Arabien gebauet. Nachdem aber die benachbarten, als Persianer und andere Völcker sich dessen auch zu bedienen, und mehr zu gebrauchen angefangen, hat man hier und da Coffee zu bauen, vorgenommen, und endlich einen grossen Handel damit von Alexandria, Smyrna, und Aleppo getrieben, und solchen zu Schiff weit und breit verführet. Nachdem man nun in Ost-Indien wahrgenommen, daß man der Orten einen guten Handel damit mache, hat man solchen ebenfalls allda anzubauen gesucht, da denn der meiste auf Java angebauet und hernach mit andern Waaren ausgeführet worden, dahero also der Unterscheid entstanden, daß jene Bohnen Levantische, diese aber Ost-Indische geheissen. Nachdem aber nun die Consumtion im Caffee täglich grösser worden, hat man ihn immer weiter und weiter zu vermehren gesucht, und auch in andern Provintzien, in Ost-Indien angebauet, als in Ceylon und Mocca etc. Daß man also nunmehro, von denen Ost-Indischen Bohnen drey Sorten, als Javanische, Ceylonische und Moccische in Gebrauch und Gang gebracht; davon die Javanische grosse weiß-gelbe Bohnen führet und die schlechteste ist; welchen die Ceylonische folgt, deren Bohnen klein und gelblicht sind; die Moccische aber die beste ist, kleine, grünlichte Bohnen hat, und dem Levantischen ziemlich gleich kommt. Man will die Güte des Caffees nicht dem Lande oder Climati daselbst zuschreiben, sondern nur alleine der Wartung, und daß man in Mocca sauberer und am reinlichsten, mit der Collection, Trocknung, Einpackung verfahre, ihn vom Staube wohl reinige, fleißig und wohl truckne, und in Bällgen von 270 Pfund sauber einpacke; da hingegen die Javaner und Ceyloner nicht so sauber damit umgehen, und die Holländer solche nur zu Pallas mit auf die Schiffe nehmen, und zum Auspacken mancherley Waaren gebrauchen, da er bald in [535] Schiffen über einander lieget, naß und dumpfigt wird, bald über einander erhitzt, bald im See-Wasser faulet, bald nach Juchten oder einer andern Waare, worinnen er gepackt gewesen, riechet.

Demnach ist Asia und Africa vor andern Ländern glücklich gewesen, den Anbau des Coffees zu vermehren: Denn ob man gleich in Europa auch darauf gedacht, so hat man sich doch bald abschrecken lassen, und geglaubet, es werde nicht angehen, weil es etwan ein und anderesmal mißgelungen, dahero man bey denen Gedancken geblieben, die Coffee-Bohnen würden, (wie Ray angiebt) von denen Arabern, ehe sie solche verschickten, zuvor mit siedenden Wasser gebrühet, und solchergestalt zum Säen und Fortpflantzen untauglich gemacht. Doch da forthin bekannt worden, daß der Coffee würcklich in seinen beyden Hülfen unversehrt heraus komme; mag wohl die Haupt-Ursache, daß der Coffee-Baum nirgends so gut als in dem glücklichen Arabien wachse, diese seyn, daß das Arabische Erdreich am allergeschicktesten sey, solches Gewächse hervor zu bringen; angesehen es an denen fremden Orten bißher so nicht fortkommen wollen: wie es denn die Hollander einst auf Batavia gepflantzet aber wegen des heissen Climatis zu keiner Plantage bringen können. Auch haben die Engländer den Caffee-Baum zu Madraspatan aufzubringen gesucht, sind aber weniger als zu Batavia damit zurechte kommen, wie solches la Roque in seiner gründlichen Nachricht vom Caffee und Caffee-Baum etc. bezeuget. Man hat dahero für eine grosse Rarität gehalten, wann in dem Universitäts-Garten zu Leiden, (wie solches aus des Boerhaven Indice Plantarum, quae in horto Academico Lugduno-Batavo reperiuntur, anno 1710. edito erhellet,) am Königlichen Frantzösischen Hofe und Garten zu Paris, in dem Medicinischen Garten zu Amsterdam, auch zur Rarität ein Coffee-Baum ist gesehen worden; von daher man nach Deutschland in grosser Herrn Gärten manchmal einen übersendet hat: Es haben selbige aber nicht gar lange gedauret, sondern sind bald wieder eingegangen, weil sie vielleicht das Clima nicht gewohnt gewesen, oder aber die Gärtner im Winter in Glaß-Cassen ihre Wartung nicht verstanden.

Leipzig, welches viele curiöse Gärten-Liebhaber hat, die auf Exotica viel gewendet, und solche mit grossen Kosten aus Holland bringen lassen, hatte auch das Glück zuweilen einen von diesen Bäumen zu sehen, und zu besitzen, welche aber allda ebenfalls nicht lange geblieben, sondern bald eingegangen. Anno 1723 hat man nicht allein in dem Hoch-Fürstlichen Garten zu Gotha, wie auch zu Dreßden in dem Königlichen Garten, der Hertzogin-Garten genannt, schöne Coffee-Bäume sehen können; sondern es hat auch ausser diesen ein Caffee-Baum in den Apelschen Garten zu Leipzig vom Monat May biß Ende Julii beblühet, und Früchte getragen, welcher vor zwey Jahren aus Holland gekommen war. In Schlesien, sind anno 1718 im Früh-Jahr in dem Hoch-Gräflichen Malmitzischen Garten im Gloganischen, unsern Sagan, etliche Coffee-Bohnen, so noch nicht getheilet, sondern mit der braunen Schaale umgeben gewesen, in die Erde gestecket worden, so aber nicht eher als im Frühling anno 1719 aufgegangen. Dahero ist nicht zu zweifeln, daß doch gleichwohl hin und wieder ein Land anzutreffen sey, so den Coffee zu tragen fähig seyn dürffte; so gut, als wie andere [536] ausländische Gewächse, wenn es nur mit Fleiß, Verstande und Bestand unternommen würde.

