Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Americanische Erbsen

Band: 1 (1732), Spalte: 1721–1725. (Scan)

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America, ist eines von den 4. Theilen der Welt, und wird insgemein die neue Welt genennet. Es wurde solches von Christophoro Columbo, einen Genueser unter der Regierung Ferdinandi Catholici mit einer Spanischen Flotte An. 1492, erst entdecket, wiewol andere den Nürnbergern, und sonderlich Martin Behaimb dessen Entdeckung zu schreiben. Weil nun Columbus sich nur in den Mexicanischen Meer-Busen, und denen darinnen liegenden Inseln aufgehalten, niemals aber in das veste Land gekommen; Hingegen Americus Vesputius ein Florentiner, welcher nach ihm anno 1497. dahin geschiffet, vollends in das grosse veste Land gegangen, so hat auch das gantze grosse Land von ihm den Nahmen America bekommen.

Es ist viel Streit, ob dieses Land denen Europäern zuvorhero schon bekannt gewesen, man kan aber hiervon nichts gewisses sagen. Ja Cellarius Not. O. Ant. I, 11. §. 1. hält es vor falsch, daß die Alten schon von America gewust. Es wollen zwar einige beweisen, als ob bereits in denen ältern Zeiten die Phoenicier, und Carthaginenser solches gewußt, sie hätten aber endlich ihre Reisen dahin, wegen der vielen Gefahr, und Beschwerlichkeit, so sie darauf ausstehen müssen, unterlassen. Es halten auch einige die Insul Atlantidem, deren Plato in Tim. gedencket, welche grösser als Asia und Africa gewesen, und jenseits der Säulen Herculis gelegen, hernach aber in dem Meer untergegangen seyn soll, vor das ietzige America, Plinius II, 92. und Arnobius adv. Gentes I. scheinen ebenfalls dieser Insul zugedencken, und Diodorus Siculus V. schreibet, daß sich einsmals etliche Phoenicier jenseits der Säulen Herculis begeben, wären aber durch Ungewitter weit über Africa hinaus an eine entlegene Insul getrieben worden, darinnen sie ein fruchtbar Land und grosse Flüsse angetroffen, welches einige auch von America verstehen. Becan. III. des orig. d’Anvers Turnebius Advers. XX, 11. Pamelius in Tertull. 2. n. 25. de Pallio 40. n. 528. Apologet. Vossius de Mathem. 42. §. 10.

Was nun den Ursprung derer Americanischen Völcker anlangt, sind die Gelehrten hier auch nicht einerley Meynung, ob die Menschen durch das Fretum Anianum, oder durch die Schiffarthen der Phönicier und Carthaginenser, oder auf eine andere Art dahin gekommen; es handeln hiervon mit mehrern Grotius, Läetius, Comtaus, Hornius.

America bestehet aus 2. Halb-Insuln, die zu Panama, oder Nombre de Dios durch eine Land-Enge 17. Meilen breit zusammengefüget, und Isthmus Panamicus genennet wird. Die eine von diesen Halb-Insuln, so sich Sudwärts nach der Magellanischen Strasse erstrecket, ist bey 1000. Meilen lang; die andre Helffte, so gegen Mitternacht gelegen, erstrecket sich noch viel weiter. Der grosse Ocean gehet um beyde [1722] ringsherum, denn man glaubet, daß America eine völlige Insul, von dem vesten Lande gäntzlich abgeschnitten sey, und durch die Meer-Enge Anian ohngefehr 100. Meilen von der Tartarey abgesondert werde. America hat gegen Morgen das Nord-Meer, gegen Abend das Süd-Meer, oder Mare pacificum gegen China und Japan, gegen Mittag die Magellanische Meer-Enge, und die Strasse la Maire. Gegen Mitternacht wird das Eiß-Meer bey der Strasse Davis vor die Gräntzen gehalten, wiewol daselbst alles noch unbekannt, und man nicht gewiß sagen kan, wo das veste Land aufhöret.

