Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Ananasa

Band: 2 (1732), Spalte: 40–43. (Scan)

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Ananas, ist eine überaus schöne Americanische Frucht, so die Spanier zuerst auf Santa-Crux entdecket, und von dar weiter nach West-Indien gebracht, von wannen sie kurtze Zeit darauf auch nach Ost-Indien verführet und fortgepflantzet worden. Mundius Comment. de aer. vit. Escul. et Potul. Tr. de Escul. c. 8 p. 157. Acosta Arom. c. 41 pag. m. 70. Sie wird in America nach Unterscheid der Nationen mit unterschiedenen Namen benennet, als Matzatli, von den Canarins Ananasa, von den Spaniern Jajama, und auch Pinas, von den Brasilianern Nana, welches letztere [41] Wort die Portugiesen mit Ananas ausgedruckt haben. Sonst heiset sie auch Nanas, Thevet. Garz Jayama, Oviedi. Frantzösisch Ananas, Teutsch Ananas, Ananassen-Frucht. Bes. Breßlauer Sammlungen von Natur und Medicin, dreyzehenden Versuch, mens: Septemb. 1720. Class. IV. Art. V. pag. 304. Sie wird auch, wegen ihres vortrefflichen Geschmacks und angenehmen Geruchs, die Königin unter den Früchten genennet, und allen andern vorgezogen.

Sie ist eine Species Carduorum, stehet gerne an Flüssen und fruchtbaren Oertern, und wächst an einem Stengel, der zwey bis drey Spannen hoch, zwey Daumen dick, rund, und mit zwey oder drey kleinen Blättlein bewachsen ist, und der Farbe nach hell-grün siehet. Er steigt auf, mitten zwischen etlichen Blättern eines Apfeltragenden Krautes, welches eigentlich Matzalti, oder Pineae Indicae genannt wird, diese Blätter sehen den Aloes-Blättern ähnlich, massen sie spitzig zugehen, in der Mitten eine Hölung machen, und um den Rand mit kleinen spitzigen Stacheln besetzt sind. Die Frucht wächst in der Grösse einer Citrone, oft aber einer Melone, hat gemeiniglich 8 bis 10 Daumen im Umkreiß, 12 bis 15 aber in die Höhe, und ist bald gestaltet wie ein Artischock oder Tann-Apfel.

Aus jedem Blasenförmigen Knötlein der Schelffe, die gleichwie aus Schuppen zusammen gesetzet ist, und anfangs bleich-grün mit einem leibfarbenen Rand, wenn aber die Frucht im August oder September zeitiger wird, gelb siehet, tritt ein kleines Blümlein, welches sich im May, oder zu Anfang des Junii sehen lässet, 3 Blätter hat, Trichterförmig gestaltet, und dreyfach eingekerbt ist, blau purpurfarbig siehet, und aus dessen Mitte sechs gelblichte Blumen-Drähte, oder stamina hervor ragen. Wenn diese Blümlein von der Sonnen unterschiedlich bestrahlet werden, so spielen sie mit allerhand Farben, wie ein Regenbogen: nach und nach aber fallen sie ab, je reiffer die Frucht wird, je mehr die Blumen abfallen; hingegen setzet sich oben auf derselben, gleichwie eine Crone, ein Büschel von Blumen und Blättern durch einander, hoch und schön roth. Neben dem Haupt-Stengel wachsen andere, kleinere, die auch ihre Frucht tragen, und wenn solche abgenommen ist, abgebrochen, und in die Erde gesteckt werden, woraus neue Stöcke erwachsen, die in Jahres-Frist ihre Frucht bringen, welches auch mit der vorgedachten Crone also angehet.

Das innere Fleisch der Frucht sieht weißlich-gelb, ist etwas zäserig, zergehet aber gleich in dem Munde, und hat kleine Fächer oder Höhlen, darinnen der Saamen eingeschlossen lieget, welcher aber in unsern Landen mangelt, es schmeckt so edel, daß es zugleich nach Erd-Beeren, Aepfeln, Pfersichen, Quitten, Muscatellen, Bergamotten, Kirschen, Abricosen, Zucker, Honig und Rhein-Wein schmeckt, und doch dabey einen sonderlichen und eigenen Geschmack hat, den man nicht leichtlich aussprechen kan. Bes. Rochefort. von Antillen-Insuln, Part. I. c. 10. p. 171. Der Geruch ist so starck und angenehm, daß, wo viele Früchte beysammen liegen, die vorübergehenden empfinden müssen, in welchem Hause sie anzutreffen. Acosta pag. 70. Rochefort. pag. 170. Doch trägt ein Stengel nicht mehr denn einmal.