Zum wenigsten hat in verwichenen Jahren auf der Colonie von Surinam der dasige Gouverneur eine grosse Menge Coffee-Bäume pflantzen lassen, von denen man im Junio anno 1718 aus Amsterdam meldete, daß sie nunmehro ihre Früchte mit so grossem Seegen hervor brächten, daß man viele Länder damit versehen könte, und sey der alldasige Coffee so gut, ja besser und wohlfeiler, als der so aus Arabien gebracht würde. Und vom Haag schrieb man den 9 Novembr. 1725, daß der vor einigen Jahren in Suriname gepflantzte Caffee in so grosser Menge fortwachse, daß diese Colonie ehestens im Stande seyn dürffte, gantz Europa mit Coffee zu versehen.

In des Herrn Geheimen Raths und Berg-Hauptmanns Hieronymi von Münnichhausen Garten, eine Viertel-Stunde von Wolffenbüttel, haben im Sommer 1725 vier Caffee-Bäume geblühet und reiffe Bohnen getragen, mit welchen er auf seinem Gute Linden, den Fürsten tractiret.

Was nun aber den Coffee-Baum selbst betrifft, so vergleichen ihn einige in Ansehung der Grösse, wie auch nach denen Aesten und Blättern, unsern kleinen Kirsch-Bäumen, oder, wie Prosp. Alpin. de Plant. Aegypt. 16. meldet, unserm Spindel-Baum, Evonymo, nur daß die Blätter etwas dicker und härter wären. Der gelehrte Italiänische Graf Luigi Ferd. Marsigli berichtet in der so genannten Notitia di Constantinoppoli Sopra, la pianta del Caffe, daß er in der Grösse einer Linden wachse, und nachdem er ausgeblühet, seine Früchte trage. Weswegen diejenigen gantz unrecht dran sind, welche meynen, es kämen diese Kerne von einem Kraute her, und wären vor eine Art Bohnen zu halten: Welcher Irrthum daher kommen mag, weil die Araber diese Früchte Bun, Buna, Bon oder Ban geheissen, auch solche denen Bohnen an Gestalt und Geruch nicht ungleich kommen, wiewohl ihre Wückungen gantz anders sind. Andere schreiben, daß dieser Baum sechs biß zwölff Schuh hoch werde, im Umfange 10. 12. biß 15 Zoll habe, und, wenn er zu seiner gäntzlichen Vollkommenheit gelanget, einem 8 biß 10 jährigen Apffel-Baum sehr gleich sehe. Ist er zu einigem Alter gekommen, sollen sich die untersten Zweige gemeiniglich herunterwärts beugen, und sich zugleich rund herum ausbreiten, so, daß sie glechsam einen Sonnen-Schirm und Parasol abgeben. Sein Holtz wird wegen seiner Härte zu allerhand Werckzeug gebrauchet. Die Zweige hingegen sind sehr zart, und lassen sich dermassen beugen, daß man die Spitze von dem längsten Aste biß auf zwey oder drey Fuß von der Erde herunterziehen kann. Die Rinde des Baums ist weißlicht und ein wenig rauch. Das Laub kommt dem Citronen-Laube ziemlich nahe, wiewohl es nicht so spitzig, noch so dicke ist, auch in etwas dunckelgrüner aussiehet. Der Baum ist beständig grün, und läst sein Laub niemals zugleich fallen. Die Blätter stehen auf beyden Seiten derer Zweige, nicht gar zu weit von einander, bey nahe einander gerade gegen über.

Das wundersamste ist die Art und Weise, wie er seine Früchte bringet: denn man siehet bey nahe das gantze Jahr hindurch seinen Baum blühen, und Früchte tragen, von denen einige annoch gantz grüne, andere hingegen reiff, oder doch bald zeitig sind. Die Blüten sehen weiß, und kommen dem Jasmin in vielen gleich, haben auch, wie diese, ziemlich kurtze Blätterlein [537] Ihr Geruch ist lieblich und etwas balsamisch, der Geschmack aber bitter. Sie wachsen aus denen Winckeln zwischen denen Blättern und Aesten heraus. Auf die Blüte folget, oder aber, es wächst aus einer ieden Blume, eine kleine Frucht, die Anfangs sehr grün ist, aber roth wird, wenn sie zeitiget, und fast der Caneel-Kirsche, oder Heinse-Beeren gleichet, deswegen sie auch mit Recht Caffee-Kirsche heisset. Sie ist gut zu essen, giebt gute Nahrung und erfrischt vortrefflich. Unter oder in derselben Fleische, befindet sich an statt des Kerns die Bohne, oder das Korn, so mit einem sehr zarten Häutlein umgeben ist, und Café, Caffée, Coffé, Coffi, Cahué, Caoua, Cahouch, Cahuch, Cahouach, Deutsch Caffee-Bohne genennet wird. Zur selben Zeit ist diese Bohne über alle massen zart, und ihr Geschmack gar unangenehm; Wenn aber die Kirsche reiffer und reiffer wird, so überkommt die darinne befindliche Bohne auch nach und nach eine Härte. Hat endlich die Sonne diese rothe Frucht gantz ausgetrocknet, so wird aus ihrem Fleische, das man zuvor geniessen konte, eine braune Beere oder Hülse, welche denn die erste oder auswendige Schaale vom Caffee ist: Die Bohne aber selbst ist alsdenn gar fest und gantz lichtgrün, sie schwimmet, so zu sagen, in einem dicken, braunen und überaus bittern Ssffte. Die Schaale, welche vermittelst eines gar sehr kurtzen Stielgens an dem Baume hanget, ist nicht viel dicker als eine Lorbeer: es beschüsset auch keine Hülfe mehr denn eine Bohne, wiewohl dieselbe insgemein in zwey Theile zerfällt, so oben gewölbet, und unten, (wo sie gleichsam eine Furche haben) platt sind. Diese Bohne ist, wie allbereits erwehnet, unmittelbar mit einem sehr zarten und weißgrauen Häutlein umgeben, welche ihre andere oder inwendige Schaale ist. Von beyden machen die Araber ein grosses Wesen, und bereiten sich daraus ihren Café a la Sultane, wie sie ihn nennen. Die Frucht ist bitterlich, von Farbe braun, eines mehlichten Geschmacks, und riechet wie verbrannte Bohnen: Sie führet ein flüchtiges ölichtes Saltz bey sich, und wird anders nicht, als in dem mit Wasser gekochten Tranck, nachdem sie gehöriger massen dazu bereitet worden, gebraucht.