Dieses gantze grosse Armericanische Land, theilen die Geographi ein in das Mexicanische, oder nordliche, und Peruanische, oder Südliche. Das erstere hat seinen Namen von der Haupt-Stadt Mexico, gräntzt gegen Abend an das Süd- oder mare pacificum, gegen Mittag an die Peruanischen Lande, gegen Mitternacht an das grosse Eiß-Meer, und die unbekannten Nord-Länder, gegen Morgen aber an das Nord-Meer. Die Haupt-Theile desselben sind Mexico, oder Neu-Spanien, Neu-Mexico oder Granada, Florida, und Canada. In Mexico sind unterschiedene Königreiche, welche alle zusammen in 3. Districte, die die Spanier Audiencias nennen, eingetheilet werden, und sind selbige Mexico, Guadalajara und Guatimala. In Canada sind sehr viele Landschafften, als Neu-Franckreich, Louisiana, Virginia, Neu-Schweden, Neu-Holland, Neu-Engelland, Canada an sich selbst, Acadia, Estoriland oder Terra de Labrador, oder Neu-Brittannien, und etliche von den Europäern unbewohnte Länder, als Nord- und Süd-Walles, und Neu-Dennemarck. Ferner sind noch auf dem Nord-Meer die Antillischen Insuln unter welchen die grösten sind Hispaniola, Cuba, Jamaica, und Porto Ricco, it. die Inseln Barlovento, welche man auch die Carybischen Eylande nennt, die Insuln Sortovento, die Azorischen, Bermutischen, Lucayischen, wie auch die Insuln Terra nova, Anticosti und S. Joannis. In dem Sud-Meere ist noch die grosse Insul California.

Das Südliche oder Peruanische America hat den Namen von dem darinnen gelegenen Königreiche Peru. Seine Gräntzen stossen gegen Mitternacht an die Nord-See, gegen Morgen an den Oceanum Aethiopicum, gegen Mittag ans Mare Magellanicum, wie auch die Meer-Enge Magellani, und le Maire, gegen Abend an das stille Meer. Die Länder desselben sind 1.) Terra ferma, darinnen liegen wiederum die Provintzen Carthagena, Darien, S. Martha, Neu-Andalusien, Venezuela, Neu-Granada, Paria und andere mehr. 2.) Peru wird in 3. Audiencias, Quito, los Reyes, und los Charcas eingetheilet. 3.) Chili. 4.) Terra Magellanica. 5.) Tucumannia. 6.) Paraguey, 7.) Brasilien, und 8.) das Land der Amazonen. Die Insuln, die zu Süd-America gerechnet werden, sind von keiner Wichtigkeit.

Die Spanier sind Meister, und die Mächtigsten in America, und besitzen in Mexico und Peru die vornehmsten, und besten Provintzen, jedoch haben auch die Engelländer, Frantzosen, Portugiesen, und Holländer unterschiedene Länder darinnen. Und obwol die Spanier sich anfänglich gegen die Einwohner unmenschlich grausam erwiesen, so haben sie dennoch darbey ihre Herrschafft auszubreiten sich äuserst bemühet, wie sie denn daselbst 5. Ertz-Bißthümer, 34. Bißthümer, unterschiedliche Universitäten angeleget, auch Vice-Roys, Gouverneurs, Magistraten, und andere Beamten halten, damit die Justiz durch sie allda eben so wie in Spanien verwaltet [1723] werde.

Die Eingebohrnen Americaner sind überhaupt alle sehr tückisch, wild, grausam, und von recht böser Art. Die tugendsamsten unter allen sind diejenigen, die in den eigentlich so genannten Peru wohnen. Vor Zeiten gab es auch Menschen-Fresser in America, sonderlich in denen Antillischen und Caribischen Eylanden, wie auch Canada und an dem Amazonen Flusse. Jedoch der bißherige Umgang mit den Europäern hat die Wildheit der Americaner um ein ziemliches gemindert, und sie viel leutseliger gemacht. Sie sind sehr schnell im Lauffen, und durchgehends gute Schwimmer. Im Lande Chica wohnt eine Nation, die Patagonen genannt, diese sollen 10. biß 11. Fuß hoch seyn, auch einen Eymer Weins auf einmal einschlucken können. Ihre Kleidung bestehet aus Thier-Häuten, und ihre Waffen aus Keulen, Pfeil, und Bogen.

