Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Arsenicum Album

Band: 2 (1732), Spalte: 1652–1654. (Scan)

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Arsenicum, ἀρσενικὸν, Fernel. Arsenicum album, Arrenicum, ἀῤῥενικὸν, Gal. Archenicum, bes. Libav. Defens. Syntagm. A. z. Not. 53. Frantzösisch Arsenic. Deutsch Arsenic, Hütten-Rauch, Ratten-Pulver. [1653] Ist eine mineralische, schwefeligte und etzende Materie, die gemeiniglich wie hart und schwere, brüchige und weisse, glatte und gleissende oder crystalline Stücke formiret ist.

Es giebt derselben zweyerley Gattung, der natürliche und der gekünstelte Arsenic. Der natürliche wird zu weilen, aber sehr selten in einigen Kupffer-Bergen angetroffen: Der gekünstelte aber von einer Art der natürlichen Cadmia, oder von einem Steine, Cobaltum genannt, (davon an seinem Orte) auf folgende Art bereitet: Wenn der Kobolt in einem ausdrücklich dazu verfertigten Ofen, an welchen ein langes schmales Gewölbe, der Mehlfang genannt, angehänget worden, geschüttet und geglühet, oder geröstet wird, so erheben sich die Flores oder Blumen wie weisses Mehl, welche in den oben zugestopfften Mehl- oder Rauchfange oder auf eine andere Weise gefangen werden. Das Feuer unterhält man so lange, biß sich nichts mehr erhebet, hernach sammlet man die Blumen zusammen in ein irdenes Geschirr, und lässet sie über einen schwächern Feuer, als das vorige gewesen, schmeltzen, da sie denn, wenn sie erkaltet, so dicke werden. Endlich nimmt man die Materie heraus, zerschläget sie in Stücken, und bekommt also den weissen Arsenic, welcher auch nur schlecht weg Arsenicum heisset, gleichsam seinen Vorzug vor den andern anzudeuten, dieweil er unter allen der Stärckste ist.

Die Materialisten haben ihn zu verkauffen, und muß der beste schön und weiß, inwendig und auswendig gläntzend und in grossen Crystallinen Stücken seyn: Der etwas matt und bleich aussiehet, wird nicht so sehr geachtet. Die alten Natur-Kündiger meineten zwar, man fände auch in den Schachten dergleichen natürlichen weissen Arsenic, allein die Erfahrung lehret, daß kein anderer so gut ist, als der aus dem Kobolt bereitet wird.

Diese Weise den gifftigen Rauch dieser mineralischen Materie zu Nutz zubringen, ist erst vor etwa 160. Jahren aufkommen, da man vorhin denselben von dem Brenn-Ofen in die freye Lufft fliegen lassen, wobey, durch dessen Niederfallen an den nahe gelegenen Feldern und Vieh-Weiden, so dadurch vergifftet worden, grosser Schade geschehen.

Der Herr Homberg, Mitglied der Königlichen Academie der Wissenschafften, hat in Franckreich zu erst den Arsenic zu bereiten, gelehret. Der meiste Theil dieser mineralischen Materie kommt aus Meissen in Deutschland.

Der Dampff, welcher von Kobolt aufsteiget, reucht wie Knoblauch, oder wie Schwefel; riecht er nun nach Schwefel, so ist es ein Zeichen, daß die Materie viel Arsenic geben werde. Wenn man den Arsenic in verglasurten Geschirren arbeitet, wird er mannigmahl durchs Feuer in Glaß verkehrt, das so durchsichtig ist, daß es dem gemeinen Glaß fast gleich siehet, und man es von dem Glasse des Gefässes nicht gar wohl unterscheiden kan, ohne, daß das Glaß vom Arsenic brüchiger ist, und sich leichter zerreiben lässet.

Mit dem Arsenic werden allerhand Dinge, von Metall bereitet, weiß gemacht, z. E. das Kupffer, welches so weiß als Silber wird, Steckenadeln, welche davon nicht nur weiß, sondern auch viel steiffer werden, und sich nicht so leicht beugen lassen.