Der Coffee-Baum wird aus dem Saamen, nicht aber durch Pfropffung oder Oculiren aufgebracht: angesehen die gantzen Hülsen in die Erde gelegt, und hernach in der Baum-Schule auferzogen werden, biß man sie verpflantzet. Sie werden an denen untersten Theilen derer Berge und kleinen Hügel, wo es schatticht und recht feucht ist, gepflantzet, und werden die Quellen und kleine Bächlein, durch kleine Gräben an die Stämme derer Bäume geleitet, damit sie genung Feuchtigkeit haben mögen. An denen Orten, so Mittags-wärts, und gar zu offen liegen, werden sie unter andere grosse Bäume gepflantzet, damit sie Schutz wider die grosse Hitze haben, weil sonst die Blüte gar bald verbrennet und keine Frucht bringet: An denen Orten aber, wo es nicht allzu heiß, da sind keine solche Defensions-Bäume, sondern die Caffee-Bäume stehen frey und offen; werden inzwischen in Linien gesetzet. Der beste Caffee wächst um Redia oder Zedia, 12 Meilen von Betelfaguy. Die Früchte werden zu dreyenmalen des Jahres abgenommen, weil der Baum immer Blüte, unreiffe und reiffe Früchte zugleich träget. Der Mäy-Monath ist die beste Zeit im gantzen Jahre, [538] und giebt die meisten und besten Früchte. Wenn sie solche sammlen wollen, breiten sie Tücher unter die Bäume aus, und schütteln sie hernach, da denn was vom Caffee reiff ist, herunter fällt. Darauf sie ihn noch einige Zeit an der Sonne trocknen lassen, biß die Hülse aufspringt, und hernach schwere höltzerne Waltzen darüber rollen, damit die Hülsen, worinne die Kerne oder Bohnen stecken, davon kommen mögen: Da sich denn die Frucht in zwey Theile theilet; nachdem wieder getrocknet und endlich geschwungen wird, daß der Caffee recht reine werde. Die Hülsen aber werffen sie keinesweges weg, sondern es machen vielmehr die Reichen und Grossen des Landes von diesen Hülsen, nebst dem zweyten dünnen Häutlein, so die Bohne unmittelbar umgiebet, mehr Wesen, als von der Bohne selbst, und richten sie eben so zu, wie das Geträncke derer Caffee-Bohnen, und heissen es sodann wie bereits erinnert worden Caffée a la Sultane, meynen auch, daß es viel herrlicher, kräfftiger und angenehmer sey, als das von dem Kern gemachte Geträncke, wie es denn auch würcklich keine Bitterkeit bey sich führen, sondern gantz wiedrige Würckung haben soll, indem jenes erhitzet, dieses aber erfrischet: Nur müssen die Hülsen frisch und nicht alt, oder verlegen seyn, wie die Bohnen, die zu uns kommen.

Wenn solche geschüttelt und zugerichtet worden seyn, werden sie von denen Land-Leuten in die Stadt gebracht, von Cameelen ins Land getragen und verkauffet. Man hat angemercket, daß jährlich wohl 25000 Säcke, ieglicher von 300 Pfund schwer im Lande verkaufft, und über dieses viele 1000 Säcke mit der Caravana nach Aleppo, Damasco, und andere Oerter verführet werden, welches also dem Türckischen Käyser mehr als eine Million an Zoll jährlich einträget.

Die besten Caffee-Bohnen müssen grünlicht, frisch und von mittelmäßiger Grösse seyn, nicht schimlicht riechen, auch von denen harten und hohlen Schaalen, so zuweilen darunter kommen, wohl auserlesen und gesaubert seyn. Wer sie in gantzen Ballen kauffet, sehe zu, daß keine Ecke davon naß und feuchte sey, wodurch diese Früchte sobald anziehen und verderben können. Wer den Caffee gemahlen und gebrannt kauffet, muß sich an gewissenhaffte Leute halten, massen man leicht betrogen werden kan, indem einige Bohnen oder Brodt zu rösten wissen, daß es von dem Coffee nicht leicht zu unterscheiden ist.