Die Europäer theilen heutiges Tages die Einwohner von America in viererley Gattungen. Die erste Gattung besteht aus denenjenigen, so aus Europa dahin kommen, und die geistlichen und weltlichen Ehren-Aemter daselbst verwalten. Die andere Sorte sind diejenigen, welche die Americaner mit den aus Europa hinüber gebrachten Europäischen Weibern erzeugen. Man heisset sie Crioli, und kommen in keine Consideration, indem sie niemals zu einigen hohen Amte gelangen. Wenn aber die Europäer mit einer Americanerin Kinder erzeugen, so nennen sie die Spanier Mesticii oder Mestissos, und halten sie sehr knechtisch. Die 3te Gattung sind die Schwartzen, oder Negros, so die Spanier in Africa kauffen, und hernach in America wiederum zu Sclaven verkauffen, und theils zur Feld- und Haus-Arbeit, theils in Berg-Wercken brauchen. Die 4te und letzte Art der heutigen Americanischen Einwohner sind diejenigen, so noch von den alten Americanern herstammen, weil aber die Spanier als sie zuerst dahin kamen, sehr grausam mit den Einwohnern umgingen und ihrer viel Millionen umgebracht, so ist die Anzahl derselben vor ietzo gar sehr geringe. Etliche dieser Leute wohnen unter denen Spaniern, und sind sehr gut, und aufrichtig, auch gar nicht so wild wie die andern, die nicht unter den Spaniern, sondern in denen Wäldern, und unwegsamen Bergen sich aufhalten, denn diese sind annoch wild und grausam, und fügen den Spaniern gar offters Schaden zu. Dergleichen thun auch die flüchtigen Mohren-Sclaven, als welche ohne diß von Natur stärcker und behertzter als die Americaner sind, und es würden diese ein sehr gefährliches Volck vor die Spanier seyn, wenn sich ihre Anzahl allzusehr vermehren sollte. Aber die gröste Gefahr, so einst entstehen könnte, ist, daß die Criolen gegen die gebohrne Spanier einen tödtlichen Haß, und Eyffer-Sucht hegen, denn weil die aus Europa dahin kommende Spanier denen Criolen alle Ehren-Aemter entziehen, und selbige unter einem ziemlich harten Joch halten, so steht zu befürchten, daß, da die Anzahl der Criolen grösser als der gebohrnen Spanier, und dieselbe sich noch täglich vermehret, sie dörfften einst dieses Joch abzuschütteln dencken, welches denn vor die Spanier nicht wohl ablauffen dörffte.

Die Religion derer Americaner betreffend, so waren dieselben vor Entdeckung des Landes alle Heyden, die denen Götzen dienten, die Mexicaner opfferten ihren Götzen Menschen, und rissen denenselben das Hertz aus dem Leibe. Die Peruaner beteten die Sonne an, jedoch hielten sie selbige nicht vor ihren höchsten GOtt, der allmächtig wäre, dahero gaben sie ihr noch einen Vater und Ober-Herrn [1724] zu, den sie Pachacuma nennten. Dieser nun sollte alle Göttliche Macht und Gewalt besitzen, und alles, was er nur wollte, thun können. Die Brasilianer verstunden fast gar nichts vom Gottes-Dienst, und lebten bey nahe gar ohne Religion.

Nachdem aber die Europäer diese Länder entdecket, auch sich selbiger bemächtiget haben, so ist auch die Christliche Religion darinnen gepflantzet, und sehr ausgebreitet worden. Das meiste hierbey haben die Spanier gethan, als welche, wie schon oben gemeldet, unterschiedliche Ertz- und Bischoffthümer daselbst gestifftet. Jedoch haben auch die Engelländer in den ihnen unterworffenen Landen ihre Religion auszubreiten und zu lehren sich bemühet, indem ihre Prediger, so hinein geschickt, durch sonderbahren Fleiß nicht nur eine grosse Menge derer unwissenden Americaner zum Christlichen Glauben bekehret, sondern auch die heilige Schrifft und andere theologische Schrifften in die Indianische Sprache übersetzet. Ja sie lebten in solcher Blindheit, daß sie nicht einmahl ein Wort hatten, womit sie GOtt benennen konnten. Jetzo aber nennen sie GOtt in ihrem Gebeth, und andern GOttes-Dienst entweder Jehovah oder auch Lord, welches letztere sie von denen Engelländern entlehnet. Noch ist hierbey zu mercken, daß alle bekehrte Indianer derjenigen Religion zugethan seyn, die ihre Herren, oder Uberwinder bekennen, also, daß der Spanier Unterthanen catholisch, derer Engländer reformirt sind.