Aller Arsenic ist ein etzend und fressend Gifft; am hefftigsten und gifftigsten aber ist der weisse. Und obwohl Fr. Hoffmann. Clav. ad Schroed. III. 27. einen Unterscheid unter den Gifften macht, und derselben zweyerley Arten anführet: als die erste Art welche allen und beständig schädlich seyn soll, ferner die andere Gattung welche zwar zuweilen [1654] Schaden zufügen, zuweilen aber auch, wenn man sie geschicklich gebraucht, als eine Artzeney dienen kan, in welche letztere Classe er das Arsenicum setzet; So wird es denn ungeachtet, dennoch von denen meisten Medicis vor ein starckes Gifft gehalten, welches aber seine Gewalt nicht eher erweiset, als eine halbe Stunde, nachdem es ist genommen worden. Denn das Saltz, welches am meisten frisset, ist natürlicher Weise in Schwefel verwickelt und gebunden, brauchet also etwas Zeit, biß daß es sich loß machen kan; so dann verursachet es die grösten Schmertzen, Reissen, Entzündung und Brand in dem Eingeweide, hefftiges Erbrechen, Zucken in Gliedern, Unruhe, gäntzliche Entkräfftung, und endlich den Tod, wofern nicht bald Rath geschaffet wird. Die Mittel, so bey dieser Gelegenheit zuträglich, sind zerlassen Schmaltz oder Oehl, welche je eher, je besser, Löffelweise zuverschlucken, damit man die Spitzen dieses fressendes Saltzes verwickeln und schwächen, und von oben und unten ausführen möge. Nach diesem muß Milch in guter Qvantität getruncken werden, die Schärffe dieses Gifftes vollends vollkommen zu dämpffen.

Sonst brauchen die Land-Leute den Arsenic, Ratten und Mäuse damit zu tödten, wiewohl solches nicht allzu sicher ist. Ausser dem dienet er auch denen Färbern.

Vor kurtzer Zeit hat man in England angefangen ihn unter das Schiff-Pech zu mischen, die schädlichen Holtz-Würmer dadurch abzuhalten.

Aeusserlich wird er gebraucht, das Fleisch zu verzehren und weg zu etzen, welches es ohne sonderlichen Schmertz verrichtet: er wird auch auf die Hüner-Augen an denen Füssen geleget; ferner machen einige zur Pest-Zeit, ein Amulet daraus, so aber nicht gar zu sicher ist.

Innerlich mag man ihn ja bey Leib- und Lebens-Gefahr nicht brauchen, er mag auch zugerichtet, oder so wenig seyn als es nur will, massen es den Leibe unfehlbar Schaden bringet und den Menschen tödtet.

Es gehöret der Arsenic, ob er zwar kein Metall ist, und daher auch nach Art und Weise derselben, so viel die Muthung, Auffnahm, und Bestätigung betrifft, nicht tractiret werden darff, dennoch unter die Berg-Regalia. Daß sich das Arsenicum nicht zur Chymischen Verwandlung der Metallen schicke, lehret Dornaeus de Genealog. mineral. 18. in Th. Chym. Vol. 1. p. 585. seqv. Dahero auch Laur. beweiset, daß es nicht die Materie des Steins der Weisen sey, tr. de Lap. Philos. 8. Vol. 11. Th. Chym. p. 238. wiewohl Lagneus in Harm. Chym. den Stein derer Weisen selbst, Arsenicum nennet, Vol. IV. p. 327. Wie es denn auch einige unter die metallischen Principia, und für das Saltz, daraus die Metalle gezeuget werden, rechnen.

Das Wort Arsenicum oder Arrenicum kommt von ἄρσην, oder ἄῤῥην, mas ein Männlein, weil dieses Mineral eine so gar grosse Stärcke hat, welche man mit der Stärcke eines Männleins von einem Thiere hat vergleichen wollen. In den Recepten findet man es mit diesem Zeichen - angedeutet.