Die Art und Weise den Coffee zuzurichten und zu trincken, ist in Arabien, Egypten und denen übrigen Türckischen Landen, eben so, wie bey uns, bekannt und gebräuchlich: Es werden nemlich die Bohnen, nachdem sie von Steinen und andern Unrath gereiniget, in einer eisernen Pfannen, am besten aber in denen dazu eigentlich gemachten eisernen Trommeln, oder auch nur in einem wohl glasurten irdenen Tiegel, über glüenden Kohlen mit fleißigen Umrühren so lange gebrannt, biß sie wohl schwitzen ud denen Castanien-Schaalen an Farbe gleich werden. [539] Wenn solches geschehen, stösset oder mahlet man sie sofort zu feinen Pulver, thut davon zwey biß drey Loth auf ein Maaß siedendes Wasser in eine Kanne, lässet es von neuen über denen Kohlen aufkochen, und wenn es überlauffen will, ziehet man es ein wenig vom Feuer ab, und damit sich der Coffee bald setze und desto heller und klärer werde, so stürtzet man über die heisse Kanne, wenn man sie zum letztenmal vom Feuer abnimmt, ein Glaß voll kaltes Wasser, oder man kan auch nur an statt dessen, etwas von zerstossenen Zucker in die Caffee-Kanne hinein schütten, so wird er bald klärer werden. Dieser Tranck muß so warm, als mans leiden kan, getruncken werden, man nimmt auch wohl etwas Zucker darzu, weil er sonst zu herb und bitter ist, einige pflegen deshalb ein Drittheil Milch ins Schälchen zu thun, und also den Caffee vermischt zu trincken, welches gar angenehm schmeckt, und eine treffliche Nahrung giebet; wiewohl dabey billig zu bemercken, daß es denenjenigen nicht allzuwohl bekomme, welche viel gallichte Säure im Magen haben: Wie denn vielleicht dahero in der Türckey der Coffee niemals mit Milche, sondern vielmehr mit Wasser abgekocht getruncken wird. Einige Medici rathen, daß man das Wasser zum Coffee, mit etwas Zimmet, Sassafraß, und Stern- oder gemeinen Aniß abkochen, und hernach, wie bräuchlich, über den Coffee giessen, und derselben darinne kochen solle, massen dadurch denen Winden und Blehungen desto eher gesteuret werde. Andere sollen auch die Caffee-Bohnen kochen, und wie Erbsen essen, wie Pomet dans Histoire des Drogues p. 205. gedencket. An einigen Orten machen die Zucker-Becker einen braunen Confect davon, den sie Caffee-Zucker heissen: Er wird wie der Traganth-Zucker angemacht und aufgetrieben.

Warum aber der Coffee müsse gebrennet werden, leget Hermanni in Colleg. de Mat. Med. also aus: Damit nemlich die ölichten Theilgen dadurch heraus gebracht, und die schärfferen Theilgen temperiret werden. Der gebrannte Caffee solte von Rechts wegen, so geschwinde, als möglich, gemahlen werden, damit ihn nicht die Lufft verderben möge, indem das Alkali, so in denen gebrannten Bohnen steckt, und nichts anders als ein Saltz ohne Säure ist, den Meister zu spielen anfängt; darum man solchen Coffee wohl verwahren, und in zinnerne oder gläserne Flaschen, die man zuschrauben kan, thun muß.

Andry hat in seinem zu Paris 1713 gedruckten Tractat des Alimens du Carème, behaupten wollen, es wäre besser, daß man die Coffee-Bohnen gantz liesse, als daß man sie erst brennen und klein machen wolte. Er sagt, man solle die Bohnen gantz in einem Topff mit Wasser kochen lassen, so würden sie das Wasser, wie der Thee, färben, und kochten sich auf diese Art diejenigen Theilgen heraus, die nicht so dicke, sondern leichte, geistig und mercurialisch seyn, und würden den Geschmack viel süsser und anmuthiger machen. Also soll man so viel Wasser und Bohnen nach proportion nehmen, als man braucht, von denen Bohnen aber erst die Schalen wegthun, und eine halbe Viertel-Stunde am Feuer kochen lassen, so wird das Geträncke eine Citronengelbe Farbe bekommen, welches man hernach warm mit Zucker trincken kan. Der Geruch und Geschmack von diesem Trancke soll gar angenehm seyn, den Magen stärcken, die Cruditäten wegschaffen, den Kopff leichte machen; sonderlich aber die Schärffe des Urins versüssen, und den Husten, wenn er auch noch [540] so starck, vertreiben, wie dergleichen schon an verschiedenen Krancken probiret worden. Man könne auch die Bohnen zum andern und drittenmal gebrauchen, weil sie sich nicht so gleich auskochen. Wenn man sie das erstemal lange über dem Feuer sieden lässet, so verändert sich die Farbe, es wird der Tranck stärcker, und bleibet auch wohl unten im Topffe etwas sitzen, doch ist er alsdenn auch nicht so gut, massen die Theilgen so zu grob sind. Daher man es nicht allzusehr darff kochen lassen, worauf man denn so wohl diesen, als noch mehr andere Vortheile verspühren würde, wenn diese Art sich des Coffees zu bedienen, solte gebräuchlich werden.