Anbelangend endlich die Beschaffenheit der Lufft und Landes in diesen grossen Welt-Theile, so ist, was erst die Lufft betrifft, selbige sehr unterschieden, nachdem die Länder der Mittel-Linie sehr nahe oder sehr weit darvon liegen; doch ist das meiste Land sehr temperirt, auch so gar das, so unter dem circulo aequinoctiali lieget, sintemahl es in Peru nicht allzuheisse Nächte hat, ob es schon zwischen beyden tropicis innen gelegen; und Canada, ob es gleich ein sehr kaltes Land, ist doch so fruchtbar als Peru, und bringet an den meisten Orten gnugsame, ja zuweilen hundertfältige Früchte herfür. Man findet auch Gold-Minen daselbst. Es giebt in America auch allerley Arten von Bäumen und Thieren, die in unsern Landen gantz unbekannt sind. Die Americaner haben auch eine gewisse Art von Korn, das in ihrer Sprache Maitz, das ist, Indianisch Geträyde oder Türckisch-Korn heisset. Sie gebrauchen sich dessen zur täglichen Kost, und backen Brodt darvon, überdieß können sie noch einen Tranck daraus ziehen, Chia, Acua, oder Sora genannt, der aber, weil er sehr truncken machet, verboten ist. Man hat auch allerhand Europäische Saamen dahin gebracht, welche gleichfalls gut fort kommen. Unter denen Americanischen Bäumen giebt es viele die Balsam, Caßia, Amber liquid, Drachen-Blut, Hartz und Ingber herfürbringen, der wundersamste Baum unter allen ist der Magvei, oder wie ihn Vincent Blanc nennet, Mangoevai, denn die Indianer bekommen von ihm Wasser, Wein, Oel, Wein-Eßig, Honig, Syrup, Zwirn, Nadeln, und noch andere ihnen nöthige Dinge mehr, daß es einem unglaublich vorkommen sollte, wenn es nicht alle Reisende einhellig bekräfftigten.

Von denen reichen Gold- und Silber-Berg-Wercken, so in America sind, wird unten beym Articul Berg-Werck mit mehrern gemeldet werden. Die Indianer sagen, sie hätten durch den Einfall derer Spanier zwar sehr viel verlohren, dennoch aber 10mal mehr Schätze und Reichthümer behalten, welche von ihren Vorfahren wären verstecket worden.

Unter denen Gebürgen ist das berühmteste, [1725] das Gebürge Andes so sich duch das Mittägige America erstrecket, und vor das höchste in der gantzen Welt gehalten wird. Die berühmtesten Flüsse sind Rio grande in Canada, Rio della Plata oder Silber-Fluß und Rio de las Amazones.

De Remosal hist. de las Indias, de Läet Americae Descriptio, de Herrera, descr. Ind. Occid. Maffaei hist. Ind. Hugo Grotius de orig. Gent. Amer. de Lussan Voyage des Flibustiers a la mer du sud. Martiniere. Baudrand. Voiage de Thomas Gage du Val. Acosta hist. natur. de las Indias. Sanson. de las Casas obras & viag. Leri hist. de l’Americ. Garcillasso de la Vega & Diega Fernandez. hist. de Peru. Ortelius. Texeira. Rochefort. hist. des Antilles. Dapper. Benzoni hist. del mondo nuovo. Them. Lopez. de Torquemada Monarch. Ind. Oviedo. Leon Bibl. Indic. Barros. le Blanc. Oexmelin. l’ hist. des avanturiers de l’ Amerique, Pinto. de Cieca Cronica del Peru. Ramusio navig. & viaggi. Moquet. Champelain voyage de la nouv. France.