Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

Barometrum simplex

Nächster>>>

Baron, (Vincentius)

Band: 3 (1733), Spalte: 508–509. (Scan)

[[| in Wikisource]]
Baron in der Wikipedia
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|3|Baron|508|509}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Baron|Baron|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1733)}}


Baron, Baro, Baron, hat unterschiedene Bedeutungen. In Teutschland ist es eine Würde zwischen denen Grafen und dem gemeinen Adel.

Wo dieses Wort herkomme, sind vielerley Meynungen; einige wollen es vom Ebräischen Worte Bar, ein Sohn, herleiten, andre vom Griechischen βάρος, ein Last oder Gewichte, oder βαρὶς, schwer, andre von dem Namen derer Egyptischen Könige Pharao, andere aus der Celtischen, andre aus der Spanischen Sprache, da Varon ein angesehener Mann heist, andre a paritate, weil sie mit denen Grafen fast gleiche Würde hätten, andre von Bar oder Var, welches vor einen braven Mann in denen alten Alemannischen, Salischen, Langobardischen und andern Gesetzen gebraucht wird. Andre von Bannier, weil etliche Barone auch Banner-Herren sind. Andre sagen, es wären Barones gleichsam Frajones, freye Herren, andere von Bären, weil sie tapffer seyn sollen. Andre von Bar, welches in der alten teutschen Sprache geschickt, tüchtig heist. Andere von Baar, welches einen freyen Menschen bedeutet, weil noch heut zu Tage die Baronen Freye und Frey-Herren genennet werden, welche Meynung auch die beste zu seyn scheinet. Vultejus de feudis l.4. §.14. p.50. Reinking de reg.secul.& Eccles. I.4. 15. Wehneri Observ.Pract. p.135. voc. Frey-Herrn. Limnaei I Publ. IV. 5. §.12. seqq. Nolden. De statu nobil. 6. §.194. Bibran. de I. Baron. I. 2.p.4. Paurmeister de jurisd. II.10. §.27.

Es hat aber unterschiedene Bedeutungen: In alten Zeiten nennte man alle Königliche und Fürstliche Bediente, ingleichen alle Magnaten und Standes-Personen also. Du Fresne Glossar. voc. Barones regis. Aimoin, V. 48. ad an. 1095.

Die aus dem Hause Montmorency nennen sich Ertz-Barone, oder erste Christliche Barone. Die 3 Vornehmsten waren sonst Bourbon, Coucis und Beaujeu, welche aber mit der Crone vereiniget sind. Durch die andern Barons aber werden die unmittelbaren Vasallen der Crone verstanden, welche keine Ober-Herrschafft über ihr Land haben, sie mögen Hertzoge, Grafen, Edelleute etc. seyn. Loysian des seigneries VII. 33.p.154. Limneus I.Publ. IV.5. §.6. Bisweilen heist auch Baron ein jeder Vasall. Aimoinus V. 50. Anderer Bedeutungen zu geschweigen, welche du Fresne und Spelmannus in Glossar. anführen.

In England haben sie den Rang nach den Bischöffen, und grosses Ansehen, sitzen auch mit in dem Ober-Parlament, man hat aber auch geringere Barons, die unter den geringern Adel gehören, z.E. die Barone of the cinq ports, welches die Deputirten von denen 5. See-Häfen im Unter-Parlament genennet werden, die Richter der Königlichen Banck, die Barone von Exchequer oder der [509] Schatz-Kammer, die Barone von Kinderton und Buxford.

In Schweden haben die Barone den Rang über die Geistlichkeit. Bey denen alten Römern wurden die einfältigsten und schlechtesten Leute also genennet. Cernutus ad Pers. sat. V. Isidorus Origin. IX. 4. Ja in Italien ist barone ein Wort, das in guten und bösen Verstande genommen wird. Denn Baroni di campo die fiore nennt man die Müssiggänger, Beutelschneider u.d.g. Scipio Ammirato delle Famiglie Nobili Neapolitane. Spelmann Gloss. p.72. In Piccardie nennt fast jede Frau ihren Mann mon baron. Fanchet Orig.& Dign. Franc. 5. p.54. Du Fresne l.c. 486. Speidelius p.323.

Vor diesem, wenn die teutschen Fürsten viel Söhne hatten, bekam der älteste die Regierung, und die andern führten den Titel Barone und bekamen etliche Schlösser zur Appanage. Einige setzen zwey Arten derer Barone, nemlich die, so schlechtweg Barone heissen, und diejenigen, so Semper Barones oder Semper-Frey genennet werden; jenes sollen diejenigen seyn, welche Feuda von Fürsten haben, die Semper-Freyen aber müssen von niemand ein Lehn haben, sondern vielmehr selbst Lehns-Leuthe haben. Andre setzen 3. Arten, nemlich die Semper-Freyen, Frey-Herren und Herren, andere sagen, es wäre gar kein Unterschied unter allen diesen Arten. Vitriarii Instit. I. Publ. I. 17. §.19. Pfeffinger ad Vitr. l.c.

Die Reichs-Barone machen auf dem Reichs-Tage nebst denen Grafen die vier Grafen-Bäncke aus, werden auch meistentheils in eine Classe gesetzt, und hat man sie wohl von denen Baronen, so nicht unmittelbare Reichs-Stände sind, zu unterscheiden. Goldastus schreibt, daß die neuen Barone nach einer alten Formul die Sclaven loßzulassen Semper-Frey wären genennet worden, allein wahrscheinlicher ist, daß dieses Wort einen Vorzug vor andern Frey-Herren anzeige. Becmann Not. Dign. Diss. XIII. Anvelot memoires. du Cange Gloss Latin. Stryk de Iure Baronum.