Allein Mr. Duncan, ein Docto Medicinae zu Montpellier, dem dieses nicht gefallen, hat seine Gedancken hiervon in dem Journal litteraire entdecket, welche im folgenden bestehen. Erstlich was das Brennen anbetrifft, so ist bekannt, daß ein glüender Wein oder geröstet Brodt, den Magen viel besser stärcken, und also auch der gebrannte Coffee. Allein die allzuvielen Spiritus, so in diesem Tranck sich aus denen Bohnen gezogen haben, sind dem Menschen mehr schädlich, als nützlich: Denn wo derer Spirituum zu viel sind, machen sie den Menschen unruhig, und befördern also seinen Todt noch eher. Diese werden aber guten Theils dadurch gedämpfft, wenn der Caffee etwas dicke gemacht wird. Die Farbe dieses neuen Caffee-Trancks ist zwar angenehm, allein der Geruch ist schlecht und dauret nicht lange, dieweil die Spiritus leicht verfliegen. Was desselben Nutzen betrifft, so stärcket der gebrannte Caffee, aus oben angeführter Ursache, den Magen noch viel mehr, und schafft auch folglich die Cruditäten eher weg, denn der neue ist viel zu schwach dazu. Was die Erleichterung des Kopfs anbelanget, so thut dieses der gebrannte Caffee ebenfalls, und kan die Dünste aus selben viel eher vertreiben, weil er vielen Spiritum und Sal volatile bey sich führet. Das letztere, nemlich die Schärffe des Urins und den Husten zu vertreiben, schreibet man überhaupt dem warmen Wasser zu, und also auch dem Caffee, wie er nach der bißherigen Art zubereitet wird, wie ihm auch solches schon ehemals Mr. du Four zugestanden hat.

Wenn man aber nun endlich die Frage aufwerfen wolte, ob denn der alte oder neue Coffee besser sey? so antwortet Duncan mit folgendem Unterscheid: 1) Weil der Caffee heutiges Tages mehr zum Zeitvertreib als zur Gesundheit gebraucht wird, so ist die neuere Manier der alten vorzuziehen, denn wenn sie nichts hilfft, so schadet sie auch nicht viel. Der alte hingegen, dessen Spiritus, Sulphur, Sal volatile durch das Feuer in Schwang gebracht werden, schadet uns mehr, indem er uns zitternd und unruhig macht. 2) Der neue Caffee kan denenjenigen gut seyn, deren Geblüte gar sachte umläuffet, die schwer Geblüte haben, feuchter und kalter Natur seyn etc. 3) Denenjenigen mag er auch wohl nicht übel bekommen, die nicht wohl schlafen können, denn der alte macht viel munterer. 4) Ist man aber schläfrig oder verdrießlich, so mag man lieber den Caffee von der neuen Art gebrauchen. 5) Ist man aber schon munter genug, so hat man nicht Ursache solches zu vermehren, als womit man sich sonst grossen Schaden thun würde. Zum wenigsten aber ist doch die neue Art von Caffee gut, die bißher gebräuchliche Mode, warme Sachen zu trincken, zu unterhalten, massen solches ein gutes Mittel ist, so wohl die Gesundheit als den Beutel zu schonen.

Es hat [541] dieser Duncan bereits vor einigen Jahren ein gar feines Tractätlein vom Mißbrauch des Caffée etc. ausgehen lassen, darinnen er zwar ziemlich sehr wider den Caffée spricht, iedoch aber darum dessen mäßigen Gebrauch und Geniessung zu rechter Zeit keinesweges versprechen kan.

Dieser warme Tranck, oder Cahwä-Wasser, (wie ihn Olearius V. 17. nennet) so man nebst den gebrannten Bohnen Coffée, Caffée, Café, Cophé, Cove, Cahve, Cahvet, Kahveè Chue, Cohube, Coava, Elcave, Coffie, Coffy, Koffee, Cavee, Chaubee, zu nennen pflegt, ist bey denen Orientalischen Völckern, und unter denen Türcken in solchem starcken Gebrauch, als bey denen Europäern der Wein und Bier, wie denn allein in der Stadt Alkair, nach Veslingii Zeugniß in not. ad Prosp. Alpin. etliche tausend öffentliche Schenck-Häuser sind, in welchen Coffée verkauffet wird. Heut zu Tage ist solcher Tranck auch bey uns sehr wohl bekannt, und in solche Gewohnheit gerathen, daß er fast täglich von iederman getruncken wird; dahero auch so viele öffentliche Coffée-Häuser entstanden.

Den Gebrauch dieses Geträncks sollen die Menschen von denen Thieren, und zwar auf folgende Art gelernet haben: Es soll nemlich in Arabien, oder um selbige Gegend, ein Hirte gewesen seyn, welcher auf denen Bergen eine Heerde Cameele, oder wie andere wollen, Ziegen gehütet. Nachdem dieser einsmals seinem Geistlichen geklaget, daß sein Vieh, wider seine Gewohnheit, die gantze Nacht gewacht und in dem Stalle herum gesprungen sey; habe der Prior desselben Convents, der sich nicht darein zu schicken gewust, aber doch vermeynet, daß es von der Fütterung herkommen müsse, mit grossem Fleiß denjenigen Ort untersuchet, da das Vieh den Tag zuvor geweidet hatte, und befunden, daß daselbst einige kleine Bäumgen gestanden, von deren Früchten das Vieh gefressen hatte. Darauf er auch von denenselben genommen, sie im Wasser kochen lassen, und, nachdem er davon getruncken, sich ebenfalls gantz ermuntert befunden. Alsdenn er diesen Tranck seinen Geistlichen auch angerathen, damit sie in der Metten nicht so sehr schlafen möchten. Nach diesen man täglich hinter mehrern Nutzen, den diese Früchte bey sich spühren liessen, gekommen wäre, biß endlich dieser Tranck bey denen Türcken so gemein geworden, daß man auch versichern will, sie pflegten vor ein paar Geistliche, die bey Erfindung dieser Frucht sonderlich bemüht gewesen, Namens Sciadli und Ardrus in einem besondern Gebete zu bitten.

