Worte eines durchfallkranken Stellungslosen in einen Waschkübel gesprochen

Textdaten
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Autor: Joachim Ringelnatz
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Titel: Worte eines durchfallkranken Stellungslosen in einen Waschkübel gesprochen
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aus: Turngedichte
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1920
Verlag: Kurt Wolff Verlag
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Erscheinungsort: München
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Originalherkunft:
Quelle: Joachim Ringelnatz. Turngedichte. Kurt Wolff Verlag München, 1923, S. 65-66
Kurzbeschreibung:
zuerst erschienen in: Kuttel Daddeldu oder das schlüpfrige Leid
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[65] Worte eines durchfallkranken Stellungslosen in einen Waschkübel gesprochen

Bloß weil ich nicht aus Preußen gebürtig.
Wo hab’ ich nur den Impfschein verloren?
Das lange Warten auf den Korridoren,
Das ist so un-, so unwürdig.

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Wären wenigstens meine Haare geschoren.

Und den Durchfall habe ich auch.
Das geht mitten im Gespräch plötzlich eiskalt aus dem Bauch.

Als mich Miß Hedwin erkannte und rief,
Die hab’ ich vor Jahren, in Genf, einmal – versetzt.

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Nun sind meine Absätze schief.

Und sie trug ein Reitkleid und fütterte Kücken.
Aber ich darf mich nicht bücken.
Denn meine – ach mein ganzes Herz ist zerfetzt.

Ob ich gespeist habe?

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Ob mir die Hecke gefiele?

Ja ich habe – gespeist. – (In Genf!
Und zuletzt, vor drei Tagen, Semmel mit Senf)
Und mich können alle Hecken
Am Asche –.

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Vergessen sei Genf, vergessen die ganze Schweiz!

Dürfte ich nur noch einmal in Seifhennersdorf oder Zeitz
Steine klopfen.
Ach! – ich möchte jenem verdammten
[66] Stellenvermittlungsbeamten

25
Siebzehn Legitimationspapiere meines Großvaters mütterlicherseits

In den Rachen stopfen!

Auch hat mich vorübergehend durchzuckt:
Ich wollte sterben nach einer grellen Raketentat.
Ich habe Lysol und einen Drillbohrer verschluckt.

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Ich sandte ein Kuvert an den Hamburger Senat;

In das Kuvert hatte ich kräftig gespuckt.

Aber niemand glaubt an den Dreck.
Nun ist meine Seife weg;
Irgend jemand stöbert in meinen Taschen. –

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Ich kann mir doch nicht

Das Gesicht
Mit einem Bouillonwürfel waschen.

Nun warte ich auf gigantisches Weltgeschehn.
Wenn’s mich – zusammen mit den andern – zerfleischt,

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Wenn das Sterben der anderen, Glücklichen mich umkreischt,

– Dann –
Dann will ich mir eine Zigarette drehn!