Auf denen Antillen hat man derselben dreyerley Haupt-Sorten. Die erste wird genennet Ananas Acostae, J. B. Ananas aculeatus fructu ovato, carne albida, Plum. Pit. Tournef. Carduus Brasilianus, foliis Aloes, C. B. Nana fructus, oder Jayama, Lugd, frantzösisch [42] Gros Ananas blancs, Teutsch Grosse weisse Ananas. Diese hält bisweilen acht bis zehen Zoll im Durchschnitt, und ist funfzehen bis sechzehen Zoll hoch. Ihre Schale wird gelb, wenn sie zeitig wird, das Fleisch aber ist fasicht. Sie riechet ungemein lieblich, schier wie unsere Quitten, jedoch viel angenehmer. Ob sie schon weit grösser und schöner ist, als die andern, so ist sie doch nicht gar zu gut, massen sie die Zähne stumpf und das Zahn-Fleisch blutend macht.

Die andere Art wird genennet, Ananas aculearus fructu pyramidato carne aurea, Plum. Pit. Tournef. frantzösisch Pain de Sucre, Teutsch, der Zucker-Hut, von wegen ihrer Gestalt, denn sie siehet einem Zucker-Hute oder Brode gleich: ihre Blätter sind etwas länger und weit schmähler, als an der ersten, sie wird auch nicht so gelb. Ihr Geschmack ist besser, doch macht sie auch die Zähne blutend.

Die dritte heist lateinisch Ananas non aculeatus, Pitta dictus, Plum. Pit. Tournef. frantzösisch Pomme de Renette, teutsch der Renetten-Apfel, und ist die beste unter allen, unerachtet sie gar klein ist. Sie schmeckt und riecht wie ein solcher Apfel, daher sie auch den Namen bekommen, und macht die Zähne gar nicht stumpf. Die beste wächst in Ost-Indien auf Ormus, etwas schlechter auf Guzaratte, noch schlechter zu Balagate, und so ferner in andern Gegenden mehr, die aber sämmtlich an Güte der Americanischen kaum gleichen.

Man bedienet sich dieser Frucht hauptsächlich in den hitzigen Landen zu der allervortrefflichsten Erfrischung, um welcher Ursache willen sie auch nach Ost-Indien übergeführet zu seyn scheinet. Als sie zu erst dahin gebracht wurde, so kostete ein eintziges Stück zehen und mehr spec. Ducaten, wornach sie aber, als sie häuffig daselbst fortgepflantzet wurde, im Preise dergestalt fiel, daß sie zur Zeit Acostae kaum zwey Castilianische Realen mehr galt. Acosta pag. 71.

Nach der Zeit hat man sie auch in Europa aufzubringen und fortzupflantzen gesucht, so auch seinen guten Succeß gehabt: Wie denn an. 1711 zu Leipzig in dem Bosischen Garten eine Frucht mit einer gedoppelten Crone zum Vorschein gekommen. An. 1715. schrieb man aus Cassel, daß in dem dasigen Fürstlichen Lust-Garten dieses vorm Jahre zur Fruchtbarkeit gekommene Indianische Gewächs, durch sonderbaren Fleiß des Hof-Gärtners, Würstorffs, dergestalt erhalten worden, daß die Pflantze dis Jahr von neuen vollständige Früchte, dergestalt schön hervor getrieben, daß man an ihrer Zeitigung auf keine Weise zu zweifeln hätte.

Ja vor einigen Jahren brachte in Breßlau der curieuse Medicus Fr. Kaltschmidt die Frucht zur vollkommenen Reiffe, und übersandte sie alsdenn an den Kayserl. Hof. An. 1718 hat Wilhelm de Vinck, wohnhaft ausser Leyden, in dem Garten des Herrn de la Court 150 Pflantzen von der Ananas zu verkauffen, ausgeboten, so in diesem Jahre vollkommene reiffe Früchte gebracht, nebst vielen jungen Aufschößlingen, worunter viele befindlich, so künftiges Jahr reiffe Früchte bringen solten. An. 1720 ist in dem berühmten Hochfürstl. Gothaischen Garten, unter der Direction des in seinem Metier sehr verständigen Herrn Ober-Gärtners M. Kreckmeyers, die Ananas zur vollkommenen Frucht gebracht worden, wobey sich zugleich auf und um die Frucht, wie auch an dem Stengel, sechs Cronen befunden, so zum Verpflantzen dienlich gewesen. An. 1722 ist in Leipzig in Georg Christoph Wincklers Garten vor dem Peters-Thore an der Wasser-Kunst eine rote Ost-Indianische [43] Ananas-Frucht mit 12 Cronen zu sehen gewesen etc.