In wie weit dieser Nachricht Glauben beyzumessen, lässet sich vorietzo nicht untersuchen: So viel weiß man vor gewiß, daß der Caffée-Baum eigentlich im glücklichen Arabien zu Hause, und daselbst vielleicht so ein altes Gewächse, als ie ein anders ist: Der Gebrauch desselben aber, als ein Geträncke, ist in Arabien und der Levante viel neuer, und am neuesten in Europa; massen es kaum etliche 60 Jahre seyn dürfften, als das Caffée-Trincken in Europa in Gang kommen, ja es soll aufs höchste kaum 200 Jahr seyn, daß dessen Gebrauch von denen Türcken angenommen worden, nachdem sie solchen von denen Arabern, so sich dessen auch nur etwas über 200 Jahr vorher zu bedienen angefangen, erlernet. Jac. Sponii evand. Asiat. s. in Physiol. pot. Caffée c.z. Ingleichen de Herbelot. in Bibl. Orient. de Cahuah. Daher auch Casp. Neumann, Biga Difficult. de Urim & Tumim etc. so wohl aus diesem historischen Grunde, als aus dem Wort-Verstande des [542] Ebräischen Textes erweißlich macht, daß diejenige gedörrte Bohnen oder Sangen, so dem flüchtigen König David zu Mahanaim gereicht worden, mit nichten, wie etliche gemeynet, Coffée-Bohnen, sondern Grütze oder Graupen gewesen. Was also Arabien betrifft, so hat man so viel Nachricht, daß, als der Muffti zu Aden, Gemaleddin im 15 Jahrhundert einst nach Persien reisete, und daselbst einige seiner Landsleute antraft, die sich des Caffée-Trinckens, Zweifels ohne bloß als eine Artzeney bedienten, es geschehen, daß, als er bey seiner Zurückkunfft sich nicht wohl befand, er sich dieses Geträncks erinnerte, und bald selbst einen Versuch hiermit vornahm: Hiervon nun ward er nicht allein gesund, sondern er empfand auch eine unschädliche Wachsamkeit und Munterkeit, um welcher letztern wegen er sich nebst seinen Dervisischen Geistlichen, um munter zu den nächtlichen Gebet zu seyn, auch bey gesunden Tagen dieses Geträncks beständig bedienete. Diesem Exempel zu gleicher Absicht begonten alsbald die Gelehrten, die Handwercks-Leute, Reisende, und endlich iederman zu Aden zu bedienen, wie diesen Ursprung ein gewisser Arabischer Auctor, Abdalcader Mohammed Alanzari in einem Arabischen Manuscript vom Caffée, so in der Königl. Bibliothec in Paris befindlich, erzehlet. Von Aden kam dieser Gebrauch des Caffées alsbald in die umliegende Orte, und gar nach Mecha, Medina, ferner nach Egypten, Cairo und weiter, da er meist überall zuerst von denen Devisen eingeführet, und forthin gemein wurde: Und ob der gleich dann und wann, theils wegen vorfallender Unordnung, theils aus medicinischen und andern Absichten verboten wurde, so kam er doch immer gar bald wieder in Gang: biß er endlich auch in Constantinopel eingeführet wurde, woselbst man an. 1554 die ersten Caffée Häuser öffnete, die zuerst von den Gelehrten, Poeten, Schach- und Trictrac-Spielern häuffig besuchet worden: biß sie endlich wegen vieler eingeschlichenen Unordnung, und sonderlich wegen ausgelassener Freyheit derer dahin sich versammlenden Nouvellisten und Raisonneur, unter Minderjährigkeit Mahommedis IV. geschlossen worden, und biß auf diesen Tag, ausser ein und anders in Pera, gesperret gehalten werden. Da indessen der Hauß-Gebrauch des Caffées in desto stärckere Ubung kommen. Vor etwa 80 Jahren gedencket Fr. Baco de Verulimio des Caffées, aber auch nur als eines fremden und zur Zeit nur in der Türckey gebräuchlichen Getränckes. Doch wenige Zeit hierauf ist er auch zuerst von denen Venetianern nach Europa gebracht worden, sonderlich vermöge der Schiffarth nach der Levante. Nach Franckreich ist er durch den Herrn von Merveille, der an. 1644 nach der Levante gezogen, und bey seiner Zurückkunfft den Caffée nach Marsilien, so wie der Herr von Thevenot an. 1657 nach Paris gebracht, aber nur als ein privat-Experiment und Rarität: biß ihn an. 1660 die Marsilianischen Kaufleute, die dieses Getränckes in der Levante gewohnt worden, in Marsilien, in Paris aber an. 1669 die prächtige Ambassade des Solymanns Aga, so viel Caffée mitbrachte, gemein gemacht; worauf an. 1671 in Marsilien und an. 1672 in Paris das erste Coffée-Hauß angeleget wurde: Wie dieses alles de la Roque weitläuffig und mit vielen Umständen an angeführten Orte beschreibet. Da nun die Deutschen alles gerne nachthun, so haben sie auch gar bald diesen Mode-Tranck angenommen, und bißher in grossen Gang gebracht.

Es hat sonst [543] dieses Geträncke, wenn es zu rechter Zeit mäßig und nicht überflüßig gebraucht wird, in vielerley Zuständen und Gebrechen des menschlichen Leibes, herrliche Tugend und Würckung, wie solche Laurentius Strauss in einer eigenen Disputation aus andern beschrieben, welche Joh. Daniel Horst nachmaln des Schroederi Pharmacopoeiae anhängen lassen, und auch darauf in England von einem Anonymo unter dem Titel: The Manner of making of Coffée, Teand Chocolate Englisch herausgegeben worden: Es thut demnach denen, so mit scharffen Haupt-Flüssen, Schnupfen, Kopff-Schmertzen, Schwindel und vielfältiger Schläfrigkeit geplaget sind, merckliche Hülffe: P. Amman. Manuduct. ad Mater. Med. 7. §. 2. Es stärcket die Fibern und Nerven, bewahret vor gefährlichen Schlag-Flüssen, ist auch ein gut Mittel vor die Trunckenheit, welche geschwind vertrieben wird, wenn sie nicht allzugroß, und man nur etliche Tassen davon trinkcet: Es dienet wider die Heiserkeit und Rauhigkeit des Halses, Husten, Engbrüstigkeit und Keuchen, so von kalten Flüssen und zähen Feuchtigkeiten herkommen, massen es zertheilet und den hin und wieder sitzenden Schleim ablöset: Mit Milch getruncken kommt es zu Hülffe denen Lungen- und Schwindsüchtigen; es mindert und lindert das Podagra und die lauffende Scharbockische Gicht; löschet in denen Fiebern die Hitze, stillet den Durst und treibet den Schweiß, ist dem kalten, schwachen Magen dienlich, befördert die Dauung, Vit. Riedlin Curat. Med. Cent. 10. p. 661. Es erwecket Appetit zum Essen, zertheilet die Blehungen und Winde, stillet das Sodbrennen und Grimmen im Leibe; vertreibet bey denen Kindern die Würmer im Leibe, und verhindert dererselben Wachsthum; bewahret die Leber-Miltz- und Gekröß-Adern vor Verstopffungen, tilget die anhebende Gelbe- und Wassersucht, versüsset und saubert das Geblüt und befördert dessen Umlauff, bringet die verstopffte monatliche Reinigung wieder, wie solches Prosper. Alpinus insonderheit an denen Egyptischen Weibern wahrgenommen, wenn sie ihre Reinigung bekommen, oder selbige nicht gnugsam gehabt, daß sie dieselbe mit einem Trunck warmen Coffée etliche Morgen nach einander befördern, und merckliche Besserung spühren. Es reiniget ferner die Nieren vom Schleim, Sand, Grieß und Stein, treibet den Harn und stillet die Harn-Winde: In allen Nieren- und Miltz-Beschwerungen ziehet es vielen andern Artzeneyen vor, Eberh. Goeckel. Cons. Med. X. Cent. 2. Auch ist es denenjenigen dienlich, welche mit häuffiger Leibes-Fettigkeit, und flüßigen wässerichten Geblüt belästiget sind; denn sie verlieren durch dieses Getränck einen guten Theil von ihrer übrigen Fettigkeit und werden von dem wässerigen Theile des Geblüts, durch seine Harn-treibende Krafft befreyet. Magern Personen aber, welche eines gallichten und melancholischen Temperaments und zugleich ein scharffes und gleichsam verbranntes Geblüt haben, will dieser Tranck nicht wohl bekommen, weil er das Geblüte noch dicker macht, etwas trucknet, zusammen ziehet und ihnen also leicht einen Schlag verursachen kan. Daß aber dem so sey, beweisen einige aus dem Zittern derer Hände, welches der Coffée alsofort denen, die ein wenig zu viel davon genossen haben, sonderlich wenn er etwas starck gewesen ist, zuwege bringet. Thom. Willius Pharm. rat. Sect. V. c. 3. Jo. Bohn. de Offic. Medic. 9. Part. 1. Joh. von Muralt Hippocr. Helvet. p. 211. [544] Dahero muß man ihn mäßig gebrauchen, weil aus dem Mißbrauch leichtlich andere Kranckheiten entstehen können, wie Simon Paulli in Quadripartit. Botanic. und Commentar. de Vsu & Abusu Herb. Thée weitläuffig erwiesen hat: wo merckwürdig ist, daß nicht allein Willisius l. c. einiges Abnehmen, Lähmigkeit und dergleichen, davon beobachtet habe, sondern es erzehlet auch Olearius l. c. p. 399. daß ein Perser-König, Namens Sultan Mahumud Casuin durch dessen Mißbrauch seine männliche Krafft verlohren, und seiner Gemahlin dadurch Ursach zum Ehebruche gegeben habe, welche, als sie gesehen, daß man einen Hengst zu wallachen niedergeworffen, solle gesagt haben: Das wäre unnöthig, man solte dem Pferde nur das schändliche Cahwae-Wasser zu trincken geben, so würde es dem König bald gleich werden; dahero ein Persianer in seiner Sprache gewisse Verse gemacht, welche in Mich. Bernhard. Valentini Mus. Museor. Tom. i. p. 283. in deutschen Versen zu lesen. Etliche nehmen früh, wenn sie den Coffée trincken wollen, oder schon getruncken haben, ein wenig Butter und Brodt. Wenn man ihn eine oder zwey Stunden nach der Mahlzeit zu Mittag trincket, so befördert er die Verdauung derer Speisen. Von dem ausgekochten und hernach wieder getrockneten Caffee kan man ein Pulver machen, welches die Zähne nicht allein sauber und schön hält, sondern auch das Zahn-Fleisch vor Fäulung bewahret, so die Zähne öffters damit gerieben werden: Man kan auch Toback-Asche, Florentinische Viol-Wurtz, gebrannt Hirschhorn, Corallen, ein paar Würtz-Näglein und ein wenig Mastix darzu thun. Wenn aber der Coffee offt und zu heiß getruncken wird, ist er denen Zähnen sehr schädlich. Es hat übrigens derselbe eine geraume Zeit die Ehre genossen, daß ihm kein Succedaneum, wiewohl solches dem Thee wiederfahren, an die Seite gesetzet worden.