Der Nutzen und Medicinische Gebrauch dieser Frucht ist, daß sie stärcket, erquicket, kühlet, den Stein treibet und Oeffnung macht. Grosse Herren aber geniessen sie zur Lecker-Kost auf ihren Taffeln, wenn erstlich die Rinde und Schale davon abgeschelet worden, folglich Scheiben-weiß zerschnitten, und wie Bontius befiehlet, in Spanischen Wein geweichet, damit der allzuscharffe corrosivische Safft, so darinnen steckt, gemildert werde, und nicht den Gaumen und die Zunge anfresse, oder Bläsgen mache, Raj. Hist. pl. T. II. 1333. Andere bedienen sich statt Weines des Wassers, oder geniessen sie mit Pfeffer, Zimmet und andern Gewürtzen zubereitet. Bes. Volckamer in Hesperidibus Tom. II.

Jetzund findet man zu Paris und andern Orten diese Frucht mit Zucker eingemacht, es soll ein herrlich Essen seyn, welches den Magen und die Natur stärcket, und alten Leuten die natürliche Wärme bringet. Es wird auch ein Wein daraus gepresset, der dem Malvasier gleichet, und gut truncken macht. Wenn er drey Wochen gestanden, wird er abschmäckend, über eine gleiche Zeit aber bekommt er seine Güte wieder, wie zuvor, und wird noch stärcker. Er will mäßig genossen seyn, so erquicket er das Hertz, ermuntert die ermatteten Geister, stillet und benimmt den Eckel, treibet den Harn, die todte Frucht, und befördert die Geburt, daher ihn die schwangern Weiber ohne Noth nicht gebrauchen sollen.

Der aus der Wurtzel und den Blättern ausgepreßte Safft soll den Wahnwitzigen zu Bädern dienen, und sie curiren. Die Wurtzel gekocht, und davon getruncken, befördert und lindert den schmertzhafften Urin. Wenn man den Safft kocht, findet sich ein Oehl, welches wider die reissende Gicht gerühmet wird. Der aus den Blättern ausgepreßte Safft mit Zucker eingenommen, heilet die rothe Ruhr. Hort. Malab. T. II. fol. I. sequ. Der Safft aus der reiffen Frucht, mit Zucker vermischt, dienet wider die Schwämmgen; Er wird auch zur Kühlung in den Fiebern verordnet, und, den Appetit zu erwecken, den Durst zu stillen, und die Zunge zu befeuchten, in den Mund genommen, doch muß man vorsichtig und mäßig damit seyn. Die Wurtzel treibet auch den Gifft aus. Unter allen aber thut der ausgetröpffelte Safft, wenn man ihn mäßig gebraucht, die beste Würckung.

Von diesem Gewächse und seinen Tugenden geben mehrern Unterricht Nard. Anton. Rechus Rerum Med. Nov. Hisp. VIII. 78. p. 311. de Rochefort. Beschr. der Antillen-Insuln Tom. I. c. 10. VI. pag 170. Guil. Piso de Indiae utriusque Hist. nat. & med. IV. 37. p. 194. Christoph. Acosta Aromat. 41. p. 70. Garc. ab Horto Arom. I. 2. 9. p. 218. P. Ordonnez de Cavallos. Descript. Brasil. Linschott. Ind. Orient. p. 4. c. 5. Paluden. Annot. ad. d. c. 5. Linschotti. Rech. VIII. 78. Hernandez. VIII. Marogr. I. Hist. plant. Bras. 16. Neuhof. Descript. Sinae. Joh. Henrich Thiemroths Diss. sistens Plantam ac Fructum Ananas, huiusque usum medicum. Erford. habit. 1723 etc. Von denen auf dieser Pflantze befindlichen besondern Käfern verdienet gelesen zu werden Maria Sibylla Merian. Metamorph. Insect. Surinamens. im andern Kupffer.