Vorietzo aber, nachdem vor einigen Jahren das Triticum rufum peregrinum grano maximo, auf Deutsch: Ungerischer oder Sicilianischer Weitzen bekannt und hin und wieder gesäet worden, haben einige Caffee-Liebhaber, vielleicht aus Sparsamkeit, einen Versuch angestellet, und solchen Weitzen, eben wie den Coffee gebrannt, da er denn eben ein solch Pulver, der Farbe, Geruch und Geschmack nach abgiebet, auch gar füglich an statt des Caffees mit Wasser oder auch mit Milch abgekocht und getruncken werden kan. Es soll dem Geschmack nach etwas lieblicher, als der Caffee selbst seyn, auch seine gute Nahrung geben. Auch bereiten einige aus Gersten oder Haber einen Coffee, nach welchen man sich offtermals nicht gar übel befindet. Sonderlich haben viel den Haber-Coffee vor so gut befunden, daß sie ihn dem wahren Coffee in vielen Stücken weit vorziehen.

Vor einigen Jahren hat David Friedel in Querfurt, in seinem an. 1719 edirten 16 Bedencken über die Kranckheiten und Schäden, so vor gar seltsam, schwer oder gar incurabel gehalten werden, Lips. 8. im XVI. Bedencken, nach Exprobirung des bißherigen Caffee-Mißbrauchs, und der hierauf gewandten unnöthigen Kosten, einen neuen Damen-Caffée proponiret und erkläret. Er erzehlet nemlich, daß, als er vor 9 Jahren mit dem Czaar. geheimden Rath und Plenipotent. am Kayserl. Hofe, Tit. Herrn Joh. Christoph, Freyherrn von Urbig, von Wien aus nach Venedig gegangen, er am ersten warm Geträncke von Mandeln gesehen und gekostet habe, als womit unter andern [545] Geträncken eine vornehme Teutsche Dame Sr. Excell. divertiret. Hierauf habe er der Sache weiter nachgedacht, und den Nutzen hiervon mehr und mehr befunden, als er in Marpens Material-Kammer einen gedruckten Brieff angegetroffen, woraus er mehr Licht bekommen, und gesehen, daß schon vor 26. Jahren ein Mandel-Geträncke unter dem Titel Damen-Caffeé in Preußen üblich gewesen. Er nahm daher mehr Gelegenheit, solchem nachzudencken, in welche Form ein solches Geträncke am besten zubringen, und wie weit es der Gesundheit zuträglich, zu überlegen: da er nun deßen Nutzen ausgefunden, hat er binnen einigen Jahren dieses Geträncke häuffig angerühmet, und solches so wohl zur Delicatesse als Gesundheit sonderbar nützlich befunden, wie er mit vielen Zeichen und Schrifften erweisen könte: Die Mandeln werden also zugerichtet: Man nimmt einen Theil bittere und eben so viel süße Mandeln, läßet sie, nachdem man mit warmen Waßer die äußerliche Haut davon abgezogen, auf eine gäntzliche Schwärtze rösten, und fast verbrennen, wie mit denen Caffeé-Bohnen verfahren wird; und müßten die Mandeln, wegen ihrer Fettigkeit länger geröstet, und fast gar zu Pulver gebrennet werden: Der Geruch und Farbe, sagt er, kommt mit dem Caffeé überein, wobey denn in Acht zu nehmen, daß weder Geruch noch Farbe, weder bey denen Bohnen noch Mandeln, von Natur vorhanden, sondern solches wird ihnen, nach Proportion des starcken oder gelinden Röstens, schärffer oder gelinder mitgetheilet.

Die Namen Caffeé und Cahue, kommen von Cahuch, wie es die Türcken auszusprechen pflegen, und ist eben derer Araber ihr Cahouach oder Cahouch. Dieses Wort kommt von einem Verbo, welches im Arabischen so viel bedeutet, als wenig Appetit haben, maßen der Caffee den Appetit mehr benimmt als befördert, wenn man zu viel davon trincket. Was Bontékoe, in seinem kort Tractaat van de Kragtenen't gebruyk van de Coffi vor Wesens von diesem Geträncke macht, ist bekannt: Sonst hat auch von dem Gebrauch des Caffee, Thee und Chocolat, Nic. de Blegni ein eigen Buch geschrieben, so aus seiner Sprache in Teutsche übersetzt, bey uns bekannt ist. Schröer in seinen Gedancken vom Thee und Coffee hat den Gebrauch dieser Geträncke als schädlich ausruffen wollen, die aber Albrecht in entdeckter Unschuld derselben gerettet. Uber diese angeführte Auctores verdienen auch vom Coffee gelesen zu werden, Jo. Vesling. Obs. & Epist. 55. á Th. Bartholin. edit. p. 179. Erasm. Francisc. Ost- und West-Indisch Lust-Garten P. I. p. 294. Tractat. nou. de potu Caphe etc. Parisiis edit. 1685. Consilium de Virtute & Vsu potionis granorum Coffee Berolin. in 4. 1708. edit. Ludolphi Diss. de Fabis Coffee Jo. Andr. Fischeri Diff. de Potus Caffee Vsu & Abusu, Erford: habit. d: 20 Novembr. 1725.